Karl-Arsch, der Tumor: Mama hat Brustkrebs. Gastbeitrag unserer Leserin Nicole

Brustkrebs

Foto: Sylvia Kroll

Ziemlich genau vier Monate ist es her. Vor ziemlich genau vier Monaten habe ich diesen auffälligen Knoten in meiner Brust gespürt, von dem ihm nur erahnen konnte, wie sehr er mein Leben auf den Kopf stellen würde.

Schon zwei Tage nach dem Ertasten hatte ich die bittere Diagnose: Brustkrebs mit 32. Und zwei Kindern. Meine Jungs sind sechs und zwei Jahre. Es sind besondere Jungs, denn es sind die besten Kinder der Welt. Ich weiß, dass das jede Mutter von ihren Kindern behauptet, aber meine sind es tatsächlich. Denn meine Jungs müssen seit vier Monaten mit einer krebskranken Mutter leben. Gemeinsam sind wir durch die emotionale Hölle gegangen. Constantin, der Kleine, hat es vielleicht noch nicht im vollen Umfang mitbekommen, aber Maximilian ist voll im Bilde, wenngleich er auch keine Details kennt.

 „Du mein Engel, die Mama ist krank.“ „Hast du Schnupfen? Hat Charlotte nämlich auch!“ „Nee, keinen Schnupfen. Meine Brust ist krank. Da wächst etwas, was da nicht hin gehört.“ „Blumen?“ „Nein mein Schatz, eine Art Knoten.“ „So aus Wolle?“ „Nee, härter als Wolle. Weißt du, wie bei Katrin damals. Da ist doch auch was gewachsen.“ Katrin ist seine Erzieherin, die auch an Krebs erkrankt ist, sich aber wieder bester Gesundheit erfreut. „Ach wie bei Katrin. Ja ich weiß. Manchmal war sie deswegen zuhause.“ „Genau. Katrin war zuhause weil sie müde und erschöpft war. Ein bisschen wie wenn man Schnupfen hat. Und so ist das jetzt bei mir auch. Ich bekomme jetzt auch Medikamente, die mich sehr müde machen. Dafür machen die mich aber auch wieder gesund.“ Er sagt nichts. Guckt nur. Dann „Bist du traurig deswegen?“ Meine Augen füllen sich mit Tränen „Ja, mein Schatz. Sehr traurig und auch wütend und um ehrlich zu sein stinkesauer“ „Ich auch!“ „Das ist gut. Dann sind wir beide sauer auf diese blöde Krankheit“ „Kann ich mit Felix spielen?“ „Natürlich!“. Es vergeht seitdem kein Tag an dem Max nicht nach meiner Brust fragt.

Es gab Tage, da habe ich gedacht, dieses Gefühl frisst mich auf. „Was tust du Deinen Kindern da an? Womit haben Sie das verdient?“, habe ich mich nächtelang gequält. Kinder haben doch ein Recht auf eine unbeschwerte Kindheit. Stattdessen müssen sie mit einer glatzköpfigen, oft sehr müden Mutter leben.

Heute, vier Monate nach der Diagnose, noch mitten in der Chemotherapie, aber mit dem Wissen wieder ganz gesund zu werden, sehe ich die ganze Thematik etwas anders.

Wenn man nämlich aufhört, sich selbst zu bemitleiden, die „warum-ich“ – Frage zu Seite schiebt und die Situation nüchtern betrachtet, sieht es nämlich so aus: Ja, ich bin erst 32 und ja ich habe Brustkrebs. Einen hochaggressiven dazu. Dazu bin ich – wie ich jetzt erfahren habe – Trägerin des berühmten Angeline-Jolie Gens (in Fachkreisen auch BRCA1 bzw. BRCA2) und werde daher in naher Zukunft weder echte Brüste noch Eierstöcke haben.

Aber: Ja, mit großer Wahrscheinlichkeit darf ich wieder gesund und vielleicht sogar alt werden. Und damit war für mich klar, dass ich versuchen werde, diese Zeit als etwas zu nutzen, was sie vielleicht auch ist: eine Chance.

