Leserinnen-Frage: Muss man alleinerziehend anders erziehen?

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Liebe Stadt-Land-Mamas, mir geht seit dem Urlaub ein Thema durch den Kopf: Muss man alleinerziehend anders erziehen? Oder funktioniert Erziehung und Zusammenleben anders?
Meine Tochter ist drei und wir sind seit über einem Jahr nur noch zu zweit. Im Urlaub waren wir zu Besuch bei Freunden und dort habe ich gemerkt, wie anders eine 4-köpfige Familie tickt. Die Fronten Eltern – Kinder waren klar. Die Kinder machten zusammen alles viel schneller (Gruppenzwang?) und meine Tochter hat fast nie mit mir diskutiert.
Ich habe das Gefühl, dass sie uns beide zu Hause eher als Partner sieht. Am liebsten hätte sie das Sagen und nimmt Ansagen von mir nie hin. Sie hat immer das letzte Wort.
Als wir dort anderthalb Wochen bei der anderen Familie waren, nicht. Da hat sie auf mich gehört und mich nicht ständig in Frage gestellt. Vielleicht fiel es ihr dort leichter, sich einzuordnen. Oder sie hat sich weniger getraut aufzumucken. Auf jeden Fall hat sie sich noch nie so schnell angezogen, die Zähne geputzt etc. wie dort.
Nun meine Frage: Kennen andere Alleinerziehende das auch? Und falls ja, wie geht Ihr damit um?

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6 comments

  1. Partnertest ist auch Grenzensuche
    Wenn du das Gefühl hast, deine Tochter sieht dich und sich als gleichberechtigte Partner, dann würde ich das als Test nehmen. Sie versucht heruaszufinden, wo du ihr die Grenzen setzt. Bei den Freunden gab es andere Regeln, die sie bestimmt noch nicht alle kannte, deswegen war sie im Funktioniermodus, der sich garantiert aufgelöst hätte, wenn ihr dort eingezogen wäret. Wir sind zu Hause auch zu viert und überall anders funktionieren unsere kids erfahrungsgemäß super, denn getestet wird nur zu Hause. Und wie! Da wird dann mal wirklich jede Aussage in Frage gestellt, Normalität wird plötzlich diskutiert, Selbstverständlichkeiten sollen plötzlich belohnt werden usw usf. Gut so! Denn dann weiß ich, dass unsere Kinder sich zu Hause sicher und wohl fühlen und dass ich mit meiner Erziehung richtig liege, aber noch nicht fertig bin.

  2. Kenn ich aus meiner Kindheit
    Ich kann mich meiner Vorrednerin nur anschließen. Zwar habe ich nicht so extreme Erfahrungen gemacht wie sie und heute zu meiner Mutter ein sehr inniges Verhältnis, da ich nun, als Erwachsene, und selbst Mutter, viel besser nachvollziehen kann, warum sie sich so verhalten hat damals. Meine Eltern ließen sich scheiden, als ich 10 war, schon vorher gab es jede Menge Streit und seit langem getrennte Schlafzimmer. Ich fühlte mich stets zwischen den Stühlen und spürte die Verantwortung, zwischen den beiden Parteien zu vermitteln, schwer auf meinen Schultern. Nachdem die offizielle Scheidung durch war, nahm ich zwanzig Kilo zu und wurde ein unglücklicher Teenager, wie es im Buche steht.Ich fühlte mich ab da wie eine Komplizin meiner Mutter, und war, auch oft ungerechterweise und obwohl meine Mutter es nicht wirklich forcierte, gegen meinen Vater, obwohl er nicht den Trennungsgrund geliefert hatte und eigentlich gerne mit meiner Mutter zusammengeblieben wäre. Naja. Heute habe ich zwei Kinder und die Fronten sind bei uns auch klar. Kinder sind Kinder und die Eltern sind eine Einheit, und geben die Richtung vor. Trotzdem haben wir Trotz-Szenen. Ich wünsche und hoffe aber, dass meine Kinder unbelastet von diesen viel zu erwachsenen Gefühlen groß werden können. Das sollte das oberste Ziel sein.

