Polyamore Liebe: Elena ist schwanger und Julia will das Baby auch stillen

Polyamore Liebe

Ihr Lieben, wir haben heute mal wieder ein Update für euch – denn über Elena, Julia, Viviane und Lara und deren polyamore Liebe haben wir schon zwei Mal berichtet. Beim ersten Interview lebten die vier noch Polyfidelity – das bedeutet, dass sie ein sogenanntes geschlossenes Quad bildeten. Kurz gesagt: Die vier waren zusammen und wir sind uns vieren untereinander treu, es gab keine weiteren Partner. 

Eineinhalb Jahre später, bei unserem zweiten Interview, hatte sich das verändert. Viviane war aus dem Quad raus, führte nun nur noch zu Julia eine romantische Beziehung, die anderen drei Frauen liebten sich unverändert.

Jetzt, wieder fast ein Jahr später, gibt es wieder News. Lara, die mit Elena verheiratet ist, hat sich von der kompletten Familie getrennt. Und Elena ist schwanger, sie erwartet ihr erstes Kind. Bald haben Elena, Julia und Viviane gemeinsam nun also vier Kinder.

Wir haben mit Elena über ihre Schwangerschaft, die Trennung und den Wunsch, dass nicht nur sie das Baby stillen wird, gesprochen. Vielen Dank für deine Offenheit und dein Vertrauen und toi toi toi für den Schwangerschafts-Endspurt. Wir freuen uns schon aufs erste Baby-Interview!!!

Liebe Elena, herzlichen Glückwunsch! Du bist schwanger! Wie gehts dir? Wie erlebst du die Schwangerschaft? 

Ganz lieben Dank! Zuerst konnte ich es absolut nicht glauben und war auch überrascht, dass die Symptome so lange auf sich warten ließen. Okay, wir hatten sehr früh schon positiv getestet und ich fühlte mich aber dann ab der 6./7. immer schlechter. Das erste Trimester war wirklich nicht so schön, eher sogar schwer. Mir ging es super schlecht mit Übelkeit, Müdigkeit und Kurzatmigkeit.

Ganz ehrlich, ich dachte zwischendurch auch, dass ich mir Schwangerschaft schöner vorgestellt hatte und habe sehnsüchtig auf das zweite Trimester gewartet. Da löste dann allerdings das Sodbrennen die Übelkeit ab. Aber damit komme ich bei weitem besser zurecht, weil die Übelkeit mich einfach nur lähmte.

Jetzt bin ich schon im 7. Monat und es geht mir ansonsten sehr gut. Nur die Treppen schaffe ich nicht mehr so schnell wie früher und beim Arbeiten muss ich öfter mal eine Pause einlegen.

Thema leiblicher Vater: Wie seid ihr das angegangen?

Wir haben einen privaten Samenspender, der auch schon unsere anderen Kinder „gemacht“ hat. Wir haben die Bechermethode angewandt, das heißt, der Samen kommt in einen Beecher oder besser noch direkt in eine Einwegspritze. Diese wird dann eingeführt.

Der leibliche Vater hat keine aktive Vaterrolle bei unseren Kindern. Die Mittlere hatte aber bereits mal nach ihm gefragt, also haben wir ein Treffen arrangiert. Seither hat sie das Interesse verloren an ihm – es ging ihr wohl erstmal nur darum, ein Gesicht zu ihrem „Vater“ zu haben. Damit war sie dann auch zufrieden. 

Mitten in der Schwangerschaft hat sich nun deine Frau Lara getrennt und ist ausgezogen. Wie bist du in dieser eh schon sehr emotionalen Zeit damit umgegangen? 

Ich denke, wir sind da vor allem noch mittendrin. Da ist viel Trauer und Verletzung über das, was passiert ist. Aber ich bin so froh, dass ich mit meiner Familie Rückhalt habe und vor allem auch wieder gemerkt habe, dass ich mich auf alle hier verlassen kann. Tatsächlich hat die Trennung von Lara uns nur noch mehr zusammen geschweißt.

Manchmal kommt die Trauer in Wellen und fühlt sich unendlich groß an. Manchmal ist sie ganz klein und sticht trotzdem tief. Mir hilft es vor allem, immer darüber zu reden, eben auch mit Freund*innen, Julia und Viviane. Manchmal auch einfach zum 100. Mal das Gleiche durchkauen – das zu dürfen, tut einfach unendlich gut.  

Nun lebt ihr noch zu dritt zusammen – wobei Viviane nur mit Julia eine Beziehung führt, Julia mit Dir und Viviane. Julia möchte dein Baby auch stillen. Wie geht sie das ganz praktisch an?

