Stillen auf Teufel komm raus? Zwischenruf einer Abstill-Mama

Stillen

Foto: pixabay

Hallo liebes Stadt Land Mama-Team, da die Kommentare zu Katharinas Beitrag zum Thema Stillen leider sehr einseitig sind, habe ich mich für eine private Nachricht entschieden, die ihr gern anonym veröffentlichen könnt.

Ich habe drei Kinder im Alter von 11 und 7 Jahren und 7 Monaten. Bei meiner Großen habe ich wirklich versucht, zu stillen, leider ist es aber bei dem Versuch geblieben, weil egal, was die Hebamme mit uns rumexperimentiert hat – sie hat meine Brust nicht genommen. Sie hat wie am Spieß geschrien und tatsächlich erst Ruhe gegeben, wenn sie die Flasche bekommen hat (abgepumpt).

Abpumpen statt Stillen

Bei meinem Mittleren habe ich direkt gesagt: Das Theater tue ich mir nicht mehr an, ich pumpe gleich ab. Auch ich hätte gefühlt die ganze Neugeborenenstation im Krankenhaus versorgen können, so viel Milch hatte ich. Aber auch das Abpumpen kann zu Stress führen!

Durch die viele Milch habe ich gefühlt den ganzen Tag an der „Melkanlage“ gehangen, anders kann man es einfach nicht sagen, denn so hat es sich für mich angefühlt. Wie eine Kuh… Naja, lange Rede kurzer Sinn: Bei der Kleinen habe ich mich im Kreißsaal für die Abstilltablette entschieden, weil ich einfach dieses Gefühl nicht wieder haben wollte.

Flaschennahrung fürs dritte Kind

Zudem habe ich grob ausgerechnet, wie oft und wann ich mich zum Abpumpen hinsetzen müsste, damit ich die anderen beiden zur Schule bringen und sie später wieder holen kann. Zwischendrin sollte die Kleine in Ruhe trinken können und das hätte mit der Milchpumpe einfach nicht geklappt.

Das Stillen habe ich dieses Mal also komplett außen vor gelassen, weil mir die Bilder von der Großen wieder in Erinnerung gekommen sind. Und was soll ich sagen? Für mich war es die beste Entscheidung überhaupt!

Fläschchen geben ohne schlechtes Gewissen

Die Kleine wächst, gedeiht und hatte – obwohl wir alle gerade durchweg krank waren – nicht einmal eine laufende Nase. Meine beiden Großen haben zwischen drei und sechs Monate lang Muttermilch bekommen, danach Pre und waren auch nicht mehr krank als andere Kinder.

Ich finde, wir sollten da ohne schlechtes Gewissen eigene Entscheidungen treffen dürfen. Denn ja, Muttermilch mag statistisch gesehen gesünder sein und darf bei allen, bei denen es problemlos klappt, die erste Wahl sein, aber wir dürfen trotzdem auch auf unsere eigene Gesundheit achten und in meinem Fall hat es uns wahnsinnig viel Stress genommen und meiner psychischen Gesundheit geholfen, es auf meine Art und Weise zu machen.

Stillen oder Flasche: So wie es eben passt

Es gibt außerdem keine Garantie, dass die Kinder einer Vollstillmama nie krank werden oder niemals Allergien entwickeln. Meine Arbeitskollegin ist Vollstillmama gewesen, ihr Sohn hat mittlerweile eine Glutenunverträglichkeit und eine Nussallergie. Was ich damit sagen will ist: Auch Stillen verhindert nicht alles, genau so wenig wie Nicht-Stillen direkt und garantiert zu mehr Krankheiten oder Allergien führt, so zumindest meine Erfahrung.  

Ich finde es gut, wie du es handhaben möchtest, Katharina, ganz entspannt und genau so, wie es für dich und dein Kind passt… Ich wünsche dir schon jetzt eine wunderbare Kuschel- und Kennlernzeit.