Es ist eine große Chance wahnsinnig viel über sich selber zu lernen. Zum Beispiel ob man über Selbstheilungskräfte verfügt. Tue ich. Check. Nicht zuletzt wegen meiner drei Jungs (der dritte ist mein Mann. Übrigens auch der beste von der Welt).

So weiß ich auch jetzt, dass eine Frau keine Haare braucht um einigermaßen attraktiv zu sein. Für die Kinder war der Haarverlust übrigens wesentlich einfacher als für mich. Max findet es sogar ziemlich cool.

Und ich weiß jetzt, wie schön und wertvoll es ist, morgens wach zu werden und einfach so aufstehen zu können. Ohne Übelkeit und Erbrechen. Ohne Kreislaufprobleme. Ohne Kopfschmerzen und ohne das Gefühl, dass dieser Körper garantiert nicht mir gehört. Die Tage ohne Nebenwirkungen sind geschenkte Tage. Wuuuuunderschön.

Und das wohl größte Geschenk, was mir Karl-Arsch (so habe ich den Tumor genannt) gemacht hat, ist die Gelassenheit. Ja sicher, irgendwann muss ich sterben. Aber das muss jeder. Keiner weiß wann das sein wird. Vielleicht muss ich irgendwann an Krebs sterben. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht werde ich auch vorher vom Auto überfahren. Aber mit großer Wahrscheinlichkeit ist es nicht Heute. Also können wir ja heute erstmal auf den Spielplatz gehen. Und die Sonne genießen. Und uns vor allem nicht über Tomatensoßenflecken oder zerbrochene Vasen aufregen.

Und so sehen wir als Familie, diese Herausforderung als Chance und nicht als Strafe. Denn auch wenn die Diagnose nur mich betrifft, so macht sie doch eine ganze Menge mehr Menschen betroffen.

Infos:

Nicole Staudinger, geb. am 15.6.82, Mutter zweier Söhne und selbständige Trainerin. Ihre nagelneue Website: http://www.nicole-staudinger.net/. Ein halbes Jahr vor der Diagnose hatte sie "STEH DEINE FRAU – Das Schlagfertigkeitsseminar nur für Frauen" gegründet und war gerade dabei, die Deutschland-Tour zu planen, als die Diagnose kam: Triple – negatives – Mamma CA, 2,8 cm groß, G3.

staud1Fotos: Sylvia Kroll

75e78ff352ba4b5ea7402f001e5031e7

Du magst vielleicht auch


16 comments

  1. Hallo, hast du irgendwelche
    Hallo, hast du irgendwelche tödlichen Krankheiten, hast du irgendwelche Eheprobleme, willst du einen Liebhaber, haben die Leute dich verlassen? denkst du, alle Hoffnung ist verloren?
    Klicken Sie auf den Link unten, um eine Lösung zu erhalten. Kontaktieren Sie uns unter Angabe der E-Mail- und Handynummer.
    https://arztadekruuterundtotlichkrankheit.blogspot.com/

  2. Dieser Blog gibt mir viel Kraft
    Hallo und vielen Dank für den tollen Artikel. Dieser Blog gibt mir viel Kraft den Brustkrebs behandeln zu lassen. Ich muss dazu öfters nach Innsbruck fahren. Während der Fahrt lese ich hier immer gerne neue Beiträge auf diesen Seiten.

