Mama und Papa hauen ab – warum Katharina einmal im Jahr alleine mit ihrem Mann wegfährt

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"Ich hatte noch nie eine Auszeit so nötig wie gerade – und bin noch nie so schwer gefahren!"

Diese Worte sagte ich am Donnerstag abend zu meiner Mutter. Und sie beschreiben wirklich perfekt, wie ich mich bezüglich der nächsten fünf Tage fühlte. Fünf Tage Auszeit von der Familie, vom Job. Ich brauchte sie so dringend, wir als Paar brauchten sie so dringend – und dennoch hatte ich Bammel – wenn ich nicht sogar Schiss – die Kinder alleine zu lassen und die Verantwortung einmal abzugeben. 

Wer uns auf Instagram folgt, hat bereits mitbekommen, dass mein Mann und ich wieder mal ein paar Tage ohne die Kinder verbracht haben. Mich erreichten dazu viele Fragen, die ich hier beantworten möchte. 

Wie oft fahrt Ihr alleine weg?

Unsere große Tochter ist jetzt acht Jahre alt, seitdem waren wir sechs Mal alleine verreist – also eigentlich jedes Jahr, mit Ausnahme der Jahre, in denen die Geschwisterkinder kamen. Das erste Mal sind wir alleine weggefahren als unsere Große 10 Monate alt war. 

Wohin fahrt Ihr und wie lange seid Ihr weg?

Wir wollten alleine das machen, was mit Kids eben nicht mehr so gut geht: Stundenlang durch Städte schlendern, Museen besuchen, abends ausgehen, shoppen gehen – deshalb sind wir immer in europäische Großstädte gefahren. Zweimal aber waren wir so "durch", dass wir einfach nur ausschlafen, essen und lesen wollten. Daher waren wir einmal in einem kleinen Hotel in Brandenburg und dieses Jahr sind wir nach Mallorca geflogen. Im Schnitt hatten wir immer vier Tage alleine.

Wer passt in dieser Zeit auf die Kinder auf?

Meine Mutter. Als wir noch kein schulpflichtiges Kind hatten, haben wir die Kinder zu meiner Mutter gebracht. Seit zwei Jahren kommt meine Mutter dann immer zu uns, weil die Große ja eben zur Schule muss. Außerdem helfen ganz viele Freunde mit. Schon ein paar Wochen vorher plane ich die Tage genau durch und organisiere Unterstützung für meine Mama, damit sie nicht alle Wege machen muss und Entlastung hat. Freunde holen dann ein Kind ab, nehmen es zum Spielen mit und bringen es auch wieder zurück – das ist so großartig.

Fällt es Dir leicht, eine Auszeit zu nehmen?

Oh nein! Jedes Mal bin ich kurz davor, alles abzusagen. Ich liege nachts wach, das Gedankenkarussell geht los und ich überlege, was alles passieren kann, wenn ich nicht da bin. Auf dem Weg zum Flughafen ist mir jedes Mal richtig schlecht. ABER: Dieses Gefühl löst sich nach und nach auf. Am ersten Tag gucke ich oft noch aufs Handy, ob irgendeine Notfall-Meldung eingegangen ist – aber mit der Zeit kann ich immer besser abschalten und vertraue einfach darauf, dass alles gut gehen wird. Wie oben schon geschrieben: Ich war vor dem Kurztrip total erschöpft, oft nervlich am Limit, habe schlecht geschlafen -kurz: Die Auszeit war bitter nötig. Und dennnoch war dieses "Nicht-Loslassen-Wollen" diesmal besonders stark. Die Kinder waren viel krank in den letzten Monaten, vielleicht lag es daran…

Vermissen die Kinder Euch nicht?

Da die Kinder meine Mutter sehr lieb haben, hält sich das in Grenzen. Wir vermeiden es aber auch, ständig mit ihnen zu telefonieren oder zu facetimen. Meine Mama schickt mir ab und zu Fotos der Kinder und schreibt mit abends, wie der Tag gelaufen ist. 

Warum ist Euch diese Auszeit so wichtig?

