Interview mit einer Grundschul-Lehrerin: Viele Kinder können sich nicht mehr an Regeln halten

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Liebe Juli, du bist seit 15 Jahren Grundschullehrerin. Warum, hast Du diesen Beruf ergriffen und erzähl mal ein bisschen was über die Grundschule, an der Du arbeitest. 

Ich arbeite an einer Grundschule im wohlhabenden Speckgürtel einer deutschen Großstadt, wir haben ca. 250 Schüler und sind eher dörflich hier. Unsere Schülerschaft hat nur einen sehr geringen Anteil nicht-deutscher Kinder, selbstverständlich unterrichten wir auch Inklusions-Kinder. Ich bin GS-Lehrerin geworden, weil ich schon immer viel Freude im Umgang mit Kindern hatte, ich war eine beliebte Babysitterin und Nachhilfelehrerin während meiner eigenen Schulzeit. Außerdem bin ich immer sehr gerne zur Schule gegangen und habe gern gelernt. Schule war also für mich immer positiv besetzt.

Du hast gerade eine erste Klasse. Wir hören von vielen Kindern, die bereits in der 1. Klasse unter enormen Druck stehen. Siehst du das auch so?

Druck ist ja immer relativ. Was der eine als Druck empfindet, sieht der andere als angemessene Belastung. Wenn Hausaufgaben und Lesen-üben schon als Druck empfunden werden, ja, dann kommt auch Druck von mir/der Schule. Ich halte das aber für normale Anforderungen im Rahmen der Schule.

Was für mich Druck ist: wenn Eltern sagen: wenn du im Test 0 Fehler schaffst, kriegst du 5€. Das fängt zum Teil schon in der 1. Klasse an und ich finde dieses „Bezahlen für Leistung“ ganz furchtbar in der Grundschule. Ich sage den Eltern immer, dass ihre Kinder ihr Bestes geben und niemand mit Absicht Fehler macht. Unter den Kindern entsteht dann oft auch Druck, weil man ja auf keinen Fall schlechter sein will als xy und weil man die 5€ oder das neue Playstation-Spiel eben unbedingt haben will. Da hab ich schon viele Tränen fließen sehen…

Du begleitest seit 15 Jahren Kinder – wie haben sich die Kinder in dieser Zeit verändert?

Die Kinder kreisen viel mehr um sich selbst und sehen sich oft nicht als Teil einer Gemeinschaft. Der eigene Vorteil ist wichtig, wie es anderen geht, interessiert viele nicht mehr. Es gibt auch immer mehr Kinder, die „grenzenlos“ sind, sie können sich ganz schwer an Regeln halten und sich dementsprechend auch ganz schwer in eine Klassengemeinschaft integrieren.

Mal abwarten, wenn die Lehrerin gerade mit einem anderen Kind beschäftigt ist, können manche Kinder nicht. Ich vermute, dass da im Elternhaus auch zu wenig Grenzen gesetzt werden. Die Kinder erwarten eine prompte Bedienung und Wunsch-Erfüllung. Und wenn das nicht sofort klappt, ist der Frust groß und kann nur schlecht ausgehalten werden. Im schlimmsten Fall flippt man dann völlig aus, weil man beim Klassenspiel nicht gewonnen hat oder nicht dran genommen wurde von der Lehrerin.

Und wie haben sich die Eltern verändert?

Ich führe viel mehr Elterngespräche als noch zu Anfang meiner Dienstzeit, einfach weil mehr Schwierigkeiten auftauchen und Redebarf besteht. Meistens kommunizieren wir gut miteinander und suchen Lösungen im Sinne des Kindes. Es kommt aber auch vor, dass Eltern das Verhalten ihres Kindes in der Schule schlicht leugnen (sowas macht er zuhause nie, das kann ich mir nicht vorstellen!) und ihr Kind für alles in Schutz nehmen.

Ich habe mal ein Kind abholen lassen, weil es vogelwild auf dem Schulhof auf andere eingeschlagen hat. Die Mama kommt und das erste, was sie zu ihrem Kind sagt, ist:“Ach, Schnuppi, was ist denn mit dir?“ und nimmt das Kind vor mir beschützend in den Arm… In meinem Einzugsgebiet kommt es auch nicht selten vor, dass Eltern anrufen, weil es eben nur eine 4 in der Arbeit gab und die Eltern nicht zufrieden damit sind. Das Kind kann mit der 4 gut leben, die Eltern aber nicht, weil sie die Gymnasial-Empfehlung in Gefahr sehen.

Wie unterschiedlich sind heute die Herausforderungen im Vergleich zu früher?

Oben habe ich ja schon beschrieben, dass die „Egoisten“ eine große Herausforderung sind. In schlimmsten Fall hindern sie mich daran, zu unterrichten, weil ich mich um die Belange einzelner kümmern muss und immer wieder Konflikte auftauchen, die geklärt werden müssen.

Als ich anfing vor 15 Jahren, lief der Unterricht reibungsloser, da ruhten die Kinder irgendwie in sich und konnten sich auf den Unterricht konzentrieren. Heute bringen viele Kinder eine „Grund-Unruhe“ mit und ich habe schon oft drüber nachgedacht, ob es mit den digitalen Medien zu tun hat, die Kinder vor 15 Jahren einfach nicht zur Verfügung hatten.

Viele Kinder passen heute nicht mehr ins normale Schulsystem. Ist unser System einfach überholt oder liegt es an der Erziehung der Eltern?

