Wochenbettdepression: „Hauptsache dem Kind geht es gut?“

Wochenbettdepression

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Ihr Lieben, der Sohn unserer Leserin kam im Januar 2021 in Woche 38+1 auf die Welt und sie entwickelte schließlich eine Wochenbettdepression. Die Schwangerschaft brachte viele Schwierigkeiten mit sich, über ihr Schwangerschaftsdiabetes hat sie bereits im Oktober geschrieben.

Auch die Geburt war ganz anders, als erwartet. Außerdem fand all das mitten in der Pandemie statt, der Papa durfte erst drei Stunden „unter der Geburt“ in den Kreißsaal nachkommen. Sie macht hier allen Mut, sich Hilfe zu holen, wenn sie „nur noch körperlich existieren“ nach der Geburt.

„Zum Jahreswechsel 2019/2020 beschlossen mein Freund und ich, dass wir gern ein Baby bekommen möchten, wir fokussierten uns auf unseren Kinderwunsch. Im April 2020, an unserem dritten Jahrestag, machte mein Freund mir auch einen Heiratsantrag…

Die Schwangerschaft fiel durch Zufall auf

Anfang Juni 2020 hatte ich einen Kontrolltermin bei meiner Frauenärztin, da ich direkt nach Absetzen der Pille eine Eierstockzyste (wie in meiner Jugend) bekommen hatte. Die Zyste war weg, aber auf der anderen Seite war etwas zu erkennen. Nach erfolgtem Urintest teilte mir die Frauenärztin mit, ich sei schwanger. Unser Wunschkind hatte sich auf den Weg gemacht. Juhu.

Körperlich merkte ich dies sehr deutlich. War es anfangs nur die Müdigkeit und bestimmte Gelüste, so wurde es ab dem 2. Trimester immer beschwerlicher. Ich litt unter der übermäßigen Schwangerschaftsübelkeit (Hyperemesis gravidarum) und später auch noch an Gestationsdiabetes.

Wegen der Pandemie reduzierten wir unsere sozialen Kontakte massiv und isolierten uns weitestgehend. Von Mitte August 2020 an wurde ich bis zum Beginn des Mutterschutzes an Weihnachten krankgeschrieben, weil mit der andauernden Übelkeit an Arbeiten nicht zu denken war. Ich musste sogar kurzzeitig im Krankenhaus mit Infusionen behandelt werden, da ich unter Ketonismus (Fettverbrennung) litt.

Schwangerschaft und Geburtsvorbereitung in Corona-Zeiten

Altersunterschied

Im August 2020 durfte mein Mann mich nach einem negativen Corona-Test dann eine Stunde pro Tag besuchen. (Später, Mitte Dezember 2020, bekam ich dann auf Grund eines Magen-Darm-Infekts vorzeitige Wehen, die zum Glück gestoppt werden konnten, obwohl mein Gebärmutterhals über Wochen verkürzt war. Mein Mann und ich konnten uns am Fenster oder via Smartphone winken, aber zur Geburt später mehr).

Den Geburtsvorbereitungskurs machten mein Mann und ich an einem Wochenende Anfang November 2020 natürlich wegen der Pandemie auch online. Im Vergleich bzw. im Austausch mit den anderen werdenden Müttern stellte ich fest, dass ich mir mehr Sorgen und Gedanken über die Geburt machte. 

Ich erkundigte mich nach Anlaufstellen und ich suchte schließlich eine entsprechend geschulte Psychologin auf. Zusätzlich wendete ich mich an die örtliche Anlaufstelle der EEH (Emotionelle Erste Hilfe), von der ich vorher noch nie gehört hatte.

Hyperemesis gravidarum und vorzeitige Wehen

Bis Mitte Januar 2021 genoss ich dann noch die „Bonuswochen“ meiner Schwangerschaft nach den vorzeitigen Wehen. Ich konnte doch noch einen Gipsabdruck von meinem Bauch machen, obwohl ich nie hochschwanger aussah. Ich nahm insgesamt nur 5 bis 6 kg zu. Ich war frohen Mutes und wollte eigentlich nur nochmal die EEH zur Geburtsnachbesprechung aufsuchen. Doch dann kam alles anders.