Genau, Viviane hätte prinzipiell auch die Option, aber sie ist ganz froh, dass sie das nicht „muss“. Julia hat bereits lange gestillt bei den anderen Kindern, daher ist sie gerade dabei ihren Körper daran zu „erinnern“, dass er jetzt wieder gebraucht wird. Seit einem Monat „relaktiert“ sie nun. Dabei wird die Brust mit der elektrischen Milchpumpe stimuliert und der Rhythmus steigert sich langsam. Es gibt also tatsächlich auch die Möglichkeit zu stillen, ohne vorher schwanger gewesen zu sein.

Es gäbe auch die Möglichkeit, den Körper mit Medikamenten und mit Hormonen zu unterstützen, momentan versuchen wir es aber erstmal ohne.

Welche Vorteile seht ihr darin, dass ihr beide das Baby stillen werdet?

Da Julia und ich beide selbständig sind und Elternzeit bei uns nur begrenzt möglich ist, möchten wir uns das Stillen und die damit verbundene Versorgung teilen. So können wir uns die schlaflosen Nächte teilen und berufliche Termine so koordinieren, dass wir beide ausgeschlafen arbeiten können.

Außerdem nimmt es mir den Druck, direkt nach der Geburt „funktionieren“ zu müssen. Wir haben jetzt tatsächlich auch schon einen kleinen Vorrat an Milch im Tiefkühler. Es ist einfach ein super schönes Gefühl, dass niemand von uns alleine für die Stillmahlzeiten zuständig ist. 

Dass zwei Frauen ein Baby stillen ist immer noch ungewöhnlich. Welche Reaktionen gab es darauf?

Uns begegnet vor allem Unwissenheit und damit verbundene Ungläubigkeit. Wir hören jetzt, wo Julias Brust anfängt Milch zu produzieren oft „Wow, hätte ich ja nicht gedacht, dass das WIRKLICH funktioniert.“ 

Viele wissen einfach nicht, dass es früher – als es z.B. noch den Beruf der Amme gab – ganz normal war, dass Babys von der nicht leiblichen Mutter gestillt worden sind. In manchen Kulturen ist es auch heute noch so, dass einfach die Frau stillt, die gerade Milch hat.

Manchmal hören wir auch ein „Oh, das hätte ich mir auch gewünscht, dass mir jemand mal das Stillen abnehmen kann.“

Weißt du schon, wie du dein Baby zur Welt bringen möchtest?

Ich wünsche mir sehr eine Hausgeburt. Mein Traum wäre es, durch Hypnobirthing eine entspannte Geburt im Wohnzimmer zu erleben, mit allen meinen Lieben um mich. Den Kindern möchte ich die Wahl lassen, ob sie dabei sein möchten oder nicht, dass sie auch gehen oder reinkommen können, wenn sie möchten.

Sollte es mir dann während der Geburt doch zu viel werden, dann kann ich sie immer noch bitten, mir meinen Raum zu lassen.

Im Netz gab es nach der Trennung von Lara viele Kommentare, dass polyamore Liebe eben doch auf Dauer nicht klappen. Was sagst du da dazu? 

Trennungen haben nichts per se mit dem Beziehungskonzept zu tun, sondern mit den Menschen. Beziehungen sind so komplex, aber bei Monogamie würde nie jemand auf die Idee kommen zu sagen: „War ja klar, ihr lebt ja auch monogam. Das konnte nicht halten.“

Außerdem frage ich mich: Wie lange muss eine Beziehung denn halten, um als „dauerhaft“ zu gelten? Unsere Wege sind auseinander gegangen und trotzdem bereue ich keine Entscheidung. 

Was war der schönste Moment für dich in der letzten Woche? 

Polyamore Liebe

Jeden Morgen, wenn unsere Mittlere im Kindergarten sich von mir und dem Baby im Bauch verabschiedet. Wenn unsere Große kommt, mich fest in den Arm nimmt und sagt „Ich hab dich lieb, Mamina.“ Und immer dann, wenn unser derzeit noch Jüngster trocken einen lustigen Spruch bringt und wir uns alle wundern, woher der jetzt schon wieder kommt.

Außerdem haben Julia und ich Anfang der Woche Selbstportraits gemacht – was man als Fotografinnen eben so tut. Babybauchbilder in wunderschönem Abendlicht. Beim Bearbeiten kamen mir die Tränen. Zu sehen, dass das da MEIN BABYBAUCH ist, dass in meinem Bauch wirklich ein Kind wächst. Dieser Moment hat es mir nochmal richtig bewusst und deutlich gemacht. Es sind diese vielen kleinen Momente, die mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern.


Wer mehr über Elena, Julia und Viviane erfahren möchte, kann dies auf ihrem Instagram Account: https://www.instagram.com/happypolyfamily/

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1 comment

  1. Wenn ihr die Familie nochmal interviewt, wäre es interessant zu wissen, wie sie das Sorgerecht handhaben. Adoptiert eine der anderen Frauen das Baby?
    Liebe Grüße

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