Sorry, aber ich muss Billig-Ketten, was Kinderkleidung angeht, jetzt boykottieren, geht gar nicht anders…

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Hey Lisa, in Berlin regnet’s! Was für ein Mist. 

Ich wollte Dir heute mal zum Thema Kinderkleidung und so was schreiben, was mir seit Tagen nicht mehr aus dem Kopf geht. Naja, immer zumindest dann, wenn ich meinem Sohnemann einen Body überziehe, die Jacke oder Mütze überstreife, denke ich daran. Immer wieder habe ich in den vergangenen Wochen über die schlimmen Vorfälle in Dhaka gelesen. In der Hauptstadt von Bangladesh waren wegen der schlechten Sicherheitsbedingungen mehrere Arbeiter und Arbeiterinnen nach einem Brand ums Leben gekommen. Und ja, Mütter waren auch dabei. Mütter wie wir, die für unsere Kinder Sachen genäht haben, die wir und natürlich auch ich günstig in großen weltweiten Mode-Geschäften zu Schleuderpreisen kaufen. Das Etikett: Made in Bangladesh.

Und weißt Du was, Lisa: Irgendwie ist mir das zu nah dran. Ich meine, ich war selbst mal als Studentin während einer Indienreise in der Nähe von Dhaka und habe solche Fabriken gesehen. Ich kann mich noch an die Gerüche in den Straßen, die Menschen, die Stimmung dort erinnern. Das damit jetzt in Verbindung zu bringen, ist einfach eine Nummer zu krass für mich. Denn um’s mal hart zu sagen: Ich kann nicht, um ein Schnäppchen zu schlagen, die Sicherheit von Menschen aufs Spiel setzen. Ich kaufe und deshalb stellen sich die Modefirmen auf mich ein und stellen alles so her, dass ich weiterkaufe… Geht nicht mehr. 

Aber wie soll man es denn sonst machen, ist jetzt eine berechtigte Frage. Nicht jeder (z. B. Alleinerziehende, Hartz-IV-Empfänger) hat das Geld Fair-Trade-Ware zu kaufen.

Nun, ich habe mir Folgendes dazu überlegt.

In meiner Straße gibt es einen Second-Hand-Shop für Baby- und Kinderkleidung. Die Preise gehen ab sagen wir mal zwei Euro dort los. In meiner Gegend finden regelmäßig Kinderflohmärkte statt. Ich selbst mache einmal im Jahr mindestens einen großen Flohmarkt im Mauerpark. Dazu kommen noch die Sachen, die ich an Freundinnen weiterverschenke und die Bekannte mir schenken. Könnte ich so nicht meinen Sohn komplett ausstatten? Ich meine, mir ist schon klar, dass Fair-Trade-Kleidung wie sie es bei uns im Biomarkt gibt sauteuer ist, manchmal 30 Euro für einen Pulli, aber was, wenn jeder einen kaufen würde, den irgendwann wieder in den Tausch-Umlauf bringen würde und den Rest Second-Hand kaufen würde? Wäre das nicht möglich?

Ja, Lisa, ein bisschen klingt das alles weltverbesserich, aber ich bilde mir ein, das könnte funktionieren. Ich bilde mir sogar ein, dass ich für ein neues Baby nicht eine Klamotte, außer ein paar Bodys und Strumpfhosen mehr kaufen müsste, weil ich alles von Maxime gewaschen, liebevoll gefaltet und aufgehoben habe…

Am Wochenende erst war bei uns um die Ecke Kinderflohmarkt, wo ich zwei Hosen und einen Pulli für 10 Euro geschossen habe. Sprich: Ich habe also schon mit meiner Idee angefangen und mal sehen wie lange ich das so ohne Haken durchhalten kann…

Was denkst Du, Lisa? Geht das? Aufm Land gibt’s ja eh keinen Kik und Co um die Ecke. Da tauscht man doch eh viel oder macht es sogar selbst. Was denkst Du/Ihr darüber? 

