„Mach mal Pause, Mama!“ Gastbeitrag von Laura

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An manchen Tagen bin ich schon völlig erledigt, wenn ich nur an meine To-Do-Listen denke. Da warten genau zwei davon, eine private und eine berufliche Liste. Die führe ich sehr gewissenhaft, denn nichts ist schlimmer als wenn all die Erledigungen nachts in meinem Kopf umherschwirren und ich immer befürchte, das ein oder andere zu vergessen.

Endlos lange To do-Listen

Und obwohl ich alles niederschreibe, spukt doch so vieles aktuell in meinem Kopf herum und updatet sich ganz automatisch. Während ich also das Frühstück für die drei Kinder vorbereite, bin ich in Gedanken im Büro. Ich muss dringend Rechnungen schreiben und Texte fertigstellen, mich endlich dem kaputten Drucker widmen und mich bei meiner Redaktionschefin melden. Leider kann ich bei der nächsten Sitzung nicht teilnehmen, weil mein Sohn Geburtstag hat. Mein Hirn schnappt sich das Stichwort Geburtstag, springt auf meine private To-Do-Liste und hämmert mir ein, dass ich noch Strohhalme, Süßigkeiten und Luftballons kaufen muss.

Und während ich so Brote schmiere, geht mein Puls schneller. Mir fällt ein, dass das Schulkind Geld für das Theater braucht, die Ersatzsachen im Kindergarten aufgebraucht sind und die Tagesmutter um größere Hausschuhe bittet. Ich bin schon manchmal nach dem Frühstück ganz erledigt, das kannst du dir sicher gut vorstellen.

Rasanter Tagesablauf

Morgens muss bei uns alles ein bisschen schnell gehen, damit wir alle an die Arbeit kommen und das Schulkind pünktlich aus dem Haus geht. Ich sitze um halb neun am Schreibtisch und arbeite im Akkord meine Listen ab. Natürlich sind am Ende der Arbeitszeit immer noch zig Punkte übrig und das Gefühl, nie fertig zu werden ist wie beim Thema Familienwäsche Alltag. Dann gehts weiter mit Mittagessen kochen, Haushalt machen, Oskar abholen, Luise zum Turnen bringen, Hausaufgaben bewachen und Kleinigkeiten erledigen. Bücher müssen zurück zur Bücherei, Reisepässe beantragt und frisches Brot gekauft werden. Zwischendurch piept das Handy und die Mütter der Geburtstagsgäste fragen nach einem Geschenkwunsch für Sohn Jimmy.

Abends machen Anton und ich gemeinsam das Essen, dann bringen wir die Kinder ins Bett und ich überlege, ob ich lieber noch was am Schreibtisch mache, bügle oder mich endlich um die Kindergeburtstagsplanung kümmern soll. An manchen Abenden fühlt sich mein Kopf an wie eine dicke wattige Wolke und auch wenn die Pflicht vermeintlich ruft, bin ich zu nichts mehr zu gebrauchen und liege mit schlechtem Gewissen und surrendem Schädel auf dem Sofa und denke daran, was ich alles NICHT gemacht habe.

Schluss damit

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Ganz schön verrückt, oder? Und weil die To-Do-Listen und die Arbeit nie aufhört, könnte ich ewig so weiter machen, bis mir mal die Sicherung durchbrennt. Darum habe ich mich dazu entschieden, aus diesem Hamsterrad auszusteigen. Nein, keine Sorge, ich ziehe weder aus noch verlasse ich meine Familie. Vielmehr versuche ich jetzt, in meinem Kopf etwas zu ändern. Warum ist eigentlich Anton nie so gestresst? Wieso reibe ich mich so auf? Was sind eigentlich die wichtigsten Tagesziele?

Das wären in meinem Fall die Kinder einigermaßen pünktlich aus dem Haus zu schicken, im Büro zwei wichtige Aufgaben pro Tag abzuhaken und alle zwei Tage was Vernünftiges zu kochen. Sonst darf es auch mal Pfannkuchen oder Pommes sein. Außerdem soll es den Kindern gut gehen und jeder braucht ein paar frische Sachen im Schrank. Wenn wir uns dann am Nachmittag noch ein bisschen Zeit füreinander nehmen, ein Eis essen oder unsere Füße ins Planschbecken hängen und alle gemeinsam ein Abendessen genießen, wär das doch ein großes und schönes Ziel. Denn ganz ehrlich, dieser krankhafte Perfektionismus macht uns alle doch irgendwie kaputt, oder?

Wir sind gedanklich dauernd bei unseren Pflichten und können uns schon im Kopf kaum entspannen. Weißt du, wohin  mich das geführt hat? Manchmal weiß ich gar nicht mehr, wie Pause machen geht. Ich nehme ein Buch und streiche mir dabei wichtige Seiten an, weil das ja sonst meine Arbeit ist, ich gucke Fernsehen und stopfe dabei einen Socken. Ich mache Yoga-Übungen und konstruiere währenddessen einen Text für das Blog. Ich kann irgendwie gar nicht mehr abschalten.

Die Welt draußen lassen – für einen Moment

Ich habe nun beschlossen, ganz bewusste Mama-Pausen einzulegen, um das wieder besser hinzukriegen, das Abschalten. Ich gönne mir eine halbe Stunden Mittagspause, bevor die Kinder heim kommen. Die Wäsche machen wir später gemeinsam. Ich genieße einen Latte Macchiato und starre einfach nur in die Luft, meine Blogtexte entwickele ich morgen am Schreibtisch. Ich backe uns einen Kuchen und wir mampfen ihn genüsslich in der Sonne, die Küche bleibt erst einmal dreckig.