Interessante Frage! Wenn man meine Punkte bedenkt, die ich oben genannt habe, müsste man schon sagen, dass System Schule, in dem ich arbeite, nicht mehr für manche Kinder passt. Aber bei den Kindern sehe ich meistens die Erziehungsfehler im Elternhaus, da hätte ich Bauchschmerzen, wenn wir das System ändern und die Erziehung jetzt als passende Grundlage hinnehmen.

Ich glaube, Erziehung wird für Eltern immer schwieriger, weil es so viele verschiedene Erziehungsstile gibt und ständig neue Impulse kommen, die ja auch durch soziale Medien etc. sofort verfügbar sind. Viele Eltern sind sicher zu Recht verunsichert, was denn nun der richtige Weg in der Erziehung ist. Den einen richtigen gibt es ja sowieso nicht, aber Verbindlichkeit und Konsequenz sind für mich Grundpfeiler, die manchen Eltern schon schwer fallen.

Gibt es Tage/Situationen, die Dich aktuell an Deine Grenzen bringen?

Meine Erstklässler sind noch sehr wuselig, wenn 25 gleichzeitig etwas wollen, bringt mich das an meine Grenzen. Ich bin dann auch unzufrieden mit mir, weil ich nicht allen gerecht werde und nur „Brände“ lösche, zB wenn zwei sich prügeln, einer stolpert und zwei Flaschen umkippen in demselben Moment. Ich komme noch nicht dazu, mich in Ruhe zu manchen Kindern dazuzusetzen, um ihnen mal fünf min beim Lesen zu helfen. Das strengt mich an. Ich finde, dass mehr als 20 Kinder in einer 1. Klasse zuviel sind, um allen gerecht zu werden, das ist echt schade und unbefriedigend.

 Wie bewertest Du die aktuelle Betreuungssituation von Schülern?

Die Mehrheit der Kinder geht nachmittags in den Hort, einige jeden Tag bis 17 Uhr. Das ist länger als manch ein Arbeitstag von Erwachsenen. Für Lesen-üben (was die Hortbetreuer verständlicherweise nicht leisten können), Vorlesen, vom Tag erzählen etc. bleibt da wenig Zeit und das sehe ich dann auch in den schulischen Leistungen.

Ich weiß, dass manche Eltern finanziell darauf angewiesen sind, so zu arbeiten und die Kinder deshalb so lange in den Hort müssen. Aber bei bei manchen Eltern frage ich mich, warum habt ihr Kinder bekommen, wenn ihr sie die ganze Woche komplett fremdbetreuen lasst, um so viel Geld zu verdinene, weil die 4 Urlaube im Jahr finanziert werden müssen.

Eigentlich ist die Zeit, in der die Kinder ihre Eltern brauchen, gar nicht so lang, warum kann man da beruflich und finanziell nicht etwas kürzertreten zugunsten des Kindes? Wenn sie auf die weiterführende Schule gehen, brauchen sie uns nicht mehr so in dem Maße wie im Kita/Grundschulalter, dann kann man doch wieder mehr arbeiten.

Es herrscht akuter Lehrermangel – woran liegt das?

Das frag ich mich auch, denn nach wie vor ist es ja ein toller Beruf! Ich glaube, dass jahrelange Fehlplanungen in den Ministerien Schuld sind. Es gibt jedenfalls genügend Leute, die Lehrer werden möchten.

Hausaufgaben sind DAS Reizthema in vielen Familien – wie steht du dazu und hast Du Tipps, wie man gelassen damit umgeht?

Regelmäßigkeit und gleichbleibende Abläufe könnten schon hilfreich sein. Meine Schüler bekommen vom 1. Tag an Hausaufgaben und zwar täglich, so dass sie dran gewöhnt sind. Hausaufgaben ist wie Zähneputzen – es muss halt sein. Die Kinder so gut es geht alleine machen lassen, und wenn es zuviel wird oder nur im Streit abläuft, mit der Lehrkraft mal sprechen. Für uns Lehrer ist es eine wichtige Rückmeldung, wenn was nicht gut läuft.

Wenn Du etwas an deinem Beruf/den Umständen ändern könntest – was wäre das?

Wenn ich nur einen Wunsch frei hätte, wären es kleinere Klassen, am besten mit maximal 20 Kindern. In meinem Bundesland würde ich die Vorschule wieder einführen, um einen Übergang zwischen Kita und Schule zu schaffen und den Kindern den Sprung ins ganz kalte Wasser abzumildern.

Gibt es noch etwas, was Dir zu dem Thema wichtig ist?

Lehrer sein ist für mich immer noch ein spannender Beruf, der mir immer wieder Freude macht.

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37 comments

  1. Mich würde tatsächlich interessieren, wie die Lehrerin dieses Beitrages die Fragen heute beantworten würde. Seit 2019 ist viel Zeit vergangen, viel passiert.
    Sieht sie es immer noch so? Vielleicht täte ein Update gut, wenn bspw. Facebook den Beitrag gestern nochmals aufploppen lässt…

    Damals wie heute wäre ich persönlich noch ein Weilchen fassungslos über all das, was ich da gelesen habe. Wie lange sprechen wir schon davon, wie katastrophal unser klassisches Schulsystem ist. Leistung und regelgerechtes Verhalten. Noch immer zählt nichts anderes.

