Zum Glück sind meine Kinder noch klein…

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Liebe Lisa, gestern morgen musste ich an Dich denken. Als ich meine Tochter um 7.30 Uhr weckte, schaute ich kurz aus dem Kinderzimmer-Fenster auf die Straße. Zwei kleine Mädchen, dick eingepackt, mit riesigen Schulranzen auf dem Rücken, wurden von ihren Müttern den Gehweh entlang geschleift. „Wir müssen uns beeilen, Schule geht gleich los“, hörte ich die Mütter förmlich rufen. Da dachte ich: „Gott sei Dank habe ich noch ein Kita-Kind.“ In aller Ruhe konnte meine Tochter noch ein bisschen im Bett rumkuscheln, wir haben dann gemütlich gefrühstückt. Ohne Zeitdruck. Als sie um 8.30 Uhr sagte, sie wolle noch schnell ein Puzzle machen, sagte ich: „Klar!“ und räumte in der Zeit das Geschirr weg. Um kurz vor neun haben wir uns angezogen und sind zur Kita getrabt, haben Vögel beobachtet, die Weihnachtsdeko in den Fenstern bestaunt und besprochen, wie wir den Nachmittag verbringen wollen. Es war fast halb zehn, als die Kleine dann in den Gruppenraum stürmte – vor ihr lag ein ganzer Tag voller Spiel, Gesang und Spaß. Als ich aus der Kita kam, guckte ich auf mein Handy – ich hatte schon zwei Nachrichten von Dir. Und ich dachte: „Klar, Lisas Kinder sind ja auch schon seit fast 2 Stunden aus dem Haus.“ Bitte nimm es mir nicht übel, aber Du hast mir leid getan. Ich kann mir nämlich vorstellen, wie anstrengend es ist, drei Kinder morgens zur Schule zu bringen. Wo ist das Heft? Wo der Ranzen? Hat jeder sein Brot? Und nachmittags dann auch noch Hausaufgaben. Und der ständige Druck im Kopf, dass die Kinder schon Leistung abliefern müssen.

Ich kann nur sagen: Was bin ich froh, dass wir noch eine Weile Heile Welt haben. In der nur gespielt wird, in der wir trödeln dürfen. In der das Kind zu Hause bleiben kann, weil es irgendwie mies drauf ist, ohne dass Stoff nachgearbeitet werden muss. In der wir außerhalb der Ferien verreisen können. Mir graut es vor der Schulzeit. Vor dem frühen Aufstehen, dem ganzen Lerndruck. Die Kita ist so ein kleiner geschlossener Kosmos. Die große weite Welt ist noch so fern für uns.

Bitte sag mir: Vermisst Du dieses Gemütliche nicht auch manchmal? Dass alles kann und rein gar nichts muss?  

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22 comments

  1. Was den einen der Morgen
    … ist den anderen der Abend. Da trödeln, kuscheln und spielen wir auch. Frei nach dem Motto: Bist du eine Nachtigall oder eine Lerche? – Schüler müssen leider immer noch lerchen seien, während Familienleben was für Nschtigallen ist 😉

  2. Warum so aggressiv?
    Dass nun wieder die altbekannte Diskussion losgeht ums arbeiten und nicht arbeiten, int nun mehr als überflüssig…

    Die Autorin hat lediglich betont, wie schön es ist, Muße und Zeit für die Kinder zu haben und ist sich darüber bewusst, wie vergänglich und kostbar diese Zeit ist.

    Das ist das Gegenteil von weltfremd! Weltfremd ist es eher, so zu tun, als lasse sich Zeit mit den Kindern auf irgendwann verschieben..

  3. muss ja niemand
    Natürlich können auch Väter Zuhause bleiben, keine Frage. Ich hatte nur von mir gesprochen und dass ich froh bin diese Zeit mit meinen Kindern gehabt zu haben. Ich denke schon, dass der Anspruch an vieles gewachsen ist und wenn eine Zeit lang nur einer verdienst, muss man sich etwas einschränken.
    Und ich reden nicht von alleinerziehenden Müttern. Da erübrigt sich natürlich die Frage, ob sie arbeitet oder nicht.
    Aber dass alle arbeiten müssen, wenn die Kinder klein sind kann ich nicht glauben.
    Ich liebe übrigens auch meinen Beruf. Und ich denke, ich werde länger arbeiten als ich meine Kinder aufwachsen sehe


    1. Ja, das verstehe ich sehr gut. Ich habe auch ein Jahr Elternzeit genommen, obwohl das finanziell aus o.g. Gründen nicht die beste Lösung war. Aber so konnten wir beide ziemlich viel Zeit mit unserer Tochter verbringen. Das geht aber auch nur im ersten jahr so gut. Ich kenne ehrlich gesagt keine Familie, die locker von einem Gehalt leben könnte in meiner Stadt. Dazu sind die Gehälter zu niedrig, die Mieten zu hoch und die Rentenkasse zu unbarmherzig.