Um kurz nach Mitternacht platzte meine Fruchtblase. Unserem Sohn war also zwei Wochen vor Termin sein Ein-Zimmer-Appartement zu eng geworden. Mein Mann und ich fuhren zur Geburtsklinik. Diesmal war es also wirklich so weit. Vormittags schneite es leicht, wie ich vom Bett aus beobachten konnte.

Aufgrund der Schmerzen wollte ich nur liegen, auch wenn dies heutzutage als Gebärposition nicht empfohlen wird. Im Laufe der Geburt lernten wir drei Hebammen kennen. Tatsächlich hatte ich das „Glück“ einer 1:1-Betreuung, die öffentlich viel gefordert wird. Nach der Nachtschicht lernten wir die Frühschicht und dann auch noch die Hebamme aus der Tagschicht kennen.

Geburt: Wehentropf, Saugglocke, Kristellergriff, Notkaiserschnitt

Mit diesem Schichtwechsel ging die Geburt in die entscheidende Phase und leider kippte dann auch die Stimmung. Über meinen Kopf hinweg wurden Wehentropf, Saugglocke, Kristellergriff und später auch der Notkaiserschnitt unter Vollnarkose entschieden. Mein Sohn war also, so wie ich selbst, auch per Notkaiserschnitt auf die Welt gekommen und erst mal von mir, seiner Mutter, getrennt.

Nach einer Woche in der Geburtsklinik waren wir dann zu Hause. Es war Anfang Februar 2021. Mein Mann hatte vier Wochen Resturlaub genommen, um uns zu unterstützen. Meine Eltern wohnen zum Glück auch vor Ort. Das Wunschkind war nun endlich gesund und munter da. Doch anstatt großer Freude fühlte ich nur Dankbarkeit, dass wir nun eine Familie waren. Und vor allem fühlte ich, dass ich völlig neben mir stand. Eine große innere Leere geprägt von Emotionslosigkeit.

Ich hatte erwartet, dass ich mir gerne die ersten Babyfotos meines Kindes ansehen würde. Aber nein, so ist es nicht. Es gibt Fotos von uns – doch selbst mit Coronamaske im Gesicht sieht man die Leere in meinen Augen. Keine Spur von Freude und Glück. Bilder, mit denen ich wenig verbinde. An die ich kaum Erinnerung habe. Es war alles wie im Nebel.

Wochenbettdepression: Ich war nur körperlich anwesend

Meine Nachsorgehebamme fand meinen Zustand für eine junge Mutter völlig normal. Auf Nachfrage erwähnte sie die Psychologin, die ich bereits vor der Geburt aufgesucht hatte. Die EEH, die Hausbesuche gemacht hatte, war dann auch schnell mit ihren Kompetenzen (Massage, Rescue Tropfen) am Ende. Auf den erneuten Gesprächstermin musste ich fast drei Wochen warten.

Zwischenzeitlich ruhte ich mich auf dem Sofa aus und las einiges. Ich fing an zu googlen. Aber es dauerte, bis ich die „richtigen“ Suchbegriffe fand. Wochenbettdepression, Gewalt unter der Geburt, Roses Revolution, selbstbestimmte Geburt waren mir da noch völlig neu – trotz Geburtsvorbereitungskurs und Schwangerschaftsratgebern.  

In einem Babymagazin las ich dann auch erstmalig vom Verein Schatten und Licht, in dem ich heute Mitglied bin. Ich machte den Selbsttest, den man unter folgenden Link finden kann: Selbsttest – Hilfe für Mütter und Väter bei peripartalen psychischen Erkrankungen (schatten-und-licht.de)

Ich wusste, mit mir stimmt etwas nicht

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Der sogenannte Edinburgh Fragebogen bestätigte mein Gefühl. Mir ging es seelisch nicht gut. Ich funktionierte (Flasche geben, wickeln, schlafen, duschen), aber ich lebte nicht, ich war nur körperlich anwesend. Es war also höchste Zeit, eine ambulante Gesprächstherapie zu beginnen. Meine Psychologin sprach später von einer sogenannten Anpassungsstörung, also von einer eher leichten Form der peripartalen Erkrankungen wie Fachleute Wochenbettdepressionen nennen.

