Gastbeitrag von Ela: Ich war frisch verheiratet – doch dann verliebte ich mich neu

suns rays 478249 1280

Mein Name ist Ela und ich möchte Euch heute meine Geschichte erzählen. Im Mai 2007 habe ich nach 9 Jahren Beziehung Anton geheiratet. Es schien alles perfekt. Gerade hatten wir den Kreditvertrag für unseren gemeinsamen Hausbau in dem Dorf meiner Kindheit in Südbayern unterschrieben, wir hatten beide Jobs, in denen wir sehr glücklich waren und das Wichtigste: wir hatten uns und waren uns sicher, dass wir für immer zusammen bleiben werden.

Ein Jahr lang planten wir die "perfekte" Hochzeit und feierten am 12.Mai 2007 ein rauschendes Fest mit unseren Familien und Freunden. Im September 2007 ging ich zur Arbeit in meinen Kindergarten und wusste, dass heute die Einarbeitung unseres neuen Zivildienstleistenden Fabio aus Berlin auf dem Plan stand. Meine Kollegin ist ursprünglich Berlinerin, sie war die Erzieherin von Fabio in Berlin und noch immer mit der Familie befreundet, so dass ihr Angebot an Fabio war: komm nach Südbayern als Zivi in unseren Kindergarten und in Deiner Freizeit kannst Du in die Berge Snowboarden gehen.  

Als ich an dem Tag im September den Kindergarten betrat stand er plötzlich vor mir. Meine Güte, sah er gut aus. Dieser Moment brachte mein Gefühlsleben von jetzt auf gleich völlig durcheinander. Da war wirklich eine starke Anziehungskraft. Ich war verwirrt, sagte mir aber:  Ich bin verheiratet, baue ein Haus und bin glücklich. Ich verdrängte diese Anziehung.

Durch die Arbeit und Gespräche lernten wir uns besser kennen, wir trafen uns auch privat mit anderen Kollegen. Meine Gefühle wurden stärker und ich merkte, wie jeder seiner Blicke bei mir Schmetterlinge im Bauch auslöste. Mein Herz war erobert, aber mein Kopf wehrte sich. Gleichzeitig begann der Bau des Hauses, was mich gut ablenkte. 

Am 14. Dezember 2007 aber änderte sich alles. Fabio und ich waren auf einem Weihnachtsmarkt – und küssten uns. Ich war danach total fertig. Ich konnte nicht mehr klar denken und fragte mich, wie mir sowas nur passieren konnte. Und wie sollte es weiter gehen? Sollte ich es gleich Anton sagen? Ich entschied mich ernstmal dagegen. 

Ich traf Fabio weiter und entfernte mich gefühlsmäßig immer mehr von Anton. Ich hatte ein entsetzlich schlechtes Gewissen, ich konnte an nichts anderes mehr denken, kaum noch schlafen und essen. Das kannst Du Anton nicht antun, er ist so ein guter Partner, sagte ich mit immer wieder. Es war eine permantene emotionale Achterbahn. Mein Herz wollte Fabio, mein Verstand wollte meine Ehe retten. 

Im März 2008 erfuhr Anton von Fabio und mir. Wie ihr Euch sicher vorstellen könnt, zog es ihm den Boden unter den Füßen weg – er war wütend, enttäuscht und fassungslos. Er wollte unsere Ehe retten. Und ich? Ich war völlig überfordert und konnte mich einfach nicht mehr spüren. So entschied ich mich, dass ich erstmal Abstand brauche. Fabio ging zurück nach Berlin und Anton und ich entschieden uns, das Haus weiter zu bauen und eine Eheberatung zu beginnen.

Nach vielen Gesprächen mit Anton und den ersten Beratungen wurde mir aber immer klarer, dass Anton und ich keine gemeinsame Zukunft haben werden. Und so wurde aus der "Wie rettte ich meine Ehe" Beratung eine "Wie beende ich diese Ehe schonend" Beratung. Eins aber war mit klar: Ich wollte Anton nicht mit dem Hausprojekt alleine lassen. Für mich galt: Das haben wir gemeinsam angefangen, dann ziehen wir es auch gemeinsam durch. 

Ich nahm wieder Kontakt zu Fabio auf und kommunizierte das auch ganz klar. Fabio verstand das und sagte, er würde auf mich warten, wir hielten vorest nur per Skype und Whatsapp Kontakt. Anton und ich haben das ganz gut hinbekommen, unsere Beziehung war freundschaftlich und wir meisterten den Alltag und den Hausbau gut zusammen. Ende 2008 wurde meine Sehnsucht nach Fabio dann so groß, dass ich anfing, die Wochenenden über nach Berlin zu fahren. Anton machte das sehr traurig, er hatte wahrscheinlich doch noch Hoffnung, dass sich alles wieder einrenken würde. Und mich machte es traurig, ihn so verletzt zu sehen. 