    Ist es das, was wir unseren Kindern fürs Leben mitgeben wollen? Immer noch mitgeben wollen? Warum geht es immer noch um Schuld/Unschuld, Recht/Unrecht mit all seinen Facetten. Wann akzeptieren wir wirklich uns alle in unserer Individualität mit unseren Stärken und Herausforderungen. Wann beschäftigen wir uns zunächst mal mit uns selbst, warum wir so handeln, so entscheiden, so fühlen, so denken… Wann schauen wir mal dahinter, warum reagiert der eine so, der andere so. Empathie und Kommunikation auf Augenhöhe schließen Respekt und Agieren in der Gemeinschaft niemals aus, im Gegenteil.

    Prüfe ob alles was du sagst, wahr, liebevoll und notwendig ist. Diese kleine Regel ist die perfekte Basis für so ziemlich alles. Und als zweites sollte jeder mal hierdrüber nachdenken:

    Unsere Glaubenssätze beeinflussen unsere Gedanken.
    Unsere Gedanken sorgen für unseren Fokus woraufhin wir ins Fühlen kommen.
    Unsere Gefühle sorgen für unsere Ausstrahlung und unser Handeln/Entscheiden.
    Unsere Handlung/Entscheidung führt zu einem Ergebnis.

    Es nützt rein gar nichts, am Ergebnis oder der Handlung/Entscheidung etwas zu ändern, so lange wir uns mit unseren Gedanken nicht auseinandersetzen, mit uns selbst.

    Und dasselbe gilt für unser Schulsystem, egal ob Grundschule oder weiterführend. Wir brauchen nichts ändern an der Klassengröße, Ausbildung/Anzahl der Lehrer oder woran auch immer – so lange wir nicht mal grundsätzlich darüber sprechen, wie Lernen stattfinden soll. Wofür wir lernen. Warum wir lernen. Warum es gut ist, in Gemeinschaft zu lernen. Dass wir alle wichtig sind, wir uns alle brauchen, wir miteinander und voneinander lernen.

    Ich empfehle sehr die Podcasts von Kathy Weber und Veit Lindau und für alle Kids, Familien und kindgebliebenen Mira und das fliegende Haus!!!

    by the way: spiegeln wir das Thema von oben mal raus aus der Schule und rein in die Arbeitswelt: Wer von uns würde das alles so mitmachen!?

  2. Hallo,
    ich kann viele Punkte nachvollziehen und stimme überein, aber einem Punkt muss ich widersprechen. Dass Eltern nur auf ihre Karriere schauen und die Kinder deswegen unnötig zu lang in Betreuung lassen, ist nicht ganz wahr und wirft ein unfair negatives Licht auf „karrierehungrige“ Eltern. Ein 8-Stundentag ist nun mal Normalität und rechnet man hier noch die Fahrtzeit hinzu, ist ein Abholen vor 17Uhr (gerechnet ab 8Uhr) kaum möglich, außer man kann, wie als Lehrer, seine Arbeit mit nach Hause nehmen, um dort nachzuarbeiten.
    Auch den Kommentaren zu den Hausaufgaben kann ich hiermit zustimmen, denn beim nicht freiwilligen Abholen der Kinder um 17Uhr wäre es schön, gemeinsam in Feierabend zu gehen, statt Hausaufgaben zu erledigen, die zwar notwendig sind, aber in pädagogisch-fachlicher Betreuung auch für die Kinder einfacher zu erledigen wären.

  3. Kommentar
    Guten Tag, sehr interessanter Artikel.

    Ich bin selber Mutter zweier Kinder und mache meine Erfahrungen mit dem Schul, – und Kindergartensystem, wo es meiner Meinung nach schon anfängt.
    Jeder braucht für sein Kind eine „Extrawurst“, völlig normal sind Kinder, die heute mal wieder nicht kommen, weil sie nicht aufstehen konnten, weil sie einfach keine Lust hatten.
    Ich frage mich ernsthaft, wie solche Dinge im Schulleben aufgefangen werden sollen? Kinder gehen in unserer Region teilweise 3-4h in die Kita, dann dürfen sie zu Hause die Sau raus lassen, weil es ja so anstrengend und wuselig war. Viele Eltern sind heutzutage einfach zu bequem, um Konsequenzen durchzusetzen.
    Tv und Playstation sind einfacher, als Schwimmen gehn oder zum Sport fahren.
    Sicher sind heute auch Menschen Eltern, die schon selber so gross geworden sind und deshalb nicht mal „Mensch ägere dich nicht “ mit ihren Kindern spielen. Und wenn, dann muss das Kind gewinnen… Ist ja sonst traurig…. Na klar, es muss auch mal traurig sein dürfen. Was ist daran so schlimm?
    Ich bin das auch ab und zu und auch das enthalte ich meinen Kindern nicht vor. Wie soll Empathie geschult werden, wenn ich jeden Tag mit einheitlichem „Heititei“ empfangen werde?
    Warum läuft es heute so kompliziert?
    Jeder will nur das Beste, na klar… Aber muss man dafür die Menschlichkeit in den Hintergrund verabschieden?
    Mir hat man früher neben der allgemeinen Dinge auch soziale Dinge beigebracht. Leider kann das nicht nur eine Partei (Schule) umsetzen, da gehört auch ein ähnlich tickendes Elternhaus dazu. Nur durch Regeln existieren wir alle in vernünftigen Staatsformen, nur deshalb läuft es.
    Widerstand ist dabei nur sinnvoll, wenn es um elementare Dinge geht, nicht um Kleinigkeiten und eigene Vorteile.
    Irgendwie gehts uns allen einfach zu gut, finde ich…
    Ich würde mich freuen, wenn man sich wieder zusammenrappelt, das zu schätzen weiss, was wir alle so selbstverständlich nutzen. Pädagogische Arbeit achten und selber ohne Wenn und Aber unseren „Mann“ stehen.
    Sucht nach Lösungen und fangt bei euch selber an.

