Gastbeitrag von Nina: Advent, Advent, die Mama rennt.

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Als ich klein war, konnte man meinen Freundeskreis in zwei Lager teilen. Oder einzweieinhalb. Die, die Schokoladen-Adventskalender hatten. Die waren die coolen, die echt Glück hatten. In dieser Gattung gab es noch eine Abspaltung. Das waren die, die Schokoladen-Adventskalender von Markenherstellern hatten. Bei uns waren das meist die Einzelkinder. Hört sich Klischeemäßig an, war aber so. Die andere Schoko-Fraktion hatte ein No-Name-Produkt, bei dem die Schokolade immer einen leichten weißen Rand hatte und auch schon ein bisschen oll schmeckte. Aber scheiß drauf – Schokolade war Schololade. 

Die Kinder, die die Arschkarte gezogen hatten, hatten die Adventskalender mit Bildern. Die Eltern kauften damals schon im Dritte-Welt-Laden und fanden das Öffnen der Bilder besinnlich. Ganz im Ernst: Keins der Kinder hatte Interesse an Besinnlichkeit. Die Kinder mit den Bildern taten mir einfach nur leid. 

Keins der Kinder – ich wiederhole keins – hatte einen Adventskalender mit Säckchen. Oder sie haben sich nicht getraut davon zu erzählen, weil ihnen der Neid meiner gesamten bayerischen Kleinstadt sicher gewesen wäre. Es gab gefühlt im ganzen Landkreis nur Schoko oder Bilder-Kalender. 

Ich habe drei Geschwister und meine große Aufgabe bestand darin, meinen Schokokalender vor ihnen zu schützen. Mein kleinster Bruder hat einmal, als ich in der Schule war, meinen Adventskalender geklaut und alle Türchen aufgegessen. Und er hatte die Dreistigkeit, dies nachher noch leugnen…Soweit ich mich erinnern kann, schnappte ich mir aus Rache einfach seinen und tat das Selbe. 

Meiner Mutter wäre es nie im Traum eingefallen, für jedes Kind 24 Säckchen zu packen – bei vier Kindern wären das ja auch einfach mal geschmeidige 96 Stück. Und so war es wirklich eine der ganz großen Überraschungen in meiner Mutterschaft, als ich das erste Mal sah, mit welcher Hingabe, andere Mütter Adventskalender basteln. Und wieviel Geld sie dafür ausgeben. 

Ich gehöre eindeutig zum Team "Adventskalender kaufen". Zum einen habe ich keinen Spaß am Basteln. Aber mich schreckt auch der Gedanke ab, in einem Discounter am Grabbeltisch 24 Kleinigkeiten für 1 Euro zu besorgen. Oder Prenzlauer-Berg-like schicke, nachhaltige Kleinigkeiten, die mal 24 schnell mal 100 Euro kosten. 

Wir reden immer von Entlastung der Mütter, dass wir nicht alles perfekt machen müssen – aber Jahr für Jahr stressen sich die Mütter beim Thema Adventskalender. Dabei bin ich mir sicher: Würde man die Kinder fragen, wären alle mit einem Schoko-Kalender happy. Vielleicht sollten wir im Advent anfangen, unsere Ansprüche runter zu schrauben – dann würden wir vielleicht den Rest des Jahres davon profitieren….

 

 

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15 comments

  1. Schokolade kriegen die Kinder genug und ich habe die Spannung was wohl im Päckchen ist als Kind sooo sehr geliebt. Es macht auch das aufstehen für die Morgenmuffel in der dunklen Jahreszeit viel leichter! Bei uns gibt es jedes Jahr Gutscheine für Aktivitäten an Tagen an denen es passt. Z.b. Schneetag, Nachtwanderung mit Tannenbaum schmücken, Spiele-Abend, Weihnachtsfilm schauen etc.
    Kostet nichts und ist unglaublich schön für alle, denn das ist es doch worauf es ankommen sollte, achtsam Zeit miteinander zu verbringen. Ich habe Junior dieses Jahr gefragt ob er einen Schoko-Adventskalender will und er meinte, da ist ja jeden Tag das gleiche drin, da kribbelt es ja gar nicht.