Hach, wo fange ich da nur an? Wir alle wissen ja, dass Urlaub mit Kindern zwar total schön, aber nicht im klassischen Sinne Entspannung ist (bei uns jedenfalls nicht). In den Tagen, in denen wir alleine unterwegs sind, lade ich meine Batterien auf eine ganz andere Art und Weise auf. Ich genieße es, absolut selbstbestimmt unterwegs zu sein. Wir müssen nicht darauf achten, ob ein Kind Hunger hat, ob eigentlich Mittagsschlaf-Zeit ist. Niemand schreit Maaamaaa, niemand heult, weil das Playmobil-Männchen weg ist, niemand kreischt, weil es kein Eis gibt. Kein Geschwisterzoff, kein Mitdenken, ob man für alle Kinder alles gepackt hat.

Wir können tun und lassen, was WIR wollen. Ausschlafen, bummeln gehen, uns treiben lassen, mittags schon Weisswein trinken, schweigen (diese himmlische Stille!), lesen – aber vorallem mal wieder ungestört reden. Wie geht es Dir eigentlich? Wie glücklich bist Du gerade in unserer Ehe? Was vermisst Du? Wovon träumst Du? Die letzten Wochen waren bei uns ganz schön turbulent. Lisa und ich haben ein Buch geschrieben, wofür ich oft abends noch am Schreibtisch saß. Bewusst Zweisamkeit in den Alltag zu intergrieren, ist nicht immer leicht – das wissen wohl alle Eltern. 

Wirklich Zeit für einander zu haben – und eben mal nicht nur einen kinderfreien Abend – ist einfach wunderbar. Arm in Arm zu laufen, ungestört zu essen und zu quatschen, feiern zu gehen, ausschlafen zu können, das bringt uns jedes Mal in Rekordzeit ganz ganz nah zusammen. Für uns wirkt das jedes Mal wie ein Ehe-Jungbrunnen und ich bin so glücklich, wie gut wir uns nach all den gemeinsamen Jahren immer noch verstehen.

Ich denke mir dann immer: Unsere Beziehung ist die Basis von allem – die Kinder werden irgendwann ausziehen, spätestens dann zeigt sich, ob wir unsere Beziehung über die Jahre hinweg gepflegt haben. Wir fühlten uns auch dieses Mal danach wieder wie frisch verknallt – das trägt uns dann auch durch Zeiten, in denen wir weniger Zweisamkeit haben. 

Wie ist das Heimkommen dann?

Schön. Natürlich haben wir uns auf die Kids gefreut. Und sie sich auf uns. Kein Kind hat danach seltsam geklammert oder uns Vorwürfe gemacht – vielleicht, weil sie auch einfach von Klein auf daran gewohnt sind, dass wir wegfahren – und wissen, dass wir jedes Mal wieder kommen. Und natürlich weil meine Mutter uns großartig vertreten hat. 

Wenn man schwer loslassen kann – hast Du einen Tipp, wie man sich zu so einem Tripp überwinden kann?

Ehrlich – ich bin auch kein Loslass-Profi. Was mir hilft: Einfach buchen. Dann kann man nicht mehr zurück. Und sich immer wieder klar machen: Wenn echt ein Notfall wäre, wäre man innerhalb weniger Stunden wieder zu Hause. 

Gab es einen Moment, in dem Du die Kinder dann doch vermisst hast?

Ehrlich gesagt nicht – wir waren ja auch nicht soooo lange weg. Aber es gab einen Moment, in dem sich so froh war, dass wir sie nicht dabei hatten. Für den Hinflug mussten wir um 4 Uhr morgens am Flughafen sein. Als ich zu dieser Uhrzeit all die tapferen Mamas gesehen habe, die ihre übermüdeten Kinder durch die Gegend getragen habe, war ich doch sehr froh, dass ich mich einfach in den Flieger setzen und wegdösen konnte….