  3. Perspektivwechsel!
    Liebe alleinerziehende Mama,
    ich ziehe meinen Sohn glücklicherweise mit seinem Vater gemeinsam groß. Dennoch kann dich Dir vielleicht eine andere Sicht auf die Dinge aufzeigen:
    Meine Mutter hat mich allein großgezogen. Immer mal wieder hatte sie einen Partner (mit dem wir dann auch immer gleich zusammen gezogen sind), bald war sie aber wieder mit mir allein (und wir sind wieder ausgezogen). Wir hatten meine ganze Kindheit und Jugendzeit ein sehr schwieriges, ambivalentes Verhältnis, das sich leider nie gebessert hat. Vor vier Jahren habe ich dann einen Schlussstrich gezogen und die Beziehung zu ihr auf Eis gelegt, aus folgenden Gründen:
    Ich konnte es ihr nie recht machen. Schon als Kind wurde ich behandelt wie eine Erwachsene. Mit mir wurde geredet, wie eine Frau es normalerweise mit ihrem Partner tut. Statt (wie meine Freunde von ihren Eltern) gebeten zu werden, den Müll rauszutragen, erwartete meine Mutter von mir, dass mir von alleine auffiel wann er voll ist und dass ich ihn dann unaufgefordert rausbringe. Statt mir einen Einkaufszettel hinzulegen und Geld, um einkaufen zu gehen, erwartete sie, dass ich von allein die Pfandflaschen eintüte, wegbringe und mit den fehlenden Nahrungsmitteln wieder nach Hause komme. Und das alles bereits im Grundschulalter!
    Darüber hinaus wurde von mir stets erwartet, dass ich ihr meine Dankbarkeit (ja, Demut) darüber entgegenbringe, dass sie „für mich“ ihren Beruf – der sich halbtags nicht praktizieren ließ – an den Nagel hängte.
    Im Nachhinein weiß ich, dass das alles Dinge waren, die eigentlich ein Partner tragen muss. Sie hat mich als Partnerersatz missbraucht (ein starkes Wort, aber leider die Wahrheit), ich musste ihre Verbitterung über ihre Rolle (er)tragen und konnte der natürlich nie gerecht werden. Sprüche wie „Musst du selber wissen“ auf Fragen ob ich bei einer Klassenkameradin übernachten darf, luden mir viel zu früh viel zu viel Verantwortung auf.
    Jetzt, da ich selbst Mutter bin, weiß ich dass man von seinem Kind keine Dankbarkeit erwarten darf. Das Kind wird von den Eltern versorgt, Punkt. Gleichberechtigung auf der Eltern-Kind-Ebene halte ich für ausgemachten Blödsinn.
    Meine Geschichte ist natürlich sehr extrem. Was ich Dir aber ans Herz legen möchte: Lass Dein Kind Kind sein und versuche weder, Mutter- und Vaterrolle in Deiner Position zu vereinen, noch das Kind (unbewusst) die die Rolle Deines Partners zu drängen. Ich kann mir schwer vorstellen, dass Deine Tochter Dich als Partner sieht, zumindest nicht aus eigener Motivation. Natürlich kenne ich Euch nicht und kann mir kein Urteil anmaßen. Aber Kinder spiegeln ihre Umwelt, von allein wird sie Dir diese Rolle nicht zugeschrieben haben. Versuch, Dich ohne Verbitterung in Deine Rolle als Alleinerziehende zu fügen, sprich offen und klar (aber nicht auf Augenhöhe!) mit Deinem Kind. Und lass es dabei unbedingt Kind sein.

  4. Generelle Sache
    Hallo,
    Ich glaube es ist eher eine generelle Sache. Ich verbringe viel mehr Zeit mit den Kindern als mein Mann. Ich bin dann halt auch ganz oft der Buhmann, der auch mal unangenehme Entscheidungen treffen muss oder was durchsetzen muss, das nicht die Zustimmung der Kinder findet. Kommt der Papa heim, ist er der Held, alle freuen sich etc.
    LG von Anni.

  5. Liebe alleinerziehende Mama,
    Liebe alleinerziehende Mama,
    auch wir sind eine vierköpfige Familie, 2 Kinder, 2 Erwachsene, und wenn wir bei befreundeten/verwandten Familien sind, läuft alles viel besser. Da wird sich zügig angezogen, am Tisch läuft (fast) alles reibungslos, einschlafen klappt super und so weiter. Größere Dramen gibt es auch schon mal, aber viel weniger als Zuhause. Unsere Theorie ist, dass in der Regel immer nur ein Kind gerade „Theater“ macht, und die anderen Kinder in der Zeit beobachten, sich über das Theater wundern (auch wenn sie kurz vorher selbst wegen einer aus unseren Sicht Nichtigkeit ein ähnliches Theater veranstaltet haben)und einfach mitlaufen. Ob es nun Gruppenzwang ist oder was auch immer, wir genießen es jedes Mal sehr!

  6. ja und nein
    ich bin seit 6 jahren alleinerziehend, davor auch mehr oder weniger. und um dich zu beruhigen: das „aufmucken“ kommt auch in anderen familien vor. zum teil ist das sicher eine charakterfrage, zum anderen sind kinder alleine immer anders als zu zweit.

    dazu kommt, dass mit 3 jahren eh die zeit anfängt, in der kinder sich in ihrer persönlichkeit merklich entwickeln und das auch zeigen. is das bei zusammenlebenden eltern anders? ich denke nicht.

    vielmehr ist es so, dass man ja quasi ununterbrochen die person ist, die alles abbekommt. ungefiltert. bei 2 eltern im haus, teilt sich das ja durchaus auf.

    aus erfahrung nach durchaus auch verzweifelten zeiten: versuch nicht, den anderen part zu ersetzen, das schafft man weder körperlich noch physisch und gleich garnicht in kinderaugen. wir haben einfach feste zeiten und strukturen entwickelt, die es für uns beide einfacher gemacht haben. wenn unnötig/ absichtlich gebummelt wird (bedenken, dass kids einfach auch länger brauchen als wir!) ging das bei uns von der lesezeit ab, damit trotzdem pünktlich nachtruhe war.

    eine zeitlang gabs auch bunte smilies für den tag (rot war für die stressigen, gelb okay, grün super) und für eine überschaubare anzahl (10gelbe oder 5 grüne) gabs ne überraschung – picknick am wochenende zu zweit, verkleiden,…