  2. Wir probieren noch.
    Letztes Jahr hatten wir einen sogenannten Zeit-statt-Zeug-Adventskalender. Wegen Kurzarbeit und Arbeitsplatzverlust waren beide Eltern den ganzen Advent zu Hause. Und wir haben einen Kalender gemacht, ganz ohne Schoko und Klimbim, aber mit 24 schönen gemeinsamen Aktivitäten. Von Wunschzettel gemeinsam basteln, Schlittschuhlaufen, Plätzchen backen, Vogelfutter herstellen, Kerzen ziehen bis zu Filmabend – es gab einfach sehr viel Familienzeit. Die Kinder waren hin und weg – völlig begeistert und beseelt.
    Dieses Jahr haben sie aber verstanden, dass das aaaauuuuch sehr viel Arbeit ist und viel Zeit braucht, die wir dieses Jahr nicht haben.
    Also gab es Säckchen mit Süßigkeiten unter der Woche und an jedem Samstag und Sonntag jeweils eine gemeinsame Aktivität a la Zeit statt Zeug.
    Für uns passt es so!
    Es darf abwechseln und sich unseren Bedürfnissen anpassen.

  3. Viel zu viel
    Ich befülle jedes Jahr für eine Freundin und für meine Schwester und ihren Partner einen Säckchenkalender. Sie macht das Gleiche für uns und wir lieben es.
    Da mein Sohn von ALLEM zu viel hat und ich etwas gegen tägliche Süßigkeiten habe, gibt es dieses Jahr einen Kalender mit Geschichten!
    Mal sehen, wozu wir uns im nächsten Jahr entscheiden.

  4. Danke für den Bericht der
    Danke für den Bericht der sich ja leicht auf das gesamte Mutter-Dasein übertragen lässt… In Punkto Adventskalender habe ich für jedes Kind einen befüllbaren genäht (das hatte meine Mutter schon so 😉 ), letztes Jahr gab es ein Puzzel mit 24 Teilen – Kosten = 5€ , Freude = rießig und Schokolade gibt es doch eh von überall …

  5. Ja, finde ich auch
    Ich finde auch, man sollte im Advent die Ansprüche runterfahren.

    Denn: die (Vor-) Weihnachtszeit sollte eine friedliche und besinnliche Zeit sein. Wer jetzt denkt, dass wäre Satire, sollte noch mal nachdenken.

    Worum geht es im Advent wirklich?
    Was ist wirklich wichtig?
    Womit macht man seine Kinder wirklich glücklich?

    Egal, wie der Adventskalender ausfällt, eine gestresste Mutter ist sicher der falsche Weg.

  6. Also, ich bin auch eher so
    Also, ich bin auch eher so Fraktion selbstgebastelt. Aber halt mit Schokolade. Dieses Jahr hatte ich Glück und meine Mama hat meinem Kind einen tollen Kalender genäht, da hatte sie einfach viel Freude dran. Jeden Adventssonntag gibt es dieses Jahr ein Pixibuch mit einem weihnachtlichem Geschichtlein, am ersten Tag einen Nussknacker, den sich mein Kind gewünscht hat und die restlichen Tage Nüsse und Schokolade. Rein rechnerisch sind das im Endeffekt um die 15€ für die Kalenderfüllung und der Kalender kann wiederverwendet werden und ist nicht „nur Schokolade“ (wobei ich das auch nicht dramatisch finde).

  7. Familienkalender
    Nein, man sollte sich ganz bestimmt keinen zusätzlichen und unnötigen Stress machen. Auch den Plastikkram, der am Ende nur in der Ecke rumliegt, braucht kein Mensch! Aber, wie wäre es, einen Kalender von Allen, für Alle zu gestalten. Muss doch kein großes Gebastel sein. An den Wochenenden sind’s Unternehmungs- Gutscheine, die quasi Glück für alle Familienmitglieder bedeuten. Gerade in der oft stressigen Vorweihnachtszeit sind diese Tage die Schönsten… Ich kann jedenfalls nur bestätigen, dass der eine Adventskalender in Säckchen, den ich als 8 Jährige bekam, eine meiner schönsten Erinnerungen ist. In dem Sinne…. eine schöne Adventszeit….

    1. Unternehmungs-Gutscheine
      Unternehmungs-Gutscheine finde ich eine tolle Idee. Das merke ich mir für nächstes Jahr!

      Eine Freundin hat gemeinsam mit Mann und Kind einen geteilten Kalender, wo jeder „nur“ jeden dritten Tag sein Türchen öffnen darf. Finde ich auch super, für gemeinsame Vorfreude, zum Teilen lernen und gegen das „meins, meins, meins“.

