Bye Bye Still-Zeit – warum es sich gut und traurig anfühlt, nicht mehr zu stillen

theresa 1 300dpi

Es ist schon ein lustiger Zufall, dass die Woche, in der ich abgestillt habe, die "World Breast Feeding Week" ist. Überall im Netz posten Mamis ihre Still-Erfahrungen und Still-Fotos – und ich rühre Milchpulver in das Fläschen. 

Denn ja – das war´s. It´s over now. Zum dritten Mal. Wie ich mich dabei fühle? Mhhhhhh… da muss ich etwas ausholen. 

Meine erste Stillzeit war eine Katastrophe. Ich habe praktisch nonstop gegen Milchstaus angekämpft, lief die meiste Zeit mit Kohlblättern im BH herum, habe oft im Bad geweint, weil meine Brust mal wieder steinhart und heiß war. Nach sechs Monaten war der Spuk vorbei und ich einfach nur erleichtert. 

Die zweite Stillzeit war besser – das ist wohl meistens so. Die dritte jetzt war absolut easy peasy und hat mich in vielerlei Hinsicht mit dem Stillen versöhnt. Bei allen drei Kindern war Stillen für mich selbstverständlich, ich finde und fand das praktisch, es gehörte für mich einfach dazu. Aber: Ich empfand nie diese Glückseligkeit beim Stillen wie einige andere Mütter. Für mich war Stillen nicht der innigste Moment des Tages, sondern einfach etwas Natürliches, das meinem Baby gut tut. Hört sich vielleicht etwas unemotional an, ist aber so.

Als ich meine beiden Großen abgestillt habe, war ich auch nicht eine Spur wehmütig. Das liegt zum einen eben an meiner pragmantischen Einstellung dazu – zum anderen aber ganz sicher auch daran, dass ich immer wusste, dass ich nochmal eine Stillzeit vor mir habe. Ich wusste eben immer: Da kommt nochmal ein Baby. 

Das ist jetzt anders. Mit höchster Wahrscheinlichkeit werde ich kein Baby mehr bekommen. Dass ich wohl nie mehr schwanger sein werde, machte mir im Winter schon mal etwas trübe Gedanken. Und nun ist also auch ein weiteres Kapitel meines Frauenlebens abgeschlossen. Tatsächlich fühlte sich das seltsam an, als ich das realisierte. Denn auch, wenn ich nie eine begeisterte Langzeitstillerin war – die Tatsache, dass ich ein Baby ernähren kann, ist schon wirklich ein Wunder der Natur. Umso mehr ich darüber nachdenke, desto mehr fasziniert es mich. Was unser Körper leistet – während und nach einer Schwangerschaft – ist einfach unglaublich. 

Und so ist es ein bisschen traurig, dass ich nicht bewusst Abschied genommen habe. In den letzten Wochen habe ich ja sowieso nur noch nachts gestillt, weil es eben so herrlich bequem ist und ich dabei immer sofort wieder eingeschlafen bin. Doch vor ein paar Tagen war es anders. Ich lag da und dachte mir: "Das passt jetzt für mich nicht mehr. Ich möchte das nicht mehr. Ab morgen ist Schluss." Und so war es dann auch.

Ich freue mich nun, dass mein Körper wieder mehr mir gehört. Ich freue mich darauf, keine Still-BHs mehr zu brauchen. Ich freue mich auf ein oder zwei (oder wieviele auch immer) Gläser Wein. 

Tja, und irgendwie bin ich auch doch etwas wehmütig. War es das jetzt echt? Nie mehr Mini-Baby, nie mehr ein Neugeborenes, nie mehr diese ersten magischen Stunden nach der Geburt? Ein wirklich komisches Gefühl, an das ich mich noch nicht gewöhnt habe. 

Und es macht mich dankbar für die Erfahrungen, die ich mit meinem dritten Kind bisher machen durfte. Vieles hat mich versöhnt, mich weicher gemacht, nachsichtiger. Das Stillen mit ihr war anders, es war eine Pause vom Trubel mit den Großen, bewusste Zeit mit dem Baby, das oft einfach so mitlaufen muss. "Keins der Kinder hast Du so viel getragen und gestillt wie die Kleine", sagte mein Mann neulich. Da hat er recht. Bei den Großen konnte ich es immer kaum abwarten, bis sie endlich laufen, bis sie groß sind. Diesmal denke ich: "Lass Dir ruhig Zeit mit allem."

Vielleicht kennt Ihr ja diese Gedanken – dieses Hin-und Hergerissen sein. Es toll finden, dass die Kinder groß werden – und doch tut es auch auch ein bisschen weh. So ist Elternschaft wohl. Ein Mischmasch der Gefühle, ein ständiges Up and Down. Aber vorallem die größte und spannendste Reise des Lebens. 