  3. cancer cure
    Grüße an alle, ich möchte die Öffentlichkeit informieren, wie ich von der Brust KREBS von Dr. Olodumare geheilt wurde, nachdem ich verschiedene Medikamente probiert hatte, die sehr war
    Teuer, die Symptome zu behandeln und mich niemals zu heilen. Ich stieg durch das Internet auf der Suche nach Heilmittel UND NATÜRLICHE HEILUNG FÜR BRUSTKREBS und ich sahen Kommentare von Menschen
    Reden darüber, wie Dr. Olodumare sie von verschiedenen Krankheiten geheilt hat. Ich hatte Angst, weil ich nie an das Internet geglaubt habe, aber ich war überzeugt, ihm einen Versuch zu geben, weil
     Ich hatte keine Hoffnung, von der Brustkrebs geheilt worden, ohne ihn abzuschneiden, als ihn mit seiner E-Mail zu kontaktieren, die auf dem Kommentar aufgeführt wurde (orikiolodumarespelltemple@gmail.com)
     Ich suchte seine E-Mail auf net und ich sah eine Menge Leute bezeugen über seine Güte. Als ich ihn kontaktierte, gab er mir Hoffnung und schickte mir eine Kräutermedizin
     Dass ich es genommen habe und es ernsthaft für mich gearbeitet hat, bin eine freie Person jetzt ohne Problem, mein BRUSTKREBS wurde komplett geheilt. Ich möchte, dass alle wissen, dass Dr
    (Orikiolodumarespelltemple@gmail.com) ist ein großer und mächtiger Mann und haben super effektive Kräuter, die auch jede Art von Krankheiten heilen können … Vertrauen und glauben ist wichtig ….

  4. Brüste umständehalber….
    Liebe Frau Staudinger,

    habe gerade Ihr Buch gelesen. Viel geweint, viel gelacht! Nach Her2 Rechts mit Tramlappen Wiederaufbau, TrippleN Links, 11 Monate Wundheilunsstörungen und Rezidiv rechts, habe ich meine Brüste de facto ab-/aufgegeben.
    Bei mir ist eine Rekostruktion mit Implantate unmöglich, da mein Immunsystem diese nicht annimmt. Als das erste Implantat eingebaut wurde, war ich super glücklich über die schöne linke Brust; als nach 8 OPs klar war, dass eine Rekosntruktion nicht möglich ist war ich so verzweifelt über die Wundheilungsstörungen, dass ich keinen Brust mehr haben wollte: als dann der Rezidiv rechts nur ein Monat nach de AHB bemerkt wurde, habe ich gebeten auch das Tramlappen zu entfernen und lebe jetzt seit 2014 sehr glücklich ohne Brüste. Ich fülle mich nach wie vor weiblich, sehr selten habe ich noch einen leisen Trauern nach einer weiblichen Sillouette. Meist gewinnt mein Humor die Oberhand.
    Wir sind de facto viel mehr als ur Brüste und Haare.
    Danke für Ihr wunderbares Buch
    Clara Vilarinho

  5. Wunderschön
    Na was für ein Glück dass die besten Männer auch noch die schönste und beste Frau als Partnerin und Mutterhaben <3 ich bewundere deine Kraft und deinen Stolz. Zu so viel Lebensmut und liebe passt Karl Arsch einfach nicht. Zeigt es dem Dreclskerl und bleibt genau so wie ihr seid!

  6. Danke
    Liebe Nicole,
    wow! Du, Deine Aufrichtigkeit und Deine Einstellung beeindruckt mich zutiefst. Ich glaube, wenn es schon so kacke läuft, kann man es besser nicht meistern. Du bist ne echte Heldin. Danke! Und alles, alles Gute für Dich und Deine drei Co-Helden.

  7. Respekt
    Hallo Nicole,
    es ist das positive in Dir was mich nötigt, Dir meinen Respekt zu zollen.
    Es nützt nichts , den Kopf in den Sand zu stecken.
    Wir schaffen auch diese Prüfung im Leben.
    Viele Grüße an Deine Familie und Dich

  8. Brustkrebs
    Danke für en ehrlichen Beitrag,bei mir ist es am 31.1. 15 4 Jahre her,dass ich operiert wurde,habe alles gut überstanden,6 Chemos und 25 Bestrahlungen,meine Familie war und ist mein Anker,ich habe es geschafft und dir NICOLE wünsche alles Gute,du wirst es auch schaffen,wieder total gesund zu werden!

