Wenn Kinder den Kontakt abbrechen – Interview mit einer „verlassenen“ Mutter

heart 742712 1280
Was, wenn das eigene Kind von heute auf morgen keinen Kontakt mehr mit den Eltern will? Wenn es nicht mehr auf Anrufe reagiert, nicht auf Mails, nicht auf Briefe? Was, wenn es keine Aussprache gibt, sondern nur Schweigen? Was für viele Eltern unvorstellbar klingt, hat Rosi Prömper erlebt – sie hat seit 7 Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrem Sohn. In der Selbsthilfegruppe für "Verlassene Eltern" hilft sie anderen Eltern in dieser Situation. Wir durften sie zu diesem schwierigen Thema interviewen: 
 
Sie leiten eine Selbsthilfegruppe für Eltern, deren Kinder den Kontakt abgebrochen haben. In einem Zeitungsinterview haben Sie mal gesagt, es seien keine Fälle, in den die Kinder misshandelt oder vernachlässigt wurden und deshalb keinen Kontakt mehr wünschen. Was für Fälle sind es dann?
 
Wir kommen aus allen Gesellschafts-und Bildungsschichten. Einige haben wenig Geld, andere auch mehr oder viel. 
 
Aus Ihrer Erfahrung heraus: Was sind die häufigsten Gründe für einen Bruch zwischen Eltern und Kind?
 
Es ist ja so, dass in fast allen unseren Fällen die Kinder den Kontakt von jetzt auf gleich abgebrochen haben, ohne jegliche Begründung. Eine Mutter bekam eine Email mit der Bemerkung: "Du passt nicht mehr in meinen Lebensraum".
 
Sie selbst haben ebenfalls keinen Kontakt mehr zu ihrem Sohn. Erinnern Sie sich an die letzte Begegnung? Wie und wo war das und gab es im Nachhinein Anzeichen?
 
Die letzte Begegnungen mit meinem Sohn war 2010, vorher hatten wir 7 Jahre keinen Kontakt. Er stand einfach vor der Tür, meinte, er wolle mal sehen, wie es mir geht. Nach einer wirklich harmonischen Woche fuhr er nach Hause, umarmte mich und meinte, er liebe mich, er sei ein Idiot

und er würde sich jetzt regelmässig melden. Leider war es das aber dann wieder- bis heute. 

Sie kennen den Grund für den Kontaktbabbruch nicht – macht es das noch schwerer als es ohnehin schon ist, weil man keine Antworten bekommt?

Ja, das ist schwerer. Würde man einen Grund genannt bekommen, könnte man dazu Stellung nehmen. Und aufklären, dass vielleicht alles nur ein Missverständnis war. Manchmal sagt man ja mal was, was man gar nicht so meint oder was falsch aufgenommen wird. 

Wie leiden betroffene Eltern unter der Situation?

Jede Mutter oder Vater leidet anders unter der Situation, manche körperlich, manche psychisch. Bei mir geht das Ganze seit 20 Jahren so, habe also bereits einen gewissen Abstand.  Generell gibt es einfach kein Patentrezept, wie man mit dieser Situation umgehen könnte.

Mit welchen Verurteilungen der Gesellschaft müssen diese Eltern auch leider rechnen?
 
Es heißt natürlich immer schnell: "Irgendwas Schlimmes muss die Mutter ja gemacht haben, dass das Kind den Kontakt abbricht." Dass auch Kinder ihren Teil zu dieser Situation beigetragen haben, wird gerne vergessen. Mütter geraten dann schnell ins Abseits, Mütter sollen ja perfekt sein, alles verstehen, alles verzeihen. Ich denke: "Warum eigentlich? Anderen Menschen würde man es ja auch nicht zugestehen, dass man so behandelt wird – warum darf das eigene Kind das automatisch?" 
 
Wie oft werden Sie von betroffenen Eltern kontaktiert?
 
Im Schnitt einmal wöchentlich. Nach Medienberichten stand mein Telefon kaum still. Betroffene Mütter rufen auch an, um einfach nur mal zu reden.
 
Warum  ist das Thema immer noch ein Tabu-Thema?
 
Weil ein Kontaktabbruch zwischen Mutter und Kind nicht in das Bild der perfekten Mutterschaft passt, das die Gesellschaft gerne hat. Und Betroffene reden auch nicht gerne darüber, weil sie Schuldgefühle haben. 
 
