Wann genau ist Rum-Pöbeln eigentlich so normal geworden?

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Letzten Samstag stieg ich mittags in mein Auto, um einen Großeinkauf zu machen. Die Sonne schien, es war Wochenende und ich hatte wirklich gute Laune. Die Einfahrt zu dem Supermarkt liegt momentan genau neben einer Baustelle, so dass man nur schwer sehen kann, ob jemand entgegen kommt. 

Und so war es dann auch. Ich fuhr in die Einfahrt – ein Auto kam mir entgegen. Ich hob die Hand, um sich zu entschulidigen, legte den Rückwärtsgang ein und stieß zurück. Der Mann in dem Auto fuhr weiter und als wir auf gleicher Höhe waren, fuchtelte er wie wild herum, zeigte mir den Vogel und schüttelte ausladend den Kopf. 

Nochmal fürs Protokoll – Ja, ich habe einen kleinen Fehler gemacht, mich dafür sofort entschuldigt und bin ausgewichen. Das Ganze dauerte wahrscheinlich keine 20 Sekunden. Und dennoch fühlte sich der Mann hinter dem Steuer unglaublich provoziert und gestört. Er verhielt sich mir gegenüber so ekelhaft, dass ich es zunächst gar nicht glauben konnte. 

Natürlich – ich weiß nicht, wie der Tag des Mannes bisher lief und ob er vom Einkaufen irgendwo dringend hin musste. Und hätte ich ihn zum Beispiel zugeparkt und er hätte wegen mir 10 Minuten warten müssen – ich hätte verstanden, dass er sauer ist. Aber wegen dieser Lapalie und dieser minimalen Verzögerung so einen Aufstand zu machen?

Ganz gererell fällt mir auf, dass Freundlichkeit und auch Nachsicht bei manchen Menschen irgendwie unmodern geworden sind. Es wird gepöbelt, was das Zeug hält. 

Im Internet müssen sich Bloggerkollegen anhören, ihre Kinder sähen missgebildet aus. Gut, im Internet scheint ja Vielen die gute Erziehung komplett abhanden gekommen zu sein – durch die Anonymität kann man eben prima seinen eigenen Frust woanders abladen…

Aber auch im normalen Alltag fällt mir oft auf, wie ungehalten Menschen reagieren. Im Auto wird geflucht, gehupt, gepöbelt. Als würde das irgendwas bringen, außer schlechte Laune. 

Neulich am Gemüsestand beobachtete ich, wie eine Frau einer anderen Frau versehentlich auf den Fuß stieg. Sie entschuldigte sich sofort und wurde angeblafft: "Haben Sie keine Augen im Kopf, Herrgott? Passen Sie doch auf!" 

Als ich neulich mit dem Bus fuhr, kam eine Mutter mit Kinderwagen nicht schnell genug aus der Tür. Der Busfahrer kreischte durch den gesamten Bus, er habe nicht den ganzen Tag Zeit, bis sie mit ihren Plagen endlich ausgestiegen sei. 

Im Supermarkt wurde ein Mann einer Kassierein gegenüber richtig frech, weil er meinte, das Produkt sei im Angebot und sie habe den falschen Preis berechnet. Sein Tonfall war dermaßen aggressiv, dass ich dachte, ich höre nicht richtig. 

Ich weiß nicht, ob das so ein Berlin-Ding ist. Dass das Gepöbel als Berliner Schnauze abgetan wird – oder ob das auch in anderen Städten so ist. Ich meine damit nicht, dass man sich alles gefallen lassen soll oder es schlucken soll, wenn man ungerecht behandelt wird. 

Aber geht es nicht einfach auch um den Ton, wie man etwas sagt? Warum können so wenige Leute abwägen, ob ihre heftige Reaktion wirklich angemessen ist für das, was gerade passiert ist?

Manchmal bekomme ich auch mit, dass manche Menschen richtig stolz erzählen, wie sie irgendjemand zusammen gefaltet haben, dass der "so klein mit Hut" war. Ich frage mich: Ist das wirklich erstrebenswert, dass sich jemand wegen mir richtig mies fühlt?

Klar ärgere ich mich auch manchmal, mir geht es manchmal auch zu langsam, irgendwas klappt nicht so, wie ich wollte. Aber ganz ehrlich – meist sind das doch absolute Kleinigkeiten. Und in den allerallerwenigsten Fällen passierte das absichtlich. 

Ich wünsche mir etwas mehr Weichheit, mehr Nachsicht. Einfach mal ein: "Ist nicht so schlimm." Mir geht das total auf den Keks, dass Pöbeln irgendwie salonfähig geworden ist. Ich will das nicht, nicht für mich, nicht für die Kids, nicht für Euch. Deshalb: Einfach mal durchatmen, wenn man sich geärgert hat. Das Leben ist zu schön für Pöbeleien. 

