„Nie damit gerechnet“: Wie ich mich mit Kind noch einmal so richtig verliebte

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„Wollen wir morgen früh zusammen frühstücken gehen?“

Mein Herz klopft, als mich diese Nachricht vor vielen Wochen erreicht. Ich glaube ich habe mich verliebt.

Aber mal von vorne.

Ich bin Märry, die Mama vom Kalinchen, seit über zwei Jahren von ihrem Papa getrennt und ich suche die Liebe. Ich würde lügen wenn ich sagen würde, dass ich nicht aktiv gesucht habe. Immer wieder habe ich es aufgegeben und musste mit Rückschlägen leben und aus ihnen lernen.

Und dann war da dieser eine Klick. Ein Klick der mein Leben verändert hat, der mein Leben schöner macht und ein Klick, der mir die Liebe geschenkt hat. Eine Liebe, von der ich lange gedacht habe, dass ich sie nie wieder finden werde.

Wenn man ein Kind auf die Welt gebracht hat und sich mit einem Mann zusammen für dieses Kind entschieden hat, dann tut eine Trennung sehr weh. Sie zerpflückt dein Herz in viele Einzelteile, lässt dich ständig an dir zweifeln und tut verdammt weh. Oft saß ich nachts in meinem Bett und dachte, dass ich mich nie wieder verlieben kann. Ich begann mich selbst zu suchen, zu finden und mich mit mir auseinander zu setzen. Durch das Kalinchen bin ich eine andere Frau geworden, ich habe andere Ansprüche und bin bis zum heutigen Tag in der Schule meines Lebens.

Irgendwann kam der Tag, an dem ich wusste, dass ich wieder bereit bin. Bereit für die Liebe und bereit für neue Erfahrungen.

Auf Partys ermutigten mich alle, endlich mal wieder zu flirten. Ich brezelte mich auf, kaschierte meinen Mama-Körper und tanzte wieder bis in die Morgenstunden auf den Tanzflächen der Stadt. Natürlich waren da hübsche, nette und lustige Männer. 90% drehten sich aber nach einem „Ich bin übrigens Mama!“ um und ich sah sie nie wieder.

Ich begann, an mir zu zweifeln und versuchte mich mit dem Gedanken anzufreunden, für immer alleine zu bleiben. Immerhin hatte ich ja auch alles: ein gesundes Kind und ein chaotisches Drumherum. Als ich mal wieder nachts wach in meinem Bett lag, installierte ich mir eine Dating-App. Peinlich. Das ist mir sogar heute noch peinlich. Aber mal ehrlich, wo sollte ich denn bitte einen Mann mit meinen Ansprüchen kennen lernen?

Immerhin wollte ich keinen Studenten, denn ich bin ja ein wenig älter als meine Kommilitonen und auf den Kneipenabenden der Uni waren wenig potenzielle Flirtpartner. Ich mag euch gar nicht schreiben, wie viele Idioten in dieser Welt rumlaufen. Da waren Männer, die Dates absagten, um Fitnessgetränke pünktlich zu trinken. Welche, die es ekelig fanden, eine Mutter zu daten und welche, die ich schon nach dem ersten Satz löschen musste. Mehrfach löschte ich sämtliche Daten und auch die App.Und dann kam da dieser Tag.

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Mehr Schicksal geht wohl einfach nicht. Erst wenige Stunden vor diesem Klick hatte ich die App mal wieder installiert. Durch einen Zufall war HerrRaufuss genau an diesem Tag in meiner Stadt, obwohl er mehrere Hundert Kilometer von mir wegwohnt. Als das Match auf meinem Handy auftauchte, musste ich sehr grinsen. Optisch war und ist er genau mein Geschmack.