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6 comments

  1. Ich gebe dir total recht, es ist allein deine Entscheidung! Allerdings muss ich auch kurz meine Geschichte erzählen: Ich „konnte“ beim ersten Kind auch nicht stillen. Es kam einfach nicht genug Milch, ich hatte auch schreckliche Schmerzen durch wunde Brustwarzen. Obwohl ich sooo gerne stillen wollte. In der zweiten Schwangerschaft habe ich deshalb gesagt, nein, nicht Stillen auf Teufel komm raus. Wenn es klappt, ja gerne, sonst wieder Fläschchen. Ich habe allerdings diesmal gleich am ersten Tag eine Stillberaterin ins Boot geholt. Durch ihre Hilfe konnte ich stillen und habe leider gemerkt, dass ich beim ersten Kind durch meine Hebamme falsch beraten worden war. Mit der richtigen Beratung hätte ich auch mein erstes Kind stillen können! Das macht mich im Nachhinein ganz schön traurig. Wenn es „von Natur aus“ nicht geklappt hätte, okay. Damit hätte ich leben können. Aber mir wurden einfach falsche Dinge gesagt. Beziehungsweise die richtigen Dinge nicht. Letztendlich war das Stillen so extrem viel weniger Stress für mich als das Fläschchenmachen. Durch die Stillhormone ist mir das nächtliche geweckt werden auch viiieeel leichter gefallen als beim ersten Kind. Ich war tagsüber fitter, was das ausmacht mit zwei Kindern! Ganz abgesehen vom finanziellen Aspekt und dem Stillen als Brustkrebsprävention für mich als Mutter. Jede Frau soll selbst entscheiden können, aber jede sollte auch automatisch ab dem ersten Tag das Recht auf eine Stillberaterin haben, finde ich.

  2. Vielleicht liegt das Argumentieren mit Anekdoten auch daran, dass für das Stillen sehr häufig mit ebenfalls unwissenschaftlichen Argumenten Werbung gemacht wird. Z.B. sehr häufig damit, dass dem Kind damit besonders viel Liebe und Nähe gegeben werde (unterschwellige Aussage: ohne weniger oder es ist schwieriger). Allerdings kann man Kindern auf alle möglichen denkbaren Weisen Nähe geben und alle möglichen Personen können das, nicht nur eine Mutter und nicht nur durch Stillen. Weiteres Beispiel: Ich habe mal bei einer Klinik das Argument gelesen, Stillen sei umweltfreundlich, weil keinerlei Müll anfalle. Das stimmt auch nur in dem Fall, wenn wirklich keine sonstigen Utensilien oder Aufwendungen (Still-BHs, Einlagen, Kleidung, Stillkissen, zusätzliche Pumpe, Flasche und Fertignahrung als Backup für den Notfall, Stillberatung, die mit dem Auto kommt oder zu der man fährt) zum Einsatz kommen, da man dies alles in eine seriöse Berechnung der Umweltkosten auch mit einbeziehen müsste. All dies muss nämlich produziert und ggf. auch verpackt werden bzw. verbraucht Energie. Ganz „ohne alles“ dürften aber nur wenige stillende Mütter auskommen. Zudem wird gegebenüber anderen Patientengruppen in der Regel nach meiner Kenntnis auch nicht mit Umweltaspekten argumentiert (z.B. schaffen Sie das Auto ab, das ist umweltfreundlich und gut für Herz-Kreislauf, Bewegungsapparat etc.).

  3. @L
    Sehe ich genauso.

    Vielleicht sollten wir Mütter mal so mutig sein und sagen, dass unser Wohlbefinden auch wichtig ist. Manchmal ist das dann im direktem Konflikt mit den Bedürfnissen von anderen. Wenn die zweitbeste Lösung (Fläschchen) immer noch sehr gut, dann ist es doch total okay diese zu nutzen, wenn es für die Mutter besser ist. Da musss man dann auch nicht die beste Lösung (Stillen) schlecht machen.

  4. Ich finde natürlich, dass jede Mutter selbst entscheiden soll, ob sie stillen will. Aber es ist nunmal durch Studien belegt, dass Stillkinder seltener Allergien haben und auch andere Vorteile. Nur weil man Stillkinder mit Allergien kennt und Prekinder ohne, ändert das nichts an der Statistik. Mich regen diese Anekdotenargumente auf, weil sie leider auch von Impfgegnern und sonstigen Esoterikern genutzt werden. „MIR haben die Globuli (oder sonstiges) geholfen, also muss da ja was dran sein.“ NEIN so funktioniert die Welt nicht.
    Warum kann man nicht einfach sagen: „Ich kenne die Vorteile des Stillens, aber für mich persönlich überwiegen die Nachteile, also habe ich mich dagegen entschieden.“ Da sind keine Psedoargumente nötig.

  5. Zunächst eine Nachfrage:Die Kommentare zu Katharinas Artikel sagen doch nichts Anderes als dieser Artikel, oder?
    Was heißt denn dann „leider einseitig“?

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