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6 comments

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  2. Es sind aber oft auch die
    Es sind aber oft auch die älteren Leute, die einem anpöpeln.
    Denen ist die Welt zu schnell geworden!
    Letztens an der Theke hat sich ein akter Herr ein großes
    Stück Käse geben lassen es wurde eingepackt und er hatte schon fast bezahlt, als ihm auffiel, dass sein Bus gerade gekommen war. Also hat er alles stehen und liegen gelassen um noch den Bus zu bekommen (den er verpasste)
    Ich erkundigte mich bei der Verkäuferin. Die meinte das sei schon fast normal.
    Auch,dass die älteren Menschen keinerlei Respekt mehr für andere haben.
    Gerade die sagen doch immer die Jugend hätte keinen Respekt mehr.
    Ich ich ich.
    Und in unserer Gesellschaft, in der es kaum noch Junge Menschen gibt, muss die Jugend kämpfen um Anerkannt zu werden.
    Das sieht man alleine schon daran, was Jungen Menschen für ein Einstiegsgehalt bekommen…

  3. Immer wieder
    Ich schreibe aus Mitteldeutschland und auch hier passiert so etwas immer wieder. Gerade auf Arbeit ist es oft so, dass wir viel aushalten müssen. Doch unsere Cheffin kündigt ganz üblen Pöblern, die beleidigend werden in letzter Zeit immer wieder die Geschäftsverbindung. Anstand muss sein, niemand muss jemanden beleidigen, auch nicht, wenn er ärgerlich ist! Mein Sohn sagte mal, als uns ein älterer Herrvöllig grundlos anpöbelte, ob er so verärgert sei, weil er alt ist und bald stirbt? Kindermund! Aber es gibt auch viele liebenswerte Menschen, die helfen im ÖPNV, oder Busfahrer, die mich mit Gipshand bemitleidet und mit anfahren gewartet haben, bis ich saß, weil ich mich ja so schlecht halten konnte. Nur leider bleiben einem unangenehme Erlebnisse so viel länger im Gedächnis…

  4. Berlin-Ding
    Hallo zusammen,

    dieser Text spricht mir so aus dem Herzen.

    Aber das ist weder mit „Berliner Schnauze“ noch mit „Ruhrpott-Charme“(aus der Ecke schreibe ich) zu entschuldigen.

    Mich erschreckt es tagtäglich, während meiner Arbeit mit Kindern, wie 6-10 jährige
    untereinander, mit ihren Familien, sowie fremden Erwachsenen umgehen.
    Da fallen Äußerungen, Schimpfwörter der untersten Kategorie, da bin ich fassungslos !

    Und das alles wie selbstverständlich !
    Die Antwort eines Kindes, auf eine Ansprache meinerseits, war Letztens : „Da kann ich nix für, dass bin ich so gewohnt. “

    Ich habe die betreffenden Kinder gestern mal mit ihrem eigenen gesammelten Werken konfrontiert.
    Die Blicke, diese Worte aus meinem Mund zu hören, waren Gold wert.

    Die Bedeutung der Worte für sie ? Völlig nebensächlich ! Ist einfach cool…

    Ich hoffe, dass wir alle es schaffen uns nicht auf diese Ebene herab zu lassen und das uns durch Vorleben und ein bißchen Glück die Kehrtwende zu einem freundlichen Miteinander wieder gelingt 🙂

  5. Pöbeln
    Guten Morgen,

    Mir fällt das auch sehr doll auf dass die Menschen ob Mann oder Frau z.T.sehr aggressiv sind. Es sind hier ehr die agieren Rentner, die ich meine sie sind unhöflich laut und bekommen die Welt um sich herum nicht mit.
    Ich erlebe das ganz oft in den Öffis ( Bus u Bahn) kein Verständnis für Mütter mit kleinen Kindern und Kinderwagen… da möchte ich manchmal aus der Haut fahren und sagen: Hey Alter du warst auch mal klein und Jung erinnere dich mal!
    Meine SchwiegerMa (64J.)hat mal gesagt: Ärgere dich nicht in Solchen Situationen, die haben von ihren Eltern keine Liebe bekommen und wurden nicht in den Arm genommen.

    Und letztens erst mein Azubi (23J.) nach einer Pöbelattacke: Sei froh du hast disen Menschen nur 2 Minuten erlebt und der muss sein ganzes Leben mit sich klar kommen.

    In diesem Sinne bleibt aufrichtig und zuvorkommend gibt Karmapunkte…

    Liebe Grüße Susa

  6. Pöbeleien
    Hallo, ich habe auch das Empfinden, dass Menschen immer schneller wegen Nichtigkeiten aus der Haut fahren. Vor ungefähr 10 Jahren, hatte ich in einem Nachbarort an einer Kreuzung ein unschönes Erlebnis. Auch heute fällt es mir immer wieder ein, wenn ich auf der Linksabbiegerspur einer bestimmten Kreuzung stehe. Damals stand ich da vor der roten Ampel und wartete. Da Sommer war, hatte ich die Scheibe auf der Fahrerseite heruntergeladen. Ein anderer Verkehrsteilnehmer fuhr bei grün über die Kreuzung. Als er in Höhe meines Wagens war, schrie er aus Leibeskräften “ du Vieh“ zu mir herüber und funkelte mich böse an. Im ersten Moment war ich wie gelähmt und fühlte mich für den Rest des Tages schlecht. Was ihn so ärgerlich gemacht hat weiß ich bis heute nicht. Ich fand es ganz furchtbar.