    Meine ist kleine Klassen und mind. einen pädagogischen Mitarbeiter pro Klasse, der sich um Belange im zwischenmenschlichen Bereich kümmern kann, um Lehrer zu entlasten und Unterricht wieder Unterricht wird.
    Das wäre für Kinder, Eltern und Schule eine große Hilfe.

    Vielleicht erlebe ich es noch….
    Vielen Dank.

  4. Mich würde aber jetzt doch
    Mich würde aber jetzt doch mal interessieren, was für eine Reaktion die interviewte Grundschullehrerin von der Mutter, die ihr Kind erstmal in den Arm genommen und es freundlich gefragt hat, was mit ihm los ist, erwartet bzw besser gefunden hätte. Denn eigentlich finde ich, hat die Mutter als erste Reaktion ziemlich ideal gehandelt. Würde ich so einen Anruf kriegen, würde ich auch erstmal nicht davon ausgehen, dass mein Kind das aus Spaß macht, sondern denken, ihm geht es aus irgendeinem Grund wohl gerade sehr schlecht. Klar sollte es da anders mit umgehen, aber meiner Erfahrung nach bringt es gar nichts einem Kind das in der akuten Situation klar machen zu wollen, erstmal müssen sich alle Beteiligten wieder beruhigt haben, dann kann man klären was genau war und wie man da besser mit umgehen kann.

    Insgesamt denke ich auch, das Schulsystem baut eben noch weitgehend auf bedingungslosem Gehorsam auf. Dazu werden immer mehr Kinder aber nicht mehr erzogen, was ich mit Blick auf die Geschichte auch gut finde. Ich bin daher durchaus der Meinung, dass das Schulsystem sich an die neuen Gegebenheiten anpassen sollte.

    1. Wenn ich in meiner Kindheit
      Wenn ich in meiner Kindheit in den 80ern dieses Kind gewesen wäre und meine Mutter durch die Lehrerin informiert worden wäre, dass ich andere Kinder geschlagen hätte, hätte mich meine Mutter sicher nicht in den Arm genommen. Sie hätte wohl recht ernst gefragt, was vorgefallen ist. Sie hätte mir die Gelegenheit gegeben, die Ereignisse aus meiner Sicht zu schildern, aber mit der ganz klaren Haltung, das Schlagen nicht in Ordnung ist.
      Ein Kind, das in einer Situation offensichtlich zum Täter geworden ist, reflexartig in den Arm zu nehmen und zu trösten, wird dieses Verhaltensmuster eher verstärken. Das Kind lernt: Ich kann machen, was ich will, meine Mutter tröstet mich und haut mich raus. Und somit kann das Kind dann auch keine angemesseneren Strategien für ähnliche Situationen lernen, und wird weiter auf körperliches Ausagieren zurückgreifen.

      1. Meiner Mutter hätte mich auch
        Meiner Mutter hätte mich auch nicht in den Arm genommen, aber das war ja nicht die Frage. Ich bin der Meinung, man kann sein Kind in den Arm nehmen und trotzdem vermitteln, dass Hauen nicht in Ordnung ist. Aus meiner Sicht ist es klar, dass ein Kind, das das tut, leidet, und da Empathie entgegengebracht zu bekommen, verstärkt die ungünstige Bewältigungsstrategie nicht, sondern hilft sich zu öffnen und gemeinsam an dem Problem zu arbeiten. Ich habe aus meiner persönlichen Erfahrung heraus eher den Eindruck, dass gerade diejenigen Kinder, die zu wenig in den Arm genommen werden, diejenigen sind, die häufiger auf Strategien wie schlagen und ähnliches zurückgreifen.

      2. Als Nachtrag will ich auch
        Als Nachtrag will ich auch noch etwas zu der Formulierung, ein Kind sei „zum Täter geworden“ sagen: Ich habe eine Tochter, die im Kindergarten Opfer sexueller Übergriffe durch einen älteren Jungen wurde. Daher habe ich mich in die Thematik intensiv eingelesen und musste leider sehr energisch gegenüber den Pädagoginnen werden, damit diese wirklich etwas tun, um mein Kind vor weiteren Übergriffen zu schützen (die meinten, es sei mit „ja, dann schrei halt bis wir dich hören“ getan..). Aber was ich aus der Beschäftigung mit Materialien dazu mitgenommen habe: Ein Kind in dem Alter ist niemals ein „Täter“. Es ist ein Kind, dass ein auffälliges Verhalten zeigt und dem geholfen werden muss. Selbstverständlich müssen die Opfer geschützt werden, die Verantwortung dafür liegt aber klar bei den Erwachsenen. Auch rein rechtlich sind zB Kinder unter 7 Jahren komplett schuldunfähig, auch darüber nur eingeschränkt schuldfähig. Es als Täter zu bezeichnen suggeriert aber Schuld. Auch übergriffige, schlagende oder sonstwas tuende Kinder sollten nicht als „Täter“ verunglimpft oder gar verurteilt werden. Sie brauchen Hilfe und Empathie.

  5. Danke, Nina, du hast besser
    Danke, Nina, du hast besser als ich ausgedrückt, was ich sagen wollte! “ Mitlaufen “ ist tatsächlich blöd gesagt…ich meinte eher, nicht ununterbrochen sich selbst und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen!
    Und ja, die allermeisten Lehrer (ich eingeschlossen ) mögen „ihre“ Kinder und wollen nur das Beste für sie… und manchmal ist der Blick von Nicht – Eltern auf ein Kind der „richtigere“ ….
    Ich sage das eben auch als Mama!