Wenn mein Kind sich abwendet – welche ersten Schritte raten Sie den Eltern? 
 
Ich rate immer, sich auf sich selbst zu konzentrieren. Ich weiß es klingt übel, aber ein Leben ist auch ohne Kind möglich. 
 
Und was sollte man in der Situation vermeiden?
 
Das kann man nicht pauschal sagen. Manche Mütter suchen weiterhin den Kontakt, versuchen es per Mail, Brief, Telefon. Manche warten ab. Da muss man auf sein Beuchgefühl hören. 

 

Hören Sie auch ab und zu von Happy Ends, wo sich der Kontakt doch wieder einstellt?

Ja, es gab in der Gruppe einige Mütter, deren Kinder wieder den Kontakt aufgenommen haben. Zum Beispiel, wenn der Sohn oder die Tochter sich vom Partner getrennt hatte oder wenn ein besonderer Geburtstag anstand. 

Haben Sie die Hoffnung auf ein Happy End aufgegeben?

Ja, ich habe aufgegeben. Aber viele andere Mütter hoffen weiter. 

 

Foto: Pixabay

2360828c53ce4fc295682a2a1eaf4907

Du magst vielleicht auch


17 comments

  1. Zum Thema
    Also ich habe bis zum heutigen Tag Probleme die Welt oder mich selbst zu verstehen und kein Selbstbewusstsein entwickeln können und mache extrem viel falsch im zwischenmenschlichen Bereich weil ich solange ich zurückdenken kann in erster Linie durch meine Mutter von der Familie ausgegrenzt und in Sündenbockfunktion für alle stand. Ich wusste nicht einmal was genau ich falsch gemacht habe wenn ich geschlagen oder gedemütigt wurde. Denn es wurde nicht wirklich kommuniziert bei uns. Vorwürfe und Schuldzuweisungen und Abwertungen von mir waren die Tagesordnung. Hatte mich ungeliebt und mir selbst überlassen gefühlt. Diese Probleme und das Problem anderen wirklich zu vertrauen oder adäquat zu kommunizieren und zu verstehen habe ich bis heute. Verstehe jetzt, dass die Tatsache, dass meine Eltern im Krieg aufwuchsen und Ihnen keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt werden konnte damals mit diesen Dingen zusammen hängt. Sie haben nie darüber gesprochen was sie erlebt oder gesehen haben. Im Gegenteil, da sie sich selbst mit dem Vergleich anderen ging es noch viel schlechter ihr eigenes leiden verdrängt haben oder schön geredet haben um klar zu kommen war zumindest mir nicht klar, dass es anders war, denn ich glaubte was sie sagten. Ich verstehe heute, dass sie keine Liebe wie man sie sich wünscht geben könnten. Vor ein paar Jahren noch als ich nach dem warum fragte und alles ansprach würde ich verteufelt nicht nur von der Familie auch von der Verwandtschaft. Da war man dann einfach nur überempfindlich und wehleidig. Fakt ist ich habe meine ganze Kindheit wahnsinnig gelitten, auch in der Jugend und bis heute. Die Tatsache, dass ich durch das ansprechen erst Recht keine Beziehung aufbauen konnte sondern im Gegenteil alles noch mehr eskalierte und ich völlig am Ende war bewog mich dann auch irgendwann den Kontakt abzubrechen um mich selbst zu finden, Selbstwertgefühl aufzubauen und evtl doch irgendwie mit dem Leben glücklich zu werden. Nach einem halben Jahr nahm Verwandtschaft den Kontakt zu mir auf weil meine Mutter nicht mehr schlafen konnte und litt. Wieviel Jahre ich nicht schlafen konnte wegen des Konflikts lassen wir mal außer Acht. Da es mir in der trennungszeit auch sehr schlecht ging wegen des ungelösten Konflikts nahm ich die Möglichkeit war. Das Verhältnis hat sich gebessert. Trotzdem habe ich durch das lösen wollen jegliches Ansehen bzw. Würde verloren, denn alle die davon mitbekamen betrachten mich als undankbare und das schlechte Kind. Wiederum das Wirken meiner Mutter. Denn sie macht es wie eh und je das sie erzählt wie sehr sie mit einem Kind wie mir bestraft wurde. Tja was soll ich sagen für mich finde ich keine Wege mehr in ein glückliches Leben weil ich durch das vernachlässigen und prügeln und emotionale Kälte so extrem Defizite entwickelt habe die sich leider nicht mehr aufholen lassen als erwachsener. Mein Gefühl für mich selbst ist schlecht zu sein und eine Belastung für andere darzustellen. Eigentlich quäle ich mich von Tag zu Tag. Auch wenn ich verstehen kann wie alles mit dem Krieg zusammenhängt werde ich wohl nie ein echtes Selbstbewusstsein und Lebensfreude entwickeln können. Dafür ging das zu lange und ich habe mich völlig verloren und verstehe die Welt ohnehin nicht mehr. Soviel zu den leidenden Eltern. Die Kinder leiden auch und wohl schon viel länger. Mit Selbstgerechtigkeit löst man keine Konflikte und darf auch nicht erwarten, dass sich das Kind für die Eltern opfert, damit es Ihnen insofern noch gut geht das die Scheinwelt steht man das Kind zwingt die Rolle des bösen Kindes vor ihren Augen ein Leben lang zu erfüllen damit sie sich wohl fühlen. Komplette Selbstaufgabe ist viel verlangt. Ich weiß noch wie ich als Kind um die Liebe geworben habe nur war egal was ich tat alles nichts wert. Warum ich diese Rolle bekam weiß ich bis heute nicht, denn meine Geschwister wurden völlig anders behandelt.
    Soviel zu den Trauernden Eltern. Ob es da immer um liebe geht oder nur darum Schuldgefühle nicht haben zu wollen weiß ich ehrlich gesagt nicht.

