Ende der Kleinkindphase: Wie Mütter sich selbst wieder entdecken

frauen happy

Ihr Lieben, meine letzte Schwangerschaft ist sage und schreibe neun (!) Jahre her. Das ist fast ein Jahrzehnt und die so genannte „Brut- und Aufzuchtsphase“ neigt sich dem Ende entgegen. Ich brauche seit Jahren keine Windeln mehr zu wechseln, gestern erst habe ich unsere Große um 22.45 Uhr von einer Party in Köln abgeholt, die Kinder können zeitweise (ok, kurz, aber immerhin) allein zu Hause bleiben, die können ohne mich zum Bäcker gehen und überhaupt: Ja, da sind wieder mehr Freiheiten für mich. Und das ist eine spannende Phase, in der ich noch neu bin, die mir zwar jetzt schon gut tut, die mich aber auch stocken lässt:

Wie geht das eigentlich, wieder mehr Ich in sein Leben zu lassen? Deswegen habe ich andere Mütter gefragt, deren Kinder auch nicht mehr ganz so klein sind. Wie macht ihr das eigentlich? Und wie geht es euch damit?

Ich habe also einige Bloggerinnen gefragt, wie es ihnen mit dem Wieder-Auftauchen aus der Babyphase geht. Das braucht ja gar keine spektakulären Veränderungen mit sich bringen. Ich zum Beispiel habe gar keinen radikalen Schritt gemacht, ich merke eher: Oh, ich singe und tanze ja gern, dann sollte ich wohl mal wieder öfter ausgehen.

Ah, mich gibt es ja auch noch! Das haben auch Petra, Jessika und Svenja gedacht, als ihre Kinder größer wurden. petra hamacher 0

Petra Hamacher, vom Blog Allerlei Themen

(die ihr vielleicht schon von ihrem Projekt Ein Buch auf Bali kennt)

„Die Kleinkindzeit ist vorbei”. Das klang nach einem Beitrag, der für mich gemacht ist; kommt mein Sohn im Sommer doch in die Schule. Dann ist es wirklich vorbei, die Kleinkindzeit. Wann könnte sie deutlicher enden als in der Schule?

Und das zeigt auch schon, erst jetzt sehe ich den deutlichen Einschnitt. Vorher war das “von Baby- in die Kleinkindphase” eher schleichend. Oft war das Kind schneller als ich. Kennt ihr bestimmt, wenn sie plötzlich trocken sind und Mama noch verdutzt eine Windel in der Hand hält? Man merkt oft nicht, wie schnell es geht.

Jedenfalls jetzt kommt ein richtiger Einschnitt und ich muss sagen, gerade dieses Alter ist meine Lieblingszeit bisher. Ich liebe es zu sehen, wo und wie mein Sohn seine Selbständigkeit einfordert. Ich meine nicht so etwas wie Krabbeln, sondern seine eigene Meinung, seine eigenen Ideen. Das ermöglicht uns, ein völlig neues Zusammenleben. Nicht nur, dass ich mal in die Badewanne kann, wenn er in Ruhe einem Hörspiel lauscht (das ist etwas, was ich wirklich feiere!). Etwas gemeinsam erleben bekommt nun eine ganz neue Qualität.

Und ich? Ich fühle mich plötzlich wieder bereit, Männer zu treffen, mich zu verabreden. Ich möchte ein Buch über mich und Eltern in Burnout und Depressionen schreiben. Ich möchte mich selbst wieder mehr sehen. Nachdem mein Leben auf Versorgen eingestellt war, bin ich nun bei genießen.
Da bin ich gerade erst bei, aber es ist toll!“jessi stadtlandmama

Jessica Schonk vom Blog feiersun

„Zwischen vollkommener Selbstaufgabe und Rabenmutterschaft muss es doch noch mehr geben. Da gibt es mich und das Gefühl der Selbstaufgabe wird immer weniger. Erst war dieser Prozess schleichend. Die Motte verabredete sich zum Spielen zu Freunden, aber meinst waren die Kinder dann hier. Das war einfach. Ich konnte sie sehen und hören. Und nachdem ich den Auszug unseres 18-jährigen Pflegesohnes akzeptieren konnte (Loslassen tut so weh) spürte ich plötzlich eine vollkommen Entspannung und stürzte mich in Projekte.

