Getrennte Schlafzimmer: So halten wir unsere Liebe frisch

Getrennte Schlafzimmer

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Ihr Lieben, wenn ein Paar getrennte Schlafzimmer hat, wird ja oft gemunkelt, ob denn alles so gut laufe in der Beziehung. Irgendwie geht man davon aus, dass man – sobald man in einer Beziehung steckt – in einem Bett schlafen muss. Doch: was ist, wenn einer viel besser alleine schläft? Genau so ist das bei Tanja. Wir haben mit ihr darüber gesprochen.

Liebe Tanja, erzähl mal: Seit wann bist du mit deinem Mann zusammen und wie viele Kinder habt ihr?

Wir sind mit Anfang 20 zusammengekommen und sind nach circa einem Jahr zusammengezogen. Unsere beiden Kinder sind inzwischen im Grundschulalter und damit (zumindest was das Schlafen angeht) aus dem Gröbsten raus.

Ihr habt euch für getrennte Schlafzimmer entschieden. Seit wann und warum?

Das bereits in unserer ersten eigenen Wohnung so. Ich hatte ein eigenes Zimmer und mein Mann hat im offenen Schlaf-/Wohn-/Küchenbereich geschlafen. Der Grund dafür waren meine Schlafstörungen aufgrund meiner ADHS.

Mindestens genauso wichtig war mir aber, meine Unabhängigkeit und Individualität zu behalten. Der Rest der Wohnung war das Ergebnis von geschmacklichen Kompromissen, wobei sich mein Mann (denke ich) mehr durchgesetzt hat. Mein Zimmer hingegen hab ich komplett nach meinen Vorstellungen gestaltet.

Wie genau ist das heute räumlich: Wer schläft wo?

Das hat sich über die Jahre und in verschiedenen Wohnungen immer ein wenig geändert, aber wir haben immer getrennt geschlafen. Ich habe viele Nächte meines Lebens auf dem Sofa verbracht und das ganz ohne Streit…

Unsere Kinder waren ebenfalls anspruchsvolle Schläfer und wir haben uns (nachdem sie nicht mehr gestillt wurden, da habe ich die Nächte nämlich alleine gemacht) abgewechselt, wer bei welchem Kind schläft, aber ein großes Familienbett für alle, das gab es nie.

Heute schläft mein Mann auf einem normalen Bett im Arbeitszimmer und ich im großen „Ehebett“ in meinem eigenen Schlafzimmer. 

Welche Vorteile hat es für dich und euch, getrennt zu schlafen?

Zum einen störe ich mit meinen Schlafstörungen nur mich selber. Zum anderen ist mir das Gefühl der Selbstbestimmung unglaublich wichtig. Ich kann das Licht ausmachen, wann ich will, aufstehen, wann es mir passt, in Ruhe lesen, im Internet surfen usw. Ich bin in diesem Raum „my own person“.

Gerade als Mutter aber auch als Partnerin sind die Erwartungen so unglaublich hoch. Ständig geht man Kompromisse ein, achtet auf andere, nimmt sich zurück, ist ständig verfügbar… und in diesem Raum kann ich frei atmen, mich ausstrecken, ohne Rücksicht zu nehmen und einfach abschalten.

Bekommt ihr seltsame Reaktionen auf eure Schlafsituation?

Meistens nicht offen, aber es schwingt oft mit. Zum Glück kann ich vor anderen, aber auch vor mir selber sagen, dass wir das schon immer so machen und unsere Beziehung wohl nicht seit 17 Jahren halten würde, wenn das getrennt Schlafen ein großes Problem wäre. Würde ich dieses Modell jetzt erst einführen wollen, hätte ich vermutlich große Bedenken. Es gibt einfach keine Vorbilder und obwohl wir einen großen Freundes- und Bekanntenkreis haben, kenne ich kein zweites Pärchen, das so schläft. Das Idealbild vom „Ehebett“ ist tief verankert. 

Wie läuft das beim Thema Sex ab? Verabredet ihr euch da in einem Zimmer?

Auch diese Frage bekommen wir oft gestellt. An der Stelle wundere ich mich immer, wie andere offenbar Sex haben. Denn das ist dann ja vermutlich, wenn sie eigentlich ins Bett und schlafen wollen, d.h. müde und erledigt sind. Ich glaube, da würde mir der Sinn nicht nach Sex stehen, gemeinsames Bett hin oder her. 

Ja, wir verabreden uns. Und dann stehen uns zwei Betten zur Verfügung. Schlafen tun wir trotzdem immer und ohne Ausnahme in unseren eigenen Betten. Was vielleicht eher auf der Strecke bleibt, ist das Kuscheln vor dem Einschlafen. Das machen wir am Wochenende, wenn wir also entspannt sind und Zeit haben in einem unserer Betten – bevor sich unsere Wege für die Nacht trennen. 