Bei mir spielte sicher die Coronapandemie auch eine entscheidende Rolle. Wir mussten eher um Besuch betteln, als dass wir im Wochenbett überrannt worden wären. Jeder war vorsichtig, jeder war zurückhaltend, fragte sich wie der andere das Thema sah, das Risiko der Ansteckung einschätzte. So war nicht nur die Welt um mich herum eine ganz andere geworden, sondern auch mein Leben. Ich war nun Mutter, 24/7. Der Begriff der Muttertät kam in Deutschland erst Ende 2021 durch die Schwesterherzen Doulas auf.   

Ich googelte dennoch immer weiter und immer neue Begriffe. Ich wollte wissen, was mit mir passiert ist, was mit mir los war. Ich wollte wissen, ob es anderen auch so geht – in den Krabbelgruppen, die ich ab Mitte 2021 besuchte, war ich eher ein Einhorn obwohl statistisch deutlich mehr Mütter erkranken, aber nicht jede traut sich vielleicht auch ihre Beschwerden zu äußern.

Was mir in meiner seelischen Not wirklich half

Das Buch „Es ist vorbei – ich weiß es nur noch nicht: Bewältigung traumatischer Geburtserfahrungen“ von Tanja Sahib, was ich in dieser Zeit entdeckte, war für mich sehr prägend. Wochenbettdepressionen sind in ihrer Ausprägung sehr unterschiedlich, die Ursachen vielschichtig und so individuell wie die betroffenen Mütter – aber auch Väter (Partner/-innen) – selbst.

Bei mir spielte der Verlauf der Schwangerschaft und vor allem der Geburt selbst sicher eine große Rolle. Aufgrund des Geburtserlebnisses meide ich bis heute die Geburtsklinik, nehme seitdem an der jährlichen Roses Revolution (25.11.) teil und empfinde das Ereignis bis heute als traumatisch. Aber ich habe es mittlerweile geschafft, die Geburt als solche zu verarbeiten. Bin nun in meiner Mutterrolle angekommen. 

Mein Sohn ist mittlerweile zwei Jahre alt. Ab August 2023 wird er eine Kita besuchen. Meine Elternzeit wird voraussichtlich im September 2023 enden. Nun kann ich meine Elternzeit auch endlich genießen. Ich gehe mit meinem Sohn immer noch in eine Spielgruppe und zum Kinderturnen.

Happy End: Alles ist am Ende gut ausgegangen

Wir haben über diese Gruppen und diverse Spielplatzbesuche mittlerweile neue Freunde gefunden. Nun, wo mein Sohn selbst sprechen kann, fragt er auch immer wieder nach seinen Freunden, die er größtenteils schon im Krabbelalter kennengelernt hat. Die Kinder sind in den letzten (fast) zwei Jahren zusammen groß geworden. Die ersten haben bereits jüngere Geschwister.  

Ich habe die ersten Monate meines Sohnes nicht wirklich wahrgenommen. Ich war gefühlt nie Mutter eines Babys. Ich war direkt die Mutter von einem Kleinkind. Ja, das ist sehr schade und bedauerlich. Aber gleichzeitig bin ich auch sehr froh, den Nebel überwunden zu haben und genieße jetzt die gemeinsame Zeit mit meinem Sohn vielleicht umso bewusster. Freue mich über seine Fortschritte. Genieße die Interaktion mit ihm.

Glückliche Familie auf Umwegen

Es hat gedauert, ehe die Mutter-Kind-Bindung entstanden ist, aber nun ist sie da. Ich bin sehr dankbar, dass mein Mann uns unterstützt hat und viel aufgefangen hat. Ich bin sehr froh, dass ich mich ungefähr nach einem Vierteljahr entschlossen habe, die frühen Hilfen zu kontaktieren (Was sind Frühe Hilfen? | Nationales Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) (fruehehilfen.de)). Die Familienhebamme, die uns bis zum Ende des 1. Lebensjahres besucht hat, war eine große Hilfe für uns. Die individuellen Gespräche, die Reflektionen unseres Alltages waren sehr hilfreich.