Eigentlich war uns beiden relativ schnell klar, dass das mit uns nichts werden würde. Sein Job, seine Wohnsituation, meine Wohnsituation und auch meine Lebenssituation passten einfach nicht zueinander. Doch schrieben wir Tag und Nacht, wir skypten, tauschten uns aus und kamen uns immer näher. Er hörte mir zu, war für mich da und irgendwas in mir gab mir das Gefühl: „Hier musst du dran bleiben.“ Das blieb ich und heute lachen wir über meine Dickköpfigkeit.

Als er extra für ein Frühstück mehrere Stunden unterwegs war, endlich ausstieg und mich anlächelte, war es um mich geschehen. Dieser erste Moment ist eine so schöne Erinnerung. Mein Bauch kribbelt gerade.

HerrRaufuss und ich haben uns verliebt. Ich liebe ihn jeden Tag mehr, nicht zuletzt dafür, dass er mit uns zwei Menschen aufeinmal gewonnen hat. Vom ersten Tag an ist das Kalinchen für ihn ebenso Bestandteil seines Lebens wie ich. Wir planen unsere Zukunft als Familie, als Patchworkfamilie. Denn auch der Papa vom Kalinchen ist enorm wichtig für ihn und uns. Wir reden viel über Möglichkeiten und unsere Zukunft. Eins ist uns aber jetzt schon klar: wir wollen eine gemeinsame Zukunft. Und das alles haben wir einem Klick zu verdanken.

Zum Weiterlesen: Märry bloggt unter "frau raufuss"

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5 comments

  1. Herr Raufuss
    Hallo Märry,
    mir ging es ähnlich wie Dir. Allerdings musste ich 6 Jahre auf die Neue Liebe warten an die ich nicht mehr geglaubt habe…Ein tolles Gefühl sich nochmal richtig zu verlieben und das diese Liebe auch erwidert wird! Ich kannte IHN schon aus der Schule von vor über 20 Jahren und ein Klassentreffen hat alles verändert…Wir haben jeder ein Kind (Junge und Mädchen) mit in die Beziehung gebracht. Mein Sohn ist regelrecht vernarrt in meinen Partner und mir geht dabei jedesmal das Herz ❤️ auf wenn ich die beiden zusammen sehe. Ich wünsche Euch nur das Beste für die Zukunft Märry!

  2. Irgendwann….wird alles gut! Siehste 🙂
    Meine liebe Märry… siehste!siehste!siehste! Irgendwann wird alles GUT.. und ich freu mich so für Dich, drück Dich feste und gib dem Herrn Raufuss ein high five und sage gut gemacht :)!!! Habt`s fein!

  3. von welcher App sprechen wir eigentlich? 🙂
    Hallo Märry, erst einmal danke für diese tolle Hoffnung machende Geschichte.
    Ich suche auch, allein mit Kind, nach dem MANN…und mache genau wie du de Erfahrung, dass soooo viele Idioten da draussen umherrennen…leider.
    Von welcher App sprichst du da eigentlich??? 🙂
    Liebe Grüße

  4. „Aber es muss nicht so sein.“
    „Aber es muss nicht so sein.“ Ich erinnere mich noch genau, als ich in uns (den Krümel und mich) gekringelt auf der roten Couch in einer Wohnung saß, die in den letzten Wochen bedrückender wurde, als je ein Ort zuvor. Es waren die Worte des Vaters meines Kindes, der davon sprach, dass man doch die Ausnahme der Regel sein könne und sich im Vergleich zu all den anderen Beispielen da draußen nicht zu verändern hätte.
    Und da saßen also wir (der Krümel und ich – hochschwanger), zwei Meter von ihm entfernt und doch mit einer größeren Distanz als mir lieb war. Noch einmal versuchte ich ihm zu erklären, dass es einen eben nicht nicht verändern könne, wenn da ein Herz unter dem eigenen schlägt, wenn man mit jeder Bewegung spürt, dass es da jemanden gibt, der später von dir abhängig sein wird. Davon, wie du dem Krümel die Welt erklärst, aber auch von deiner Liebe.

