Abstillen: Katharina über den Abschied vom Stillen

Abstillen

Ihr Lieben, das Thema Abstillen ist ein emotional besetztes. Vorab: Ich kenne alle Empfehlungen, bin gut informiert, möchte nicht belehrt werden. Dies ist meine persönliche Abstill-Geschichte. Das bedeutet nicht, dass jeder sie verstehen muss – jede Frau sollte selbst entscheiden dürfen, ob und wie lange sie stillt.

Vielleicht erinnert ihr euch, dass ich in der Schwangerschaft schon einmal über die Frage geschrieben habe, ob ich mein viertes Kind überhaupt stillen möchte (HIER könnt ihr das nochmal nachlesen). Das lag einfach daran, dass die vorherigen drei Stillzeiten nicht leicht waren. Ich habe durchgehalten, weil ich dachte, ich muss eben durchhalten, zu oft unter Schmerzen und mit vielen Tränen. Ich habe immer sehr viel Milch, was oft zu Milchstaus und harter Brust führte. Wochenlang lief ich dann mit Kühlpacks, Kohl und Quark herum und war immer froh, wenn ich nach sechs Monaten endlich abstillen konnte.

Das wollte ich beim vierten Kind nicht mehr. Ich ließ mir die Option offen, sofort abzustillen, sollte diese Quälerei wieder losgehen und ich beschloss, dem Baby von Beginn an pro Tag eine Flasche PRE Milch zu geben, damit es im Falle des Abstillens nicht erst an die Flasche gewöhnt werden muss. Ich habe bewusst PRE gefüttert und nicht abgepumpt, weil mir zum einen Abpumpen immer wehgetan hat und zum anderen hat es mich emotional sehr entlastet, zu wissen, dass das Baby nicht nur Muttermilch trinkt.

Diese innere Sicherheit (also klar zu wissen, dass ich keine blöde Stillzeit mehr durchhalten will und dass das Baby die Flasche annimmt) hat dazu geführt, dass es eine wirklich schöne Stillzeit war. Zum allerersten Mal konnte ich verstehen, warum andere Frauen Stillen genießen. Der Kleine war von Beginn an ein guter Trinker, die Brust hat nur ganz selten überproduziert und wenn doch mal ein kleiner Stau da war, habe ich ihn schnell in den Griff bekommen. Genau wie die wunderschöne Geburt war diese Stillzeit für mich heilsam und sehr versöhnend.

In den letzten Wochen gab es für den Kleinen bereits einen bunten Mix aus Brei, PRE Milch und überwiegend nachts Muttermilch. Dann ging bei uns das Virenkarussell los, mein älterer Sohn wurde richtig richtig krank und steckte den Kleinen an. Die Nächte waren hammerhart, er wollte nicht mehr trinken, die Brust war zu voll und ich bekam Schmerzen. Dauerkühlen, Salbei-Tee, Ausstreichen, ich merkte, dass ich innerlich sehr angespannt wurde. Dann wurde meine Tochter richtig krank und musste mit einer Lungenentzündung ins Krankenhaus. Ich war so voller Sorge und Stress, dass mein Körper anfing zu spinnen. Innerhalb von einem Tag war die Milchproduktion praktisch abgeschaltet, die Brust fiel in sich zusammen und mein Sohn wollte auch nicht mehr gestillt werden.

Abstillen führte zu Tränen

Das wiederum führte bei mir zu Tränen, weil ich gerne den Zeitpunkt des Abstillens selbst gewählt hätte. Mein Körper war wie schon gesagt in einem absoluten Auf und Ab – und schmiss die Milchproduktion nach 24 Stunden wieder voll an, ich sag nur: Dolly Buster lässt grüßen. Das Baby trank auch wieder, aber irgendwie merkte ich, dass nun alles durcheinander geraten war. Ich stand den dem Punkt, an dem ich nicht stehen wollte: Die Brust machte mich verrückt, ich hatte Schmerzen, ich kämpfte gegen Staus und fühlte mich nicht mehr wohl.

Da beschloss ich, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen war. So wie ich immer gesagt hatte: Wenn es für mich nur noch Stress ist, dann höre ich auf. Da ich eh nur noch nachts gestillt hatte, war es für den Kleinen keine allzu große Umstellung mehr. Ich habe ihn ganz früh morgens, als alle noch schliefen, ein letztes Mal bewusst angelegt, er trank nochmal ein paar Schlücke und ich habe dieses Gefühl nochmal ganz bewusst in mich aufgesogen. Habe mich vom Stillen verabschiedet, mich innerlich bedankt. Es war das letzte Mal und es ist total okay für mich und uns.

Es war eine wirklich gute, schöne Stillzeit, viel besser als die drei vorherigen. Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Erfahrung machen durfte. Und ich bin dankbar, dass ich dieses Mal genau wusste, wo und wann meine Grenze ist. Dass ich nicht dachte, ich muss noch länger durchhalten, weil es irgendjemand von mir erwartet. Generell bin ich dieses Mal so viel mehr bei mir selbst und handhabe Dinge so, wie sie sich für uns gut anfühlen. Es ist mein viertes Kind und ich spüre, dass erst dieses Mal Erwartungen und äußerer Druck an mir fast immer abprallen.

Abstillen gleich durchschlafen?