Ich bin froh, so weit gekommen zu sein. Ich bin froh, dass wir als Familie jetzt so weit gekommen sind. Unser Sohn läuft, spricht, wird immer selbstständiger. Aber ich weiß nicht, ob ich noch mal so viel Kraft und Energie aufbringen könnte.

In Erinnerung geblieben ist mir der weit verbreitete Satz: „Hauptsache dem Kind geht es gut“. Nein: Hauptsache der gesamten Familie geht es körperlich und mental gut. Nur wenn es den Eltern gut geht, geht es auch den Kindern gut!!!“

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12 comments

  1. Ich, mit 2 mittlerweile größeren Söhnen (6&9 Jahre), habe während einer Mutter-Kind-Kur einen ganz relevanten Leitsatz gelernt: nur wenn es einem selbst gut geht, kann man auch dafür sorgen, dass es den Menschen um einen herum gut geht.
    Soviel Wahrheit.
    Ich frage mich, warum verdammt nochmal man das nicht im Geburtsvorbereitungs-
    Oder Rückbildungskurs beigebracht bekommt. Es würde das ganze mütterliche Leben und damit auch das der Kinder (egal ob groß oder klein) um soviel leichter machen.

  2. Liebe Autorin, ich kann Dir nachempfinden. Bei meinem ersten Kind lief alles prima, die Feeude war ungetrübt und trotzdem fuhren die Hormone Achterbahn, ich war unglaublich nahe am Wasser gebaut, sehr verletzlich. Heute können wir drüber lachen, dass ich weinte, wie verrückt, als wir das Krankenhaus verließen, zu Hause angekommen brachte mich der Zettel an der Haustür, dass die Verbrauchszahlen abgelesen werden, aus der Fassung. Zum Glück war Weihnachten, mein Mann hatte 4 Wochen Urlaub und ich kam mit ganz viel Ruhe im Muttersein an. Beim 2. Kind lief leider die Geburt aus dem Ruder, ich musste nach der Entbindung meiner Tochter notoperiert werden, habe viel Blut verloren. Der Moment, in dem ich mein Kind nach dem ersten kurzen Stillen meinem Mann geben musste, der hat so weh getan. Ich bekam dann Narkose und wurde einige Stunden operiert. Auch hier war zum Glück danach mein Mann für mich da, meine Familie, eine ganz liebe Hebamme ist die Fakten mit mir durch gegangen. Das hat mir unheimlich geholfen. Das fiel ja in Corona alles flach, ich glaube daran hat keiner gedacht, was das mit der Psyche macht, wenn man so viele Ängste ohne seine Nächsten durchstehen muss. Ich hatte monatelang nachts Albträume, dass ich die OP nicht geschafft hätte etc… und war so froh, dass mein Mann das alles aus nächster Nähe erlebt hat, daher mit mir immer drüber reden konnte! Alles Gute für Sie!

  3. Silvia,das ist genau das, worum es in dem Artikel geht. Wenn es so einfach wäre, gäbe es wohl keine Wochenbettdepressionen. Eine Depression sucht sich doch niemand aus. Der Frau quasi auch noch die Schuld dafür zu geben mit Aussagen wie dieser, sie soll doch gefälligst dankbar sein, macht es sicher nicht einfacher und besser für die Betroffenen. Warum werden anderen Menschen ihre Gefühle abgesprochen? Es ist doch toll, dass die Autorin es geschafft hat, sich Hilfe zu holen und dass sie eine so aufmerksame Freundin hatte. Und auch toll finde ich es, dass sie hier darüber berichtet, um andere auf die Thematik aufmerksam zu machen und dafür zu sensibilisieren.

  4. Ich kann verstehen, dass es schwer sein kann, wenn man sich nicht gesehen fühlt. Vielleicht hilft aber auch manchmal ein Perspektivwechsel, denn wenn man drüber nachdenkt, dann ist erst einmal nichts gut, wenn es dem Kind nicht gut geht. Das hat durchaus Einfluss auf die persönliche Konstitution. Und die Demut, sich dies vor Augen zu führen, kann durchaus helfen. D.h. nicht, dass es einem gut gehen muss, wenn das Kind gesund ist, aber vielleicht hilft es bei der Einordnung. Sofern man unter einer Depression leidet, wahrscheinlich nicht, da es sich um ein Krankheitsbild handelt, bei dem es in der Natur der Krankheit liegt, dass man der rationalen Einordnung nicht offen gegenüber steht. Aber wenn es eher der Punkt ist, dass man Wertschätzung oder Mitgefühl vermisst, dann kann es helfen. Es steht mir nicht zu, den Geburtsverlauf zu beurteilen, aber bei einem Notkaiserschnitt kann es kein ausführliches Pro- und Contragespräch geben. Da hat man maximal 7 Minuten von der Entscheidung bis zur Entbindung und alles, was die Entscheidung in die Länge zieht, kann dazu führen, dass am Ende kein lebendiges Kind mehr da ist.

