Erziehungsgedanken: Wie wichtig sind heute noch „Bitte“ und „Danke“?

willich

Neulich hörte ich, wie zwei ältere Damen miteinander über die heutige Elterngeneration sprachen. „Die erziehen die Kinder ja gar nicht mehr“, sagte sie eine. Die andere nickte und sagte: „Die Kinder von heute sagen ja nicht mal mehr Bitte und Danke.“

Mal abgesehen davon, dass ich glaube, dass die ältere Generation schon immer etwas an der jüngeren auszusetzen hatte, kam ich doch ins Grübeln.

Ach, Erziehung.

Jaja, was habe ich mir alles vorgenommen. Und gerade stecke ich mittendrin im Erziehungs-Loch.

Es gab mal eine Zeit, da sagten meine Kinder Bitte und Danke. Und „Kann ich bitte…?“

Momentan höre ich nur  „Maaaamaaaa“, „Mehr!“, „Jetzt“, „Ich will!“

Und ich? Leiere gebetsmühlenartig „Wie heißt das?“ oder „Was sagt man da?“ runter. Ich tue das, weil ich das nach wie vor wichtig finde. Und weil ich hoffe, dass irgendwo in diesen kleinen Köpfen, überdeckt von Ferienstimmung und Vorschul-Aufregung, all die kleinen Dinge verborgen sind, die ich seit Jahren predige.

Aber soll ich Euch mal was sagen? Es ist so verdammt ermüdend. So anstrengend. Immer und immer und immer wieder die selben Sätze. Manchmal denke ich, meine Kinder haben hinter den Ohren kleine Löcher, aus denen meine Erziehungs-Weisheiten einfach rauslaufen.

Denn ich sage etwas  – und fünf Minuten später höre ich schon wieder „Mehr Saft!“ Ohne Bitte. 

Nun könnte ich sagen: „Ist mir doch egal. Sollen ihnen das eben die Erzieher beibringen. Oder sie gehen eben ohne Bitte und Danke durchs Leben.“

Aber ich bin noch nicht bereit aufzugeben (und mal abgesehen davon, ist das definitiv meine Aufgabe und nicht die der Erzieher).

Also sage ich weiter meine Sprüchlein („Wiiiiieeeee heißt das?“) und wenn ich mal richtig cool drauf bin, stelle ich mich einfach so lange taub und reagiere absolut null komma null, bis meine Tochter sagt: „Kann ich bitte noch mehr Saft haben?“. Dann hüpfe ich in die Höhe und serviere freudestrahlend Saft. Ich bin nur froh, dass uns kein TV-Team begleitet – die Fernsehnation würde wohl ablästern.

Ja, Erziehung, das ist was schrecklich Anstrengendes. Und viele halten sie ja wirklich für überholt. Deshalb nun die Frage: Wie macht Ihr das? Müssen Kinder heute noch erzogen werden oder sollen wir die ganz lange Leine anlegen? Ich freue mich auf Eure Meinungen!

 

Foto: knallgrün / photocase.de

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11 comments

  1. Höflichkeit ist wichtig, muss aber verstanden werden
    Ich habe mit unserem Sohn, 5 Jahre, schon lang und breit über den Nutzen von Höflichkeit in der Gesellschaft gesprochen, dass sie einem Türen öffnet und als gesellschaftliches Schmiermittel funktioniert… Natürlich in kindgerechten Worten. Ich freue mich auch immer, wenn jemand nett und höflich war und bespreche das mit ihm…. Sogar wenn mir die Schranke im Parkhaus ne „Gute Fahrt“ wünscht… Dadurch macht es ihm Spaß selber höflich zu sein. Und hin und wieder versucht er natürlich das volle Gegenteil bei uns zu Hause, da sagen mein Mann und ich dann, dass wir gar keine Lust haben auf Befehl zu springen… Da erinnert er sich dann wieder ;-)! Also Fazit von mir: die Kids sollen es nicht auswendig lernen, sondern verstehen…

  2. Ich Mühe mich auch täglich,
    Ich Mühe mich auch täglich, bin Vorbild und verlange Höflichkeit aber meine beiden Jungs ist das oft egal bzw. Sie finden es umso lustiger, mich zu ärgern. Oft endet der Erziehungsversuch damit, dass der Ein oder Andere die Küche verlassen muss, weil er sich partout nicht benehmen will oder Schimpfworte sagt (ist bei uns auch verboten, im Rest des Kindergartens aber wohl nicht)

  3. Hallo zusammen! Also, ich
    Hallo zusammen! Also, ich möchte auch gern, dass meine Kinder freundlich zu ihren Mitmenschen sind. Allerdings habe ich noch nie zu meiner Großen (2,5) gesagt, dass sie es sagen soll, oder Wie sagt man da?. Das finde ich, ist sehr mit Druck und Von-oben-herab-behandeln verbunden. Stattdessen sage ich immer bitte und danke und sie hat das einfach von mir und meinem Mann übernommen. Ohne dass wir ihr das jemals gesagt haben. Und sie macht das fast immer. Und wenn nicht, dann sage ich es einfach für sie und fertig. Da greift eindeutig die Vorbildfunktion und tatsächlich funktioniert sie! LG!

  4. Mir sind ein paar
    Mir sind ein paar grundsätzliche Umgangsformen wie eben Bitte und Danke auch sehr wichtig, als Ausdruck von Wertschätzung, und ich mach das gegenpüber meinen Mädels auch immer wieder deutlich. Wichtig ist mir aber, dass es auch wirklich gemeint ist und nicht bloß Floskeln abgespult werden.
    Für die Situationen, wo sie auf ein Danke vergessen, gibts bei uns eine Geste aus der Gebärdensprache. Damit kann ich sie unauffällig dran erinnern ohne sie vor anderen bloßstellen zu müssen.

