Eineiige Zwillinge: Mit welchen Tricks sie uns später einmal veräppeln werden

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Mein Mann hielt mir am Morgen einmal einen Zeitungsartikel vor die Nase. „Zwillinge unter Terrorverdacht“, stand da. „Was haben unsere Jungs denn nun schon wieder angestellt?“, fragte er dazu. Und nein, unsere beiden Söhne sind erst acht, sie stehen natürlich nicht unter Terrorverdacht – es sei denn, man bezieht es auf die Ordnung in ihren Zimmern. Aber ja, wenn wir mal weiterdenken: Unsere Zwillinge sind eineiig, viele Menschen haben Schwierigkeiten, sie auseinanderzuhalten. Ihnen steht die Welt offen – und zwar nicht nur die legale Variante.

Die Betrügereien begannen ja bereits mit dem ersten Ultraschall! Nichts ahnend wartete ich darauf, dass mir nun mein zweites Kind gezeigt werden würde – und dann schwamm da auch noch ein drittes herum! Sie haben mich doch tatsächlich um eine Schwangerschaft betrogen, die beiden Schlawiner. Um eine Schwangerschaft, um eine Geburt. Und um die Eins-zu-Eins-Beziehung zwischen Mutter und Kind. Nun, die wäre womöglich eh nicht so intensiv ausgefallen, weil wir schon eine Tochter hatten, aber dennoch: Hintereinander war der Plan, nicht gleichzeitig. Und ich brauche wahrscheinlich nicht zu erwähnen, dass der jeweilige Zwilling die Bezugsperson Nummer Eins für den anderen ist – und ich als Mama erst an zweiter Stelle komme.   

Aber das war wohl erst der Anfang. Wenn wir mal weiterdenken, werden ihnen als eineiige Zwillinge noch viel mehr Betrügereien möglich sein, als uns lieb sind. Zum Beispiel in der Schule: Wer hätte sich nicht mal einen Klon gewünscht, wenn es in der Mathearbeit um fiese Kurvendiskussionen ging? Wer weiß, vielleicht ist ja einer unserer Zwillinge ein Zahlen-Ass und der andere eher ein Künstler – und sie könnten sich so gegenseitig unterstützen… Sie gehen schon jetzt in unterschiedliche Schulklassen, sie könnten also heimlich den jeweils anderen schicken, wenn mal wieder eine Mathearbeit oder eine Kreativ-Präsentation ansteht. Einzig die winzigen Leberflecke am Fuß würden sie verraten, denn die sind unterschiedlich. Aber wer schaut da schon nach?! Und vor allem: Wer weiß dann, wem welcher Fuß gehört?

Sie könnten sich auch beim Fußball heimlich auswechseln, wenn der andere nicht mehr kann. ie Mnnschaftskameraden ruft eh immer beide Namen, wenn sie einen meinen, weil es im gleichen roten Trikot selbst für uns Eltern manchmal schwierig ist, spontan zu sagen, wer wer ist. Auf den Spielerpässen ähneln sich die Fotos der beiden eben auch so sehr, dass niemand Lunte riechen würde.

Sie könnten auch in Liebesdingen kooperieren und den Mutigeren vorschicken, wenn der Schüchterne mit seiner Freundin Schluss machen will. DAS wäre dann aber doch wirklich fies… Hier geht es schließlich um Gefühle! Anders beim Autofahren.

Sollte später einmal einer seinen Führerschein verlieren, könnte er einfach mit dem des Bruders weiter fahren. So ein Zwillings-Dasein kann also wirklich Vorteile haben, wenn man mal so darüber nachdenkt! Auch ein verlorener Reisepass vor einem lang ersehnten Urlaub könnte durch den Zwillingspass ersetzt werden, wie praktisch! Zumindest, so lange sie nicht gemeinsam verreisen wollen…

Es geht aber auch noch härter! Selbst eine Karriere als Schwerverbrecher steht ihnen offen, wie wir 2009 erfuhren, als unsere Zwillinge gerade einmal ein Jahr alt waren. In dem Jahr gab es einen spektakulären Einbruch in das Luxus-Kaufhaus KaDeWe in Berlin. Die Täter: Eineiige Zwillinge. Das Problem: Die DNA-Spuren der beiden. Diese sind bei eineiigen Zwillingen in einem üblichen kriminalistischen Routineverfahren nicht voneinander zu unterscheiden. Sprich: Die Zwillinge könnten jeweils nur wegen Beihilfe zum Verbrechen verurteilt werden. Und schließlich könnten sie sich auch bei den Sozialstunden gegenseitig „vertreten“… In der Vorbereitung auf einen solchen Coup müssten sie trotzdem vorsichtig sein: Die Fingerabdrücke nämlich unterscheiden sich auch bei eineiigen Zwillingen! Wäre ja sonst auch viel zu einfach alles.

