So war das damals… Erinnerungen an die Geburt

sophieklein

Liebe Lisa, am Sonntag ist meine Tochter ja vier Jahre alt geworden – wie Du Dir vorstellen kannst, bin ich in den Tagen zuvor gedanklich oft zurück ins Jahr 2010 gereist. Weißt Du eigentlich, wie damals alles vor sich ging?

„Was haben Sie am Sonntag vor?“, fragte mich die junge Oberärztin, nachdem sie das CTG entfernt hatte und mit dem Ultraschall fertig war. „Öh, noch nichts. Wir wollten vielleicht mit Freunden frühstücken gehen“, sagt ich ganz naiv. „Das können Sie verschieben. Wir sehen uns Sonntag um 10 Uhr, dann leiten wir die Geburt ein.“, sagte die Ärztin. Wie, was, diesen Sonntag? In drei Tagen? Mindestens eine Millionen Fragezeichen hatte ich in dieser Situation in meinen Augen. Ich würde dann genau 37/0 Schwangerschaftswochen hinter mir haben. Seit vier Wochen war ich in engmaschigerer Kontrolle, nachdem meine Frauenärztin Alarm geschlagen hatte. Das Baby war sehr klein, sehr leicht, doch warum das so war, wusste niemand so genau. Meine Werte, meine Versorgung – das war alles top. Doch meine Tochter wollte nicht mehr so richtig wachsen. „Ich glaube, dass sich die Kleine draußen besser entwickeln wird als im Bauch“, sagte die Ärztin. „Irgendwas stimmt nicht und ich möchte kein Risiko eingehen.“ Es war also beschlossene Sache. Die nächsten Tage lebte ich wie in Watte. Immer der Gedanke, dass es nun bald los geht.

Am Sonntag morgen sind mein Mann und ich mit der Reisetasche in die Ubahn und zur Klinik gefahren. „Ist schon seltsam. Wir fahren zu so einem wichtigen Termin und keiner hier merkt es“, sagte ich zu meinem Mann während der Fahrt. Im Krankenhaus angekommen bekam ich die erste Tablette zur Geburtseinleitung und ab dann alle vier Stunden. Wir sind kilometerweit spazieren gegangen, haben uns Pizza ins Krankenhaus bestellt, DVD geguckt – bis Montag Abend tat sich rein GAR NICHTS . Das war ganz schön verwirrend, unwirklich und zermürbend. Am Montag Abend bin ich dann im Krankenhaus in die Wanne, schlüpfte danach in den Schlafanzug und wollte mich ins Bett kuscheln – als plutsch, die Fruchtblase platzte. Und ab da gings hammerhart los. Ich habe schon öfter gehört, dass eingeleitete Geburten schmerzhafter sind als natürliche, weil der Körper das Tempo eben nicht selbst bestimmt. Ich kann nur sagen (auch im Vergleich zur Geburt meines Sohnes, die ganz natürlich ablief), dass es wirklich sehr sehr sehr schmerzhaft war. Aber vor allem eben ohne Erholungspausen. Die Wehen bauten sich nicht langsam auf, sondern ich hatte von Beginn an alle 1 bis 2 Minuten Wehen. Als 8 Stunden später der Muttermund gerade mal 2 Zentimeter offen war, schrie ich nach einem Kaiserschnitt. „Wenn ich keinen Kaiserschnitt kriege, gehe ich sofort in ein anderes Krankenhaus“, brüllte ich herum. Die Hebammen blieben locker, wohlwissend, dass ich es nicht mal bis auf den Parkplatz schaffen würde. Mit ordentlich Schmerzmittel stand ich die nächsten Stunden durch und um 6.50 Uhr kam meine Tochter am Dienstag morgen auf die Welt. Gerade mal 2500 Gramm schwer und 49 Zentimeter groß – mit diesen Maßen lag sie deutlich über den Schätzungen der Ärzte und alle waren erleichtert. Ich fand sie trotzdem WINZIG und hatte echt Angst, ich könnte ihre dünnen Beinchen und Ärmchen zerbrechen.

Und heute? Ist meine Tochter für mich das lustigste, cleverste, hinreißendste kleine Mädchen, das ich kenne. Auf die nächsten vier Jahre! Ich freu mich drauf!

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8 comments

  1. Na das ist ja auch unerwartet
    Na das ist ja auch unerwartet!! Bei mir wars anders unerwartet, Mitte der Schwangerschaft hieß es noch er könne viel zu früh kommen (Plazenta überm Muttermund), im Endeffekt kam er 14 Tage (!) nach dem errechneten Termin nach 5 Tagen Einleitung (und 5 Tagen Wehen – die kamen nämlich bei mir durch die Einleitung, nur der Muttermund ging nicht auf). So ist wohl jede Geburt irgendwie unerwartet hm, Hauptsache man hat im Endeffekt ein gesundes Baby!! lg Ulli (den gesamten Geburtsbericht hab ich auf meinem Blog geschrieben, falls es wen interessiert: http://fitundgluecklich.net/2014/09/02/baby-olivers-geburt-teil-1-olivers-birth-part-1/)

  2. Einleitung- dann kurz aber heftig
    Ich hatte auch eine Einleitung mit Tabletten (2 Tage vor errechneten Geburtstermin). Nach der vierten Dosis ging es auch bei mir von Null auf hundert los. Sofort alle 1 bis 2 Minuten Wehen, die mir den Atem genommen haben. Habe sofort nach einer PDA verlangt. Aber die Hebamme wollte erst mal nach dem Muttermund schauen.
    Und damit wars erledigt: 8 cm nach weniger als einer Stunde in den Wehen. PDA war nicht mehr möglich. Aber es war auch so auszuhalten. Ich hatte nämlich was zu tun. Pressen. Hatte fast sofort Presswehen und nach insgesamt 4 Stunden war meine Tochter da. Leider noch mit Saugglocke. Aber alles gut.

    Schmerzempfindlich ist unterschiedlich, aber grds. Ist eine Geburt auch ohne PDA oder so zu schaffen. Zumindest, wenns schnell geht.

  3. 2 Jahre und 3 Monate
    So kurz oder lang ist es her, dass mein Sohn die Welt erblickte und es war wie ein Wunder. So genau konnte ich mich damals auf die Geburt nicht einstellen, denn auch 5 Tage nach dem ET tat sich nichts und dann schwups nach 2,5 Stunden war er da! Mein kleiner Mann! Und seitdem ist jeder Tag eine wundervolle Neuentdeckung, denn er zeigt mir, wie wertvoll und wunderbar auch die kleinsten Dinger sein können!

  4. Ahhh..
    ich stehe kurz vor der Geburt. Der ersten!
    Bitte sag das die Schmerzen nicht so heftig sind!!! Das macht mir gerade keinen Mut..

  5. ohh, das heißt, das
    ohh, das heißt, das eigentlich unnötigerweise eingeleitet wurde?! Das Gewicht ist ja für drei Wochen zu früh völlig im Rahmen. Aber wie auch immer, ganz zu Unrecht waren die Ärtze ja wahrscheinlich auch nicht besorgt…

    Und diese Winzig-Wahrnehmung und fast schon Erschrockenheit hatte ich auch jedes Mal wieder, selbst bei meinem 4kg-Moppel 😉