  5. Bitte & danke
    Prinzipiell bin ich bei Euch, also dass Höflichkeit wichtig ist. Ich glaube aber, dass die Kinder irgendwann auf Durchzug schalten, wenn sie gebetsmühlenartig immer das gleiche hören oder immer gefragt werden „wie heißt das?“. Deshalb habe ich mir angewöhnt einfach die Bitte ohne weiteren Kommentar so auszuformulieren, wie ich sie gerne gehört hätte und ihr dann auch nachzukommen. Das nimmt den Druck aus der Situation und die Kinder lernen trotzdem die richtigen Umgangsformen durch Nachahmen.

  6. „bitte“ und „danke“
    Ich mache es genauso…..täglich weiter und weiter und unermüdlich weiter die Gegenfrage zu stellen : „Wie heisst das?“ Mein Mann spielt nur nicht immer mit -konsequent sein ,ist da gefragt . Es erquickt mich jedoch zu lesen , dass es überall so ist . Ich denke nämlich oft , bis hier gab ich schon was falsch gemacht …..Danke , dass ich das lesen darf

  7. Gutes Benehmen ist mir sehr
    Gutes Benehmen ist mir sehr wichtig und ich achte mehr oder weniger Bewusst auch bei anderen darauf. Meines Erachtens gehört das auch zum Gesellschaftlichen miteinander und hat etwas mit Respekt zu tun. Wie ich es meiner Tochter vorlebe so kann sie es auch besser und leichter übernehmen. Ich bin Jugendleiterin und war vor 14 Tagen mit unseren Vereins-Teenies im Zeltlager, ich war ganz ehrlich geschockt, mal abgesehen davon dass Bitte und Danke äußerst selten benutzt wurden waren auch so Kleinigkeiten wie am Essens tisch sitzen zu bleiben bis alle aufgegessen haben völlig unbekannt. Ich mache mit unseren Jugendlichen jetzt ganz locker und spaßig einen Knigge-Kurs nach den Ferien und bin gespannt wie das ankommt. Ich glaube Gutes Benehmen ist gar nicht so schwer und öffnet ganz viele Türen. Apropos Bei meinem Arbeitgeber (ein großer Deutscher Versicherer) werden die neuen Azubis auch zu einem Knigge-Kurs im Haus geschickt, es ist also spätestens im Berufsleben wichtig gewisse Umgangsformen zu beherrschen.

  8. Oh ja.
    Hallo Katharina,

    Hier ist das ebenso. Wir legen sehr viel Wert auf Höflichkeitsformen. Darin enthalten natürlich „bitte“ und „Danke“ aber auch Begrüßungen und Verabschiedungen.

    Bei uns ist es wie bei euch momentan. Früher hat meine kleine Tochter immer bitte und danke gesagt, auch als uns im Galeria Kaufhof am Alex der Portier die Tür aufhielt. Er war total baff als meine , damals Zweijährige, in anlächelte und sich dafür bedankte. Er meinte dann gleich zu uns wie höflich sie ja sei und das manch Erwachsene das ja nicht mal
    hinbekommt.

    Bei mir auf Arbeit ist das nämlich so, „guten Morgen“ fällt sovielen schwer auszusprechen hab ich das Gefühl .. Und ich verstehe es nicht. Aber nun gut, ich kann es bei meinem Kind besser machen. 😉

    Wenn die Kleine Maus dann manchmal beim Abendbrot sagt: „Ich möchte noch ein Joghurt.“ Dann sitzen wir auch da und philosophieren das wir auch gerne einen hätten etc. sie begreift dann sehr schnell was wir gerne möchten. Also du bist damit nicht allein. Vielleicht lernt das Kind es nur „auswendig“, aber mir ist es einfach wichtig. Mag sicherlich auch nicht jedermanns Sache sein.

    Liebe Grüße,
    Mine

    1. Ich möchte noc ergänzen..
      Ich mag noch dazu sagen, dass mir die Worte „Danke“ und „bitte“ nicht im genauen Wortlaut wichtig sind. Wenn Sie also etwas geschenkt bekommt und sie voller Freude sagt, dass es wunderschön ist oder es gewählt ausgesucht wurde oder es das beste Geschenk aller Zeiten ist. Dann ist auch das für mich eine Art des Dankes. 🙂 Besser als es unkommentiert entgegen zu nehmen. Ich hoffe, du verstehst. 😉

      Aber wenn sie von uns etwas möchte, wie den Joghurt etc dann ist mir dieses kleine Wörtchen wichtig. Sie macht es ja oft, aber manchmal, da denkt sie halt nicht dran. Mit 4 Jahren kann das auch noch passieren. Aber dennoch, wie oben schon geschrieben, erinnern wir sie dann halt auch dran.

      1. Liebe Mine,

        Liebe Mine,
        ich stimme Dir eigentlich zu, aber ein höfliches „Ich möchte noch einen Joghurt“ finde ich ok. Ist ja erstmal nur die Äußerung eines Wunsches (ohne Aufforderung, wer diesen erfüllen soll). Von „Joghurt SOFORT“ und „Gib mir einen Joghurt!“ ist das noch weit entfernt. Ich denke, dass Du Deinen Kindern die richtige Haltung schon beigebracht hast. 🙂
        Liebe Grüße