  2. Funkstille zu beiden Töchtern
    Zu meiner jüngsten Tochter und meinem einzigen Enkelkind hatte ich ca. 3 Jahre keinen Kontakt. Seit ca. einem Jahr entsteht eine leise Annäherung. Meine älteste Tochter brach den Kontakt zu mir vor über 5 Jahren ohne Kommentar bzw. Aussprache ab. Sie schrieb mir zu meinem Geburtstag eine nicht gerade nette Karte (nach 5 Jahren). Darin schrieb sie, sie bräuchte noch Zeit, um den Kotakt zu mir wieder aufzunehmen, könne jedoch weder vergessen noch vergeben. Ich schickte ihr eine liebe Geburtstagskarte zu ihrem Geburtstag. Keine Antwort. Die Antwort erhielt ich von meiner Mutter: „Deine Tochter hat sich sehr über deine Geburtstagsgrüße gefreut.“ Warum kann sie es mir nicht selbst sagen? Ich schrieb vor 3 Jahren unter Pseudonym das Buch: „Die Zuckerwattegesellschaft“. Es war eine schwere Zeit für mich, damit fertig zu werden, dass beide Töchter sich aus meinem Leben – ohne Vorwarnung und ohne Streit – entfernt hatten. Es gab keine Antworten auf meine Briefe, Mails und Telefonate. Mittlerweile kenne ich viele Eltern oder ehemalige Alleinerziehende, die ein ähnliches Schicksal mit ihren mittlerweile erwachsenen Kindern erfahren mussten. Es handelt sich dabei um Personen, die besonders aufmerksam und liebevoll mit ihren Kinder umgegangen waren, ihnen Werte vermitteln wollten und ihnen all ihre Liebe gaben. Sie verstehen die Welt nicht mehr. Wir sollten tatsächlich unser „eigenes Leben“ führen und es akzeptieren, dass unsere Kinder den Weg ohne uns gehen wollen.

  3. Ich habe den Kontakt zu meinen
    Eltern abgebrochen. Dafür gibt es Gründen. Meine Eltern können das bis jetzt nicht begreifen, weil es nicht ihre Vorstellungen passt. Ich glaube nicht, dass sie in Gesprächen mit anderen zugeben, welche Gründe dafür vorliegen.
    Es gibt sicherlich Fälle, wo Eltern ahnungslos sind und bleiben. Das ist schlimm für sie.

  4. Ich bin selbst nicht in der
    Ich bin selbst nicht in der Situation, aber mein Mann sieht seine Eltern seit nunmehr 8 Jahren nicht mehr. Ich bleibe in Kontakt mit ihnen wegen unserer Kinder, was meinem Mann ermöglicht, zumindest darüber informiert zu sein, wie es ihnen geht. Ich stimme mit Flora zu 100 % überein: Gründe gibt es immer und wenn beide (!) Seiten kommunizieren, kann es eigentlich nur dazu führen, dass der Kontakt wieder hergestellt wird, zumindest ist das meine Meinung.