Noch weiter gedacht, könnten sie auch ihre Vaterschaft leugnen, wenn eine Frau von ihnen schwanger geworden sein sollte. Niemand wird so schnell feststellen können, welcher der beiden nun der Vater des Kindes ist. Wer muss also Unterhalt zahlen? Doch wohl nicht ich, hm? Oder müssten sie dann halbe-halbe machen?

Und dabei hatte doch alles so lustig begonnen! Die Witze begannen mit dem Tag, an dem wir verkündeten, dass unsere anderthalbjährige Tochter gleich zwei Geschwister bekommen würde. Zwillinge! Waaas? Wir konnten es ja selbst kaum glauben.

„Ha, zwei auf einen Schlag.“

„Zwei Fliegen mit einer Klappe.“

„Praktisch, dann seid Ihr direkt mit der Familienplanung durch!“

„Hey, Ihr Schnäppchenjäger, zwei zum Preis von einem, oder was?“

Wir bekamen auch eine Tüte „Nimm 2“-Bonbons geschenkt. Eine Anspielung. Selbstredend. Wir lachten mit, wir waren aufgeputscht von der Überraschung. Dann weinten wir auch ein bisschen, weil wir uns fragten, wie das alles werden würde, ob wir das schaffen könnten. Schließlich malte unsere Große eine dicke Mama mit zwei Minis im Bauch. Zu süß, sie freute sich! Und dann traten die beiden im Bauch von innen in zwei verschiedene Richtungen. Unsere Babys!

Wie das wohl werden würde mir ihnen, wo ich doch schon im Schwangerschaftsyoga Probleme hatte, wenn wir „zu unserem Kind atmen sollten“ und ich mich fragte „zu welchem Kind denn jetzt?“ Auf jeden Fall würde es lustig werden, wenn alles schon so lustig begann. Und wir sponnen die wildesten Zwillingsfantasien und spinnen sie noch heute, wie man an unserem Ausflug in die potentiell-kriminelle Zukunft unserer Jungs unschwer erkennen kann.

Frauen und Juweliere nehmt Euch also in Acht vor unseren Jungs…  Und vor uns Eltern, die sich diese ganzen lustigen Gedanken leisten. Und die sich insgeheim freuen darüber, dass sie um eine Schwangerschaft und eine Geburt betrogen wurden… um gleich zwei tolle Jungs auf ihrem Weg begleiten zu dürfen. Für Überraschungen sorgen sie jedenfalls schon seit dem ersten Ultraschall. Und jeden Tag aufs Neue.

 

Dieser Beitrag erschien ursprünglich als Kolumne der Zeitschrift Eltern.

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2 comments

  1. kurze Frage
    Hallo,

    das stimmt, da können die Zwei wirklich einen veräppeln haha
    Eine Frage: Können Eltern von Zwillingen die kids von anfang unterscheiden? Oder gibt es da doch kleine Hilfestellungen bezüglich armband o.ä.? Das hab ich mich schon immer gefragt.

    Liebe grüße

    1. Zwillinge
      Liebe Alexandra, tatsächlich haben wir aus Sicherheitsgründen den beiden ihre Namens-Armbänder in den ersten sechs Wochen am Handgelenk gelassen. Aber irgendwann unterscheidet man sie an der Stimme, an der Mimik – und später auch an unterschiedlichen Leberflecken. Wirklich schwierig ist es, auf alten Fotos zu erkennen, wer wer ist. Da hört man keine Stimme und sieht keine Gesichtsregungen. Da wir sie aber nie gleich gekleidet haben, kann man meist anhand der Klamotten feststellen, wer wer ist. Der eine hatte zum Beispiel hellblaue, der andere dunkelblaue Schuhe. Hilft das erstmal?