Schwangerschaft, die zweite: Ganz anders, aber auch so schön!

marie

Liebe Marie, Du bist mit Deinem zweiten Kind schwanger. Wie geht es Dir und wie erlebst Du diese zweite Schwangerschaft im Gegensatz zur ersten?

Diese zweite Schwangerschaft ist einfach viel entspannter als die Erste! Das liegt sicherlich daran, dass ich eben schon die Erfahrung der ersten Schwangerschaft habe, aber auch weil beziehungstechnisch alles super ist. Das stärkt einen ungemein, wenn es emotional stimmt. Vor allem habe ich viel weniger Angst und Sorgen, vertraue mehr auf meinen Körper und Kopf. Bei der ersten Schwangerschaft ist man für all die (teilweise) unnötigen Ratschläge viel empfänglicher.

Die ersten drei Monate waren aber schon ziemlich anstrengend: Übelkeit und unendliche Müdigkeit plagten mich. Dafür war, wie es im Buche steht, das zweite Trimester klasse. Ich konnte viel arbeiten, wir haben bei Little Years mehrere Veranstaltungen umgesetzt und ich habe nebenbei auch noch meine Masterarbeit zu Ende geschrieben.

Jetzt, im neunten Monat kommt die Müdigkeit zurück und die Wehwehchen werden mehr. Der Rücken schmerzt, die Beine sind schwer. Also alles klassische Schwangerschaftsbeschwerden, und der Bauch ist ja auch schon wirklich groß. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was da in den nächsten Wochen noch passieren soll!

Gibt es etwas, was Dich total überrascht hat – obwohl Du ja schon mal schwanger warst?

Ja! Dass eine Schwangerschaft teilweise wirklich „nebenher“ laufen kann. Ich konnte mein Leben tatsächlich trotz mancher Beschwerden einfach weiterleben, arbeiten und funktionieren. Und das gar nicht, weil ich mich unter Druck gesetzt habe, sondern weil es einfach wirklich unkompliziert lief.

Schwangersein plus einen Sechsjährigen haben,. bedeutet auch, dass man nicht ständig die Füße hochlegen kann. Wie schaffst du es, Dir Auszeiten zu nehmen?

Netflix! 😉 Also tatsächlich durfte der Sohn im ersten Trimester nach der Kita mehr gucken als sonst. Weil ich wirklich gar keine Energie mehr hatte. Mittlerweile ist es so, dass ich die Zeit, in der er beim Vater ist, (wir leben das Wechselmodell) für mich nutze: Ich gehe nach der Arbeit schwimmen, zum Yoga oder mal zur Pediküre.

Ansonsten versuche ich mich einfach MIT meinem Sohn zu entspannen. Er ist glücklicherweise in einem Alter, in dem er das schon ein wenig verstehen, warum ich keine Wettrennen mehr mit ihm machen kann oder keine Kraft habe auf dem Kinderzimmerfußboden herum zu rutschen.

Kannst Du uns erzählen, wie Ihr dem Großen vom Geschwisterchen erzählt habt und wie er darauf reagiert hat?

Lustigerweise hat es mein Sohn selbst angesprochen („Mama dein Bauch ist so rund, da ist ein Baby drin!“) Das war noch ganz am Anfang, als es ein Geheimnis war und ich ihm dann erklären musste, dass ich nicht weiß, ob da ein Baby drin ist und das wir erstmal den Arzttermin abwarten müssten… Er bestand aber darauf.

Ihm sind die Veränderungen sofort aufgefallen – und das Baby „blieb“ ja dann auch tatsächlich. Als ich dann über die 12. Woche war, wollte er unbedingt das Ultraschallbild (auf dem ja nun wirklich noch nicht viel erkennen konnte) mit in die Kita nehmen und es allen zeigen. Er hat sich total gefreut und war von Anfang an sehr stolz.

Du bist ja auch selbstständig – wirst Du Dir trotzdem "Elternzeit" nehmen bzw. weißt Du schon, wie du beruflich weitermachen wirst nach der Geburt?

Ja, ich liebe es selbstständig zu sein. Außer, wenn man krank ist oder eben schwanger. Da wäre mir eine Festanstellung schon lieber. Ich werde wahrscheinlich erstmal vier Monate Elternzeit nehmen, und dann wieder ins Büro fahren. Wir haben ja 2020 viel vor mit Little Years.

Der Papa wird auch eine Zeitlang Elternzeit machen, das finden wir beide sehr wichtig, wenn man gleichberechtig erziehen will und sich eben auch den „mental load“ teilt. Je nachdem was es für ein Baby ist, habe ich auch vor, ihn öfter einfach mal mit ins Büro zu nehmen. Und er kommt natürlich in die Kita mit einem Jahr.

Was würdest Du Deinem früheren Ich gerne mit dem Wissen von heute in Bezug auf Mutterschaft sagen?

Sei gelassener in der Erziehung! Man muss nicht immer konsequent sein, sondern, wie Jesper Juul sagt, glaubwürdig. Man kann sein Kind auch nicht verwöhnen. Und: Höre mehr auf deine Intuition. Du machst das gut und du weißt Bescheid, was dein Kind braucht.

Was hat Dich ganz generell am Muttersein total überrascht?

Wie viel reicher und erfüllter es das Leben macht und wie sehr man einen Menschen lieben kann.

Du bist von dem Vater deines großen Sohnes getrennt, ihr lebt das Wechselmodell – was sicher nicht immer ganz leicht ist. Was meinst du sind die Voraussetzungen, dass dieses Modell klappt?

Ich glaube es ist wirklich von Kind zu Kind und Lebenssituation zu Lebenssituation sehr unterschiedlich. Und das Alter spielt eine große Rolle! Mein Sohn war mit seinen zwei Jahren viel zu klein für das Wechselmodell (besonders weil ich vorher seine Bezugsperson war).

Ich habe ja dann auch fast drei Jahre einen Rechtsstreit geführt, weil ich davon überzeugt war, dass sich was ändern muss. Keine schöne Erfahrung, die alle Beteiligten sehr viel Nerven, Lebenszeit und Geld gekostet hat. Und letztendlich zu nichts geführt hat.

Nun ist mein Sohn sechs und er kommt viel besser mit dem Wechselmodell klar, als noch vor einigen Jahren. Wie sich das in der Schulzeit gestalten wird, bin ich mal gespannt. Generell kann man aber schon sagen: Mit einem Wechselmodell kommt nicht jedes Kind klar und es ist definitiv auch vom Alter abhängig.

Foto:Katja Hentschel

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