So hat das Jugendamt mir geholfen – Leserinnen erzählen

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Ihr Lieben, könnt Ihr Euch noch an unserer Interview mit einer Jugendamtsmitarbeiterin erinnern (HIER der Link). Den Artikel haben wir neulich auf unserer Facebook-Seite nochmal gepostet und gefragt, wer sich auch schon mal Unterstützung vom Jugendamt geholt hat. So viele Mütter haben uns geschrieben und uns ihre Geschichten erzählt. Vielen Dank dafür. Hier kommen ein paar kleine Einblicke in das Leben unserer Leserinnen. 

Liebe Martina, erzähl mal, wann und warum Du Dir Unterstützung vom Jugendamt geholt hast.

Es ging damals um die Unterhaltszahlungen von meinem Ex, das war vor sechs Jahren. Meine Tochter war damals 2,5 Jahre alt und die Scheidung endlich rechtskräfrig. Ich bekam den vorgeschriebenen Unterhalt (ca. 250 Euro) und habe versucht, mit der neuen Situation Fuß umzugehen. Nach gut einem Jahr wurde der Vater meiner Tochter arbeitslos und der Unterhalt wurde herabgesetzt (ca 170 Euro). Da ich keine Energie mehr für Streitereien hatte und ich das riesen Glück hatte, dass meine Eltern mich etwas finanziell unterstützten, stimmte ich der Herabsetzung zu – in der Hoffnung, dass mein Ex schnell wieder einen Job findet. Dem war auch so. Nach einem halben Jahr verkündete mir der Kindesvater, dass er wieder einen Job habe und dass ich wieder mehr Unterhalt bekomme. Das war im Sommer 2014.

Aus eigenem Wunsch (der Job hat ihm nicht zugesagt) hat er das Dienstverhältnis wieder gelöst. Das habe ich durch eine Vorladung beim Bezirksgericht erfahren. Die Rechtspflegerin hat mir geraten, dass ich mich mit dem Jugendamt in Verbindung setze, da die aktuellen Zahlungen schon unter dem Regelbedarfssatz waren. Ich habe damals dem Kindesvater gemailt, dass ich es sehr traurig finde, diese Informationen vom Gericht zu erhalten.

Er hat mir dann vorgeschlagen, eine außergerichtliche Einigung zu treffen und sagte mir 100 Euro im Monat zu. DAS war für mich der Zeitpunkt, an dem ich genug hatte. Vorallem weil ich wusste, dass ER gekündigt hatte (im Wissen kein Arbeitslosengeld zu bekommen) und nicht unverschuldet arbeitslos war. Ich machte also einen Termin beim Jugendamt bei der zuständigen Rechtsberatung aus und übertrug die Rechtsvertretung in Sachen Unterhalt an das Jugendamt.

Da ich die alleinige Sorgerecht habe, war mir das ohne Zustimmung des Kindesvaters möglich. WARUM ich das gemacht habe? Um Energie zu sparen. Und weil ich es meiner Tochter schuldig bin, dass sie bekommt, was ihr zusteht. Ich darf ja gar nicht auf Unterhalt verzichten. Beim ersten Mal habe ich noch "zugesehen", beim zweiten Mal wusste ich, es ändert sich nicht, wenn ich nichts tue. Beim Jugendamt sitzen Profis, die diese Fälle behandeln ohne so emotional zu werden wie ich es werde. Ich bin sehr dankbar, dass es dieses kostenlose Service gibt und dafür zahle ich auch gerne Steuern.

War der Schritt, um Hilfe zu bitten, schwer für Dich?

Nein, die Zeit war einfach reif dafür. 

Wie hast Du die Menschen im Jugendamt erlebt?

Die für mich zuständige Dame war äußerst einfühlsam und freundlich. Schon am Telefon und dann auch beim persönlichen Gespräch. In der Zwischenzeit ist die Akte weitergewandert, ab und zu telefoniere ich noch mit den Sachbearbeitern. Alle sind sehr freundlich. Ich denke aber auch: So wie man in den Wald reinruft, hallt es auch heraus.

Was war die größte Erleichterung, die Dir diese Unterstützung gegeben hat?

Die größte Erleichterung war sicher, dass ich wusste, mein Kind bekommt finanziell, was ihm zusteht. Da der Kindesvater in Deutschland lebt und ich in Österreich, sind die Amtswege etwas komplizierter und langwieriger. Und, wie schon erwähnt, ich muss dafür keine Energie vergeuden. Es gibt keine überraschenden Briefe mit Vorladung vom Gericht, sondern nur Informationen über neue Rechtsbescheide. Ich wollte diese Anspannung nicht weitere 14 Jahre bis zur Volljährigkeit haben, daher bin ich sehr dankbar für diese Hilfe.

Wie ist die Situation mit dem Unterhalt heute?

Ich erhalte regelmäßig den Unterhalt direkt vom Jugendamt, der Kindesvater zahlt regelmäßig. Da er wieder einen Job gefunden hat, haben sich die Zahlungen erhöht, auch aufgrund des fortschreitenden Alters meiner Tochter.

Was würdest Du Frauen raten, die sich noch nicht sicher sind, wie sie das mit dem Unterhalt regeln?

Ich würde ihnen von meiner Erfahrung berichten und ihnen raten, sich gut zu informieren. Es geht um das Recht der Kinder. Und wir Mamas haben genug andere Aufgaben, die wirklich WIR übernehmen sollten. Wenn ich etwas in der Zeit als Alleinerziehende gelernt habe: Man muss auch mal Aufgaben abgeben an Leute, die in den Bereichen qualifizierter sind als man selbst. 

—–

 Liebe Sabrina, wann und warum hast Du Dir damals Unterstützung beim Jugendamt geholt?

Ich habe mir bereits während der Schwangerschaft Hilfe geholt, weil der Kindsvater damals einfach das Land verlassen hat und klar war, dass er sich um alle Pflichten drücken möchte. 

Was das ein schwerer Schritt für Dich?

Ehrlich gesagt nicht. Ich selbst bin Pädagogin und arbeite regelmäßig mit dem Jugendamt zusammen. Ich weiß, dass die Beamten dort eigentlich alle einen guten Job machen. 

Wie hast Du die Sachbearbeiter damals erlebt?

Leider war die erste Sachbearbeiterin schlecht, irgendwie unmotiviert und inkompetent! Dann bekam ein anderer Sachbearbeiter meinen Fall und der hat sich richtig reingehängt. Das war großartig!

Wie ist die Situation mit dem Kindsvater und dem Unterhalt heute?

Dank der Hilfe des Jugendamtes zahlt er heute Unterhalt. Aber er möchte weiterhin keinen Kontakt zu seinem Kind. 

Jugendämter haben oft keinen guten Ruf. Woran könnte das, deiner Meinung nach liegen?

Wie in allen sozialen Berufen sind die Rahmenbedingungen auch im Jugendamt nicht ideal. Es gibt zu wenig Personal. Zudem gibt es bei uns im Kreis gerade auch ganz neue Herausforderungen – das Amt muss sich um die vielen unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge kümmern – was ich extrem wichtig finde. Aber das ist natürlich noch mehr Arbei für die Beamten. Für den ein oder anderen ist das vielleicht zu viel. 

—–ZUM WEITERLESEN: Das Jugendamt hat meine Tochter in Obhut genommen

 

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