Kinder leben im Hier und Jetzt. Manchmal zur Verzweiflung der Eltern… zumindest, wenn sie noch die Schablone ihrer Vor-Kind-Zeit anlegen

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Die größte Umstellung vom Nicht-Mutter-Modus auf den Mutter-Modus ist doch eigentlich, dass wir vom Status des vermeintlich Produktiven auf unproduktiv schalten müssen, oder?

Wir dürfen von unseren Kindern nicht erwarten, dass wir etwas reinstecken und dass dann auch direkt wieder etwas rauskommt. Wir haben es schließlich nicht mit Automaten zu tun, Geld rein, Kaugummi raus. Zieh die Schuhe an – und dann zieht es die Schuhe an. So funktioniert das nicht.

Eher so:
„Ziehst Du bitte die Schuhe an?“
Keine Reaktion.
„Ziehst Du die Schuhe an?“

„Hm“, guckt in die Luft

„Schuhe an, bitte, wir müssen los.“

Griff ins Regal.

„Hier sind keine Schuhe.“

„Dann schau doch vielleicht mal unter dem Regal.“

Schaut unters Regal.
„Ah! Da ist ja mein Lego-Polizist, den ich so lang gesucht habe.“

„Hör zu, ich mach mir noch schnell einen Kaffee und wenn ich wieder komme hast Du die Schuhe an, ja?“

Ich gehe weg und komme wieder. Das Kind liegt auf dem Bauteppich, wirft das Legomännchen in die Luft und ruft „Alarm, Alarm“. Ganz in seinem Element.

„Die Schuhe!“ keife ich jetzt.

„Die sind unbequem.“
„Das weißt du doch gar nicht, wenn du sie nicht anhast.“

„Gestern waren die unbequem.“
„Möchtest du andere Schuhe?“

„Hm.“

„Ja?“

„Nö.“
„Dann ZIEH Dir jetzt bitte die Schuhe an.“
Ihr wisst, was ich meine? Es geht im Leben mit Kindern nicht um das Ziel, es geht in den kleinen Köpfen vor allem um den Weg dahin. Wir sind es aus unserem vorkindlichen Leben gewöhnt, dass wir Dinge sagen und darauf eine Handlung folgt. „Kannst Du noch eben die PowerPouint-Präsi fertig machen? Ok.“ Ansage. Durchführung.

Aus diesem Modus müssen wir raus, wenn wir Kinder bekommen haben. Das ist zu Beginn nicht leicht. Gesund ist es aber vermutlich schon.
Denn wer, wenn nicht unsere Kinder, können uns besser zeigen, dass der Moment zählt. Und nichts davor und nichts dahinter…

Lasst die doofen Schuhe halt im Regal.

 

 

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6 comments

  1. Termine einhalten=Stress
    Hallo Ihr Mamas,

    ich finde das Getrödel der Kinder eigentlich nur stressig, wenn man selbst einen geschäftlichen Termin hat. Und dann sind es nicht die Kinder, die stressen, sondern das Arbeitsleben, in dem man eben nicht zu spät kommen darf. In die Falle, selbst abzuschweifen, sich noch einen Kaffee zu kochen oder noch schnell die Spülmaschine auszuräumen in der Hoffnung, dass das Kind dann zur selben Zeit fertig ist wie man selbst kenn ich auch gut! Klappt meistens nicht, wenn man nicht immer daneben steht und wie mit einem Sprung in der Platte die Anweisungen wiederholt wird das nie was. Da hilft nur genug Pufferzeit einbauen wenn es möglich ist, einfach eine halbe Stunde früher angfangen mit dem Anziehen…wenn Ihr mal Lust auf Entschleunigung habt empfehle ich einen Besuch auf meinem Blog, den ich gerade aufbaue. http://mymueritz.blogspot.de/

  2. Immer spät dran
    Ich kenne das Gefühl ständig zu spät zu sein und immer nur schnell schnell nur zu gut. Bis vor kurzem war ich berufstätig und musste den Spagat zwischen Büro und Kind hinbekommen. Ich hatte dann oft nachdem ich Lili im Kiga abgegeben hatte ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber, weil es morgends immer recht hektisch bei uns zuging. Ich musste sie viel antreiben und habe ihr oft gesagt: beeil dich sonst komm ich zu spät…. Jetzt in der Elternzeit merke ich erst wieder dass die Uhren langsamer ticken und das ist gut soo !

  3. Aber…
    … Du machst Dir ja auch „noch mal eben schnell“ einen Kaffee anstatt Dir die Schuhe anzuziehen?

  4. Keine Phase
    Wer kennt das nicht? Das „gegen die Wand reden“, weil für das Kind einfach gerade was anderes wichtig ist. Hat für mich gar nicht so sehr etwas mit dem Leben im Hier und Jetzt zu tun. Es ist auch keine Phase, sondern es sind einfach andere Prioritäten. Und die gibt’s mit vier und mit neun und auch mit sechzehn. Und wenn ich andere Prioritäten als mein Kind habe und diese aufgrund von Lebensgrundlage (Arbeit) oder Gesundheit (Arzttermin) gesetzt habe, dann stehen die nun mal leider Kindheit erleben und Lego spielen.

  5. Oh ja….
    das kommt mir sehr bekannt vor. Wir haben aber den (in diesem Fall) Vorteil, dass der Kleine nur jedes zweite Wochenende bei uns ist und wir da ja dann auch Zeit haben. Aber letztens gab es auch so eine Situation und ich habe zu meinem Freund nur gesagt: „Und jetzt stell Dir vor: Drei von der Sorte und ein ganz normaler Wochentag!“ Daraufhin mein Freund: Dann würd ich mir die jetzt unter die Arme klemmen und ins Auto tragen…“ Manchmal ist es ok, finde ich, aber manchmal nervt es auch einfach nur, und dann zieh ich ihm eben die schuhe oder die Jacke an.

  6. Na ja,
    ich weiß schon, es ist momentan ja gerade so allgemein spirit, dass nur der Moment zählt, man bitte nicht „beeil Dich“ zu seinen Kindern sagen soll, damit man Ihnen nicht die Kindheit versaut usw. usf. – aber es gibt eben nun mal tausende Situationen, wo die Schuhe eben nicht einfach so im Regal stehen bleiben können und man sich schlicht und einfach beeilen muss…! „Entschuldigung, ich kann diese Woche leider wieder nicht zur Arbeit kommen, da mein Kind lieber Löcher in Luft guckt, als sich fertigzumachen“ kommt auf Dauer vielleicht nicht so gut… Vielleicht hilft man dem Kind ganz einfach beim Schuhe anziehen – ist ja alles nur eine Phahaaase!;-)