Exklusiv-Zeit: Meine Woche als Ein-Kind-Mama

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Stille. Es war wirklich einfach sehr still. Das erste Mal, dass mir so richtig bewusst wurde, dass die Großen weg sind, war beim Frühstück. Meine Zweijährige mümmelte friedlich ihr Müsli, ich trank meinen Kaffee und es war einfach still. Ich zwinkerte meiner Kleinen zu, sie grinste, aß weiter, ich trank noch einen Schluck und sah aus dem Fenster. Himmel, war das ruhig hier. 

Ja, Ihr Lieben, ich habe ein paar Tage als Ein-Kind-Mama hinter mir. Die Großen waren mit Papa bei Opa und Oma, die Kleine und ich sind zu Hause geblieben. Und was soll ich sagen: Die Tage zu zweit waren richtig richtig schön. 

Wenn man als drittes Kind auf die Welt kommt, wird man schnell abgehärtet. Während ich bei meiner Großen immer stets darauf achtete, dass sie nicht zu viel Input bekommt, dass wir feste Strukturen haben, war das bei meiner Kleinsten kaum noch möglich. Von Beginn an hat sie alle Wege einfach mit gemacht. Rein ins Auto, aus aus dem Auto, die Geschwister abholen, rein ins Auto, ab zum Fußball, da schnell am Rasenrand gestillt, rein ins Auto, die Große zur Freundin bringen, wieder heim, schnell Windeln wechseln, Nickerchen machen, wieder rein ins Auto und so weiter und so weiter. 

Die Kleine hatte mich praktisch nie alleine. Wenn wir gekuschelt haben, kuschelte sich nach zwei Sekunden immer noch jemand dazu. Von Beginn an hat sie unsere turbulenten Abendessen mitbekommen, war bei Geburstagsfeiern im Tragetuch dabei, wurde von Freunden der Kinder abgeknutscht. Sie wurde von Playmobil-Zäunen eingebaut, als sie noch nicht wegkrabbeln konnte, auf ihr wurden Kuscheltiere drapiert, zimperlich sein war nicht drin.

Sie hat mich von Beginn an geteilt. Sie hat mich nie als Mama mit viel Zeit erlebt. Irgendwie stand immer was an. Zahnarzttermin, Logopädie, Arbeit, Flötenunterricht – und sie immer mittendrin. 

Und so kam es, dass ich letzte das ERSTE Mal mit meiner kleinsten Tochter gebadet habe. Seit Geburt wurde sie eigentlich immer nur kurz mit durch die Wanne gezogen, wenn die Großen baden mussten. Letzte Woche saßen wir inmitten von riesigen Schaumbergen und haben miteinander Dinos gespielt. Danach habe ich nur ein Kind abgetrocknet, nur einem Kind Zähne geputzt, nur ein Kind ins Bett gebracht. Danach war absolute Stille im Haus. Fast schon unheimlich. 

Nach dem Einkaufen standen wir eine halbe Stunde an der U-Bahn Station und haben U-Bahnen zu geguckt. Habe ich mit ihr noch nie vorher gemacht. Wir haben uns eine Tiefkühl-Pizza gemacht und sie auf dem Sofa gegessen. Und danach eine Folge Peppa Wutz geguckt. 

Wir haben morgens gekuschelt, ohne dass mir ein Lego Flugzeug an den Kopf flog oder ich Geschwisterstreit schlichten musste. Wir haben zusammen Mittagsschlaf gemacht, einfach, weil ich auch Lust drauf hatte. Ich habe ihre Nähe aufgesogen und ich glaube, meiner Tochter ging es ähnlich. 

Ich hatte die Muße, das Sommer-Wimmelbuch viermal hintereinander anzuschauen. Wir haben gemeinsam Klamotten ausgemistet und eine Radtour gemacht. Es war alles so innig und so friedlich. Ich war so entspannt, relaxed und happy. Einmal nur einem Kind die volle Aufmerksamkeit schenken, nicht ständig das Gefühl haben, dass alle an einem zerren und der Lauteste gewinnt. Nicht abwägen müssen, wessen Bedürfnisse man zuerst befriedigt. Genießen, dass man sich wirklich auf ein Kind konzentrieren kann. 

Doch dann guckte ich meine Kleinste plötzlich beim Mittagessen an und sagte: Ich bin so traurig. 

Ich sagte: Aber wieso?

Und sie: Ich vermisse die anderen so. 

Und da spürte ich es auch: So wunderbar ruhig es die letzten Tage auch gewesen war – wir waren nicht komplett. Wir sind nicht wunderbar ruhig. Wir sind laut und chaotisch. Wir sind Wendy und Lego Ninjago, wir sind Leichtathletik, Flöte und Fußball. Wir sind Playmobil-Ritter, Dinos, ScoobiDoo-Bänder. Wir sind eine Familie mit drei Kindern. Wir sind bunt, lebhaft, stressig, manchmal sehr. Wir sind Gruppenkuscheln, Gruppenbaden, Zähneputzen wie am Fließband. Wir sind Schule und Kita. Wir sind zu fünft. 

Und so war es ein wunderbares Gefühl, unsere drei Liebsten am Flughafen abzuholen, ihren Geschichten zu lauschen und zu spüren, wie das unbändige Leben wieder in unsere Bude zog. 

Warum ich das erzähle? Bestimmt nicht, um damit zu sagen "Ein Kind ist kein Kind" – das ist nämlich Quatsch. Ein Kind ist ein Kind – und das ist wunderschön und für Mehrfach-Mamas ist es eine tolle Erfahrung einmal Exklusiv-Zeit mit einem Kind zu haben. Und doch- und das habe ich wieder so deutlich gemerkt – könnte ich mir niemals mehr vorstellen, einen meiner drei Raubauken abzugeben. Wir sind eben nur wir, wenn wir komplett sind. Und das ist auch gut so. 

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1 comment

  1. Wie treffend!
    Gerade heute ist meine Große aus dem Urlaub mit Oma und Opa wiedergekommen-2 Wochen war sie weg. Die Kleine, Papa und ich haben die Ruhe genossen, mal nur ihre Sachen gespielt und viel gekuschelt. Aber irgendwann merkt man, es fehlt jemand. Wir sind zu Viert komplett und so war es heute endlich wieder. Lebhaft beim Abendessen mit viel Lachen und Toben danach 🙂
    Exklusivzeit mit einem Kind ist gut und wichtig, genauso wie Zeiten ganz ohne. Aber komplett sind wir nur zu Viert und das ist auch gut so! 🙂

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