    1. Wenn es der Mutter nicht gut geht, leidet auch das Kind. geburtstrauma können beide erleiden. Der Aufbau der Bindung, Beziehung erschwert werden.

  5. Wenn ich unter der Geburt, um meinem Kind nicht zu schaden, einen Notkaiserschnitt haben müsste, wäre ich dankbar dass mein Kind gesund zur Welt gekommen ist! Da kommen meine Ansprüche/ Erwartungen an eine Geburt hintendran. Ist es nicht das Wichtigste das Kind unbeschadet auf die Welt zu bringen? Warum sind Notfallmassnahmen ( Rettungswagen) sonst anerkannt nur nicht in der Geburtshilfe? Notfall heißt immer das gehandelt werden muss, zum reden und fragen ist dann keine Zeit mehr. Und ein NOTkaiserschnitt wird nicht aus Langeweile gemacht!

    1. Wer sagt denn, dass die Autorin nicht dankbar ist, dass ihr Sohn trotz des traumatisierenden Geburtsverlaufs, welcher wohl mitunter die Depression ausgelöst hat, gesund auf die Welt gekommen ist? Man kann hier auch fragen, warum denn Depressionen oft nicht als Krankheit gesehen werden. Schließlich sucht es sich der Betroffene nicht aus. In diesem Fall zu sagen „Reiß dich doch mal zusammen und sei dankbar“ ist etwas anmaßend.

    2. Über Wochenbettdepression kann ich nichts sagen. Das ist sicher fies und einfach eine ernst zu nehmende Krankheit. Deswegen finde ich es auch toll, dass die Autorin sich so „viel“ professionelle Hilfe geholt hat!
      Aber zum Thema Notkaiserschnitt kann ich Silvia nur zustimmen. Ich hatte zwar keinen Notkaiserschnitt, aber es wurde SEHR schnell über meinen Kopf hinweg für einen Kaiserschnitt entschieden. Und darüber verspüre ich überhaupt keinen Groll, sondern eine große Dankbarkeit! Unser Sohn musste nach der Geburt sofort beatmet werden mit vollem Programm. Vielleicht wäre eine natürliche Geburt auch gut ausgegangen – Vielleicht aber auch nicht. Wer weiß das schon? Ich weiß nur, dass es nach dem Kaiserschnitt gut ausging. Und dafür bin ich dankbar!
      Gleichzeitig bin ich aber auch der Hebamme in der Klinik dankbar, die wohl für abwarten plädiert hatte, aber die Ärztin hatte den Kaiserschnitt durchgesetzt. So hatte ich nicht das Gefühl, dass leichtfertig für einen Kaiserschnitt entschieden wurde.

    3. Trotzdem bleibt es ein traumatischen Erlebnis.
      Auch nach anderen Notsituationen kann es zu physischen Problemen kommen. Man ist ausgeliefert. Das ist ein extremes Erlebnis. Manche Menschen können Kontrollverlust besser ertragen als andere. Und das ist nix, was sich mit einer Einordnung einrenken lässt. Zudem können die Hormone helfen oder verstärken. Es hat ja auch nicht jede Frau die gleichen Beschwerden bei der Periode.
      Und gerade in der Geburtshilfe gibt es so viele Übergriffe. Wie oft schon in der Schwangerschaft über die Frau wie über einen fehlerhaften Brutkasten diskutiert wird.
      Ich kann für mich sagen, dass ich mit folgenschweren Fehlern für meine Gesundheit nicht ernst genommen wurde, weil es nicht in den Zeitplan passte.