  8. Ich bin mit Säckchen
    Ich bin mit Säckchen Kalendern aufgewachsen und vermisse sie heute mit 30 total. Dieses Jahr habe ich für meine Eltern Mal wieder einen gemacht, letztes Jahr für meinen Freund. Es muss ja nicht immer eine Kleinigkeit sein, es geht ja auch eine Nascherei. Es geht doch einfach um das Kribbeln in den Fingern wenn man das richtige Säckchen mit der entsprechenden Zahl sucht und sich fragt was wohl darin ist. Wenn ich weiß dass ich jeden Tag Schoki bekomme kann ich mir auch ne Celebrations auf den Tisch stellen. Das ist mir zu langweilig, dann lieber süße Bildchen oder Gedichte ….Naschi gibt’s sowie so genug in der Weihnachtszeit.

    1. Das sehe ich ganz genauso 🙂
      Das sehe ich ganz genauso :-)! Ich habe dieses Jahr das erste Mal einen selbstgebastelten Kalender für meinen Großen gemacht. Habe einfach nur ein Netz Murmeln gekauft, ein paar Luftballons und ein paar Naschereien. Ich weiß ganz genau, dass er sich darüber riesig freuen wird und es ist aufregender, als jeden Tag Schoki. Viel mehr hat es im Übrigen auch nicht gekostet und ich hatte noch Spaß beim basteln 🙂

  9. Meine Mutter hat früher für
    Meine Mutter hat früher für uns 4 Kinder jedes Jahr 96 Päckchen gepackt und ich habe meinen Adventskalender geliebt.
    Deshalb packe ich mit großer Freude nun jedes Jahr auch Adventskalender für meine Kinder.

  10. Danke!
    Was für ein wohltuender Text, danke dafür!
    Ich war früher auch Team Schoko-Adventskalender und habe es geliebt. Der Wahn heute, dass ein Adventskalender liebevoll selbst gebastelt und mit Sachen um +/- 100 Euro gefüllt zu sein hat, ist mir unbegreiflich. Wem es wirklich Spaß macht zu basteln – ok. Aber wenn man vor allem aus externer Motivation heraus mitmacht („Mithalten“), find ich‘s problematisch, von der Verwöhnung der Kinder mal ganz abgesehen. Viele Kinder kriegen ja inzwischen sogar auch zu Ostern und Nikolaus größere Sachgeschenke (und / oder Geld).
    Ich möchte meinem Sohn die Wertschätzung und den Blick für die kleinen schönen Dinge im Alltag vermitteln: zum Beispiel das Stückchen Schokolade am Morgen im Advent, das es ansonsten nicht gäbe.

  11. Adventswahnsinn
    Hallo,
    Gerade verliebe ich mich etwas in deinen Text und die Einstellung!
    In unserer Umgebung herrscht schon seit Wochen der Bastel-Contest und ich scheine die einzige zu sein, welche sich diesem Marathon entzieht.

    Wie ich gestern lernen musste, gibt es auch Wunschlisten für Nikolaus??

    Liebe Grüße
    RonjaMama Kerstin

  12. Bei uns…
    …gab es, als die Kids kleiner waren, auch Krimskrams-Kalender, aber aus einem einfachen Grund: zwei meiner Kinder haben Fruktose-Intoleranz und deshalb ging Schokolade schlichtweg nicht. Seit sie älter sind, hatten wir den Krimskrams-Kalender durch die guten alten No-Name-Schokokalender ergänzt und es gab nur noch reihum alle drei Tage Krimskrams – also insgesamt 24 Sachen für 3 Kinder. Dieses Jahr habe ich mit ihnen gesprochen. Wir denken viel über Nachhaltigkeit nach und 24 kleine – eigentlich doch meist eher unnütze Dinge – gehen uns da dich inzwischen gegen den Strich. Deshalb gibt es dieses Jahr nur Schokolade und zusätzlich einen „Escape-Room-Kalender“, ein Buch mit einer Rätselgeschichte, an der wir ab dem 1.Dezember jeden Tag gemeinsam rätseln werden. Ich finde auch, dass es mit der Schenkerei sehr überhand genommen hat. Wir Konsumenten sollen inzwischen fertige Adventskalender für zig Euro kaufen – der Abschuss war ein „Designerkalender“ für 149€ (mit angeblichen 300€ Warenwert)… in meinen Augen vollkommen übertrieben. Es gibt ja inzwischen sogar schon „Osterkalender“! Nur wir Konsumenten können diesem Irrsinn Einhalt gebieten, indem wir uns verweigern.

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