  6. Keine Hausaufgaben
    In der Grundschule meiner Tochter gibt es keine Hausaufgaben bzw. nur ganz selten und das finde ich sehr gut. So können die Kinder vormittags lernen und haben danach Zeit für sich.

  7. Stundenlange Fremdbetreuung
    Als Erzieherin muss ich dem Artikel in einem Punkt Recht geben. Die heutige stundenlange Fremdbetreuung tut vielen Kindern nicht gut. Kaum Zeit zum freien Spiel, zum Toben oder einfach mal die Seele baumeln lassen- gibts nicht mehr. Der komplette Alltag ist strukturiert und durchgeplant und mit Förderangeboten vollgestopft. Kein Wunder, dass sich viele Kinder nicht mehr konzentrieren können. Wenn ständig Bedürfnisse, wie das Bedürfnis nach Ruhe, Geborgenheit, freiem Spiel, immer hinten angestellt werden, können viele Kinder einfach nicht mehr kooperieren und fallen aus dem Rahmen. Die Schuld sehe ich allerdings nicht bei den Eltern. Die meisten die ich kenne sind gezwungen zu arbeiten. Die Politik hat in den letzten Jahren eine künstliche Legehennenbatterie- Betreuung geschaffen, für die Kinder einfach nicht gemacht sind. Wir muten unseren Kindern Arbeitszeiten wie Managern zu und wundern uns dann, dass sie auffällig werden. Das fängt in der Kita an und geht in der Schule weiter. Eine sehr unschöne Entwicklung wie ich finde.

    1. Nachmittagsbetreuung
      In der Nachmittagsbetreuung haben Kinder eigentlich die Zeit für freies Spiel, zum Toben und die Seele baumeln lassen. Es ist vielleicht nicht genau das gleiche, als wenn sie nachmittags mit den Nachbarskindern unterwegs sind, aber doch sehr ähnlich.

  8. Eigene Erfahrungen
    Hallo, ich denke wie so oft spielen sowohl bei der interviewten Grundschullehrerin als auch bei einigen Kommentatorinnen eigene Schulerfahrungen eine große Rolle. Ich z. B. kam 1988 in der ehemaligen DDR in die Schule, da war der Hort selbstverständlich und auch viele Nachmittagsaktivitäten, die über Schule und Hort gesteuert waren. Da hat man als Kind etwas verpasst, wenn man gleich nach dem Unterricht nach Hause mußte. Ich habe z. B. das Schulessen gehasst und bin daher seit der 2. Klasse zum Essen nach Hause gegangen, da habe ich mir vorgekochtes alleine auf dem Herd erwärmt, meine Hausaufgaben gemacht und dann fix zurück in den Hort gegangen, weil die Musikgruppe, Tanzgruppe oder Holzarbeitengruppe gewartet hat. Meine Kinderwelt fand vor allem im Schulverband statt. Selbst nach der Zeit haben wir uns als Klassenkameraden auf den Spielplätzen getroffen und mussten meist erst um 18:00 Uhr nach Hause. So sehe ich es heute auch als selbstverständlich, dass mein Sohn in der 3. Klasse Hobbys im Hort pflegt. Er aber auch manche Tage einfach noch dort bleiben möchte, weil er so schön Fußball auf dem Schulhof spielen kann. Klar kommt mir das als berufstätige Mutter mit noch einem weiteren Kind sehr zu Gute! Und auch das Schulessen ist heute noch fortschrittlicher geregelt, wir suchen es immer gemeinsam am Wochenende an einer App aus. Und wenn es einen Tag gar nichts gibt, was er möchte, dann bekommt er eine bunte Mittagsdose mit. Er möchte sich nämlich nicht zwischendurch etwas zu Hause machen, da er dann Zuviel Zeit mit seinen Schulkameraden versäumt, in der er Fußball spielt oder Pokémonkarten tauscht oder andere Angebote im Hort wahr nimmt. Was ich sagen will ist: Die Zeit außerhalb der Familie ist für die Kinder auch wertvoll. Ich kannte und kenne Hort als geschützten Raum mit vielen Angeboten, aus denen die Kinder frei wählen können, da brauchen sie die Eltern gar nicht! Ach ja, mein Sohn mag seine Hausaufgaben auch nicht im Hort machen, daher macht er sie dann immer zu Hause, was ich wiederum ganz schön finde, ich weiß daher, was in der Schule gemacht wurde, lerne schöne Gedichte und Lieder kennen, die nach intensivem gemeinsamen Lernen sogar meine Tochter im Vorschulalter dann kann und der Papa dann auch! Ich genieße das total, dass ist auch für mich ein Abschalten vom Arbeitsalltag, wenn ich Herbstgedichte lerne!

    1. Diese Erfahrungen habe ich
      Diese Erfahrungen habe ich auch. Bin auch im Osten aufgewachsen, zwar schon zu Westzeiten, aber mit Hortbesuch und Ganztagsbetreuung. Ich bin gerne in den Hort gegangen und auch meine Kinder gehen jetzt gern in Hort und Kita und das bis 17 Uhr. Anhören muss ich mir dann oft, dass ich zu früh abhole, weil sie in der Einrichtung jeweils eine tolle Betreuung ja eher eine zweite Familie gefunden haben, die ihnen geben was sie brauchen.