      1. vielleicht…
        …ist das auch der größte Unterschied zwischen Stadt und Land: in eher günstigeren ländlichen Gegenden lässt es sich nämlich nach wie vor sehr gut von nur einem Gehalt leben (bzw. einem Gehalt und einem mini-Gehalt)…sodass wirklich kein Druck besteht, so schnell wie möglich wieder voll in den (sicheren) Job zurückzukehren.

  4. Ich finde, dass es mit
    Ich finde, dass es mit Schulkindern schon sehr anders wird. Haben früher häufiger einfach mal so einen freien Tag gemacht und die Kinder sind dann eben nicht in den Kindergarten gegangen (und doch, ich arbeite, aber nur in Teilzeit und auch nicht täglich). Es war dann kein Problem sonntags mal etwas später wieder nach hause zu kommen, denn die Kinder konnten bei Bedarf einfach länger schlafen (und mal später zum Morgenkreis zu kommen ist so dramatisch nun auch nicht, wenn es nicht alle zwei Tage so ist). Das ist nun alles nicht mehr möglich und auch mit meinem dritten Kind, das noch nicht im Kindergarten ist, mache ich deutlich weniger aus der Reihe, als ich es früher mit meinen anderen beiden Kindern gemacht habe – naja, so ist wohl der LAuf der Dinge. Ich möchte nur sagen: Die Kindheit seiner Kinder so gut es geht zu genießen und sei das auch einfach nur durch Rumtrödelei, das kann so falsch ja nun nicht sein. Die Zeit dafür ist jedenfalls sehr begrenzt und wenn man sie dann noch ausweiten kann und eben nicht nur das eine Elternjahr zu Verfügung hat, dann ist das doch ganz wunderbar!

  5. Trödeln
    Wir trödeln auch gerne. Am nachmittag, am Wochenende, im Urlaub. Manchmal auch morgens. Aber ansonsten gehen wir zur Arbeit, in die Schule und in die Kita. Noch dazu sind unsere Kinder Frühaufsteher. Die haben schon gemalt, gespielt und CD gehört bis wir das Haus verlassen 😉

  6. Ich fand den Artikel auch
    Ich fand den Artikel auch ganz schön Weltfremd. Wir gehen auch um spätestens 7.30 aus dem Haus, aber nicht wegen Schule, sondern weil wir ins Büro müssen! Rumtrödeln in der Elternzeit war schön, ist aber leider für die meisten von uns nicht die Realität nach dem ersten Jahr!

  7. Ein bisschen viel Latte-Macchiato-Selbstbild-Mutter
    Es geht wohl kaum um eine Neiddebatte. Nur, lieber Seppi, hat die (Abreist-)welt sich eben auch ein ganzes Stück weit geändert. Zumindest für mehr von uns, als uns allen lieb sein sollte. Auch ich bin noch in der Elternzeit – aber mein knapp dreijähriger Sohn liebt neben dem Frühstück zu Hause auch das mit seinen Krippenfreunden. Bummeln ist da auch nicht; einen geregelten, strukturierten Tag braucht er auch. Mal abgesehen davon gibt es ja auch noch das Wochenende … Und abgesehen davon bin ich froh, dass unsere (sehr guten) Erzieherinnen in der Krippe Wert auf GEMEINSAME Zeit legen und dass nicht jedes Kind erscheinen sollte, wann es (vorrangig) den Eltern passt.

  8. Volltreffer
    Seppis Kommentar ist nichts hinzuzufügen. Genießt eure Kinder , euer Leben und hört mit dieser doofen Vergleicherei und Neiderei auf … Das bringt niemand was

  9. Warum denn nicht
    Ich finds ’s klase, dass wenn Mütter ihre Elternzeit genießen. Warum mittlerweile 90% der Mütter von unter Dreijährigen so schnell arbeiten gehen weiß ich nicht so genau. Die Kinder sind noch so klein. Und es ist eine tolle Zeit die nicht wieder kommt. Arbeiten können wir noch lange. Und ich denke, dass sich das mehr Eltern leisten können als sie dich eingestehen. Ging ja vor ein paar Jahren auch. Nichts für ungut :). Ich habe die Zeit bis zum Kindergarten (3 Jahre) mit meinen Kindern jedenfalls nie bereut
    Viele Grüße

    1. Es tut mir leid, aber
      …da krieg ich ein bisschen Hals. Warum die MÜTTER der unter 3-jährigen arbeiten? Hm, warum gehen denn die Väter arbeiten? Fragt sich das mal jemand? Und: was ist mit der Rente? Die sollte man gerade als Frau hübsch im Auge behalten. Es müsste also für diese Zeit daheim für die Mutter eine private Rentenversicherung abgeschlossen werden, die den Ausfall ausgleicht, die muss der Papa dann natürlich zahlen. Und alles in allem, da muss der schon wirklich gut verdienen, damit’s reicht.

