Ich bin 43, mein Mann 63 – über unsere Liebe mit großem Altersunterschied

Altersunterschied

Foto: Pixabay

Ihr Lieben, es ist so schön, dass wir immer wieder mal eure Lovestories erzählen dürfen. Unsere Leserin Britta ist 20 Jahre jünger als ihr Mann, das ist schon ein großer Altersunterschied. Als sie ihn kennen lernte, lebte er gerade in Trennung, hatte aber bereits zwei Kinder und wollte nicht mehr heiraten oder noch mehr Kinder.

Heute sind die beiden verheiratet, haben einen neunjährigen Sohn und kriegen das Patchwork-Leben ganz toll hin. Von all dem erzählt Britta hier im Interview.

Liebe Britta, Dein Mann und Du habt einen Altersunterschied von 20 Jahren. Kannst du dich noch erinnern, ob dich das am Anfang abgeschreckt hat?

Es war nur kurz komisch. Mein Mann ist „jung geblieben“, deshalb sind diese vielleicht abschreckenden Gedanken schnell verflogen. Und ich hatte mich auch wirklich schwer in meinen Mann verliebt und wusste, dass ist der Mann meines Lebens!

Doch bevor ich die Beziehung eingegangen bin, habe ich wichtige Lebensfragen für mich geklärt. So wollte mein Mann nicht noch einmal heiraten und keine Kinder mehr bekommen – dass es anders kam ist total schön, war aber zu Beginn unserer Beziehung keine Option.

Nun stellte ich mir die Frage, kann ich das? Will ich wirklich nie heiraten und keine eigenen Kinder haben? Doch die Liebe war (und ist sie immer noch) so groß, dass ich mich darauf eingelassen und diesen Teil der Lebensplanung damals fürs Erste abgehakt hatte. 

Ich fragte mich auch, was wohl ist, wenn mein Mann wirklich richtig alt ist und Hilfe bzw. Pflege im Alter braucht. Doch auch diese Frage habe ich mir mit „das werden wir schon schaffen“ beantwortet, sicherlich mit der rosaroten Brille, aber Jahre später denke ich immer noch so. In die Zukunft geblickt ist es schon ein Brett, denn wenn ich vermutlich in Rente gehe, ist mein Mann 85. Da musste ich schon mal drüber nachdenken. Aber das was uns verbindet ist stärker als alle Bedenken, Fragezeichen und laute Fragen im Kopf. 

Wie, wo und wann habt ihr euch verliebt?

Wir waren Kollegen in einem Betrieb mit ca. 500 Mitarbeiter*innen. Damals war ich Mitte 20 und mein Mann Mitte 40.

Er fiel mir schon früh auf – ich ihm wohl auch . Da er aber verheiratet war und 2 Kinder hat, war das überhaupt keine Option für mich. Sicherlich haben wir mal geflirtet, aber mehr war von meiner Seite aus keine Option. Eines Tages war meine Computermouse defekt, der PC zickte rum und wer war mein Techniker für diese Probleme? Mein jetziger Mann. Damals war ich 28 Jahre und er 48 Jahre alt. 

Nach diesem Termin schrieben wir uns immer öfter und irgendwann fragte er nach einem Date. Das Date habe ich mit einem Korb und ziemlich direkten Worten u.a. „Du bist verheiratet und hast 2 Kinder und ich bin keine Frau für eine Affäre oder eine Frau, die sich in eine Ehe drängt“ sehr deutlich abgelehnt. 

Wie hat er darauf reagiert?

Nach kurzem Schweigen und eine gefühlte halbe Ewigkeit später schrieb er mir, dass es richtig sei, dass er auf dem Papier noch verheiratet ist, er aber bereits zu Hause ausgezogen ist und sich von seiner Frau getrennt hat. Dies würde er aber nicht so an die große Glocke hängen, deshalb sei es wohl über den Flurfunk noch nicht bei mir angekommen. Spätestens jetzt flogen alle Schmetterlinge in meinem Bauch – und einem Date stand nichts mehr im Wege. 

Gab es von außen auch mal blöde Kommentare zu dem großen Altersunterschied?

Ja, sicherlich. Aber mein Mann hat mehr blöde Kommentare gehört als ich. Mir waren die blöden Kommentare egal, weil meine rosarote Brille riesig war. 

Dein Mann hat schon zwei Kinder aus der ersten Ehe, beide nicht sooooo viel jünger als du. War das seltsam für sie und dich?

Die eine von den beiden ist 10 Jahre jünger als ich und die andere 12 Jahre. Irgendwie war es nur kurz komisch. Ich habe schnell meine Rolle gefunden und die war auf keinen Fall die der typischen Stiefmutter. Ich war eher eine Freundin, auf Augenhöhe.

Die Mädels wussten von Anfang an, dass ich ihnen ihren Papa nicht weg nehmen werde, sondern sie mich eher als Ergänzung im ihrem Familienleben sehen konnten. Ich habe mich vor allem in den ersten Jahren meist in die zweite Reihe gestellt, die Kinder hatten immer oberste Priorität.

So hat mein Mann z.B. die ersten Jahre Weihnachten bei seinen Kindern zu Hause verbracht oder beim Abi-Ball sind sie als Familie mit der Mutter der Mädels und ohne mich gegangen. Sicher wäre ich gerne dabei gewesen, aber mir war es immer wichtiger, wie es für die Kinder und seine erste Frau am Besten sein würde.Die beiden wussten und wissen, dass ich immer für sie da bin, aber nichts muss, jedoch alles kann!

