Mein Sohn ist homosexuell. „Ja und?“

hartaberfair

Guten Morgen,

habt Ihr gestern auch „hart aber fair“ geschaut? Thema der Sendung war „Papa, Papa, Kind: Homo-Ehe ohne Grenzen“. Neben dem üblichen Pro und Contra-Gequatsche gab es da ein Gespräch zwischen Moderator Frank Plasberg und einer Frau, die mich mit ihrer Ehrlichkeit beeindruckt hat: Irmgard Franken. Die Dame hat einen neunzehnjährigen Sohn, der schwul ist und sie hat wirklich viel über sich preisgegeben.

Sie habe schon so eine Vermutung gehabt, sagt sie. Weil er sich eben nie für Frauen interessiert habe. Dabei habe sie doch schon die richtige Kandidatin für ihn gefunden gehabt. Die Christine aus seiner Klasse.

Das gab Gelächter im Publikum. Das war aber kein Auslachen, sondern ein freundlich anerkennendes Lächeln. 

Irgendwann habe sie ihn gefragt: „Bist Du schwul?“ Und dann habe er geantwortet: „Ja, und das wird auch so bleiben.“ Sie sei traurig und verzweifelt gewesen, weil sie sich ihn schon mit Familie vorgestellt habe und weil sie ja auch nicht gewusst habe, wie „die Schwulen“ so drauf seien und ob er HIV positiv ist. Als sie dann heulend am Küchentisch gesessen habe und ihr Mann reinkam und fragte, was los sei, ob sie womöglich eine schlimme Krankheit habe, da verneinte sie und nannte den Grund: Der Sohn sei schwul. Der Vater habe besonnen reagiert. „Hm“, gesagt, und dann: „Jeder muss eben seinen Weg finden, um glücklich zu werden.“

Mich hat diese Offenheit beeindruckt. Wer gibt heut schon noch gern zu, dass es für ihn erst einmal ein Schock ist, wenn er vom Homosein eines Menschen erfährt? Es gibt doch sicherlich viele, die so reagieren würden wie Irmgard Franken, denke ich. Sie begründet es selbst mit dem Aufwachsen in einer Generation, in der das eben noch nicht üblich war. Sogar verboten. Wir sind da ja schon ganz anders aufgewachsen, da gehörte es schon dazu, dass Männer Männer und Frauen Frauen lieben. Zumindest war das bei mir zu Hause so, aber meine Eltern waren und sind auch schon immer sehr offen.

Das sind nicht alle. Viele Eltern, und das zeigt Irmgard Franken, sorgen sich auch heute noch, wenn sich ihre Kinder „outen“. Und dabei geht es ihnen sicherlich nicht um die Sexualität des Kindes, sondern vor allem darum, dass sie wissen, dass sich das eigene Kind in einer Welt bewegt, die immer noch nicht von allen akzeptiert wird. In einer Welt, über die es noch immer viele Vorurteile gibt. Und welche Mutter möchte schon, dass das eigene Kind wie auch immer diskrimiert wird?!

DA müssen wir anpacken, dass sich hier das Bild ändert, dass Vorurteile abgebaut werden, damit unsere Generation ihren Kindern getrost „Ja und?“ antworten kann, wenn sie sich zu gleichgeschlechtlicher Liebe bekennen. Denn die liebe Frau Franken, seit sie sich mit dem Thema ein bisschen mehr beschäftigt hat und weiß, dass homo nicht gleich HIV heißt, engagiert sich nun gegen die Diskriminierung von Homosexuellen. Ein Großteil ihrer Verzweiflung hätte ihr erspart bleiben können, wenn sie von Anfang an mehr gewusst hätte über das Thema.

Und um noch einmal auf das Thema „Papa, Papa, Kind“ zu kommen. Ein Zuschauer hat das in seinem Kommentar sehr schön beschrieben:

Familie sei nicht Mama, Papa, Kind.

Familie sei Geborgenheit, Zuwendung und Liebe.

Von wem die komme, von Männern, von Frauen oder von beiden, das sei schlicht nicht relevant. Klingt doch schön, oder?

Was meint Ihr dazu? Was heißt Familie heute noch? Wie würdet Ihr auf ein „Outing“ Eures Kindes reagieren? Und gibt es vielleicht auch Regenbogenfamilien unter Euch, die mal aus ihrem Alltag berichten können?

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6 comments

    1. Den Defkt hast du wohl
      Hallo Lalman das ist ja ein Witz was du so schreibst aber ich Denke mal du hast auch ein Defekt und sogar ein ganz großen…mir sind schwule Männer viel Lieber als solche Typen wie du….