      Außerdem: Es soll ja auch Mütter geben, die ihren Beruf sehr gern ausüben, oder deren Beruf eine so lange Pause nicht erlaubt. Das hat nichts mit Karrieregeilheit zu tun.

      Ich glaub Dir, dass die Zeit daheim mit Deinen Kindern schön war. Aber das Modell Versorgerehe ist heute für Frauen so riskant wie nur zuvor.

      1. ach ja
        was ich noch hinzufügen muss: Manche Mütter gehen auch wieder arbeiten, weil sie die Hauptverdienerinnen sind. Wir sind so eine Familie. Meine Honorare sind unverzichtbar, würde ich nicht arbeiten gehen, dann säßen wir zwar nicht direkt auf der Straße, aber fast.

  10. Das denke ich mir auch öfters
    Das denke ich mir auch öfters. Mein Sohn ist erst 1,5 Jahre alt und ich bin noch zu Hause, das heißt wir können trödeln, länger frühstücken, zwischendurch ein Buch lesen und haben wirklich keinen Stress. Den Stress spüre ich dann, wenn ich in der Früh einen Termin habe oder sonst etwas wichtiges erledigen muss, dann ist es nicht mehr so schön. Also genießen wir die Zeit, bevor der richtige Stress losgeht.

    Ganz liebe Grüße
    Nina
    http://ninaitwanina.blogspot.co.at/

  11. Ähm….
    …liebe Katharina…sorry! Aber ich finde deinen Artikel ganz schön weltfremd.

    Du kannst ja morgens noch einen auf gemütlich machen (genieße es!!), weil du noch in Elternzeit bist.
    Ist es nicht so, dass 90% der Eltern ihre Kinder in den Kindergarten bringen, WEIL sie wieder arbeiten gehen? Und da ist meistens nix mit Gemütlichkeit.
    Weder bei mir zuhause (7.45Uhr sind die beiden in der Kita- und da sind sie oft die späteren in der Gruppe), noch auf Arbeit: Ich arbeite im Kindergarten: 90% der Kinder sind bis 8:00Uhr. Mein Arbeits-Kita macht 6.00Uhr auf und da stehen bereits 3 Kinder vor der Tür…

    Ähm…also…ich glaube nicht, dass Zeitdruck am Morgen etwas mit schulpflichtigen Kindern zu tun hat, sondern viel mehr mit arbeitenden Eltern…ODER?? ;))
    Also genieße (auch) den Aspekt der Elternzeit: das Bummeln am Morgen!

    Liebe Grüße!

  12. Och…
    Dank unserer Zwillinge sind wir in der Regel um 5:30 auf. Bis die Großen um 7:45 Richtung Schule aufbrechen, haben wir also massig Zeit 🙂
    Gemütlichkeit am Morgen kommt da ziemlich oft auf.
    Also Mädels, Startzeit ändern und Schluß ist mit Hektik 🙂

  13. Solange man nicht arbeitet…
    ist es vielleicht so gemütlich zuhause. Meine Kinder kommen zwar auch erst in 3 Jahren in die Schule, den morgendlichen Stress haben wir aber trotzdem, da mein Mann und ich beide arbeiten und die Kinder um 8:30 Uhr in der Kita sein müssen. Daher hat der für mich nichts mit der Schule zu tun – auch wenn die sicherlich noch einmal ganz andere Herausforderungen mit sich bringt….

  14. Ohhh ja mir graut es auch
    Ohhh ja mir graut es auch schon. Genau diese Gedanken habe ich wenn wir morgens alle nicht aus dem bett kommen weil die Nacht, aus irgendwelchen Gründen wieder zu kurz war. Dann drehen wir uns um und es geht halt mal nicht in den Kindergarten. Wobei es wirklich selten vorkommt. Aber alleine die Möglichkeit zu haben, ist schon sehr entspannend. LG

  15. Vermisse ich
    Das vermisse ich sehr. Bisher habe ich auch noch 2 Kitakinder (5 und 4 Jahre alt) – allerdings gehe ich seit 3 Jahren arbeiten. Daher kenne ich den morgendlichen Stress schon. Nächstes Jahr kommt mein Sohn zur Schule – mal sehen, wie es dann wird.