  5. Kontaktabbruch aus guten Gründen
    Ein schwieriges Thema, wobei die Interviewantworten teilweise etwas merkwürdig klingen. Eine liebevolle Mutter, die eine halbwegs normale Beziehung zu ihrem Kind pflegt, wird nach einer kürzeren oder längeren Kontaktpause immer beginnen, sich um ihr Kind zu bemühen und heraus zu finden, welche die Gründe für die Stille sind. In einer normalen Beziehung finden sich dann zwei erwachsene Menschen zusammen, führen ein langes offenes Gespräch und klären das, oder suchen sich Hilfe bei einem Mediator. Sich nach einem Kontaktabbruch jedoch „auf sich selbst“ zu konzentrieren und so gar nichts zu unternehmen und dann das Kind aus dem Leben streichen – ganz ehrlich, solange wir hier nicht über Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen reden – ist das mehr als unnormal und sollte allen Beteiligten zu denken geben. Kein Kind trennt sich einfach mal so von seinen Eltern, dafür gibt es immer einen Grund.
    Dass sich nun die Eltern auf ihrer Ahnungslosigkeit und Opferrolle ausruhen, tja, ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es auch für die Kinder solcher Eltern in keinster Weise gesellschaftlich anerkannt wird, den Kontakt zu den eigenen Eltern abzubrechen, dass muss man auch regelmäßig erklären und wird unter Rechtfertigungsdruck gesetzt. Ein guter Kontakt zwischen Kindern und Eltern ist keine Einbahnstraße, da sind alle in der Verantwortung, sich gut umeinander zu kümmern. Und kein Kind „schuldet“ den Eltern seine Existenz und muss dann aus fragwürdigen Gründen der Dankbarkeit immer dasjenige sein, welches Beziehungsarbeit leisten muss.

    1. Wenn es so einfach wäre…
      Leider ist nicht immer alles nur schwarz oder weiß. Wir haben selbst den Fall, dass mein Bruder den Kontakt abgebrochen hat. Wir waren früher eine tolle Familie. Leider kommt seine Frau mit ein paar Dingen nicht klar und wollte sich zurück ziehen. Daraus wurde (trotz emails und Briefen und auch persönlicher Ansprache) dann eine komplette Barrikade, am meisten leiden meine Eltern darunter, dass sie ihren Enkel nicht mehr sehen dürfen. Sie waren ein Herz und eine Seele. Wir dürfen ihn alle nicht mehr ansprechen, das wurde uns ‚verboten‘. Meine Mutter hat es mittlerweile auch akzeptiert, weil sie sonst daran zugrunde gegangen wäre. Mein Vater wurde depressiv. Es ist sehr leicht so etwas zu schreiben. Nicht immer ist es so leicht, wieder einzuwenden, was ausgerenkt ist…

      1. Einfach wäre schön gewesen
        Hallo Stef, über Ihren persönlichen Fall habe ich auch nicht geschrieben, ich kenne weder Sie noch Ihre Familiengeschichte. Vielmehr kommentierte ich das Interview, welches mich sehr an meine eigene Geschichte erinnert, denn ich habe selbst den Kontakt zu meiner Mutter beendet. Für mich war dies ein sehr schwerer Weg, den ich weder im Affekt noch aus Rachegelüsten oder anderen niederen Beweggründen eingeschlagen habe, sondern aus der schieren Notwendigkeit heraus, meine emotionale Gesundheit zu bewahren. Insofern tut mir Ihre Leidensgeschichte sehr leid, sie hat aber mit meinem Kommentar nichts zu tun.

