Kinderlos – sind die alle egoistisch?

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Liebe Lisa, „Wer keine Kinder bekommt, ist egoistisch“. Dieser Satz stammt natürlich nicht von mir, sondern Papst Franziskus sorgte gestern damit für Aufsehen.  Eigentlich fand ich bisher (fast) alles, was der Papst getan und gesagt hat, erfrischend. Seine Einstellung zu Homosexuellen, die Wut auf den überflüssigen Protz in seiner Kirche, das Interesse an der Jugend von heute. Doch dann schockte er mich erst mit seiner Aussage, Gewalt in der Kindererziehung sei teilweise gerechtfertigt. Und nun verwirrt er mich erneut. Erst kürzlich meinte er, man solle sich nicht vermehren wie die Karnickel und jetzt fordert er doch wieder ordentlich Nachwuchs-Machen. Drei Kinder seien pro Familie angemessen, lässt er verlauten. Zuerst einmal: Gratulation, Lisa! Aus Sicht des Kirchenoberhauptes kommst Du in dem Punkt schon mal in den Himmel.

Also mache ich mir Gedanken, wie das so ist mit dem Egoistisch-sein und dem Kinderkriegen. Erst kürzlich haben wir ja hier ein Interview mit Sarah Diehl veröffentlicht, die sebst keine Kinder möchte und ein Buch über gewollt kinderlose Frauen geschrieben hat. Sie antwortete auf meine Frage, was sich kinderlose Frauen am häufigsten anhören müssen: „Kinderlosigkeit wird zudem gerne als verantwortungslos abgewertet, um die Kleinfamilie als sinnstiftend für den Bürger darzustellen. Viele meiner Interviewpartnerinnen sagten aber, dass sie ohne Kinder vielmehr Kapazitäten haben, um sich gesellschaftspolitisch zu engagieren.”

Und das kann ich zu 100 % nachvollziehen. Wer sind wir, um über Menschen, die sich gegen Kinder entschieden haben, zu urteilen? Ist es wirklich wertvoller, Verantwortung für Kinder zu übernehmen, als sich andere Wirkungsplätze zu suchen? Sei es die kranke Oma zu pflegen, sich ehrenamtlich für Kinder zu engagieren, im Tierheim auszuhelfen oder sich dem Naturschutz zu verschreiben? Ist es nicht schlicht das Wichtigste, sich einen Sinn für sein Leben zu suchen. Empathisch und mitfühlend zu sein. Verantwortung für sich selbst und andere zu übernehmen, bei etwas mitzuhelfen, was die Welt besser macht? All das halte ich für unabdingbar, um sein Leben einem Sinn zu geben. Denn wer sein Dasein verplempert, ist bedauernswert. Aber frage ich mich: Seit wann können nur Kinder sinnstiftend sein?

Ich kenne Frauen, die träumten schon früh von einer Familie und wussten, dass dies ihre Erfüllung ist. Ich war keine von diesen Frauen. Ich wollte Kinder, aber ich kann mir auch gut vorstellen, dass es andere Lebensmodelle gibt. Heute bin ich dankbar und glücklich über meine Kinder – aber wer sagt, dass mein Leben nicht auch reich und sinnvoll hätte sein können – ohne Kinder?

Ich denke, egoistisch sind die, deren Leben sich ausschließlich um sich selbst dreht. Die ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche ausschließlich über die der anderen stellen, deren Gedanken und Taten immer nur ICH-bestimmt sind.

Ich bin gespannt, was Du darüber meinst, was unsere Leserinnen dazu sagen.

So und jetzt gehe ich noch mal in mich, was ein drittes Kind angeht. Schließlich will ich ja auch in den Himmel 🙂

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14 comments

  1. Richtig Lena
    Ich gebe Lena recht. Ich finde auch, dass Egoismus nichts mit dem Fakt zu tun hat, ob man Kinder hat oder nicht. Die Wahl Kinder zu bekommen ist sowieso einer ehe moderne Entscheidung. Früher ist das halt „so passiert“ oder war Teil des Lebenszyklus.

    Außerdem frage ich, ob die Welt wirklich soviele mehr Menschen braucht 🙂 Wenn ein paar keine Kinder bekommen, ist das wirklich nicht schlimm. Ich finde Wahlfreiheit wichtiger.

  2. Kinder haben und egoistisch sein-kein Widerspruch
    Also, die Aussagen des Papstes muss man wohl nicht mehr kommentieren. Schade, dass die katholische Kirche, der ich auch angehöre, sich immer mehr ins Aus schießen muss….Zum Thema Egoismus: ich finde, man ist wie man ist. Auch Egoisten bekommen Kinder und werden dadurch keine besseren Menschen. Ebenso anders herum. Ich bin durch meine zwei Kinder eher egoistischer geworden, denn nach der Geburt von Nr.2 blieb mir nichts anderes übrig, um nicht völlig „aufgefressen“ zu werden….also es ist alles möglich!

  3. Kinder hätten wir gern gehabt…
    …aber es sollte nunmal nicht sein. Sind wir also egoistisch, weil uns Mutter Natur nicht dafür vorgesehen hat – weder meine Frau noch mich? Diese Version von „keine Kinder“ vermisse ich leider nicht nur in dieser Diskussion.

