Drei Fehlgeburten: Vier Schwangerschaften und ein Baby

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Ihr Lieben, manchmal fragt man sich doch, was eigentlich los ist mit der Natur. Unsere Leserin Sabrina jedenfalls hat ordentlich was mitgemacht in den letzten Jahren, mit gleich meheren Fehlgeburten hintereinander. Erst wurde sie schwanger, hatte dann aber einen frühen Abgang.

Als sie wieder schwanger wurde, war kein Embryo in der Fruchthöhle und als in der dritten Schwangerschaft alles gut zu laufen schien, wurde bei dem kleinen Mädchen in ihrem Bauch eine Trisomie 18 festgestellt, sie starb wenig später. Doch aller guten Dinge sind manchmal vier… und so wurde schließlich doch noch ihr Glücksmädchen geboren. Ein Happy End sogar mit Hochzeit.

Unsere Geschichte mit drei Fehlgeburten und einem Happy End

„Meine Geschichte beginnt am 11. Mai 2020. Es ist eine traurige Geschichte mit einem Happy End, genau zwei Jahre später am 11. Mai 2022. Ich hoffe, dass sie Mut macht und Hoffnung gibt, auch wenn einmal die Schicksalsschläge das Leben komplett umzukrempeln scheinen.

Nach fünf Monaten des Übens und Versuchens wurde ich das erste Mal schwanger. Am 11. Mai 2020 hatte ich einen Vorsorgetermin bei meinem Frauenarzt, der meine Vorahnung bestätigte. Zu dem Zeitpunkt war ich mir der Tatsache bewusst, dass Fehlgeburten vorkommen. In meinem engen Umfeld hatte ich das schon miterlebt. Doch wusste ich nicht, wie häufig sie tatsächlich passieren. Und leider erlitt ich fünf Tage später einen spontanen Abort.

Es begann mit leichten Blutungen

Es begann mit einer leichten Blutung, die im Laufe des Abends stärker wurde. Wir fuhren sofort ins Krankenhaus, wo es mir die Ärztin bestätigte. Meine Gebärmutter hatte alles schon ausgeschieden. Das enorm Traurige an der Geschichte aber, die Fehlgeburt war emotional schon schlimm genug, war die Tatsache, dass ich im Krankenhaus ales komplett alleine durchstehen musste.

Es war Pandemiezeit und mein Mann durfte mich nicht begleiten, er musste vor der Tür auf mich warten. Er wollte mir doch beistehen und mich im Arm halten. Auch für ihn war es emotional schwer, dieses erste Leben zu verlieren. Wir trauerten zusammen und machten weiter, denn… was blieb uns anderes übrig.

Die erste Trauer überstanden wir gut

Rückblickend kann ich sagen, dass wir diese erste Trauer ganz gut überstanden haben. Im August wurde ich dann erneut schwanger. Wir freuten uns sehr, dass es so schnell wieder geklappt hatte. Alles verlief gut, ich ging in der 6. Schwangerschaftswoche zum Frauenarzt.

Im Ultraschall war eine Fruchthöhle deutlich sichtbar, doch kein Embryo. Dies ist aber normalerweise erst einmal nichts Ungewöhnliches, da es noch früh war und der Embryo sich irgendwo verstecken kann, es wäre dann ein sogenannter „Eckenhocker“.

Die zweite Schwangerschaft: Alles in Ordnung?

Nach dem Besuch beim Arzt breitete sich aber in mir ein ungutes Gefühl aus. Ich recherchierte im Internet, wann man in der Gebärmutter etwas sehen müsste. Dabei stieß ich auf den Begriff des „Windeis“. Ein Windei ist eine leere Fruchthöhle. Das befruchtete Ei hat sich zwar in der Gebärmutter eingenistet und es wurde dort soweit alles vorbereitet, doch das Ei entwickelt sich nicht zu einem Embryo. Die Fruchthöhle bleibt leer.

Nachdem ich das alles gelesen hatte (und ja, ich weiß, man soll Dr. Google nicht befragen, aber ich bin jemand, der recherchieren muss), wuchs mein ungutes Gefühl. Eine Woche später hatte ich einen erneuten Termin beim Arzt und dort bestätigte sich alles, was mir Sorgen gemacht hatte. Die Fruchthöhle war leer.

Am Boden zerstört: Warum passiert mir das?