    4. Ich bin dankbar das mein Sohn gesund auf der Welt ist. Gut das es die Möglichkeit eines Notkaiserschnitt gibt. Das Fachpersonal mit dem Wissen. Ist die Frage ob es überhaupt zu dieser Interventionskaskade kommen musste. Man hat im Kreißsaal Patientenrechte ausser Acht gelassen.

  6. Nach meiner letzten SS bekam ich auch Depressionen,wusste gar nicht wie mir geschieht, da ich immer eine Frohnatur war.
    Sobald ich anfangs meinen Sohn ansah hatte ich diese Schmetterlinge im Bauch jedoch „bremste“ mich eine Art schlechtes Gewissen immer wieder ab.Ich hatte das Gefühl ich darf ihn nicht lieben. Seine 2 größeren Schwestern 7 + 3 waren total vernarrt in ihn so wie der Rest der Familie. Ich nahm in immer nur kurz auf den Arm da nach den kurzen Glücksgefühl gleich dieser Gefühlsdämfer kam. Ich habe das ganze sehr gut überspielt so das nicht mal mein Ex-Mann es mitbekam,da er beruflich sehr eingespannt war und dann intensiv die Zeit genoss vorallem die Baby Zeit wenn die 2 Mädels im Bett waren.Ich kümmerte mich dann um andere Sachen in dieser Zeit. Nach ca. 6 Wochen sprach mich meine BF an und sagte ihr wäre aufgefallen das ich zwar lache aber mit leeren Augen und meine Gesichts Mimik bevor ich den kleinen auf den Arm nahm und während dessen. Ich überspielt wieder alles mit achwas alles gut bin nur müde usw. Ich wollte mir es selber nicht eingestehen. Die SS-Pfunde waren nach 3 Wochen weg und dann nahm ich 20 kg zu weil ich leider ein Stress Esser war.Meine Freundin blieb hartnäckig mit ihrem Verdacht und sprach auch meinen Mann an das Sie sich Sorgen mache er tat das ganze jedoch ab.Als er mir von dem Gespräch mit ihr erzählte und sagte das meine BF manchmal Angst hat zu gehen, nicht das ich das Baby aus dem Fenster werfe oder so öffnete mir die Augen. Ja ich hatte Depressionen und es musste sich was ändern.Also arbeitete ich an mir,kämpfte gegen dieses Gefühlsmonster in mir das mir die Liebe zu meinem Sohn verbot und schaffte es nach ca.4 Monaten alleine mich da raus zu kämpfen o.prof.Hilfe.

  7. „Hauptsache dem Kind geht es gut.“ Wie oft ich mir diesen Spruch während der Schwangerschaft (Risikoschwangerschaft aufgrund von Plazenta Praevia) insbesondere von meinen Eltern, aber auch von Freunden anhören musste. Auch nach der Geburt war das der Standardspruch, wenn es mir nicht gut ging. Ich habe viel damit gehardert, dass die Corona Pandemie uns so viele Chancen geraubt hat. Hochzeitsplanung während des ersten Corona-Jahres, voller Sorgen. Hochzeitsfeier, letztendlich abgesagt. Ultraschalluntersuchugen, alle ohne meinen Mann. Geburtsvorbereitungskurs, nur online. Mal rausgehen, im Garten arbeiten, wandern, o.ä.? Durfte ich aufgrund von Blutungen nicht. Freunde empfangen? Verboten, da Lockdown. Ablenkung durch Arbeit? Wir wurden ins Home Office in Kurzarbeit geschickt, mein Vertrag endete Wochen vor dem Mutterschutz und wurde aufgrund der Corona Situation nicht verlängert. Ich würde also arbeitslos mit weniger Elterngeld als geplant in die Babyzeit staeren.
    Beim notwendigen Kaiserschnitt aufgrund die Plazenta Praevia hat die Spinalanästhesie nicht gewirkt. Familienzimmer, nicht möglich. Babyschwimmen, Krabbelgruppe, fand nicht statt. Andere Mütter kennenlernen? Nahezu unmöglich. Und vieles mehr.
    Meine Wochenbettdepression dauerte zwei Jahre… Und immer wieder hieß es, Hauptsache dem Baby geht es gur.

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