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8 comments

  1. boykott ist leider nur die halbe miete
    hallo,

    ich habe eben bei spiegel online diesen artikel gelesen: http://www.spiegel.de/panorama/gebaeudeeinsturz-in-bangladesch-ein-bild-geht-um-die-welt-a-900487.html

    seitdem sehe ich das ganze aus einem etwas anderen blickwinkel.

    ich selbst bin begeisterte flohmarkt-mama, in erster linie geht es mir dabei aber darum, dass mein sohn klamotten anziehen kann, aus denen bereits alle schadstoffe rausgewaschen sind. fabrikneue kleidung ist voll mit gift und sollte selbst erwachsenenhaut nicht berühren!

    natürlich ist es nicht gut, unternehmen wie kik oder h&m in ihrem ausbeutertum zu unterstützen. ABER (und jetzt kommt das was ich mit dem lesen dieses artikels verstanden habe) es bringt den arbeitern in bangladesh etc. nichts, wenn ihre produkte nicht mehr gekauft werden. das hätte nur zur folge, dass sie arbeitslos werden. der knackpunkt ist ein ganz anderer: es muss dafür gesorgt werden, dass die arbeitsbedingungen sich bessern.

    leider muss ich an dieser stelle zugeben, dass ich nicht weiß wie man das von hier aus beeinflussen kann. selbst von „sweat free“ firmen wie american apparel hört man ja hier und da negative geschichten.

  2. @Susan & Steffi
    Hallo ihr Beiden,

    ja meine Klamotten sind echt so eine Sache. Ich habe ein paar Sachen von Labels wie American Vintage, zum Beispiel (soll hier keine Werbung sein!), die sind fair produziertl, aber auch echt teuer sind. Ansonsten gehe ich tatsächlich viel auf Flohmärkte und Second Hand-Läden. Aber bei Erwachsenen ist das echt schwierig. Ab und zu brauche ich einen schicken Blazer für die Arbeit oder so und da ist ziemlich unklar, wie der gemacht wurde…
    Steffi, ich meine ja nur keinen Kik in nächster Nähe. Klar, meine Verwandten, die in Frankreich auf dem Land wohnen, sind auch große Versandkatalog-Fans…

  3. Billig produziert
    Die Idee finde ich gut, aber wie sieht es denn mit deinen Klamotten aus? Schließlich lässt nicht nur KiK billig produzieren, sondern auch ZARA, h&m, c&a…die Liste ließe sich sicherlich noch beliebig erweitern.

  4. weltfremd
    Also den Kommentar, dass es auf dem Land keine Discount Babykleidung gäbe finde ich ja sehr weltfremd. Doch, es gibt tatsächlich auch KiK und Co auf dem Land und dann gibt es ja auch noch Onlineshops und -ja- die Post liefert sogar zu Höfen in Einzellage. Nein, man muss kein Landfrauentreffen abhalten um gemeinsam Wolle zu spinnen aus denen man dann Kleidung strickt. Ich bin ja selbst aus Berlin weggezogen aber so dermaßen groß ist der Unterschied in der Kleidungsbeschaffung nun wahrlich nicht wenn man auf dem Lande lebt.

  5. Marken Kleidung
    Ein guter Denkanstoss,
    ich selber kaufe auch oft gebraucht auf Flohmärkten und Second Hand Basaren. Wenn meine Kleine rausgewachsen ist hebe ich Sie auf für ein evtl. Geschwisterchen oder ein/e Cousin/e.
    Von Fair Traide Kleidung muss ich zugeben, habe ich noch gar nichts gehört.
    Was mich aber stört, ist das Bekannte und Freunde oft denken, „wenn ich einen Markenartikel kaufe der ja auch viel Geld kostet, dann geht auch genug an die Produktionsmitarbeiter“. Denn auch Bekannte Marken, und sogar Designer Marken werden in Asien zu für uns nicht vorstellbaren Bedingungen hergestellt.
    Daher ist es für den Kunden, wirklich nicht einfach das zu durchschauen, und sich mit reinem Gewissen günstige, wie auch manchmal teure Kelidung zu kaufen.

  6. Kinderflohmarkt
    Super, ich liebe Second Hand ja sowieso und mein Kleiner trägt davon auch ganz viel. Im Volkspark Wuhlheide ist Sonntags und Feiertags immer Kinderflohmarkt am FEZ, da hab ich auch schon viel bekommen. Und der Second Hand „Filou“ in Pankow in der Florastr. ist auch toll, da geh ich persönlich sehr gern hin. Ui, eigentlich wollte ich hier keine Werbung machen, aber die Tipps sind gut und sparen viel Geld.

    Euch noch einen schönen Abend

  7. Gute Idee!!
    Liebe Caro, das ist eine super Idee! Ich habe aus genau diesem Grund beschlossen meiner Tochter jetzt vieles selbst zu nähen! Dazu verwende ich GOTS-zertifizierte Stoffe. Die sind fair hergestellt und gehandelt. Und zwar fair für Mensch, Tier und Umwelt!! Vielleicht mögt ihr ja eine Art Tauschbasar organisieren? Ich würde etwas beisteuern! Daumen hoch! „Weltverbesserlich“ ist super und wird dringend gebraucht!