Unfeministisch! Warum ich das Wort „Beauty“ nicht leiden kann

beauty

Liebe Katharina, ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber in meinem Leben gibt es Reizwörter, bei denen es mich schüttelt. Eines dieser Reizwörter ist das Wort „Beauty“. Wie das schon aussieht! Wie sich das schon anhört bijutiii, gruselig. Sieht doch hässlich aus, oder? Und dabei sollte es doch für etwas Schönes stehen! Für Schönheit! Das tut es für mich aber nicht und das hat folgende Gründe.

Das Wort Beauty wird nie-niemals für Männer benutzt! Ich finde aber: Es gibt auch schöne Männer! Warum sollte ich das Wort als gut finden?  Das Wort wird vor allem in Frauenzeitschriften benutzt, da gibt es eigene Beauty-Kategorien, eigene Beauty-Redakteure. Und worum geht es dabei? Nicht um Schönheit, sondern um Verkleidung! Um Dinge, mit denen wir Frauen (NICHT die Männer) uns aufhübschen sollen, wir sollen uns bemalen und einparfümieren, weil wir ohne Beautyprodukte ja gar nicht beauty sind.

Boah, da bin ich dann lieber nicht-beauty. Das heißt nicht, dass ich mich nie schminke. Das nicht. Ich mach das gern. Aber ich möchte darauf nicht reduziert werden, ich möchte das nicht zu meinem Lebensthema machen und irgendwie fühle ich mich in dieser Hinsicht sogar angegriffen vom Wort Beauty (soll ich es nochmal schreiben? Beauztybauetybeauty, seht ihr die Rechtschreibfehler? Man kann das Wort nicht einmal vernünftig aufschreiben ohne nachzudenken oder die falschen Tasten zu treffen).

Das Unwort Beauty ist für mich ein Plastikwort, eine nichtssagende Worthülle ohne Tiefgang. Ich denke an Plastikfingernägel, an Gesichtsmasken und für Gesichtsmasken hab ich keine Zeit und will ich auch keine Zeit haben, denn ich mag es tiefer.

Ich mag den Gedanken, dass Schönheit von innen kommt. Dass jeder schön sein kann, der etwas Schönes ausstrahlt – auch ohne Industrie-Produkte. Ich mag es nicht, wenn Frauen als Barbiepuppen betrachtet werden.

Das Wort Beauty ist mir viel zu unselbstbewusst, zu unemanzipiert, zu ungleichberechtigt, zu oberflächlich, zu sehr auf Äußerlichkeiten reduziert. Beauty, dazu gehört ja nicht nur Schminke, dazu gehören ja auch Accessoires (noch so ein Wort, das niemand ohne Nachdenken tippen kann), schicke Klamotte, rote Lippen.

Ach ja. Ich will einfach mehr als rote Lippen. Ich will Schönheit, keine Beauty. Mein Wort zum Wochenende.

 

Foto: pixabay

09d443e3fdbe467887e414aabcf5b8f3

Du magst vielleicht auch


4 comments

  1. Hm. Jeder nach seiner Façon?
    Liebe Lisa, ich stimme dir zu, dass Wort kein schönes ist. Ich mag es auch nicht. Das gilt aber für viele Anglizismen. Inhaltlich finde, dass es eine wesentliche Errungenschaft der Emanzipation ist, dass man nicht in Schubladen passen muss. Wir sollten uns also auch gegenseitig nicht in solche stecken. Ich fürchte, es sind Frauen, die andere Frauen als „Barbie-Puppen“ oder „Modepüppchen“ abqualifizieren, wenn ihnen das Make-up nicht gefällt. (Das hast du gar nicht gemacht, schon klar!) Was mir missfällt, ist der Druck, den Zeitschriften und andere Medien ausüben: ihr müsst erfolgreich und schlank sein, toll aussehen, lange Haare haben und eine Kanone im Bett sein. Aber das würde ich nicht auf „Beauty“ reduzieren. Das ist ein allgemeines Phänomen, unter dem besonders Mütter leiden. Davon müssen wir uns frei machen. Von den „Ansprüchen“ von außen. Ich muss nicht schön sein, aber trotzdem genieße ich „Beauty-Produkte“, auch wenn ich sie nicht so nennen würde. Ich habe zwei Kinder, arbeite Vollzeit als Professorin an einer männerdominierten Fakultät und denke nicht im Traum dran, mich anders anzuziehen oder zu schminken, als ich das für richtig halte. Das ist doch meine Freiheit! Die Schubladenzeiten, als man unförmige Hosenanzüge, flache Schuhe und kurze Haare haben „musste“, um in der Wissenschaft ernst genommen zu werden, sind vorbei. Ich kann hohe Schuhe und rote Lippen haben und trotzdem schlau sein. Wenn die Kinder abends im Bett sind, hocke ich mich gern ins Bad, mache eine Gesichtsmaske und eine Haarkur, lackiere mir die Fußnägel, schmiere mir Creme auf jeden Zentimeter Haut und genieße es, dass ich mal 20 Minuten für mich habe. Das ist nicht schlechter als Fernsehen. Auf Dienstreise gehe ich in jeden Laden der Kosmetik-Ketten in Flughäfen oder Bahnhöfen und kaufe Kram, der mich vermutlich nicht schöner macht, mir aber Freude macht. Wer Plastiknägel mag: auch gut. Wer Make-up total doof findet: fein! Kurze Haare, lange Haare, gefärbte, blondierte: egal! Jede wie sie mag, oder? Danke, dass Du mich zum Nachdenken gebracht hast! Liebe Grüße!

  2. Du hast recht. Das Wort
    Du hast recht. Das Wort Beauty find ich auch irgendwie doof und auch dass nie Männer damit assoziiert werden.
    Was ich allerdings auch blöd finde, diese, in meinen Augen sehr deutsche Überzeugung, dass Frau sich nicht so viele Gedanken um ihr Aussehen machen darf, wenn sie Tiefgang haben will. Oder andersrum: Intelligente Frauen mit einer spannenden Meinung haben keine „Zeit“ sich um solche „Mädchenthemen“ zu kümmern. Ich sage: Beides geht. Ich liebe, liebe, liebe Schminke, Cremes, Öle, Nagellack, etc. Und halte mich trotzdem für feministisch und erwachsen. Warum geht nie beides?
    DAS ist doch eigentlich unfeministisch, oder nicht?;-)

    1. In Klischeefalle getappt
      Da hast du vollkommen recht! Der Beitrag entstand aus einer sehr subjektiven Stimmung heraus – und da hab ich tatsächlich nicht alle Fakten berücksichtigt! Danke für den Hinweis