Gastbeitrag von Franzi: Was mein Sohn von unserem Hund lernt

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Ich war gegen ein Haustier. Ja, ich mag Tiere und ich selbst hatte ein Kaninchen, als ich klein war. Und ich war auch ständig mit dem Boxer meiner Oma unterwegs oder irgendeinem anderen Vierbeiner.
Aber: Ich wollte kein Haustier für meinen Sohn. Denn um ein Tier alleine zu versorgen, ist er noch zu klein. Und Tiere sollten nicht als Spielzeuge missbraucht werden.
Ich sagte JA zur Jahreskarte für den Zoo und NEIN zum Betreten der Zoohandlung. Obwohl sich mein Sohn an deren Scheibe regelmäßig die Nase platt drückte.
Manchmal fragte ich mich, ob mein Handeln egoistisch war.

Um mich zu beruhigen, fragte ich mich dann: Was, wenn er gegen Tierhaare allergisch ist? Was, wenn wir in den Urlaub wollen? Was, wenn das Kleintier stirbt, wenn er noch nicht alt genug ist, das zu verstehen? Was, wenn ein Hund noch da ist, wenn das Kind längst ausgezogen ist? Was, wenn…

Ich war damals alleinerziehend und hatte keine Lust auf noch mehr Verantwortung.

Wir kauften kein Tier. Aber wir bekamen trotzdem einen Hund. Als ich mich überraschend verliebte und wir schließlich zusammenzogen, brachte ich mein Kind mit in die Beziehung und er seinen Hund. Patchwork mit Fell-Ecke.

Ich wurde Stief-Frauchen eines Labrador-Rüden. Und zwar einem Labrador-Rüden, der noch weiß, was es heißt vom Wolf abzustammen. Groß, schwarz, furchteinflößend.

Zum Glück hat mein Sohn ganz instinktiv ein gutes Gespür für Tiere, hat sie immer schon als Lebewesen wahrgenommen und weder versucht an Ohren, Schwänzen oder Nasen zu ziehen noch zu schnell Kontakt aufzunehmen. Er hat immer gewartet, bis ein Tier ihn beschnuppert hatte, bevor er es angefasst hat.
Es war faszinierend zu sehen, wie wir uns alle immer mehr aneinander gewöhnten. Wie der Hund uns als Teil des Rudels akzeptierte und uns beschützte. Wie mein Sohn anfing Verantwortung für den Hund zu übernehmen, zum Beispiel indem er mich erinnert, dass wir noch Futter kaufen müssen.

Beim Gassi gehen radelt mein Sohn oft mit seinem Fahrrad nebenher. So wird es ihm nicht zu anstrengend, er ist flotter unterwegs und es macht ihm mehr Spaß.
Wenn wir den Hund mit in den Urlaub nehmen (geht natürlich nur bei Ferien mit dem Auto, wenn wir fliegen, bleibt er in einer Hunde-Pflege), bewacht er meinen schlafenden Sohn und legt sich neben dessen Bett.

Bei längeren Autofahrten legt der Hund seinen schweren Kopf auf den Schoß meines Sohnes und der hält tapfer durch, auch wenn er mir hinterher zuraunt: „Mein Bein ist eingeschlafen, weil er so schwer war…“

Wir genießen das Leben mit Kind und Hund. Auch wenn das eigentlich nicht geplant war.

Klar, es gibt auch nicht so gute Seiten. Gassi im Regen zum Beispiel. Oder, die Steigerung: Im Regen am Sonntag Morgen. Am Schwierigsten ist es aber eigentlich, wenn andere Kinder zu Besuch sind. Die meisten fürchten sich, was ich natürlich nicht will. Dann sperren wir den Hund weg, was ich eigentlich auch nicht will.

Und, klar, der Hund macht Arbeit. Der Hund kostet Geld. Manchmal auch Nerven (was würde ich dafür geben, wenn er einmal nicht anfangen würde zu bellen, wenn der Postbote klingelt, um ein Paket für die Nachbarn abzugeben…).

Aber der Hund ist auch unbezahlbar. Weil er meinem Sohn etwas beigebracht hat, was ich ihm nicht hätte beibringen können. Was ich als Kind am Hund meiner Oma gelernt habe und an meinen Kaninchen, was ein sehr wildes und gar nicht streichelzahmes war: Dass es kaum etwas Schöneres gibt, als zu spüren, dass ein Tier einem vertraut. Weil man es füttert, weil man gut zu ihm ist, weil man es respektiert.

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5 comments

  1. Haustiere
    Schön zu hören, dass es euch ähnlich geht. Wir wollen auch nicht mehr ohne unseren Hund sein…. und haben das Glück, dass unserer Regen auch abscheulich findet 😉

  2. Super schön
    Ganz schön geschrieben! Und total wahr. Wir haben auch einen Hund und finden es ganz ganz toll!

  3. Verantwortungsbewusstsein
    Ich habe seit ich 16 bin ein eigenes Pferd. Ich habe es behalten als ich im Studium war und kein Geld hatte. Hab wochenlang von Nudeln mit Tomatensauce gelebt wenn TierarztRechnungen kamen und schließlich war ich dabei als der Tierarzt zum letzten mal da war und es einschläferte. Dann kaufte ich mir ein neues junges Pferd von dem ich viel über Konsequenz Durchhaltevermögen und Erziehung lernte. Auch dieses Pferd verletze sich häufig, abwägen wann der Tierarzt oder der Osteopath kommen soll wurde normal. Und dann kam Sohn 1 und nun Sohn 2. Das Pferd ist meine Auszeit. Meine Ruhe, meine Kraft. Nie hatte ich das Gefühl ein Kind wäre zu viel Verantwortung, nie wusste ich nicht wann ich zum Kinderarzt muss. Vielleicht kommt das noch. … aber bessere Vorbereitung auf Kinder könnte ich mir nicht vorstellen 🙂