Wie ist das im Urlaub? Wie schlaft ihr da?

Wenn es geht, habe ich ein eigenes Zimmer oder mein Mann schläft mit den Kindern in einem Zimmer, damit ich mein eigenes Zimmer habe. Manchmal lege ich meine Matratze aber auch in eine andere Ecke des Raumes oder nehme zumindest ein für die Kinder vorgesehenes Hochbett, um nicht im Doppelbett schlafen zu müssen.

Wem würdest du getrennte Schlafzimmer empfehlen?

Eigentlich jedem, der das Zusammenschlafen nicht total genießt. Ich finde gerade in Beziehungen, die schon so lange bestehen wie unsere, hat man so wenig Raum für sich und seine eigenen Bedürfnisse, fürs Alleinsein. Das ist, für mich, ein großer Nachteil gegenüber Singles. Ständig muss man sich anpassen und im Idealfall sollte man in vielen Bereichen des Lebens (Kindererziehung, Beziehung, Geld, Politik etc.) einer Meinung sein oder Kompromisse schließen. Da kann ein eigener (räumlicher) Bereich von zentraler Bedeutung sein für das persönliche Wohlbefinden, aber auch für den Erhalt einer Langzeitbeziehung. 

Was ist dir noch wichtig zu sagen?

Ich habe neulich zum ersten Mal einen Artikel gelesen, über andere Paare, die das auch machen und dass sich das „Sleep Divorce“ nennt. Einerseits hat mich gefreut, nicht der einzige Mensch zu sein, der offenbar solche Bedürfnisse hat.

Andererseits finde ich den Begriff sehr problematisch, da das Streben nach Freiräumen und Individualität mit dem negativ konnotierten Begriff „divorce“ als potenziell beziehungsgefährdend eigeordnet wird. Dabei glaube ich, dass eben jene Freiräume und Unabhängigkeiten langfristig beziehungserhaltend sind.

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7 comments

  1. Getrennt schlafen ist auch kein Problem. Allerdings finde ich wichtig, dass dann auch beide ein vollwertiges eigenes Schlafzimmer hat und nicht einer immer nur die Notlösung( Couch, Arbeitszimmer…). Schlaf ist wichtig und brauch einen eigenen entspannten Raum, der von allem anderen frei ist.

    1. Wir machen das auch seit Jahren so! Auch im Urlaub ist das kein Problem, es gibt genug größere Ferienwohnungen, in Deutschland und seinen Nachbarländern. Wir machen eh keine teuren Flugreisen mit Hotel.

  2. Wir haben das schon etwa nach drei Wochen in der ersten gemeinsamen Wohnung so praktiziert und schauen auch im Urlaub, dass wir ein Ferienappartment haben, in dem wir in getrennten Zimmern schlafen können.

    Wenn ein Appartment nicht möglich ist, nehmen wir zwei getrennte Doppelzimmer im Hotel und jeder nimmt dann eines der Kinder zu sich. Allerdings ist das für meine Frau auch nur eine Notlösung, da sie auch mit den Kindern im Zimmer schlecht schläft. Die Kinder schnarchen zwar nicht, aber meine Frau mag auch nicht, wenn sie sich in der Nacht mal umdrehen oder zu laut atmen.

    Sie hatte schon immer einen empfindlichen Schlaf und von daher waren getrennte Zimmer für uns die einzige Lösung für ein Zusammenleben. Klappt gut bei uns und inzwischen könnte ich mir auch gar nicht mehr wirklich vorstellen dauerhaft mit einer Person das Bett zu teilen.

  3. Ich finde auch nichts problematisch an getrennten Schlafzimmern. Praktiziere ich zwar nicht, habe aber auch schon daran gedacht, wenn mein Mann schnarcht, oder auch ich geweckt werde, weil ich schnarche 😅. Sich abends beim einschlafen anzukuscheln finde ich aber schön und würde ich vermissen. Da ich im Schlafzimmer tatsächlich nur schlafe brauche ich da am Abend oder in der Nacht keine Freiheit zum lesen oder so, dann bleibe ich einfach länger (allein) im Wohnzimmer.

  4. Getrennte Schlafzimmer sind doch heutzutage wirklich nichts besonderes mehr. Wir schlafen auch seit Jahren getrennt, weil ich einen unglaublich leichten Schlaf habe und mein Mann schrecklich laut schnarcht. Aktuell schläft unser ebenfalls schnarchender 3-Jähriger also beim Papa und das Baby schläft bei mir. Wenn beide Kinder eingeschlafen sind genießen wir noch ein wenig den Abend zusammen und dann geht jeder in sein (Kinder-)Zimmer. Er kann so laut schnarchen wie er will und ich so oft zur Toilette gehen wie ich will und wir sind beide am nächsten Tag entspannter. Win win.

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