  9. Danke!!!
    Es sind auch Eure Kommentare, die es für mich erträglich machen – 1000 Dank dafür! Ja, ich schreibe tatsächlich an einem Buch, dass nicht unbedingt traurig sein wird und ja, wir genießen die schönen Tage auch schon während der Therapie! So habe ich diesen Artikel aus dem schönen Österreich geschrieben – hier sind wir noch bis Morgen, bevor am Montag die nächste Chemo läuft :-))
    Lg, Nicole

  10. Alles Gute
    Ich möchte Dir und deinen besten Jungs einfach nur alles Gute wünschen. Deine positive Einstellung ist bewundernswert! Du schaffst das!!!!

  11. Hut ab!
    Liebe Nicole,

    danke für den so persönlichen Einblick in dein aktuelles Leben – (Brust)Krebs ist ein Arschloch und stellt alles auf den Kopf, deiner hat sich allerdings wohl mit der Falschen angelegt. Ich bewundere deinen Mut und deine Offenheit und ich bin mir sicher, es gibt kein bessere Mutter für deine Söhne – auch und gerade jetzt. Ich wünsche dir alles Liebe für deinen weiteren Weg, jede Menge gute Unterstützung und vor allem viel entspannte Zeit mit deinen Jungs.
    Und danke, liebe Stadt-Land-Mamas für diesen besonderen Gastbeitrag!

  12. Respekt
    deine jungs können wirklich stolz auf dich sein. Schön, dass du bzw ihr einen weg gefunden habt. Leider fällt es nicht allen so leicht, was das ganze wohl eher schwieriger macht.

    Geh deinen weg, geh ihn mit deinen lieben und geh ihn mit erhobenen kopf!

    Und (als tip einer onkotante 😉 ) gönn dir was und nutz unbedingt nach der therapie die rehaangebote für mütter mit jungen kindern. Da wird beiden parteien super geholfen. Viel glück und alles alles liebe

  13. An eine schöne & starke Frau
    Liebe Nicole,

    vor 12 Jahren (mit 19) habe ich selbst eine harte Phase mit Diagnose und Chemotherapie durchlaufen – und ich trug damals noch keine Verantwortung für Kinder und vor allem nicht diese unglaubliche Liebe im Herzen, die einen so verletzlich macht.
    Heute würde mich garantiert auch die Sorge um deren Wohlergehen am meisten belasten.
    Umso schöner finde ich es, Deine Worte zu lesen. Ich denke, diese Herangehensweise wird Dich immer wieder tragen und aufbauen!
    Einen Gedanken möchte ich noch hinzufügen: Ja, Deine Kinder UND DU und Dein Mann, Ihr alle, müsst jetzt durch etwas durch, von dem viele verschont bleiben. Und es ist mitunter sehr hart (was von außen gar keiner wirklich beurteilen kann…klar) Aber…es ist eben AUCH das LEBEN. Deine Kinder lernen jetzt das Leben in einer anderen seiner Facetten kennen UND sie lernen wie man das meistern kann. Man wünscht sich so etwas nicht.
    Trotzdem wird es irgendwann (vielleicht manchmal sogar schon jetzt?) auch ein unendlicher Reichtum sein – so jedenfalls habe ich es erlebt. So klingt es -was ich unglaublich finde- auch bei Dir schon an!
    Als ich krank war habe ich oft erlebt wie viele Menschen (jedenfalls hier in unserer doch noch recht „heilen Welt“) einfach sprachlos sind, wenn das Leben sich mal außerhalb der „Alltagsseifenblasen“ zeigt.
    Damals dachte ich, es gehört aber eben ALLES dazu. Auch das Kranksein, auch das Leiden, das Gebären, das Sterben. Es muss gar nicht alles immer ausgeklammert werden, was uns verunsichern könnte.
    Es macht uns viel menschlicher, wenn wir alles annehmen und damit umgehen lernen können – so jedenfalls denke ich.
    Deine Worte sind für mich ein Beispiel dafür.
    Jetzt wünsche ich Dir und Euch ganz viel Kraft und immer wieder auch Lebensfreude für die nächste Zeit!
    Vielleicht schreibst Du ja noch mal mehr darüber, wenn Du alles hinter Dir hast.
    Ich glaube, das könnte unglaublich wertvoll sein.

    Alles Liebe
    Katharina