Warum ich für meine Tochter eher der Kumpel-Typ bin – Gastbeitrag von Mimi

mimi kron

Wisst ihr, was für mich am Muttersein das Härteste ist? „Mutter“ sein. Schon sehr früh – als sich das Thema „Kinder“ noch ausschließlich in meiner Phantasie abspielte – wusste ich: Ich bin eher so der Kumpel-Typ. Was der Erziehung NATÜRLICH – darf man der gängigen Meinung der Gesellschaft, einschließlich der meisten Pädagogen und Therapeuten glauben – absolut nicht zuträglich, im Gegenteil eher kontraproduktiv, wenn nicht sogar schädlich, ist. Ähm ja. Nein. Also: jein. 

Versteht mich nicht falsch, zweifelsohne bin ich die Mutter und Holtzy (sie ist 13 Jahre alt und heißt selbstverständlich nicht wirklich so. Das ist ihr Spitzname.) meine Teenager-Tochter. Wir beide mit den unserer Jobbeschreibung entsprechenden Verhaltensweisen.

Ich gebe vor, sie ist genervt. 

Ich verbiete etwas, sie knallt die Tür. 

Ich sage: „Bring den Müll raus!“, sie sagt: „Ja, gleich!“

Ich quengele: „Wann legst du dir endlich ein Facebook-Profil zu, damit ich dich auf lustigen Katzenvideos, den Outtakes von Supernatural oder dem neuesten Post von Ian Somerhalder verlinken kann?“, sie erwidert: „Nein, Mimi, das ist nix für mich. Dieses Social-Media-Ding brauche ich echt nicht.“

Oh. Huch. Entschuldigung. Das gehörte ja schon zu Teil zwei unserer Beziehung: Wir sind nicht nur Mutter und Tochter. Wir sind Bros. Buddies. Kumpels eben. Und meine (wie ich finde) gesunde Mischung aus Mum und Kumpel – Mumpel, sozusagen – macht unser Verhältnis so besonders. Wir sprechen miteinander wie Teenager, streamen unsere Lieblingsserien und essen dabei vor dem TV. Wir lästern über die gleichen Themen, singen laut beim Autofahren und sammeln dieselben Spielzeug-Figuren. Dabei battlen wir uns, wer mehr eben jener Funko-Pops besitzt. (Holtzy liegt mit 27:26 vorne.)

Das alles schafft Vertrauen. Eine Basis. Eine echte Beziehung. Wir reden viel miteinander. Über alles, was uns gerade beschäftigt. Klar halte ich den fiesen Erwachsenen-Kram von meiner Tochter fern, aber im Großen und Ganzen weiß sie schon, was bei mir so los ist. Dafür kommt Holtzy aber auch einfach mit allem zu mir, weil sie weiß, sie braucht sich für nichts schämen, es muss ihr nichts unangenehm sein und – ganz wichtig – ich nehme alles, was sie in ihrem Inneren umtreibt, ernst. Ich lache niemals über sie in solchen Gesprächssituationen – auch, wenn wir sonst wie die Blöden über alles kichern. Sie weiß ebenso, dass sie vor keiner Konsequenz Angst haben muss. Das bedeutet nicht, dass sie keine Konsequenzen auferlegt bekommt, wenn sie Mist gebaut hat. Das bedeutet, dass sie derart erzogen wurde, Eier in der Hose zu haben und dazu zu stehen, wenn sie einen Fehler gemacht hat – und ich ihr eine (es klingt zwar unschön, aber sagen wir, wie es ist) angemessene Bestrafung erteile. Ich versuche ihr jederzeit zu vermitteln: 1. Jede deiner Taten zieht Konsequenzen nach sich, im Guten wie im Schlechten. 2. Du bist gut und genug, genau so, wie du bist. 3. Ich liebe dich bedingungslos.

Klar ist herrscht nicht immer nur Friede, Freude, Eierkuchen und Holtzy und ich hassen es gleichermaßen, wenn ich die Mutter raushängen lassen muss. Aber ohne gewisse Regeln geht es nun mal nicht im Leben. Ohne eine rebellische Teenager-Phase allerdings auch nicht. Und was Regeln angeht: In manchen Bereichen – wie zum Beispiel „Lernen am Nachmittag“ fordert sich Holtzy eben jene sogar selbst ein (oder halt die schlechten Noten). Dann merke ich: Oh, ich war mal wieder zu lasch, in der (Hausaufgaben-)Erziehung. Dann muss der Kumpel in mir halt ein wenig zurücktreten und die Muddi muss vor. Nächste Woche, wenn bei uns in NRW die Schule wieder los geht, werde ich dann mal konsequenter bestimmte Dinge einfordern oder verbieten, je nachdem was gerade gefragt ist. Bin mal gespannt, ob mein Bro mir dann immer noch die Ghettofaust-Explosion punsht oder ob dann öfter die Türen knallen, als unsere High-Fives. Wir werden sehen.

—-Mehr von Mimi könnt Ihr HIER in ihremBlog lesen – es lohnt sich!!!!

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2 comments

  1. Lustig geschrieben
    Lustig geschrieben und dennoch kommt mir der Mumpel hier etwas konservativ zu sein, was Erziehung so angeht. Wie oft wird hier im Artikel von Konsequenzen und Strafen geschrieben? Zu viel meiner Meinung nach. Kumpel also wenn die Tochter alles gut macht nach der Bewertung der Mutter und Konsequenzen wenn es der Mutter nicht passt. Nee, dann lieber einer uncoole Mutter, die nicht bestraft.

  2. Toll
    ich hoffe ich bekomme das genauso hin mit meiner Minnie (ist erst 17 Monate – also noch ein Weilchen bis wir ablästern können ;)!) 😀 toll … Mumpel sein ist super!