Alle reden von Achtsamkeit – und ich hab das Internet leer gekauft

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Ich bekenne mich schuldig: Während alle um mich herum von Achtsamkeit, Nachhaltigkeit und Konsumverzicht schwärmen, bin ich letzte Woche voll und mit Anlauf in die Shoppingfalle gehüpft. 

Es sind Osterferien, daher fällt das normale Shoppen-gehen aus. Sich mit drei Kindern in eine enge Umkleidekabine zu quetschen, macht genauso schlechte Laune, wie das miese Neonlicht in den Kabinen (Hallo, ähm, ist das ein Hagelschaden auf meinen Oberschenkeln???). 

Also habe ich mich abends, nach einem verdammt harten Ferientag mit verdammt viel Geschwisterzoff, gemütlich vor meinen Laptop gesetzt und wollte mir was gönnen (ja, mir ist bewusst, dass Konsum nur kurzfristig glücklich macht – aber genau das wollte ich ja: Kurzfristige Befriedigung!). Normalerweise packe ich zwölfdreißig Artikel in meinen Warenkob, erschrecke dann entsetzlich bei der Endsumme. Worauf ich Teil für Teil überdenke und wieder entferne. Bis nur noch ein weißes Tshirt im Warenkorb übrig ist, für das ich keine 3,50 Euro Liefergebühr zahlen will, weshalb ich den Kaufvorgang abbreche und mich diebisch freue, dass ich so viel Geld gespart habe. Weibliche Logik eben. 

Vor ein paar Tagen aber war es anders. Draußen roch es nach Frühling und ich spürte, dass der Saisonwechsel im Kleiderschrank nun kurz bevor steht. Nur fand ich: Ich habe gar nichts mehr Schönes zum Anziehen. Also klickte ich mich durch die neusten Sommertrends. Hach, diese niedlichen Blumenkleider, diese Blusen, diese gemusterte Hose, was für ein hübscher Rock.

Ich stalkte gleich noch ein paar coole Ladies auf Instagram, ich mich jeden Morgen mit ihren durchdachten Outfits entzücken und gleichzeitig schocken (ziehen die denn nie einfach das an, was gerade sauber ist???? Das sieht bei denen echt immer so aus, als gebe es ein Konzept hinter dem Outfit. Bin ich die Einzige ohne Outfit-Konzept???) Von diesen Ladies inspiriert suchte ich vergleichbare Stücke, packte den Warenkorb bis zum Platzen voll, erschrack entsetzlich über die Endsumme – und drückte trotzem auf KAUFEN. 

Voller Sehnsucht wartete ich drei Tage auf die Bestellung, dann endlich kam sie an. Kaum hielt die Kleinste ihren Mittagsschlaf, öffnete ich das Paket und erschrank nochmal über diese Menge an Klamotten. Ich probierte ein Teil nach dem anderen und stellte dabei fest: 

– Ich bin zu alt für Latzkleider.

– Gemusterte Hosen tun nichts für mich

– Einige Marken haben echt seltsame Größen. Wenn ich vieles in Large brauche, muss irgendwas falsch sein

– Blümchenkleider sind irgendwie zu lieblich für mich

– Warum habe ich soooo weiße Beine! Vielleicht nehme ich doch mal Selbstbräuner

Im Rausch kaufen ist irgendwie keine gute Idee – ich sage es Euch ehrlich: Das ganze Zeug war null ich. Es war meine Sehnsucht, kurz so auszusehen wie die Frauen auf Instagram oder wie das 16-jährige brasilianische Model von der Internetseite. Die könnte auch einen Kartoffelsack anziehen und sähe großartig aus. Das meiste Zeug, was ich da bestellt hatte, war zu eng, zu kurz, eher was für Anfang 20-Jährige,

Ich bin aber Ende 30 und weiß eigentlich, was mir gut steht – in dieser Bestellung war nichts dabei. Ich war richtig mies traurig, weil die neuen Klamotten mir kein Glücksgefühl bescherten und schickte ALLES zurück. 

Vielleicht ist es mit dem Onlineshopping wie mit dem Rest der Onlinewelt. Es macht Spaß, online zu sein, online Menschen zu folgen, online zu kommunizieren. Aber es ist wirklich gut und heilsam, mal wieder offline (und ohne Kids) in einer Umkleidekabine zu stehen, sich anzugucken und sich zu fragen: Steht mir das?

Und: Es ist das Schönste, live mit Menschen an einem Tisch zu sitzen, etwas Herrliches zu essen und bei einem Gläschen Wein zu schnattern. Manchmal verwirrt uns das, was wir online so alles sehen – da ist es das Beste, sich mit Freunden zu treffen, die einen genauso mögen wie man ist. Auch ohne Outfit-Konzept 🙂 

UND HIER NOCH EIN ARTIKEL ÜBERS ONLINE SHOPPING

 

Foto: Pixabay

 

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5 comments

  1. Outfitkonzept
    Aber sicher habe ich ein Outfitkonzept. Dieses besteht aktuell darin, routiniert das Babyspuck-Tshirt zu wechseln bevor ich das Haus verlasse 🙂

    Mit Säugling in der Trage / Kiwa shoppen, Umkleide, Anprobieren…nope, solange ich nicht andernfalls nackt gehen muss. Für’s Internetshopping bin ich nicht gemacht – bin zu sehr Materialfetischistin (anfassen) und es passt am Ende des Tages eh nix – es ist mir zu lästig das Zeug dann wieder zurückschicken zu müssen. (Es ist noch nicht einmal die Ökobilanz die mich davon abhält).

  2. Bekannt
    Oh ja, das kommt mir sehr bekannt vor! Ich habe mir letztens so eine hübsche Blumenjacke bestellt- sie kam an und mein Sohn fragte mich, warum ich schon für die Oma Geburtstagsgeschenke kaufe und welche Oma sie bekommt? Ich zog sie an, da meinte mein Mann, was das ist, irgendwie komisch und solchen Stoff hängt man doch an die Fenster… ich habe sie dann zurück geschickt. Und mir dann ganz offline Blumenschuhe gekauft! Die finden mein Sohn und mein Mann zwar komisch, aber mir und meiner Tochter gefallen sie!

  3. Wie recht du hast…
    Ach herrlich, wie viele Warenkörbe ich schon befüllt haben und dann doch nicht bestellt habe; unfassbar…eigentlich totale Zeitverschwendung. Aber es ist doch wirklich so, ich habe Klamotten in S und in L, weil die Schnitte soo unterschiedlich sind und wenn dann selbst L kneift, frag ich mich, was da schief läuft. Ich bin sicher kein elfengleiches Wesen, aber ne solide „M“. Nun kann ich ja aber die Sachen nicht alle immer in 2 Größen bestellen, dann muss der Paketlieferant hier ja mit ner Sackkarre ankommen. Also doch lieber in die neonbeleuchtete Umkleidekabine, sparst du dir auch die Versandkosten und wenn man zu gefrustet ist, weil mal wieder nix gepasst hat, kann man immerhin hinter was leckeres Essen in der Stadt 😀

  4. Schöne Aussage
    Einfach toll und so ehrlich. Ich habe jedes Wort mit Nicken bestätigen können und freue mich, dass es anderen aich so geht.
    Outfitkonzept? Was sauber ist und passt wird halt angezogen 😉

    Danke

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