Als ich auf Instagram erzählt habe, dass ich abgestillt hatte, fragte mich eine Followerin, ob ich abgestillt hätte, weil der Kleine so unruhig schläft. Damit hatte es tatsächlich nichts zu tun. Aber (und das ist auch nur meine persönliche Erfahrung bei diesem Kind): Seit ich nachts nicht mehr stille, schläft er wesentlich besser.

Ich spüre nur einen kleinen Hauch von Wehmut, dass ich nie mehr ein Baby stillen werde. Aber wirklich nur einen klitzekleinen. Die Freude, dass mein Körper nun wieder ganz mir gehört, überwiegt. Ich habe gestern Abend das erste Glas Wein getrunken und ja – das war nach so vielen Monaten einfach auch mal wieder herrlich.

Und ich freue mich darüber, dass ich nun auch mal wieder ein, zwei Tage alleine wegkönnte, ohne dass wir uns um das Thema Stillen Gedanken machen müssten. Neben der Freude gibt es wirklich das ganz große Gefühl der Dankbarkeit. Dass mein Körper so lange ein Kind ernährt hat und mir dann gezeigt hat, wann der richtige Zeitpunkt ist, dieses Kapitel loszulassen und ein neues zu beginnen.

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8 comments

  1. Ich finde, das klingt sehr gut und super entspannt. Toll, dass der Kleine so gut mitmacht! Ich wollte nur eine kleine Sache anmerken: Mütter können auch während der Stillzeit Alkohol trinken. Das schreibe ich nur, damit nach dem Lesen niemand denkt, frau müsse für einen leckeren Wein am Abend Abstillen. Alles Gute Euch!

  2. Liebe Katharina, so schön geschrieben. Und ein Plädoyer dafür, dass wirklich jede Mama auf ihr eigenes Bauchgefühl hören sollte, es ist einfach so individuell und es gibt kein richtig und falsch. Beim ersten Kind hat das Stillen gar nicht geklappt. Ich war unterstrich, hab mich so unter Druck gefühlt, hatte das Gefühl zu versagen. Was mir geholfen hat war meine Hebamme, die sagte es muss auch mir gut gehen und auch der ganzen Familie. Bei Kind 2 ging es gut, habe lange gestillt. Kind 3 (8 Mo)stille ich aktuell zum Schlafen und nachts und wenn jemand fragt wie lange noch sag ich offen, dass ich da auf mein Bauchgefühl höre und einfach schaue, was individuell passt. Herzlichen Dank für deine persönliche Geschichte, sie macht definitiv Mut, auf sich zu schauen.

  3. Ich hab mich auch sehr über den Artikel gefreut! Ich hab meinem 2. Baby auch nach 2 Wochen abends eine Flasche PRE gegeben, vor lauter Panik, dass es mal keine Flasche will und ich dann ewig stillen muss. Hatte ein superschlechtes Gewissen, weil das Stillen immer sensationell geklappt hat- außer, dass ich es als unangenehm und einschränkend empfunden habe🙈.
    Jetzt freu ich mich, dass ich nicht die Einzige bin, die so was macht!

  4. Liebe Katharina, danke für diesen tollen Artikel; sanft aber klar.
    Auch ich stille gerade mein 4. Kind und es macht mich körperlich immer wieder sehr müde und erzeugt in mir eine Unruhe. Obwohl das stillen gut klappt, sind hier noch drei andere Kinder, die mich brauchen und es passiert immer wieder, dass ich mit dem Baby angedockt Bedürfnisse der anderen erledige. Das stresst.
    Eigentlich war ich mir sicher meine Grenzen diesmal einzuhalten und merke, dass ich das, durch Hormone und gesellschaftliche Erwartungen, wiederholt nicht tue. In mir schreit alles „Still dein Baby! IMMER! Es ist das Beste!“, aber in meinem Herz wohnt ein anderes Gefühl.
    Nun hast du mich daran erinnert, dass es für mich allerdings nicht das Beste ist und meine Stimmung immer mehr kippt.
    Heute wird ein Masterplan gemacht! Die Flasche-Brust-Idee ist toll!

    Dankeschön. Für eure Arbeit, eure Themen, ich lese eure Beiträge immer sehr gern!

    Viele Grüße aus Berlin

    Katharina

  5. Ein sehr guter Artikel und ich fühle es so… Wir haben auch vier Kinder und ich habe ab dem zweiten Kind diesen Mix aus Stillen und von Anfang an eine Flasche Pre Milch pro Tag favorisiert. Es hat mir Sicherheit gegeben und die Gewissheit, dass die Kleinen keine Probleme beim Abstillen haben werde. Das projizieren ich auch irgendwie auf das gesamte Leben: Nicht nur auf eine Sache konzentrieren, sondern immer flexibel sein und nach links und rechts schauen. Liebe Grüße

  6. Ist für alle Beteiligten besser sich beim Thema stillen von Anfang an keinen Stress zu machen. Ich hab auch von Beginn an abends und nachts Flasche gegeben und nur tagsüber gestillt und nie abgepumpt ( alleinerziehend und deshalb vorher schon so geplant). Und habe, dank Globuli von der Hebamme, trotzdem 9 Monate gestillt. Und hat weder meinen Kind noch unserer Bindung geschadet. Die Hebammen meinten auch eine entspannter Mutter ist besser fürs Kind als eine übermüdete Dauergenervte. Also ist bei dem Thema alles so in Ordnung wie Jede es individuell mag, oder auch garnicht stillen und ausschließlich Flasche!!!

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