Und jetzt bin ich gespannt: Macht Ihr auch manchmal Pärchen-Urlaub? Oder ist so eine kinderfreie Auszeit für Euch undenkbar? Ich bin gespannt, was Ihr erzählt. mall2

 

 

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9 comments

  1. Auszeiten müssen sein
    Liebe Katharina, toll wie ihr das macht. Mein Partner und ich nehmen uns auch immer wieder einen Abend Auszeit. Unsere Tochter fast 3 ist sehr auf mich bezogen und schläft auch noch in meinem Bett. Wir haben nun einen 5 tägigen Urlaub gebucht, den wir gerne ohne unsere Tochter verbringen möchten. Nur was sollen wir unserer Tochter sagen, weshalb wir so lange weg sind? Hast du einen Tipp, wie man es seinem Kind am besten erklärt? Zumal sie sehr anhänglich ist.
    Liebe Grüße, Natalie

  2. Etwas neidisch…
    Liebe Katharina,
    wir haben unsere Kinder in einer turbulenten Zeit bekommen. Das erste Kind in meinem 1. Staatsexamen, ich bin dann ins Referendariat gegangen und mein Mann hat weiter studiert und den Haushalt geschmissen. Während des zweiten Staatsexamens kam dann Kind Nummer 2, das jetzt 8 Monate alt ist. Ich arbeite nun Teilzeit und mein Mann macht vormittags den Haushalt und schreibt nachmittags seine Examensarbeit. Seit drei Jahren bleiben wir auf der Strecke und ich wünsche mir nichts mehr als so eine Auszeit, es wird auch immer nötiger. Noch traut sich kein Großelternpaar zu, auch auf den Babysohn aufzupassen. Ihr macht es genau richtig, Eltern brauchen auch mal mehr als ein, zwei Stunden Zeit für sich allein und vor allem nicht nur abends auf dem Sofa, wenn beide völlig im Eimer sind oder einer noch arbeiten muss.

    Liebe Grüße

    Annika

  3. Klasse…
    …dass, wie ihr das macht. Ich bin da mit euch auf einer Wellenlänge. Mama & Papa rücken einfach mit ihren eigenen Bedürfnissen in den Hintergrund, da sind solche Auszeiten schlichtweg ein „must do“. Auch im Sinne der Familie. Auch die Kinder genießen sicherlich die Zeit mit der Oma & man selbst hat einfach mal ein paar Tage für sich & die Beziehung.

    LG, Richard & Hugo vom http://www.vatersohn.blog

  4. Kurztrip
    Wir machen auch immer mal wieder einen Kurztrip ohne die Kinder. Meist fahren wir in das gleiche Hotel. Da wissen wir, dass die Betten gut sind, es ist am Meer und wir können quasi den ganzen Tag schlafen… Jedes Jahr schaffen wir es leider nicht. Aber im Februar waren wir wieder dort. Und es war so wichtig, da war vorher Krisenstimmung. Dort konnten wir endlich reden, weinen und wieder zusammenfinden.
    Nächstes Jahr wird es wohl nix, aber das Jahr danach haben wir 10. Hochzeitstag, da will ich auf jeden Fall wieder eine Paarzeit haben. Vielleicht dann mal ein paar Tage Amsterdam, das wünschen wir uns schon lange.
    Die Kinder sind in der Zeit dann bei meinen Eltern. Da sind sie sowieso regelmäßig, es ist also alles vertraut. Naja, da haben sie dann auch Verwöhnprogramm mit viel TV, Süßigkeiten und ausschließlich Wunschessen. Für sie dann auch eine schöne Elternauszeit…

  5. Gerade storniert
    Liebe Katharina, gerade habe ich unseren Zu-Zweit-Urlaub storniert. Es sollte über Pfingsten für drei Tage nach Norwegen gehen. Von langer Hand geplant, aber nun doch nicht durchgezogen. Meine Schwiegermutter gibt mir deutlich zu verstehen, dass sie sich eigentlich überfordert fühlt, auf die zwei Buben zu schauen. Letztes Jahr kam diese Info sehr knapp vor der Abreise, da haben wir den Kleinen dann einfach mitgenommen (nach Schweden). Er war noch ein Baby. Dieses Jahr habe ich erst den Kleinen nachträglich wieder dazugebucht und dann doch ganz abgesagt. Ich bin traurig, aber lag nächtelang wach, weil ich nicht wusste, was richtig ist. Wenn die Großeltern nicht mehr so fit (oder bereit) sind, den Kinderdienst zu übernehmen, wird’s eng. Für die Ehe ist ein Zu-Zweit-Alleinsein aber sicherlich das Beste, was man machen kann.