Ich war am Boden zerstört und fragte mich nur, wie das sein kann und warum mir das passieren musste? Mein Arzt überwies mich direkt ins Krankenhaus zu einer Ausschabung. Leider klärte er mich nicht über weitere Möglichkeiten auf. Die las ich mir wieder an. Ich hätte auch einfach abwarten können, bis mein Körper alles selbst ausscheidet oder ich hätte ein Medikament nehmen können, um diesen Prozess zu beschleunigen. Aber da ich es sowieso schnell hinter mir haben wollte, um neu zu beginnen, begab ich mich ins Krankenhaus.

Die Untersuchung dort war furchtbar. Mein Mann durfte natürlich wieder nicht mit dabei sein. Er wartete immer vor dem Krankenhaus auf mich. Der Assistenzarzt war sehr unempathisch, ging kaum auf mich ein und wollte die Untersuchung „abarbeiten“. Die Studentin im Praktischen Jahr war unerfahren und tat mir bei der Ultraschalluntersuchung weh. Es dauerte alles gefühlt eine Ewigkeit bis ich wieder vom Gynäkologenstuhl runterkrakseln und mich anziehen durfte. Ich schämte mich, obwohl es nichts zu schämen gab.

Leere Fruchthöhle: Ausschabung

Die Untersuchung bestätigte die leere Fruchthöhle und ich vereinbarte einen Termin zur Ausschabung. Diese OP wurde ambulant, aber in Vollnarkose durchgeführt. Und wieder war ich dort allein, allein mit all meinen Gefühlen und meiner Trauer. Und mein Mann wartete auf mich, auch allein. Die Schwester, die mich vor und nach der OP betreute, war im Gegensatz zu dem Assistenzarzt sehr lieb. Und das machte die erste schreckliche Untersuchung schon fast wieder vergessen.

Auch diese Trauer überstanden wir, sogar ohne tiefe emotionale Narben. Dann kam im Dezember die dritte Schwangerschaft. Die Freude war leicht vernebelt, aber sie war da. Alles lief gut. Es gab einen Embryo und er entwickelte sich. Ich hatte mittlerweile zu einer neuen Frauenärztin gewechselt und fühle mich bis heute bei ihr aufgefangen.

Beim dritten Mal schien endlich alles rund zu laufen

Im Januar gab es einen kleinen Schockmoment, der Embryo war ein Eckenhocker und zeigte sich nicht, aber eine Woche später war er wieder da und das Herzchen schlug. Die ersten drei Monate verliefen gut, ich hatte leichte Übelkeit, aber ich war glücklich. Dann kam die Feindiagnostik in der 13. Schwangerschaftswoche. Mein Mann und ich gingen nervös, aber auch glücklich zu diesem Termin.

Im Ultraschall sahen wir unser Mädchen zum ersten Mal (zu dem Zeitpunkt wussten wir das Geschlecht allerdings noch nicht). Sie bewegte die Händchen und ich hörte ihr Herzchen schlagen (bei diesen Worten kommen mir die Tränen und ich muss kurz innehalten mit dem Schreiben). Dann sagte die Frauenärztin, dass sie einige ungute Dinge entdeckt hätte. Anzeichen, dass etwas nicht stimmt.

Niederschmetternde Diagnose im Ultraschall

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Sie schickte uns sofort zum Pränatalarzt, der seine Mittagspause für uns kürzte. Und leider waren die Befunde dort nicht besser, er fand einige weitere Fehlbildungen, sogenannte Marker, die auf eine Trisomie hindeuteten. Er entnahm mir Gewebe vom Mutterkuchen.

Hierbei wurde mir eine lange Nadel in den Bauch eingeführt. Es fühlte sich so schrecklich an. Mein Mann kämpfte mit seinen Gefühlen. Er wollte einerseits für mich stark bleiben, andererseits litt aber auch er.

Zu Hause weinten wir gemeinsam, hielten uns im Arm und verkrochen uns im dunklen Schlafzimmer. Um die Zeit bis zum nächsten Tag, bis zur endgültigen Diagnose und den Befunden aus dem Labor zu überbrücken, schauten wir im dunklen Zimmer im Bett Serien und weinten und redeten viel. Am nächsten Tag erhielten wir die Diagnose, es war Trisomie 18.

Schwangerschaftsabbruch? Um unserem Baby Leid zu ersparen?

Aufgrund der vielen Fehlbildungen bei unserer Kleinen machte der Arzt uns wenig Hoffnung, dass sie noch lange in meinem Bauch leben würde. Unsere Entscheidung stand auch recht schnell fest, wir wollten unser kleines Mädchen nicht leiden lassen, denn die Nerven und somit die Schmerzen würden sich erst noch entwickeln. Wir entschieden uns für einen Schwangerschaftsabbruch.