        1. Kommentar
          Das einzige was ich zu meinen Eltern sagen kann ist, dass ich inzwischen weiß das wohl kriegstraumata bei Ihnen vorliegen. Das wusste ich als Kind nicht. Es gab nie eine echte emotionale Bindung wie ich es mir gewünscht hätte. Habe lange gelitten mich schlecht ungeliebt und minderwertig gefühlt denn das waren die Botschaften meiner Eltern an mich durch die ganze Kindheit. Ich fühle mich heute noch minderwertig und unglücklich. Heute kenne ich zwar irgendwie die Ursachen nur einen Zugang zu meinen Eltern finde ich nicht. Sie erzählen auch nichts über ihre Gefühle und Erlebnisse wenn ich das mache werde ich als selbstmitleidiger Jammerlappen hingestellt. Es ist wie es ist man wurde mit Nahrung versorgt aber nicht mit Liebe und Verständnis und dem Gefühl vertrauen zu dürfen und geborgen zu sein als Kind. Sie könnten es nicht weil sie das selbst nicht erfahren haben und schlimmes erlebt haben. Nur wenn man nie darüber redet und sich verstehen kann wird man auch nie ein wirkliches Verhältnis zueinander entwickeln.
          Hatte meine Eltern auch mal verlassen weil ich wahnsinnig darunter gelitten habe und mein eigenes Leben und Lebensglück finden wollte. Habe ich auch dann nicht denn der Konflikt bleibt ein Leben lang wenn er nicht gelöst wird. Unabhängig davon ob man Kontakt hat oder nicht.

      2. Ich bin „so eine Frau“
        Ich bin „so eine Frau“, die „mit einigen Dingen nicht klar kam“ – genau wie mein Freund, der deshalb den Kontakt zu seiner Familie abgebrochen hat. Es stecken oft schwierige Geschichten mit vielen Verletzungen und in unserem Fall auch gemeinen Beleidigungen dahinter. Das Bewusstsein dafür ist nur leider oft sehr verschieden. Meine Schwiegereltern haben mich nie akzeptiert und haben versucht, meinem Freund vorzuschreiben, wie er sein Leben zu führen hat. Wir haben das sehr lange ertragen, versucht zu reden, alles verständlich zu machen. Am Ende ging es nicht mehr und wir mussten unsere kleine Familie und unseren Seelenfrieden retten.

        Meine Schwiegerfamilie versteht die Welt nicht mehr, sieht sich als Opfer und ist auch der Meinung, dass früher doch alles so toll war. Aus Erzählungen meines Mannes weiß ich, dass früher auch vieles schwierig war. Aber oft tut es weh, sich damit auseinanderzusetzen und sich Fehler einzugestehen. Vielleicht ist die Schwiegerfamilie einfach noch nicht so weit.

        Unterm Strich denke ich, dass es immer schwierig ist, solche Themen nur aus einem Blickwinkel zu thematisieren. Eigentlich müssten immer alle Beteiligten zu Wort kommen, weil die Wahrnehmung eben oft sehr verzehrt ist.

        1. und genau das…
          … wäre dann vermutlich der Anfang vom Ende der Konflikte/Abgrenzungen, denn das ginge in Richtung Mediation und in sehr vielen solcher Fälle könnte eine sehr gute mediation bestimmt viel bewirken. Doch wer macht sowas schon? Beide Seiten müssten sich darauf einlassen.

    2. So ist es
      ihre Antwort trifft den Punkt haargenau. Gerade auch das gesellschaftliche Urteil. Seitens meiner Tante habe ich gestern noch einen Kommentar zu dieser Thematik gehört. Es sind dann furchtbare Kinder die so etwas machen und man kann froh sein wenn man ein solches Kind mit so einem Charakter nicht hat, selbst wenn das Kind geht ist es noch bei den heulenden Eltern das böse Kind das Ihnen das Leben verleidet so bekommen Sie Anteilnahme von der Umwelt. Die Leiden des Kindes interessieren nicht das ist dann einfach Charakter. Fakt ist die Eltern haben dem Kind diese Rolle früh gegeben und sind nicht bereit damit aufzuhören auch nicht wenn das Kind gegangen ist. Sowas kann nicht mit der Haltung gelöst werden. Kinder die Eltern verlassen leiden genauso oder oft viel mehr und haben in der Regel alles mögliche versucht um den Konflikt anzusprechen bevor sie gegangen sind. Mit elterlicher Selbstgerechtigkeit sind verletzte Seelen nicht zu heilen.

  6. Mehr Information zur Vorgeschichte
    Ein Thema, das wirklich zu Herzen geht und ratlos macht. Sowas hat keine liebende Mutter verdient, finde ich. Allerdings würde mich schon interessieren, welche Beziehung und Erlebnisse Mutter und Sohn all die Jahre zuvor hatten. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass solch ein Kontaktabbruch einfach so aus dem Nichts kommt. Da muss es doch irgendwelche unausgesprochenen Dinge, (Kommunikations-)Probleme oder vielleicht Veränderungen im Leben oder der Persönlichkeit des Sohnes gegeben haben?