    Und es hatte mich auch schon soweit verändert, dass ich glaubte, jenen Menschen, der zwei Meter von uns weg saß, nicht mehr richtig zu kennen. Ich erfüllte seine Voraussetzungen einer unkomplizierten Schwangeren, weil ich ihm gegenüber keinen Druck aufbauen und nicht „krank-schwanger“ sein würde. Aber er ignorierte Gespräche und gab mir keine emotionale, physische und psychische Nähe mehr. Er sextexte mit Unbekannt. Sprach davon, dass man eine Beziehung nicht nach dem Druck von Außen zu definieren hätte und von einem Harem. Er sprach davon, während ich ihm sagte, dass das nicht ginge, nicht so war, wie ich es brauchte, es für mich und den Zwerg nicht richtig war. Und ungehört blieb.

    Wir entfernten uns also still und leise; während wir hier – nur wenige Meter entfernt – auf dem Sofa saßen. Trudelten immer weiter von ihm weg und ich konnte es mir noch immer nicht eingestehen.

    Bis ich dann bei der Geburt merkte, dass er nicht jene Person war, die ich bei mir haben wollte. Dass jene Person noch unbekannterweise irgendwo zuhause saß und Kaffee trank. Sich gerade vielleicht eben kein Kind vorstellen könnte, und sich mal lieber auf den perfekten Golfschlag oder ähnliches konzentrieren würde.

    Dass der Vater meines Kindes zwar der Vater meines Kindes war und als solcher für den Krümel selbiger sein würde, aber nicht für mich, war aber ein Fakt. Es schwebte wie ein Damokles Schwert über mir. Ich raffte im Krankenhaus meinen Mut zusammen und schickte ihn weg. Wohl auch, weil er mir noch keine einzige Minute mit dem Krümel gelassen hatte, obwohl er zuvor auf alle Arten distanziert war. Ich weinte. Er auch.

    Er gab mir die Schuld. Stempelte mich als verrückt ab. Fühlte sich verraten, ausgenutzt und verkauft.

    Und ging.

    Doch der Mensch, der ging, war nicht jener, den ich kennengelernt hatte. Und ich auch längst nicht mehr. Ich hatte mich geändert und schlussendlich hatte das Krümelchen mir Kraft geschenkt. Weil er von mir Nähe und liebe brauchte. Weil er keine Kompromisse einging und sich mit weniger zufrieden gab.

    „Ich habe ein Kind“ ja, die Macht dieser vier Worte ist überraschend. Manche fragen „immer?“, und wollen sicher gehen, ob es nicht doch ein zweites ich geben würde, das losgelöst von dem Kind existiert. Aber auch wenn sich mein Leben nicht nur um den Krümel dreht, so kann ich nicht nicht Mutter sein.

    Und ich will auch den Krümel nicht verschweigen. Ich warte ja noch immer darauf, jenen kennen zu lernen, der da damals seinen Kaffee trank, weil wir uns noch nicht kannten.

    Dass er im Moment nur einen Klick oder Fingerwisch entfernt ist, wage ich zu bezweifeln. Zu oft habe ich es auf Anraten von Bekannten und Freundinnen gewagt und dann aufgrund irgendwelcher Vertreter die Augen in den Höhlen verdrehen müssen und die Apps oder Profile gelöscht.

    Aber wie heißt es so schön, man sei dann bereit für eine neue Liebe, wenn man sie gar nicht mehr sucht.
    Aber streicht bei mir mal lieber das „neue“. 😉

  5. löschen und wieder installieren
    Hallo Märry. Vielen Dank, dass du dein Glück mit uns teilst. Ich bin in der gleichen Situation, wie du zuvor und kenne dieses unangenehme Gefühl, das einen beschleicht, wenn man diese App wieder installiert. Ich habe schon 100 mal aufgegeben und wieder neuen Mut gefasst. Aber deine Geschichte macht wirklich Mut ind stärkt ein bisschen die Hoffnung auf Licht am Ende des Tunnels:) danke.