PS: Das Foto oben ist von der lieben Lina Grün – da war meine Tochter gerade mal drei Wochen alt…

 

 

36e78e342ae44141b1cdb89051c3046f

Du magst vielleicht auch


7 comments

  1. Ein bisschen geht noch..
    Ich hatte Glück und das Stillen hat von Anfang an (ausser den üblichen wunden Brustwarzen, auslaufender Milch etc) gut geklappt. Ein halbes Jahr war mein Ziel. Da die Kleine aber keinen Brei wollte und wir nun BLW machen gibt es weiterhin die Brust dazu. Seit einígen Tagen nur noch zum Einschlafen und nachts. Sie ist inzwischen 10 Monate alt und ich werde oft Stirnrunzelnd angeschaut, wenn ich sage, dass ich abends noch stille. Ich hätte es mir vorher auch nie vorstellen können, aber solange es für un beide passt ist es doch schön. Und kuschlig 🙂 Sobald ich merke, dass es für mich nicht mehr passt werde ich auch abstillen, wenn möglich ohne Pre. Mal schauen wie es klappt!

  2. Endlich noch jemanden
    Hallo.
    Der erste Teil deines Textes ist super (der Rest auch), da sprichst du mir aus der Seele.
    Meine 1.Sohn habe ich einen Monat lang gestillt (bzw abgepumpt, er war zu schwach zum saugen am Nippel xD) und meine jetzt 7 Monatige Tochter konnte ich 4 Monate stillen. Es war toll, aber für mich sagte ich so ab morgen ist Schluss. Weil ich einfach nicht mehr wollte.
    Ich bin einfach keine StillMama.
    Klar war es toll, aber ich finde ob sie jetzt an meiner Brust saugt, oder an der Flasche…von der Intimität finde ich es jetzt nicht wirklich ein großer Unterschied. Sie liegt doch bei beiden in meinem Armen und kuschelt…(klar nachts ist stillen einfach angenehmer, keine Frage!)
    Deswegen war ich froh, als ich (wie Du auch schön geschrieben hast), meinen Körper wieder für mich hatte.

    Ich finde es natürlich super für jeden der sein Kind Stillt, aber danach diese „Trauerphase“ zu haben…hmm nicht mein Fall 🙂

    Lg

  3. Stillen
    Meine Tochter die heute ihren 6.GB feiert habe ich ein halbes Jahr gestillt. Das war nicht immer einfach, da so eine Stillzeit schonmal fast eine Stunde dauern konnte. 15 Wochen nach der Geburt musste ich wieder arbeiten – total normal hier in NL- und das Abpumpen habe ich dann auch irgendwie hinbekommen. Ich habe keinen Wehmut verspuert, sobald ich echt stoppen konnte. Es war letztendlich ein natuerlicher Prozess. Und von meiner und von meiner Tochter aus total in Ordnung. Meinen Sohn habe ich nicht stillen koennen. Nach 28 Stunden kuenstlichem Koma nach seiner Geburt war er die Flasche schon gewoehnt und mein Koerper hat keine Kraft fuer die Muttermilch gehabt, obwohl ich nach meinem Erwachen gleich probiert habe zu stillen. Beim Abpumpen kam einfach nichts. Er ist gross geworden mit der Flasche und inzwischen 3,5 Jahre jung.
    Ich habe beides erleben duerfen: ich habe gestillt obwohl ich das waehrend der Schwangerschaft nicht immer eine tolle Voraussicht fand. Die Flaschenzeit meines Sohnes war auch schoen und eigentlich genauso intiem als das Stillen. Vielleicht war es ab und zu etwas einfacher im Alltag mit einer grossen und doch noch kleinen Schwester.
    Ich wuensche mir das jede werdende Mutter ihre eigene Entscheidung hierzu treffen kann und darf und dabei sich gluecklich fuehlen kann.

  4. Oh ja auch bei uns neigt sich
    Oh ja auch bei uns neigt sich die Stillzeit dem Ende zu und obwohl mein „Baby“ schon zwei ist und wir nur noch kurz am morgen und Abend stillen macht es mich wehmütig.
    Wohl auch mit dem Wissen dass es hier nun definitiv keine Nummer vier geben wird – ich merke gerade dass ich wohl auch noch Zeit brauche das für das Herz klar zu kriegen

  5. Voll schön
    Danke für diesen Einblick – ich finde es immer voll schön zu lesen, wie andere Mamas das machen. Ich finde ja beim stillen gilt: alles ist erlaubt, wenn es für mama und Baby gut ist

  6. Genau so!
    Oh wow, Dein Text spricht mir so sehr aus der Seele! Meine Tochter ist 2 Tage jünger als Deine und diese Wehmut spüre ich auch. Gleichzeitig ist alles so spannend und ich freue mich auf jeden neuen Tag mit meinen beiden Süßen. ♡