  1. Das Kindeswohl steht an erster Stelle
    Ich finde die Homosexualität sollte in der Mitte der Gesellschaft angekommen sein. Ist sie aber nicht und wenn dann immer nur im kleineren Kreis. In meiner Lebenswelt zum Beispiel. Ich bin Erzieherin in einer kleinen Vorstadt im Frankfurter Speckgürtel. Ich habe lesbische und schwule Freunde und Kollegen, einen Arbeitsplatz auf dem damit offen umgegangen wird und auch mit den Kindern darüber gesprochen wird. Diese Generation wird hoffentlich dazu beitragen homosexuell sein als eine Facette anzuerkennen, in unserer Gesellschaft zu leben, sofern sie nicht ultrareligiös erzogen werden. Denn: „Unsere Gesellschaft ist geprägt von 2000 Jahren kirchlicher Sexualmoral, ob man nun an das Christentum und die Kirche glaubt oder nicht, die Gesellschaft baut sich darauf auf. „Es ist abendländische Realität, wenn Strafcodices und Gerichtsurteile von dem mitbestimmt werden, was altorientalische Ziegenhirten vor ein paar tausend Jahren über Sexuelles dachten“ (Karlheinz Deschner, „Das Kreuz mit der Kirche“).“
    Ich habe die Sendung gesehen und es gruselte mich leicht von links kommend. Da wurden Dinge gesagt, die mir Angst machen; gerade wenn Kinder mit im Spiel sind.
    Meiner Meinung wurde zu wenig darauf eingegangen, dass es wichtig ist Vorbilder zu haben, männlich und weiblich, um sich gut entwickeln zu können. Aber wer will den bestimmen und mit voller Überzeugung behaupten, dass nur Vater und Mutter diese Vorbilder sein müssen? Was ist mit den Großeltern, beiden Geschlechts, mit den Tanten und Onkeln, Freunden und Freundinnen, Nachbarn und Nachbarinnen, Erzieher und Erzieherin, Lehrer und Lehrerin et cetera ?
    Kinder suchen sich ihre Vorbilder eigenmächtig aus, wir begeleiten sie mit Liebe und Verständnis. Das können auch zwei Frauen oder zwei Männer.
    Kinder verstört man dadurch nicht!
    Sollte meine Tochter einmal lesbisch werden, so werde ich sie auf ihrem Weg begleiten, sie unterstützen und bestärken. Sie wächst mit starken Frauen auf die mit anderen starken Frauen zusammenleben, sie sieht ihre Freunde als Kinder von Frauen und Männern und sie sieht gleichgeschlechtliche Paare ohne Kinder, sowie heterosexuelle Paare mit und ohne Kinder. Wer wird Teil ihres Vorbilds? Ich weiß es nicht, aber es steht ihr alles offen!

  2. JA zu Regenbogenfamilien!
    Hallo zusammen,

    ich finde es ganz toll das ihr den Beitrag in euren Blog aufgenommen habt und das zum Thema macht.
    Es hat sich in der Gesellschaft schon einiges getan und das wird hoffentlich auch bald im Bundestag geschehen. Trotzdem müsste noch viel mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden und noch öfter thematisiert werden. Eine völlige Gleichstellung was das Gesetz angeht haben wir leider immer noch nicht erreicht.
    Ich erlebe oft das viele Menschen kein Problem damit haben wenn gleichgeschlechtliche Paare zusammen sind. Wenn es aber um das Thema Kinder und Homosexuelle geht, scheiden sich die Geister und das sehr massiv.

    Es leben so viele Kinder bei alleinerziehenden Eltern, in Pflegefamilien oder in Patchworkfamilien. Warum dann nicht bei zwei Müttern und Vätern in einer Regenbogenfamilie, die sich nichts anderes Wünschen, die sich aus voller Überzeugung auf diesen schwierigen Weg gemacht haben ein Kind zu bekommen?!

    Dem Kommentar Familie sei nicht Mama, Papa, Kind sondern Familie sei Geborgenheit, Zuwendung und Liebe, kann ich nur 100%ig zustimmen und hoffen, dass sich das in noch mehr Köpfen unserer Gesellschaft verankert!

    Ich bin der Meinung, es kommt nicht auf das Geschlecht an, sondern auf den Menschen in den man sich verliebt. Jeder Mensch soll glücklich werden und mit wem er das tut ist ihm selbst überlassen. Natürlich würde ich das auch bei meinen eigenen Kindern so sehen und in jedem Fall absolut hinter ihnen stehen!

    Viele Grüße Britta

  3. Schöner Beitrag…
    …habe heute morgen die Wiederholung gesehen und war von Frau Franken und ihrer Offenheit ebenso begeistert wie Du, Lisa. Auch der Zuschauerkommentar, den Du zitiert hast, ist bei mir hängen geblieben. Ich finde es auch sehr schade, dass Homosexualität immer noch mit sovielen Vorurteilen belastet ist und genau daran muss man arbeiten. Du hast es auf den Punkt gebracht: Nicht unbedingt die Tatsache der Homosexualtität ist für die meisten Eltern das Problem, sondern die Angst vor der Diskriminierung des eigenen Kindes. Ich habe 2 kleine Mädchen, für die ich mir immer nur wünsche, dass sie glücklich bleiben – egal wie. Ich hoffe, dass in den nächsten Jahren alle Vorurteile abgebaut werden können, so dass wir wirklich mit einem „Ja, und?“ beim evtl. Outing unserer Kinder reagieren können :-).