  9. Von allem etwas…
    Hallo zusammen….Vielleicht sind ja nicht nur die Lehrer Schuld, aber auch nicht nur die Eltern, die Kinder, der Hort oder das System. Vielleicht gibt es ja etwas, was an allen Fronten verbessert werden könnte. Ich denke auch, dass es richtig ist, dass Kinder eine gute Bindung zu ihren Erwachsenen brauchen. Egal ob Mutter oder Vater. Diese Erwachsenen haben die Aufgabe ihrem Kind, Verantwortung, Empathie, Sozialverhalten, Selbstkontrolle etc beizubringen. Das sind Eigenschaften,die man im Leben einfach braucht. Das können nicht nur die Erzieher und Lehrer lösen. Eltern haben darüberhinaus auch die Verantwortung den Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit Medien vorzuleben und beizubringen (also selbst auch mal das Handy weglegen) und selbst auch mal schauen wie rede ich den von, mit und über andere? Ich denke dass dieser übermäßige Konsum, die laaaaaangen Betreuungstage, das wenige innehalten und runterfahren dazu beiträgt, dass Kinder heutzutage gestresst und unkonzentriert sind. Deshalb bin ich auch der Meinung, dass man überdenken sollte, ob es notwendig ist, dass beide Eltern Vollzeit arbeiten. Kann man vielleicht etwas runterschrauben? Wir haben es Zuhause bei uns so geregelt, dass mein Mann und ich in Teilzeit arbeiten so lang die Kinder noch so klein sind. Dafür fahren wir eben nicht ständig in den Urlaub und haben unseren Konsum runtergeschraubt. Wir verbringen die Zeit ab ca 15 Uhr zu Hause mit unseren Kindern. Lehrer sind übrigens nicht generell alle von Natur aus daran interessiert, es den Kindern so schwer wie möglich zu machen, sie mit schlechten Noten zu Strafen und das Selbstwertgefühl zu versauen und Lehrer (zumindest viele) würden auch sehr gerne individueller auf jeden eingehen. Dafür brauht man aber auch mehr Zeit und somit Klassen mit weniger Kindern. Da gebe ich Juli auf alle Fälle Recht. Lehrer dürfen aber auch gerne das System hinterfragen. Nicht alles ist gut was schon seit vielen Jahrzehnten so und nicht anders gemacht wird. Ich denke auch, dass es falsch ist Kindern noch zusätzlich Hausaufgaben aufzugeben und somit die Abende auch noch mit Pflichten zu bestücken. Lesen finde ich allerdings absolut notwendig – und das muss man meiner Meinung nach zu Hause machen in einer 1 zu 1 Situation. Das kann ein Hort nicht leisten. Vor allen Dingen ist gemeinsam Lesen auch eine wunderbare Aktivität, in der man zu seinem Kind in Beziehung gehen kann, über wichtige Themen sprechen kann usw. Natürlich unter der Voraussetzung, dass man einen gemütlichen und wunderbaren Rahmen dafür schafft. Ich denke also Zusammenfassend, dass alle Parteien sich auch mal kritisch hinterfragen dürfen. Wir haben alle unseren Teil der Verantwortung zu tragen… Welche Erwartungen haben wir Eltern an unsere kinder, was kann die Schule leisten, was sollte sich in Schule ändern und wann hat ein Kind auch einfach mal frei. Frei ohne vor dem Bildschirm zu sitzen. Frei um einfach zu spielen und Kind zu sein. Viele liebe Grüße Jasmin

  10. Schwierig
    Ich finde es gut, dass ihr hier thematisiert, dass vieles schwierig ist an der Schulsituation. Ich würde es auch genauso ausdrücken, dass viele Kinder nicht mehr in dieses System passen. Aber das finde ich gut so (auch wenn es schlimm für die Kinder ist und damit „gut“ ein fragwürdiges Wort hier ist): es läuft sicher nicht alles perfekt in vielen Elternhäusern aber immer mehr Eltern leben eben nicht mehr bedingungslose Autorität. Darauf baut aber das Schulsystem, während viele Kindergärten schon mehr Selbstbestimmung zulassen und bei Berufswahl und im späteren Berufsleben gibt es diese auch wieder. Die „nicht passenden“ Kinder sind also in meinen Augen oft auch diejenigen, die mit ihrem Verhalten anzeigen, dass etwas nicht stimmt.
    Die fehlende Empatie beobachte ich auch, allerdings finde ich es auch nicht überraschend, wenn Kinder kaum eine sichere Bindung aufbauen könnten, häufig gegen ihren Willen in die Schule müssen und ihnen genauso wenig mit Empatie begegnet wird.

  11. @RM
    Ich bin auch Grundschullehrerin ( und Mama von zwei Kindern) und du hast recht, RM, das Schulsystem hat enorme Schwächen- das wird kein Lehrer abstreiten!
    Aber, RM und Manuela: Ein Kind kann/darf/soll/muss in einer Gemeinschaft auch einfach mal mitlaufen, ohne dass es gleich nur „Masse“ ist! Das bedeutet Rücksicht und Empathie und auch mal für andere zurückstecken! Kinder haben damit gar nicht immer so große Probleme…aber ihre Eltern!
    Und den Krankheitswahn haben Eltern- nicht Lehrer! Wenn ich im Elterngespräch sage, dass sich ein Kind kaum konzentrieren kann, ist die erste Frage immer die nach ADHS?! Das Gleiche bei Rechtschreibung und LRS…
    Ich sehe das exakt so wie Nele!

