Über Vertrauen und Dankbarkeit

4.1

Liebe Lisa, manchmal, wenn meine Tochter in ihrem Bett nicht einschlafen kann, krabbelt sie in unseres. Elternbetten scheinen, auch wenn wir gar nicht darin liegen, etwas Beruhigendes zu haben. Denn egal, wie aufgekratzt meine Tochter vorher war, wie viele Fragen in ihrem Kopf herum spukten, wie oft sie eigentlich noch Pipi musste und Durst hatte – wenn sie unter meine Decke schlüpft, ist Ruhe.

Später, wenn ich schlafen gehen will, stehe ich oft vor meinem Bett und gucke sie an. Fünf Jahre ist sie nun in meinem Leben – warum verfliegen die Wochen gerade so? Wann wurde aus dem Mini-Baby dieses coole Mädchen? Und wann hören Kinder auf, zu ihren Eltern ins Bett zu kommen – und wie kann man das verhindern?

Irgendwann nehme ich mein Mädchen hoch, ihr Kopf legt sich auf meine Schulter. Sie grunzt kurz verschlafen, öffnet jedoch nicht die Augen. Ich trage sie schlafend über den Flur in ihr Zimmer, die Bettdecke liegt aufgeschlagen auf dem Bett. Ich lege sie hinein und decke sie zu. Sie dreht sich zu Wand, ich schleiche hinaus und schließe die Tür.

Wenn mich jemand fragen würde, was Vertrauen ist, würde ich diese Szene beschreiben. Stell Dir nur vor, jemand würde Dich nachts aus dem Bett heben und in ein anderes Zimmer tragen. Natürlich würdest Du aufwachen. Warum nicht die Kinder? Spüren Sie einfach, dass wir sie beschützen wollen? Wissen Sie, dass wir ihnen niemals absichtlich weh tun würden? Vertrauen sie uns einfach grenzenlos, weil wir sie täglich gefüttert, gewickelt, gewärmt  – ja, am Leben gehalten haben? Haben wir deshalb nun diesen riesen Vertrauens-Bonus?

Wenn ich dann zurück in mein Zimmer gehe und mich unter die Bettdecke kuschel, die noch ganz warm ist, bin ich einfach nur glücklich. Wir sind gesund, wir sind zusammen, wir haben es warm und sicher.

Ja, wenn mich jemand fragen würde, wie ich Dankbarkeit beschreiben würde, wäre das wohl diese Szene.  

 

 

Foto: pip / photocase.de

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2 comments

  1. Liebe Katharina, mir geht es
    Liebe Katharina, mir geht es genauso das ist einfach wunderschön geschrieben. Liebe und dankbare Grüße Sabrina