  4. Wen interessiert der Papst?
    Seid ihr denn katholisch?

    Und wen interessiert so ein alter Mann, der selber nichtmal Kinder hat/haben will?

  5. Der Grund für Kinder
    … ist für mich sehr wichtig. Sie aus gesellschaftlichen Zwängen zu bekommen finde ich falsch. Besser:
    „Die eigene Lebensfreude weitergeben und teilen zu wollen, ist der einzige legitime Grund Kinder zu bekommen.“
    Und den Kommentar von Sarahhe würde ich glatt liken, wenn es ginge 😉

  6. ehrlich gesagt,
    nehme ich das, was der Papst so von sich gibt- auch wenn Vieles ja fast schon revolutinär ist (jedenfalls für die katholische Kirche)- gar nicht wirklich für voll?! Leider ist aber eben so, dass es viele eben doch tun- insofern sind solche Dinge, wie: “ Klapsen ist vollkommen okay“ natürlich schon dramatisch!
    Im Bekannten und auch Freundeskreis, bzw. ehemaligen Freundeskreisen zeichnet sich allerdings schon der Trend ab, dass Kinder aus egoistischen Gründen entweder gar nicht erwünscht sind oder es bei einem bleibt, weil es ja alles so furchtbar anstrengend ist. Ein paar Jahre zurückstecken können und wollen viele nicht mehr!

  7. Ich habe Kinder, bin trotzdem egoistisch 🙂
    Mal ehrlich: kriegen wir Kinder, weil wir eine Verantwortung der Gesellschaft gegenüber empfinden? Weil wir den Drang verspüren, etwas gegen die Veralterung Deutschlands zu tun? Wohl kaum. Wir kriegen Kinder, weil wir uns etwas davon versprechen: ein erfüllteres Leben, trotz der ganzen finanziellen und zeitlichen Einbußen. Weil wir etwas bekommen, was wir unendlich lieben. Also ist das nicht auch egoistisch?!

  8. Sehe ich genauso
    Sehe ich auch so. Jeder sollte den richtigen Weg für sich finden und Sinn suchen in den Dingen, die für ihn Sinn machen. Bleibt nur zu hoffen, dass das mehr ist als Konsum und sich selbst … Bei manchen Menschen wundert man sich allerdings schon, warum sie sich für oder gegen Kinder entscheiden, ob das gar nicht zu ihnen zu passen scheint. Aber wer bin ich, um sie deswegen zu verurteilen?

  9. 3 Kinder
    Wieso 3 Kinder? Steht das in der Bibel oder auf welcher Basis wurde diese Zahl festgelegt?
    Wie sieht es mit dem Papst, seinen Kollegen Bischöfe, Mönche und Nonnen aus. Müssten die
    dann nicht auch?

  10. Nicht pauschalisieren
    Ich denke, man kann das nicht pauschalisieren. Natürlich gibt es Leute, die sich bewußt gegen Kinder entscheiden, weil sie sich durch Kinder in ihrer Freiheit eingeschränkt fühlen etc. Aber es gibt eben auch die anderen, die sich aus anderen Gründen gegen Kinder entscheiden und diejenigen, die einfach keine bekommen können. Von daher ist dieses „Kinderlose sind egoistisch“ so nicht richtig. In meinem Freundeskreis gibt es auch ein Paar, bei dem sie sagt, dass sie keine Kinder bekommen möchte, aber sie würde eins oder zwei adoptieren. Hierbei spielt eben das körperliche eine Rolle, aber auch die finanzielle Situation und das finde ich irgendwie auch verständlich.
    Ich würde gerne ein Kind bekommen. Aber nur eins. Ich bin selber Einzelkind und weiß wie schön das ist. Außerdem hat mein Freund bereits einen Sohn und uns beiden würde das so reichen. Mal sehen, ob und wann das klappt. Also, 3 werden es wohl eher nicht…;-)
    LG Stephi

  11. Dann komme ich eben nicht in den Himmel
    aber 3 Kinder? Never ever. Wer kann sich das den leisten – ich nicht: weder finanziell noch emotional noch zeitlich noch noch noch … ich bin dann wohl such eine Egoistin. Mir reichen meine 2 Kids

  12. Sehe ich ähnlich, nur…
    Sehe ich ähnlich – wer bin ich um die Kinderlosigkeit von anderen zu bewerten. Nur leider und ich spreche hier jetzt mal ausschließlich aus meinem Freundeskreis, sind diejenigen die sich vehement gegen Kinder aussprechen nun mal allesamt egoistischer Natur. Da geht es nicht darum, keine Kinder zu bekommen, um Zeit und Kapazität für das Engagement in andere wichtige Dinge zu haben, es fallen eher die Argumente a la Freiheit, Zeit für sich, Party machen, Reisen etc… Und das finde ich dann doch immer recht schade.
    Ich unterschreibe die Aussage des Papstes zwar nicht uneingeschränkt, jedoch muss ich zugeben, dass ich in meinem Umfeld das Gefühl habe Kinder werden eher als Belastung angesehen und da ich gerade schwanger bin, merke ich das auch an sehr vielen meiner Freunde, die dann auch mit Sprüchen um die Ecke kommen a la „Dann genieß die letzte Zeit noch, bald ist dein Leben ja vorbei“, oder „Wenn dein Kind wird, wie diese ungezogenen Schreihälse, dann haben wir ein Problem“…