    1. Warum?
      Hallo Kristina,
      Warum muss denn ein Kind in der Gesellschaft mitlaufen können? Das ermöglicht das aktuelle System Schule, aber sonst? Es gibt viele Situationen im Leben da will ich ein Teil einer bestimmten Gesellschaft sein und dann kann ich mich sehr gut anpassen. Aber in einer Situation, in der ich garnicht sein will? Nur weil andere Leute denken, es wäre aktuell das Richtige für mich? Mir würde das nicht gefallen und genauso fühlen sich meine Kinder auch. Kein Wunder, dass sie aus lauter Hilflosigkeit auch mal falsch reagieren.

      1. Bisschen weltfremd?!
        Die Fähigkeit, sich in Gruppen integrieren und auch, sich an Regeln halten zu können, ist essentiell für das Zusammenleben in einer Gemeinschaft bzw. Gesellschaft. Wenn jeder ausschließlich und in jeder Situation seine „Individualität“ lebt, eckt er an.
        Auf die Balance kommt es an, und die Fähigkeit, sich in unterschiedlichen Kontexten situationsangemessen verhalten und dabei auch mal den kurzfristigen Aufschub eines Bedürfnisses (in der Schule: essen, laut sein, herumrennen etc. für die Dauer der Schulstunde) zu akzeptieren. Die Vermittlung dieser Fähigkeit fängt im Elternhaus an und sollte idealerweise in der Schule weitergehen. Natürlich nicht auf Kosten der völligen Unterdrückung eigener Bedürfnisse, das versteht sich ja von selbst.

  12. Ein schlechtes Gefühl
    Beim Lesen überkommt mich ein schlechtes Gefühl. Warum? Weil ich für mich darin alles wiederfinde, weßhalb ich das Schulsystem so wie es aktuell ist innerlich ablehne.
    Eine Lehrkraft, tief in alten Traditionen und Blickwinkeln auf „das Kind“ verwurzelt (so erscheint es mir zumindest). Mit für mich nicht greifbarer Empathie und ohne für mich wahrnehmbares Interesse an den einzelnen Menschen die ihr da tagtäglich unterstellt sind.
    Schuld sind die Eltern, besonders die Mütter. Die müssen halt aufhören zu arbeiten, sich wieder ihre Kittelschürze anziehen und 11.30 Uhr frohen Mutes 20 Jahre lang ein wohlfeiles Mittagessen auf den Tisch packen. Am besten auch noch für den Vati, der zur Mittagspause aus dem Büro auch kurz heimgeeilt kommt. Home sweet Home oder so.
    In der Gesellschaft ist das vorherrschende Ideal nunmal das Individuum. Und Erwachsene dürfen auch so leben. Teilweise Kinder auch. Nur spätestens ab der Schule -aber auch schon in einigen Kindertagesstätten – sollen sie „funktionieren“ ohne näheren Beziehungsaufbau „einfach mal hören “ ohne zu hinterfragen oder in Frage zubstellen. Kritisieren? Auf keinen Fall. Dann ist das Kind verhaltensgestört und sowieso krank und schlecht erzogen obendrauf.
    Total verdrehte Welt.

    1. Zustimmung
      Ich stimmte RM in allen Punkten zu. Mir ist auch latent schlecht geworden, dass eine Grundschullehrerin ernsthaft fordert, dass sich Eltern (ich gehe davon aus in der Mehrheit Frauen) beruflich zurücknehmen sollen… Bestimmt hat die Lehrerin dann auch eine guten Plan in der Tasche wie die fehlende Rente dann später kompensiert werden soll. Nicht die Kinder oder die Eltern sind falsch, nein das desolate deutsche Schulsystem ist falsch und wir brauchen selbstverständlich keine Mitläufer, die sich der Masse anpassen sondern Individuen, die eigenständig Denken und Handeln und Dinge auch mal hinterfragen und anders machen, als der Rest. Und das kritisiert wird, dass eine Mutter ihrem Kind achtsam und liebevoll begegnet, auch wenn es Mist gebaut hat, bedarf keiner weiteren Worte mehr.
      Dieses Interview bestätigt mich wieder, für unser Kind die richtige Entscheidung getroffen zu haben: keine Regelgrundschule!

  13. Hausaufgaben
    Hallo,
    Ich stimme vielem in dem Artikel zu, allerdings nicht der Aussage der Kollegin zum Thema Hausaufgaben. In einer Ganztagsbetreuung muss auch Raum für das erledigen der Hausaufgaben sein. Tatsächlich ist das für mich eine der Hauptaufgaben für die Horterzieher, zumal sie dafür auch nicht mehr Ausbildung benötigen als sie offensichtlich bei den Eltern vorausgesetzt wird (die sonst den Kindern bei den Hausaufgaben helfen müssten). Der Abend sollte tatsächlich frei von Hausaufgaben sein (vielleicht mal vom lernen für eine einzelne Arbeit abgesehen)

    1. Es steht nur drin, dass ein
      Es steht nur drin, dass ein zusätzliches lesen üben nicht von den Hortbetteuerinnen übernommen werden kann.Die Hausaufgaben werden dort gemacht. Lernen und üben muss zu Hause gemacht werden.

  14. Warum? Für die Rente
    „Eigentlich ist die Zeit, in der die Kinder ihre Eltern brauchen, gar nicht so lang, warum kann man da beruflich und finanziell nicht etwas kürzertreten zugunsten des Kindes?“

    Weil vor Allem die Mütter von Altersarmut bedroht sind, wenn sie zu wenig arbeiten. Da machen sich schon wenige Jahre in Teilzeit kräftig bemerkbar.

