Meine Tochter beißt und kratzt – was sollen wir tun?

Tochter

Foto: Pixabay

Mein Name ist Tessa, ich habe eine vierjährige Tochter. Vor drei Monaten habe ich mich vom Vater meiner Tochter getrennt, seitdem pendelt sie wöchentlich zwischen uns. Ich hatte das Gefühl, dass sie das eigentlich gut macht, denn sowohl ich als auch der Papa versuchen uns bestmöglich zu kümmern.

Nun ist es leider so, dass unsere Tochter seit einiger Wochen von der Kita andere Kinder beißt und kratzt, sie stößt auch andere Kinder um, nimmt einfach Sachen weg – all das hat sie vorher noch nie gemacht.

Natürlich liegt es da nahe, einen Zusammenhang mit der Trennung herzustellen. Wir wissen aber nicht so richtig, was wir jetzt tun sollen. Ich erlebe die Erzieherinnen wenig zugewandt, sondern eher genervt.

Sollen wir zum Psychologen oder wo können wir uns hinwenden? Wir wollen wirklich nicht, dass dieses Verhalten sich einschleift, aber wissen einfach gerade nicht, was wir tun sollen.

Daher meine Frage: hatte jemand ein ähnliches Problem und wie seid ihr damit umgegangen? Danke für eure Tipps.


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11 comments

  1. Hier nochmal eine andere Sichtweise, vielleicht als Impuls: Ich habe gerade eine Fortbildung in energetischer Psychologie abgeschlossen, und mein Ausbilder hatte einen Grundsatz: Er weigert sich, Kinder zu pathologisieren. Hintergrund ist, dass Kinder immer nur ihre Eltern spiegeln. Wenn also im Familiensystem etwas schief läuft, reagiert das Kind. Bei einer Trennung kann so einiges schief laufen.
    Statt also das Kind zum Psychologen zu schicken und damit zu pathologisieren würde ich vorschlagen, dass ihr euch Hilfe sucht. Dein Exmann und du, ihr habt bestimmt noch viele offene Steitpunkte und Themen, die ihr bearbeiten solltet. Wenn ihr das für euch klärt, wird sicherlich auch eure Tochter wieder entspannter. Probiert es gerne mal aus. Viel Erfolg dabei!

  2. Hallo,
    erst einmal finde ich es klasse, dass ihr hier versucht, hinter das Symptom zu schauen und die Gründe für das Verhalten eurer Tochter zu suchen.
    Wir selbst haben uns im Rahmen unserer Trennung beraten lassen (geht nicht nur beim Jugendamt). Uns wurde für unseren damals gerade 4-jährigen Sohn empfohlen, erstmal kleinere Wechselabstände zu wählen, damit die Trennung zum jeweiligen anderen Elternteil kürzer ist. Gerade für Kinder unter 6 wird der wochenweise Wechsel meines Wissens nach noch nicht unbedingt empfohlen. Wir sind eine Weile mit dem 2-2-5-5-Modell gut gefahren (Mo+Di Elternteil 1, Mi+Do Elternteil 2, Fr-So wechselnd). Da kann man sicher mal experimentieren. Auch Übergabezeitpunkte können einen Unterschied machen, z.B. Wechsel vor dem Wochenende um dem Kind erstmal ein Ankommen und Beziehungstank-Aufladen zu ermöglichen.
    Zusätzlich gilt es natürlich, die verständliche Wut und Traurigkeit des Kindes erstmal auszuhalten und für es da zu sein. Natürlich ist Beißen kein adäquates Verhalten aber die Wut, Verzweiflung oder Hilflosigkeit dahinter sollte erstmal sein dürfen. Vielleicht findet ihr gemeinsam Wege, den Druck etwas sozialverträglicher abzulassen. Und manchmal haben die Kinder auch ihre ganz eigenen Gründe für die Wut, die es in entspannten Momenten zu ergründen gilt. Und vor allem nach einer Trennung ist Verlässlichkeit wahnsinnig wichtig, um nach dem Kontrollverlust wieder Beständigkeit zu schaffen. Vielleicht gibt es auch kleine Rituale o.ä. die deiner Tochter helfen.
    Insgesamt hilft es sicher, achtsam zu beobachten, im Austausch zu bleiben und auch ein wenig auszuprobieren. Und sprecht mit eurer Tochter. Ihr seid ja noch nicht lange getrennt, es kann durchaus einige Zeit dauern, bis sich das neue System eingespielt hat. Gebt euch da ruhig etwas Zeit.
    Bei einer Trennung ist m.E. das wichtigste, dass ihr zum Wohle eurer Tochter an einem Strang zieht und wohlwollend übereinander sprecht. Zeigt ihr, dass ihr als Erwachsene euch kümmert und die Verantwortung übernehmt. Dann können sicher alle an der Situation wachsen und die starken Gefühle eurer Tochter werden sich mit der Zeit wandeln.
    Alles Gute für euch!