  6. Auszeit…
    Wenn man die finanzielle und organisatoriaschen Möglichkeiten hat, sollte man sich – meiner Meinung nach – immer mal eine Auszeit gönnen. Die eigenen Akkus wieder aufzutanken und mal aus der Familien-Alltagswelt aufzutauchen, finde ich persönlich wichtig. Und ich habe den Eindruck, dass auch den Kindern eine Auszeit von Mama und Papa mal ganz gut tut. 😉 Auch wenn die Koordination mit inzwischen 3 Kindern langsam schwieirig wird, so versuchen wir als Paar uns auch wenigstens ein Wochenende im Jahr eine Auszeit zu nehmen. Das kann ein Wellness-Wochenende oder ein Konzertbesuch mit Übernachtung sein. Wir haben auch unsere fast 2-Wöchige Hochzeitsreise ohne (damals noch 2) Kinder gemacht. Das war sehr schön, aber für uns insgesamt dann doch zu lang. Ansonsten gibt es hin und wieder auch mal einen freien Abend für eine Date-Night zu zweit. Das tut zwischendurch auch immer mal gut. Dann kann man mit neuen Reserven wieder in den Alltag starten.

  7. Toll!
    Hallo Katharina,
    davon haben mein Mann und ich auch immer geträumt und es so eigentlich in der Planung gehabt. Nun fehlt aber jemand der so lange mal auf unseren 2,5jährigen Sohn aufpassen könnte. Eventuell würden es ein Paar Großeltern irgendwie zeitlich einrichten können, aber da geht noch viel nach ‚wenn Du das jetzt nicht machst, bekommst Du keinen Schnuller‘ und ich bin mir nicht sicher, dass es ernstgenommen würde, wenn er uns vermisst. Das will ich meinem Sohn nicht zumuten. Oder stelle ich mich da an?
    So lange auf jeden Fall haben wir nun einmal im Monat Pärchenabend dank einer tollen Babysitterin. Zudem gehen wir einmal die Woche tanzen. Das reicht für den Anfang.
    Ich finde es toll, dass es bei Euch so gut klappt!

    1. Liebe Christina
      Pärchenabend und tanzen gehen hört sich doch suuuuper an ! So toll, dass Ihr das regelmäßig macht. Ich habe gemerkt, dass ich nur deshalb wegfahren kann, weil ich weiß, dass meine Mama das alles super macht (auch, wenn sie einiges bestimmt anders macht als ich!).

  8. Ganz wichtig!
    Hallo Katharina,

    ich finde es super, dass ihr euch die gemeinsame „Erwachsenen-Zeit“ nehmt. Ich bin da ganz Deiner Meinung, dass es wichtig ist auch mal Paarzeit zu haben, um wieder gestärkt in den trubeligen Alltag starten zu können.

    Wir handhaben das seit Jahren ähnlich. Mal ergab es sich, dank jüngerer noch studierender Geschwister, die lange Semesterferien hatten, dass wir unsere Tochter eine Woche bei der Tante lassen konnten, ein anderes Mal waren es fünf Tage.
    Regelmäßig, also etwa vierteljährlich, stehen Großeltern-Wochenenden an, mittlerweile mit zwei Kindern.
    Da meine Eltern getrennt sind, haben wir praktischerweise zwei Anlaufstellen. Nachteil ist, sie sind beide noch berufstätig, daher geht es nur am Wochenende oder in den Ferien (ein Hoch an der Stelle auf Lehrer in der Verwandtschaft 🙂 ).
    Beide Kinder fordern diese Oma-, Opa-Wochenenden seit sie diese bewusst wahrnehmen ein. Sie genießen diese immer sehr.

    Wir selbst entscheiden immer nach Länge des Aufenthaltes der Kinder und dem Trubel des Alltages, ob wir irgendwo anders hin fahren oder einfach einen Wellnesstag in der Sauna einlegen, gemeinsam bummeln oder ins Kino gehen.

    Ab dem dritten Tag setzt bei uns in der Regel das Vermissen der Kinder ein und wir freuen uns wieder auf den Trubel zu Hause. 🙂

    Viele Grüße,
    Mareike

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