Der Arzt (ein anderes Krankenhaus), der mich vor der OP untersuchte, war sehr emphatisch und begleitete mich auch emotional, was ich ihm sehr danke. Auch er bestätigte, dass mein kleines Mädchen wahrscheinlich noch innerhalb der Schwangerschaft sterben und es nicht bis zur Geburt schaffen würde. Der Termin für die OP war an einem Freitag, es war der 12. März 2021.

„Der schrecklichste Tag in meinem Leben“

Dieser Tag war der schrecklichste Tag meines Lebens und er wird auf ewig in meinem Gedächtnis bleiben.

Bei der Erinnerung werde ich immer weinen. Um 18 Uhr war es dann für mich endlich vorbei und ich konnte nach Hause. Und wie auch zuvor, durfte mein Mann mich nicht begleiten, nicht zur Untersuchung und nicht zum OP-Tag. Ich weinte viele Tränen während des ganzen Tages.

Mein kleines Mädchen starb schon vor der eigentlichen OP. Beim Abschlussgespräch sagte mir die durchführende Ärztin, dass die Kleine schon auf dem Weg nach draußen war und sie sie nur noch rausholen mussten. Das war für mich eine große Erleichterung, denn ich musste mich danach nicht den Schuldgefühlen hingeben. Sie war gestorben, aber nicht durch den Eingriff.

Es folgte ein schwarzes, düsteres Loch

Die Wochen danach erscheinen mir im Rückblick wie ein schwarzes, düsteres Loch. Ich kann gar nicht sagen, wie wir unseren Alltag hinbekommen haben und was alles passiert ist. Wir haben funktioniert und an unserer Trauer gearbeitet. Doch wir haben es geschafft, mein Mann und ich zusammen. Wir haben viel geredet, uns abgelenkt und funktioniert. Und irgendwann wurde es besser. Die Trauer aber wird uns ein Leben lang begleiten.

Wir haben unser kleines Mädchen gesehen und ihr Herz gehört, das wird alles für immer in unseren Erinnerungen bleiben. Wir unternahmen noch einige Untersuchungen, um zu schauen, ob bei unseren Chromosomen alles in Ordnung ist und die gute Nachricht war, ja, unsere Chromosomen haten die richtige Anzahl. Das bedeutete im Umkehrschluss, dass unser Schicksalsschlag einfach eine Laune der Natur war. Alle drei Fehlgeburten waren einfach Pech, traurig, aber einfach Pech.

Eine vierte Schwangerschaft: Wird jetzt alles gut?

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Und im darauffolgenden August wurde ich erneut schwanger. Das vierte Mal. Und das ist unser Happy End. Diese Schwangerschaft verlief gut. Unser Regenbogenmädchen war kerngesund und entwickelte sich ganz toll in meinem Bauch.

Im Dezember heirateten mein Mann und ich mit unserem Baby im Bauch. So wurde das schlimme Jahr 2021 für uns doch noch mit einem schönen Ende gekrönt. Am 11. Mai 2022, genau zwei Jahre nach meiner ersten Schwangerschaftsfeststellung, wurde unsere kleine Tochter geboren.

Es war eine wunderschöne Geburt und unser „neues“ kleines Mädchen ist nun acht Monate alt. Sie ist unser Wunder und ich glaube, die Seele unseres verstorbenen Mädchens lebt in unserer Kleinen weiter.“

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2 comments

  1. Hallo. Ich freue mich sehr über das Happyend. Ich selbst habe auch drei Regenbogenkinder und hatte viele Fehlgeburten. Leider. Medizinische Gründe dafür fand man keine, war eben „Pech“. Ich wünsche allen, die das hier lesen und gerade eine Fehlgeburt erleiden viel Kraft. Mir hat darüber zu sprechen sehr geholfen. Alles Gute!

  2. Oh wie traurig, und am Ende doch auch so schön. Habe geweint und mich zurück erinnert gefühlt, meine zweite Schwangerschaft war auch ziemlich emotional, mehrere Komplikationen und auch eine Behinderung der Kleinen stand im Raum. Die Maus ist aber kerngesund und nun schon 2 Jahre geworden. Allerdings beschäftigt mich das Ganze bis heute.
    Euch wünsche ich alles Gute und freue mich über euer Happy End.

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