Bisher waren lange Pausen für mich verschwendete Zeit, in der ich hätte Dinge erledigen können. Nun sehe ich sie als Investition in mich selber. Mein Fotoapparat ist den ganzen Tag im Einsatz. Manchmal kann er nicht mehr und ich muss den Akku laden. So ist das mit den Mamapausen auch. Ohne geladenen Akku geht nichts mehr. Gefühlt bin ich manchmal nahe an diesem Punkt und das gilt es zu vermeiden. Und deshalb habe ich hier noch ein paar Tipps für dich:

  • Nimm dir eine lange Liste mit To-Dos und markiere die dringenden Dinge, die haben Priorität. Sind die Aufgaben groß, unterteile sie in einzelen kleine. Nimm dir nun einen Kalender und verteile die einzelnen, kleinen To Dos auf die Wochentage. Bleib dabei realistisch und nimm dir nicht zu viel vor. Wenn du jeden Tag zwei kleine Dinge erledigst, ist am Ende der Woche oft eine riesen Aufgabe geschafft. Überlege, einzelne Punkte an deine Familie zu deligieren.
  • Schau dir mal deine Whatsapp-Gruppen an. Musst du alle behalten oder kannst du ein paar löschen? Stell dein Telefon öfter mal auf lautlos, sodass es dich nicht stören kann und nimm dir bewusst Zeit, in der du NICHT erreichbar bist.
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  • Mach Pausen, aber überlasse sie nicht dem Zufall. Stell dir ruhig einen Handy-Wecker mit einem schönen Song als Klingelton. Nimm sie so wichtig wie die dringenden Termine, die du erledigen musst und mach dir bewusst, dass die wenigsten Aufgaben lebenswichtig sind.
  • Zelebrier die Pausen auch mit deinen Kindern und bringe ihnen von klein auf bei, dass das zum Leben dazu gehört. Ihr könntet euch gegenseitig eine Handmassage geben, gemeinsam kuscheln, ein Hörbuch hören oder euch etwas erzählen. Das Telefon steckt ihr aus und lasst die Welt für mindestens 20 Minuten draußen.
  • Große Events wie Kindergeburtstage sind so ein typischer Fall von Mütter-Ehrgeiz. Meist lieben die (kleineren) Kinder Topfschlagen, Marmorkuchen, Luftballon-Deko und Pommes am Abend sehr gerne. Es muss nicht immer extra-vagant sein und lass dir auf keinen Fall bei Pinterest ein schlechtes Gewissen machen. Heure Geschwister, Freunde oder Eltern zur Unterstützung an.
  • Egal, wer den Kids- und Haushaltsjob von euch übernimmt: falls der andere den ganzen Tag im Büro ist, bedeutet das nicht, dass derjenige nicht mitanpackt. All die Dinge, die Eltern erldigen müssen, sollten sie gemeinsam tun. Also sprecht euch ab und lasst nicht den, der mehrheitlich zuhause ist, mit all der Orga-Arbeit alleine.
  • Nimm dir ein Beispiel. Ich mag keine Klischees, aber meist ist es doch so, dass den Papas der Event-Faktor der Geburtstagsparty, der Inhalt der Goodie-Bags (wer hat nur diesen Mist erfunden?) oder die Kuchen-Performance für das Kindergartenbuffet herzlich egal ist. Pfeif ebenfalls drauf, was andere denken mögen, spann den Papa mit ein und macht alles nur halb so aufwendig wie geplant.
  • Gönn dir was: kaufe oder pflücke frische Blumen, sieh sie dir jeden Tag an und erfreu dich daran.
  • Schau mal auf meinem Instagram-Kanal (https://www.instagram.com/heuteistmusiklaura) für mehr Glitzer im Eltern-Alltag vorbei. Da zelebriere ich die Pausen mit Kuchen, Kaffee und allerlei Feinigkeiten.

Wir Eltern haben echt eine Menge am Hut, das ist wahr. Aber gegen den Druck im Kopf kannst du etwas tun, solange es um so „Lapalien“ wie Kindergeburtstage oder Kita-Ausstattung geht. Unser Ziel ist es doch abends, dass die wichtigsten beruflichen Dinge erledigt sind, es den Kindern gut geht, kein Magen knurrt, keiner friert und Zeit zum Schmusen blieb. Alles andere ist Kür! Bleib fröhlich und unperfekt, deine Laura

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Über Heute ist Musik:

Laura lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Stuttgart und ist 34 Jahre alt, was sie an manchen Tagen immer noch ungläubig bestaunt.Weil sich das Mutterglück als nicht so selig machend herausstellte, wie es die Hebamme im Geburtsvorbereitungskurs versprach und sie ihre verstörenden Erfahrungen mit humorlosen Müttern in der Krabbelgruppe verarbeiten musste, beschloss sie, alles in einem Blog aufzuschreiben.

 

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1 comment

  1. Liebe Laura, oh wie sehr
    Liebe Laura, oh wie sehr kenne ich dieses Hamsterrad. Und den Abends in Watte gepackten Kopf. Ich habe manchmal das Gefühl, völlig durchzudrehen, wie eine heißgelaufene Maschine. Zu Deinen Tipps, mit den vielen Aufgaben anders umzugehen, bekomme ich aber irgendwie nicht den richtigen Anpack.. Am.Ende bleiben die To dos doch, egal, ob ich sie jetzt erledige oder später. Ich habe sogar manchmal das Gefühl, dass an sich kleine Aufgaben erst durch’s Liegen lassen zu großen Aufgaben werden.