Es vergingen viele Monate, die sich wie Kaugummi zogen und in denen ich oft sehr unglücklich war. Da war diese Sehnsucht nach einem gemeinsamen Leben mit Fabio und das schlechte Gewissen, Anton nicht im Stich zu lassen. 

Zudem kamen die vielen Reaktionen aus unserem Umfeld. Einige meiner Freunde haben sich von mir abgewandt – sie konnten nicht verstehen, wie ich Antons so etwas antun konnte. Und auch aus meiner Familie gab es viel Wut und Vorwürfe, ebenso aus Antons Familie. Glücklicherweise hatte ich einige echte Freunde, die mir beistanden. Und auch Fabio machte mir immer wieder Mut, wir telefonierten ständig und ohne ihn hätte ich diese Zeit nicht überstanden. Und auch Anton war einfach großartig – er war trotz allem sehr verständnis voll, dafür werde ich ihm ewig dankbar sein. 

Als das Haus dann fertig war, habe ich meinen Job im Kindergarten gekündigt und meinen Umzug nach Berlin vorbereitet. Es war sehr schwer, unser Haus zu verlassen, da sehr viel Liebe und Kraft darin steckte. Es war ein Abschied. Doch dann stieg ich in einem VW Bus mit Berliner Kennzeichen und mein neues Leben begann. Viele fragten sich, ob das mit Fabio und mir gut gehen kann – nach so einer Vorgeschichte. Wir sind mittlerweile verheiratet und haben unsere Töchter Florentina, Pauline und unseren Sohn Laurin. Wir sind unglaublich glücklich. 

Und auch Anton hat ein neues Glück gefunden. Er ist verheiratet und hat zwei sehr süße Töchter. Es war eine harte Zeit, für alle. Ich hätte nie gedacht, dass mir sowas passieren kann. Aber das ist das Leben. Ich bin einfach nur sehr glücklich, dass es allen Beteiligten wieder gut geht. 23718346 10203921413631519 285385647 n

 

7ae4c5fdc2b540d080b1daba0af45dbc

Du magst vielleicht auch


6 comments

  1. Ich überlege immer noch, ob
    Ich überlege immer noch, ob ich mein Haus bauen lassen oder selbst bauen will. Vor kurzem habe ich ein Stück Land gekauft, auf dem ich ein Haus haben möchte. Ich bin damit einverstanden, dass der individuelle Geschmack dabei auch eine Rolle spielt.

  2. das hätte meine Geschichte
    das hätte meine Geschichte sein können, mir ist es ganz genauso ergangen, nur habe oder hatte ich kein Haus. Auch das Ende ist fast gleich, wir haben zwei Kinder… und ich bin mega happy … vg Beate

  3. Hilfe
    Hallo, könntest du bitte die Liebe ela fragen, ob sie mit mir Kontakt aufnehmen möchte? Ich bin gerade am verzweifeln. Ich bin haargenau in der selben Situation… wäre super lieb.

  4. Jeder hat ein Recht
    Ich finde, wenn man in so einer Situation ist, sollte man es auch dem Partner sagen. Klar ich weiß, es ist leichter gesagt als getan. Aber man muss sich auch immer vorstellen wenn der andere Partner sowas hat …
    Schwieriges Thema finde ich.
    Klar ist es schön wenn man sich dann gefunden hat, aber meiner Meinung nach ist man ja dann nicht wirklich 100% glücklich in der Beziehung/Ehe wenn man sich in einen anderen verliebt.

  5. ich muss fast weinen……
    ……wenn ich das so lesen. Freue mich sehr, dass es bei Euch, wenn auch erst nach so langer Zeit, ein gutes Ende nahm und Du jetzt so glücklich bist.

    Ich bin ebenfalls ganz doll verliebt, in einen anderen Mann….ich seit vielen Jahren in einer Beziehung inkl. Kleinkind, er noch länger verheiratet und ebenfalls ein Kind. Es ist einerseits wunderschön und auf der anderen Seite ganz schrecklich, ein ständiges auf und ab und eine Lösung bisher nicht in Sicht…….

  6. Schön, dass es so gut
    Schön, dass es so gut geklappt hat und das beide Parteien jetzt glücklich sind.
    Oft gibt es das nicht.
    Ich kenne es aus der eigenen Bekanntschaft, auch zusammen noch das Haus zuende gebaut, er neue Familie und sie seitdem alleine…

    Doch trotz allem bin ich froh, dass es nicht immer si traurig endet.