Gibt es Momente, wo du spürst, dass du deutlich jünger als dein Mann bist?

Ja, wenn wir z.B. über „Früher“ reden. Zwischen uns liegt einfach ja auch eine ganze Generation und wir haben die Kindheit und Jugend so unterschiedlich erlebt. Das fängt bei der Musik an, geht über typische Fernsehsendungen aus unserer Kindheit und hört bei der Prägung durch die Gesellschaft auf. 

Manchmal spüre ich es auch beim Stil z.B. im Bezug auf Kleidung. Aber das kommt nicht so oft vor und stellt überhaupt kein Problem dar. Sportlich ist er einfach viel fitter als ich, da komme ich mir manchmal eher älter vor. 🙂

Welche Gemeinsamkeiten habt ihr und wo tickt ihr total unterschiedlich?

Wir lieben das gemeinsame Familienleben. Auch mit der erweiterten Familie. Wir feiern gerne, sind gerne Gastgeber und treffen uns auch gerne mit Freunden. Und wir sind beides Genussmenschen in vielen unterschiedlichen Bereichen. 

Vor unserem Sohn haben wir beide gemeinsam viel Sport zusammen gemacht. So war eins unserer Hobbys an Triathlon-Wettkämpfen teilzunehmen. 

Heute ist es eher kuscheln auf dem Sofa und Tatort gucken. Wir beide brauchen viel Harmonie und Wärme in der Beziehung und Familie. Wenn es hart auf hart kommt, kann jeder auf uns zählen. 

Hast du manchmal Bammel vor der Zeit, wenn dein Mann wirklich „alt“ ist, vielleicht Pflege benötigt und du noch im Leben stehst?

Eigentlich nicht. Ich wusste ja von Anfang an, dass das auf mich zukommen kann. Ich glaube, dass ich das irgendwie wuppen werde und es gibt ja auch Hilfen, die ich in Anspruch nehmen kann. Mehr Bammel habe ich davor, dass mein Mann viel zu früh verstirbt. 

Ihr habt einen neunjährigen Sohn, findet er seinen Papa „alt“?

Nein, auf keinen Fall! Papa ist der COOLSTE. Er ist an unserem Sohn auch sehr nahe dran und genießt die Zeit jetzt ganz anders als mit seinen Töchtern vor 30 Jahren. Sicherlich auch gelassener und zusätzlich nicht mehr mit dem Fokus, er muss beruflich weiter kommen, damit der Unterhalt der Familie gesichert ist. Er kann einfach jetzt andere Prioritäten setzen. Das ist schon ein großer Vorteil in unserem Familienleben.

Da mein Mann noch so fit ist, kann er locker mit den „jungen“ Papas mithalten. Hier werden stundenlang Bälle gekickt oder in den Korb geworfen, hier wird getobt bis beide total platt sind, sich gegen Mama verbündet, die tollsten Bilder gemalt, Geschichten erfunden und Quatsch geredet… Eins sei gesagt, wenn die beiden zusammen hängen, dann bin ich in der Regel raus.

Du bist 43 Jahre alt und bald zweifache „Oma“ – erzähl mal, wie das geht und wie du generell euer Patchwork-Leben findest. 

Die große 34-jährige Tochter meines Mannes ist seit einigen Jahren verheiratet. Die erste „Enkeltochter“ ist jetzt 2,5 Jahre alt. Das zweite Kind kommt im Mai. 

Es ist schön so früh „Oma“ zu sein. Ich liebe das Leben mit Kindern und mein Mann und ich hätten, wenn die Umstände es zugelassen hätten, sicher mehr als nur ein Kind. Und so kommt durch die große Tochter nun schon der zweite kleine Erdenbürger in der Familie dazu – so sind mit den ganzen Nichten, Neffen und dem Enkelkind im Alter von 2,5 bis 16 Jahren viele vor allem kleine wusselige Wiesel in unserem Leben, die es so bereichern, noch bunter und fröhlicher machen. Wir können das aber auch so richtig genießen.

Dennoch stelle ich mich bei der Enkeltochter hier auch mal in die zweite Reihe, denn es gibt zwei „richtige“ Omas und die haben einfach zu Recht die erste Reihe besetzt.   

Unser Patchwork-Leben ist wunderbar und mit viel Liebe. Jeder hat seine Rolle gefunden und gerne angenommen. Ob nun unser Sohn als kleiner Bruder und großer Onkel, oder ich als ein Teil in der „alten“ Familie meines Mannes, oder die Mädels u.a. als ganz große (und übrigens mega coole) Schwestern. Unser Motto ist „Gemeinsam und nicht allein, auf Augenhöhe“. Jeden zu achten und ihn so anzunehmen wie er ist und die Rolle die er übernommen hat zu schätzen. 

Und noch zum Schluss: Warum ist dein Mann genau der richtige für dich?   

Ich habe immer zu meiner Freundin gesagt: „Er ist mein Mister Big!“  Alle aus der Generation „Sex in the City“ wissen was ich meine. 😉 Nur sterben darf er auf keinen Fall so früh wie Mister Big!!!

Und weil er mich einfach so liebt, wie ich bin.

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