Ich konnte plötzlich loslassen und ganze Wochenenden ohne meine Familie und vor allem meine kleine Tochter genießen. Ohne ständig anzurufen und ohne dem Papa eine ellenlange ToDo-Liste aufzutragen. Ich werde sicherer und spüre das Band unserer Verbundenheit umso fester, je weiter ich sie loslasse. Lasse die Kontrolle los und das fühlt sich gerade so gut an.

Ich war lange eine sehr unsichere Mutter, die sich viel durch ihr Kind definiert hat, das hört auf. Ich werde immer mehr Ich und zeitgleich startet die Motte ihre ersten Flugversuche. Es fühlt sich einfach so richtig an. Eine neue Phase in der ich mich als Frau immer mehr wieder spüre und ich der ich ganz neue Interessen und auch Fähigkeiten an mir entdecke. Ich fotografiere, ich schreibe, setze Projekte um und hab mich sogar trotz Sozialphobie getraut, auf einer Konferenz zu sprechen (und dabei Blut geleckt).

Ich bin nicht nur Mutter, ich bin auch Frau und darüber hinaus noch so vieles mehr. Ich spüre mich wieder. Spüre mich mehr.“

meine svenja stadtlandmama

Svenja Walther vom Blog Meine Svenja

„Der Tag, an dem ich gemerkt habe: „Hei, Du bist jetzt wieder freier“, den gab es so eigentlich nicht. Liegt vielleicht daran, dass ich immer wenn ich nur zwei Minuten das Gefühl hatte, dass es mit den Kindern einfacher wird, gleich eine neue Geschäftsidee geplant habe. Und genau dann kam entweder eine Grippe, eine schlechte Schulnote oder eine andere „force from above“. Als wolle mir jemand sagen: „Nein Schätzchen, es ist noch nicht so weit“.

Letztes Jahr habe ich mir dann nach 13 Jahren von zuhause aus arbeiten ein eigenes Büro genommen. Ob ich da schon oft war? Nein. Weil ich gemerkt habe, dass Freiheit im Kopf anfängt. Und dass das, was ich mache, von überall geht. Und am schönsten ist, wenn ich trotzdem mittags mit meinen Kindern am Esstisch sitze.

Klar, als Bloggerin habe auch ich dieses „noch mal DEN Roman schreiben“-Ding. Aber heute weiß ich, dass ich dafür Zeit haben will. Nicht viermal eine Woche im Jahr auf der einsamen Almhütte. Wenn, dann möchte ich das leben. Jeden Tag. Ohne Störungen. Und das geht glaube ich erst, wenn die Kinder ausgezogen sind.

Vorher schreibe ich halt andere Dinge und genieße, was jetzt ist. Worauf ich aber nicht mehr verzichten möchte: dass das Kümmern weniger Präsenz erfordert und man die Kinder auch mal alleine daheim lassen kann. DAS ist mein Alltagsluxus.“

IHR LIEBEN, WIR DANKEN EUCH FÜR DIESE EINBLICKE. GIBT ES HIER DENN AUCH ELTERN, DENEN ES ÄHNLICH GEHT? WIE HABT IHR DAS ERLEBT?

Fotohinweis erstes Foto: pixabay

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3 comments

  1. Meine Kinder sind nun auch in
    Meine Kinder sind nun auch in der Schule. Das Schönste sind für mich die -endlich- wieder entspannten Ferien und Auszeiten. Auf der Terrasse liegen und lesen!!! Oder am Meer liegen und dösen, während die Kinder ALLEINE spielen. Traumhaft!

  2. Danke
    Es ist ein schöner Artikel geworden und ich freue mich, dass meine zwei Mit-Autoren so schön geschrieben haben. Fühle mich geehrt <3
    Danke 😀