  3. Zum Einen finde ich das Buch „Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten…“ da sehr hilfreich. Stille Auszeiten gehören mittlerweile zu Recht in die fest verschlossene Schublade der schwarzen Pädagogik.
    Zum Anderen gibt es an vielen Stellen kostenlose Familienberatungen (bei uns z.B. vom DRK), die Erfahrung mit solchen Situationen haben und euch bei Bedarf auch weitervermitteln können. Wenn du da im Internet nicht gleich was findest, frag doch mal bei eurer Kinderärztin nach.

  4. Sucht Unterstützung bei einer Erziehungsberatungsstelle und lasst euch im Trennungsprozess begleiten. Kinder sind bei einer Trennung immer einen Schritt hinter den Eltern, bist du vielleicht in der Akzeptanz der Situation, ist das Kind noch in der Wut über die Veränderung. Das dauert und muss Zeit bekommen. Für die Kleine ist nicht nur die heile Welt zusammen gebrochen, zudem muss sie sich jede Woche an einen neuen Haushalt gewöhnen. Das soll kein Vorwurf sein, vielmehr für Verständnis werben, dass die Kleine Zeit braucht.

  5. Hallo, mein Sohn ist jetzt zwar schon 13, aber als er klein war (ca. 2 Jahren) hatte er auch andere Kinder gebissen. Und das nicht gerade leicht. Ich habe hier einen tollen Tipp, wie wir das ganz schnell in den Griff bekommen haben. Es gab bei uns eine stille Bank. Immer, wenn er andere Kinder gebissen hatte, musste er da drauf sitzen. Ohne Spielsachen, ohne Ablenkung. Nur kurz natürlich bzw. dem alter angemessen. Mit 2 Jahren war das höchsten 1–2 Minuten. So musste ich nicht diskutieren, was er vermutlich eh nicht verstanden hätte, er fand das so blöd, dass er nach kurzer Zeit damit aufgehört hat. Also einfach mal ausprobieren!

    1. Sorry, der Tipp ist bescheuert. Denn erstens beißen Kleinkinder nicht aus Bösartigkeit,,sondern weil sie sich verbal nicht anders äußern können und zweitens versteht der 2 jährige auch den Zusammenhang überhaupt nicht zwischen deiner Aktion (um sich mitzuteilen, dass er etwas nicht möchte) und dem bestrafen durch irgendwo sitzen.

    2. So habe ich es auch gemacht. Ich habe zwei Töchter im Abstand eines Jahres geboren, da ging es oft sehr körperlich zu und es wurde auch gebissen. Natürlich versteht ein Zweijähriges, wenn es für einen Biss auf der stillen Treppe oder der stillen Bank gemaßregelt wird, während ich mich um das gerissene Kind kümmere. Außerdem ist es wichtig, nicht so viele Worte zu machen. Ich habe laut und deutlich ins Gesicht des Kindes gesagt: „Wir beißen nicht!“ und es aus der Situation entfernt. Es ist sicher kein Problem, mit dem man sich beim Jugendamt in den Fokus bringen muss. Es ist normales kindliches Verhalten, dem die Eltern Grenzen setzen müssen.

      1. Hallo,

        Ich denke das Kind ist 4 Jahre alt und das Beißen das Resultat aus Emotionen die das Kind nicht verarbeiten kann. So eine Trennung ist ein riesen Einschnitt in das Leben einer Familie. Ich finde es schade und inkompetent dass die Erzieher als pädagogische Fachkräfte genervt sind und nicht der Familie helfen.
        Ich denke wenn man dem Beißen keine Aufmerksamkeit schenkt und in Situationen des Beißens Alternativen wie Papier zerreißen anbietet ist die Phase bald passe .

  6. Jugendämter bieten häufig Erziehungsberatung an. Das ist häufig eine der ersten Anlaufstellen. Vielleicht gibt es in eurem Kreis/Gemeinde entsprechendes?

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