Über eine missglückte Kitaeingewöhnung – Interview mit Nadine

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Liebe Nadine, erzähl doch erstmal, wer alles zu Deiner Familie gehört!

Zu meiner Familie gehören mein Mann, mein erster Sohn (3,5 Jahre), der seit Geburt auf einem Ohr taub ist, mein zweiter Sohn (8 Monate), unsere Katze und ich.

Wie war bisher die Betreuungssituation?

Unser großer Sohn geht seit seit September 17 in eine heilpadagogische Tageseinrichtung, das ist eine Einrichtung für Kinder mit mehr Förderbedarf. 

Nun hast Du diesen Betreuungsplatz gekündigt. Warum?

Die Eingewöhnung lief mehr als schief. Ich bin selbst gelernte Kinderpflegerin, kenne mich also etwas aus. Ich habe darauf bestanden, dass die Eingewöhnung so abläuft, wie in jeder normalen Kita auch. Also dass das Kind jeden Tag ein bisschen länger bleibt. Allerdings war es so, dass ich nie dabei sein durfte.

Vor vier Wochen habe ich nun gekündigt. Mein Sohn hatte sich total verändert, ich erkannte ihn an manchen Tagen kaum wieder. Er hat schlechter geschlafen, wurde aggressiv. Außerdem war er ständig krank. Wenn er dann ein paar Tage zu Hause war, merkte ich, wie etwas von ihm "abfiel" und er wieder zu dem Kind wurde, das ich kannte.

Wie lange hast Du überlegt, ob Du den Platz kündigst?

Ich hatte bereits nach den ersten zwei Tagen so eine Wut im Bauch, dass die Erzieher die Eingewöhnung so hart durchziehen wollten. Da habe ich schon zu meinem Mann gesagt: Wenn das so weiter geht, nehme ich das Kind wieder raus. 

Aber man will ja dann auch nicht hysterisch sein und alle anderen meinten, dass das schon wird. Und tatsächlich sah es dann eine Weile so aus, als ob mein Sohn gerne dort hingeht. Doch dann fing er an, sich zu verändern. Im Dezember dann wurden die Gedanken zur Kündigung konkret.

Hast Du mal mit den Erziehern über Deine Beobachtungen und Sorgen gesprochen?

Ja, aber sie sind nicht auf mich eingegangen. Als Eltern hat man dort auch nicht viele Möglichkeiten, sich einzubringen, es gibt zum Beispiel nicht mal einen Elternbeirat. Auf mich macht die Einrichtung heute irgendwie einen kalten, abgeschotteten Eindruck. 

Und wie hat sich Dein Sohn über die Stimmung geäußert?

Er sagte, dass dort viel geschimpft wird.

Du hast gekündigt, aber Dein Sohn muss immer noch in die Einrichtung. Warum lässt Du ihn nicht einfach zu Haus?

Ja, es sieht so aus, als müsse er noch bis Ende März dorthin. Zuerst muss geregelt werden, welches Kind ihm nachfolgt. Ein Platz in einer heilpadagogische Tageseinrichtung wird vom Bezirk finanziert. Würde ich mein Kind unentschuldigt rausnehmen, muss ich 130 Euro pro Tag Ausfall zahlen. Der Bezirk zahlt den Platz nämlich nur, wenn das Kind da ist oder von einem Arzt krank geschrieben wird.

Weisst Du schon, wie es weitergehen wird?

Ich möchte meinen Sohn wieder zu Hause betreuen, ihm eine Auszeit gönnen. Im September beginnen wir dann in einer anderen Einrichtung neu. 

Was möchtest Du Eltern sagen, die ein ähnlich ungutes Gefühl mit der Betreeung ihres Kindes haben?

Dass es ganz egal ist, was alle anderen sagen. Man sollte nur auf sein Bauchgefühl achten und darauf, wie das Kind sich verhält. Ich bin froh, dass ich das durch diese Situation gelernt habe. Wer – wenn nicht ich – gibt meinem Kind eine Stimme?

 

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3 comments

  1. Gute Entscheidung
    Ich finde es gut, dass ihr euren Sohn aus der Einrichtung raus genommen habt!
    Ich wünsche euch ganz viel Glück in der neuen Kita 🙂

  2. Meldepflicht
    Liebe Autorin, bitte melde doch deine Erfahrungen mit der kita beim Jugendamt. Denn nicht nur dein Kind leidete dort, auch andere Kinder werden ev. geschimpft. Alles Gute

  3. wie traurig
    Es ist wirklich traurig, dass es so schief gegangen ist und es dem kleinen Jungen in der Einrichtung schlecht ging. Danke, dass ihr die Geschichte mit uns geteilt habt.