    1. Arbeit
      Es ist als vermutlich verbeamtete Lehrerin auch einfach zu sagen, dass man doch zurückstecken solle. Als Lehrer/ in kann man mit 10 Std. bei gutem Gehalt auch nach Jahren zurück in den Schuldienst. Das sieht bei vielen anderen Berufen anders aus. Da hat man schlicht den Anschluss verloren. Und wenn man dann noch sagt: Ich kann nur bis eins.
      Der Lehrerberuf ist sehr familienfreundlich, unsere Gesellschaft aber nicht. Heutzutage sollte sich Frau nicht zu lange nur um die Kinder kümmern, denn was passiert bei Scheidung, im Alter?

      1. Zurücktreten für Kinder
        Im genannten Beispiel ging es um Eltern die ihre „vier Urlaube“ im Jahr finanzieren wollen. Also hier ging es um Menschen, die theoretisch ohne große Probleme finanziell etwas zurücktreten könnten, nicht um welche, die später von Altersarmut bedroht oder auf das Geld zwingend angewiesen sind. Und hierbei sind wohl ebenfalls die Herrschaften gemeint und nicht nur die Mütter. Ich glaube bei solchen Texten ist es immer wichtig sich nicht selbst irgendwie angegriffen zu fühlen und das ganze objektiver zu betrachten. Da rutsche ich nämlich auch schnell mal rein, also in diese „ja aber bei mir geht das nicht anders“-Gedanken. Da es jedoch so viele unterschiedliche Menschen gibt und die Lehrerin hier mich gar nicht kennt, bin ich persönlich ja auch gar nicht gemeint. 🙂 Deswegen lese ich erneut den Text und versuche ihn dann immer noch mal auf richtig sachlicher Ebene zu erfassen. LG

  15. Einigem kann ich zustimmen.
    Einigem kann ich zustimmen. Einiges scheint mir dem soziokulturellen Einzugsbereich deiner Schule geschuldet.
    Aber zwei Anmerkungen muss ich machen:

    Was ist denn bitte so schlimm daran, dass das wütende Kind erstmal in den Arm genommen wird und gefragt, was los ist? Meinst du, es wäre besser gewesen, wenn die Mutter gleich losgeschimpft hätte?

    Und zur angeblich fehlenden Zeit der Kinder mit den Eltern: Wie wäre es denn, wenn diese Zeit nicht auch noch mit Hausaufgaben blockiert würde? Wenn Ganztagsschule bedeuten würde, dass das Kind genau wie die Erwachsenen einen echten Feierabend hätte und die Arbeit in der Schule bliebe? Dann hätten die Familien mehr Zeit für sich, und ganz nebenbei ginge die Leistung nicht ganz so stark von den (zeitlichen, finanziellen und intellektuellen) Unterstützungsmöglichkeiten der Eltern ab.

  16. Weiterführende Schulen
    Es ist auch nicht verwunderlich, dass die meisten Eltern eine Gymnasialempfehlung anstreben:

    Das System Hauptschule wird abgeschafft und alle Hauptschüler sind plötzlich Realschüler oder Gemeinschaftsschüler oder Verbundschüler oder wie immer man es nennt. Ordentliche Realschulen gibt es kaum, stattdessen hört man dort von gravierenden sozialen Problemen.
    Was sollen Eltern also tun, um das zu vermeiden ausser das Gymnasium anzustreben?

  17. Methoden geändert
    Ich hätte da gerne auch mal gelesen, dass sich die Methoden verändert haben. Frontalunterricht ist verpönt.

    Schon Erstklässler sollen eigenständig arbeiten, sich selbst strukturieren und motivieren. Das wird einfach erwartet. Die Kinder werden kaum angelernt sondern kriegen nur Blätter in die Hand gedrückt. Macht mal selbst. Wer das nicht packt, selber schuld. (Differenzierter Unterricht)

    Dazu werden die Kinder früher eingeschult, sind also noch unreifer.

    Es ist leicht und üblich, die Schuld bei Eltern und Kindern zu suchen statt in der Schulpolitik.

    Zudem sollte! eine Ganztagsbetreuung auch ausreichen, alle Kinder ordentlich schulisch zu betreuen. Dass das nicht geht, liegt daran, dass dafür zu wenig Personal und Geld zur Verfügung gestellt wird.
    Stattdessen wird verlangt, dass Frauen (in der Regel) beruflich zurückstecken und diese Care Arbeit leisten.

    1. Besser hätte ich es nicht formulieren können!!
      Danke, Du sprichst mir aus der Seele!!! Kinder werden nicht mehr individuell gesehen, sondern nur als Masse! Und wehe das Kind dreht sich im Stuhlkreis mal um, dann stört es sofort die „Gemeinschaft“ der Klasse und schon haftet man dem Kind eine Wahrnehmungsstörung und gestörtes Sozialverhalten. Man erwartet tatsächlich, dass das Kind nach der Kita, stillschweigend nicht bewegend dem Unterricht folgt. Dabei durfte es im letzten Kitajahr als Maxi-Kind selbstständig die Gruppe verlassen und in die anderen Gruppen gehen. Die eigene Meinung darf das Kind auch nicht haben, es sei denn es spiegelt die Meinung der Lehrerin wieder ansonsten ist das Kind aufsässig und frech gleich falsche Erziehung. Manche Lehrer sollte man nicht auf Grundschüler loslassen…..

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