Warum ich Zuverlässigkeit für so wichtig halte

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Lieber Lisa, immer wieder wird man als Mutter ja gefragt, welche Werte man seinem Kind vermitteln möchte. Heute schreibe ich Dir, was mir besonders wichtig ist, nämlich die ZUVERLÄSSIGKEIT.

Irgendwie habe ich manchmal das Gefühl, es sei cool, keine richtigen Zugeständnisse einzugehen. Viele Freundinnen von mir haben Probleme mit ihren Partnern, weil die zwar Beziehungen wollen, aber bitte schön nicht mit allem drum und dran. Geheiratet wird daher kaum noch und auch Kinder sind ja schon echt etwas, womit man ein Commitment eingeht. Also, lieber erstmal nicht…Dann ist es ja vorbei mit dem unverbindlichen Leben. 

Und auch im alltäglichen Leben begegnet es mir immer häufiger, dass sich an Verabredungen nicht wirklich gehalten wird. Gestern morgen zum Beispiel sollte um 9.30 Uhr ein Handwerker da sein. Als er um 10 Uhr noch nicht da war, habe ich ihn angerufen. „Ja, sorry, ich bin in fünf Minuten da. Stau und so“, war die Ausrede. Dafür habe ich kein Verständnis. Wenn ich einen Termin habe, bin ich pünktlich. Wenn der Weg dorthin weiter ist, plane ich einen Puffer ein, falls eine Bahn nicht fährt oder es einen Stau gibt.

Ich hasse Unpünktlichkeit zutiefst, weil ich glaube, dass es eine Form von Respektlosigkeit ist. Ich lasse mein Gegenüber warten – obwohl der vielleicht andere Dinge im Anschluss geplant hat und ich ihn in Bedrängnis bringe.

Immer wieder erlebe ich, dass mir Dinge für einen bestimmten Tag zugesagt werden, diese Versprechen aber nicht eingehalten werden. Ausreden gibt es viele – und ich verabscheue sie alle.

Ich möchte, dass meine Kinder lernen, dass Zuverlässigkeit und Loyalität unfassbar wichtig sind. Dass sie Dinge einhalten, die sie zugesagt haben. Dass sie hinter Dingen und Menschen stehen, an die sie glauben. Ich möchte nicht, dass sie so Wischi-Waschi-Menschen werden, die sich nicht binden, die keine Verpflichtungen eingehen, die andere enttäuschen. Ich möchte, dass meine Kinder zu Menschen werden, auf die man sich verlassen kann. Privat und beruflich. 

Dazu gehört auch, dass es manchmal unbequem wird. Dass Nachtschichten eingelegt werden müssen, wenn man merkt, dass es zum Abgabetermin knapp wird. Dass man eine halbe Stunde früher aufstehen muss, um pünktlich zu sein. Dass es eben nicht geht, Zugesagtes sausen zu lassen, nur weil man keinen Bock hat. Dass Verpflichtungen eben Pflichten sind – aber wer keine Pflichten erfüllt, hat auch keinen Anspruch auf Rechte. Ich möchte, dass sie begreifen, dass es sinnvoll und auch stabilisierend ist, sich zu binden, Verantwortung für jemand anders zu übernehmen. Es gibt viele Menschen, die es toll finden, für niemand und nichts Verantwortung zu übernehmen. Ich glaube: Es mag sich für einen kurzen Moment „frei“ anfühlen, aber letztlich sind diese Menschen sehr einsam. Wir leben in einer Gemeinschaft und wir müssen auch dafür sorgen, dass die Menschen, mit denen wir zu tun haben, sich wohl fühlen. Oder dass sie zumindest durch unser Handeln keinen Schaden tragen.

So, Lisa, was denkst Du? Ist Dir das auch so wichtig?

PS: Das, was ich zur Unpünktlichkeit gesagt habe, gilt NICHT für Menschen, die ein Stillbaby zu Hause haben oder ein Kind im Trotzalter. Oder pubertierende Teeanager 🙂 Es geht mir hier viel mehr ums Berufliche. 

PPS: Dass ich meinen Kindern auch Werte wie Ehrlichkeit, Mitgefühl, Neugier und Toleranz mitgeben will, versteht sich ja von selbst :-))

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6 comments

  1. Pünktlich mit Baby
    Sehr schön geschrieben, bis auf einen Punkt: auch mit Stillbaby, Trotzkind etc kann man pünktlich sein, wenn man will. Ich erinnere mich noch an meine damalige Krabbelgruppe. Eine Mama war so nett mir anzubieten uns im Auto mitzunehmen, einmal die Woche, immer zur selben Zeit, jedesmal mussten wir auf sie warten, in voller Montur, Baby leicht angenervt…
    Als Ausrede kam Grundsätzlich: Du kennst das ja mit Baby. NEIN kannte ich nicht!
    Ich war immer überall pünktlich, mit Stillbaby, Bus und Bahn.
    Na klar kann unvorhergesehenes passieren, aber grad in heutiger Zeit sollte es kein Problem sein dann eben kurz Bescheid zu geben, sonst hängen ja auch alle ständig am Handy;)

  2. Verständnis nur für Mütter?
    Ich stimme dir so weit zu, aber der Ärger über den Handwerker entspringt wohl akademischer Großkotzigkeit? Wenn der gute Herr zu einer Omi gerufen wird, die keine weiteren Angaben machen kann, als das ihre Waschmaschine nicht mehr funktioniert, kann dieser auch nicht minutengenau einschätzen wie lange er dort zu tun hat. Bei seinem Hungerlohn wird er wohl kaum noch 30 Minuten „Puffer“ einbauen können, nur um minutengenau beim nächsten Kunden sein zu können. Auch dafür sollte man ein wenig Verständnis haben… Ein Baby, Kleinkind oder Teenager kann hingegen auch nicht die Ausrede für alles sein 😉

    1. @Line
      Hätte er der Handwerker mir gesagt, dass er die Waschmaschine einer Omi repariert hat und deshalb später kam, wäre das völlig ok für mich gewesen (schon alleine, weil ich meine Omi so sehr liebe). Das war aber nicht der Fall.

  3. Absolut richtig
    Genau so sehe ich es auch! Hat auch viel mit der Vorbildfunktion zu tun, die ich aber für meine Maus gerne einnehme. Genauso wichtig ist es mir persönlich, Höflichkeit und Empathie beizubringen (letzteres dauert natürlich, klar. Das ist ja ein Reifeprozess…) oder eben frühzeitig zu zeigen. Da mag mich manche Mama als streng bezeichnen, aber ich finde, dass man damit nicht früh genug anfangen kann (ohne Zwang, das möchte ich hier betonen!). Früher habe ich mich gar nicht so sehr damit auseinander gesetzt, welche Werte mir wichtig sind, aber seit der Geburt meiner Tochter denke ich viel darüber nach und versuche mit meinen Mann einen guten Weg zu finden. Danke für den Artikel!!!
    LG aus Bonn

  4. Du sprichst…
    …mir aus der Seele, Katharina. Ich habe persönlich noch gar nicht drüber nachgedacht, welche Werte ich meiner Tochter vermitteln will. Aber deine Worte treffen den Nagel auf den Kopf.
    Vielen Dank, dass iCh es mir hiermit vor Augen halten konnte!