Geburtsbericht: So kam Katharinas 4. Baby zur Welt

Geburtsbericht

Ihr Lieben, das Baby, unser viertes Kind, ist jetzt ungefähr einen Monat alt und ich hatte euch noch einen Geburtsbericht versprochen. Ich hab es nun tatsächlich geschafft, ihn euch hier aus dem Bauch und Herzen heraus aufzuschreiben. Los geht´s ins Abenteuer:

Kurz nach 1 Uhr mitten in der Nacht werde ich wach. Es ist ganz still im Haus, alle schlafen, aber ich spüre sofort, dass sich was tut. Es ist nicht besonders schmerzhaft, aber einfach anders. Ich stehe auf, gehe auf die Toilette und dann zurück ins Bett. Lieber nochmal schlafen, falls es wirklich losgeht. Ich weiß, dann werde ich Kraft brauchen.

Um zwei Uhr werde ich wieder wach. Ich schleiche mich ins Bad, schaue in den Spiegel. Ich sollte nochmal ein Selfie mit Babybauch machen, denke ich. Es ist das letzte Mal, dass ich mich so im Spiegel sehen werde. Meine letzte Schwangerschaft, mein letzter Babybauch. Aber die ersten heftigeren Wehen lassen mich den Selfie-Wunsch schnell vergessen. Mein Mann kommt ins Bad. „Hast du Wehen?“, fragt er. Ich nicke und atme. Ich möchte alleine sein und schicke ihn wieder ins Bett.

Die Wehen werden immer stärker

Eine Stunde, die mir vorkommt wie drei Minuten, vergeht. Ich stehe am Waschbecken, lasse mein Becken kreisen und atme. Immer wieder versuche ich die Zeit zwischen den Wehen zu stoppen, aber so richtig schlau werde ich daraus nicht.

Um drei Uhr morgens gehe ich vom Bad in die Küche, stehe am Esstisch und muss schon richtig heftig veratmen. Mein Mann kommt, merkt, dass es nun wohl losgeht, macht sich fertig. Ich möchte nicht mehr reden und bin komplett bei mir selbst. Um 3.20 Uhr kommen die Wehen bereits heftig und regelmäßig. Ich bin mir immer noch unsicher, ob wir schon ins Geburtshaus fahren sollen. Bei meiner letzten Geburt zog es sich dann doch noch stundenlang hin im Krankenhaus und da es so trubelig dort zuging, hatte ich mir im Nachhinein gewünscht, länger zu Hause geblieben zu sein.

Doch mein Mann wird unruhig. Er drängt mich, unsere Freundin, die nachts auf die Kinder aufpassen soll, anzurufen und im Geburtshaus Bescheid zu sagen.

Die Fahrt ins Geburtshaus dauert 20 Minuten

„Ich freue mich so auf euch“, sagt die Hebamme am Telefon. Dankbarkeit durchströmt mich.

Um 3.40 Uhr sitzen wir im Auto. Ich bin sehr froh, dass wir freie Fahrt haben. Meine Wehen sind mittlerweile sehr heftig und jede Bodenwelle bereitet mir schreckliche Schmerzen. Ich fluche und schimpfe und will einfach nur noch im Geburtshaus ankommen.

Kurz nach 4 Uhr morgens öffnet uns die Hebamme die Tür. Sie sieht sofort, dass ich heftige Wehen habe. Sie bringt uns in den Geburtsraum und fragt, ob ich in die Badewanne möchte, die sie bereits eingelassen hat. Noch immer kann ich nicht richtig einschätzen, wie „weit“ ich schon bin und denke, dass so eine warme Wanne sicher nicht schaden kann.

Kaum sitze ich in der Wanne werden die Schmerzen immer heftiger. Dann platzt die Fruchtblase im Wasser. „Jetzt wird der Druck nochmal stärker werden“, sagt die Hebamme. Und ich bekomme Panik, will aus der Wanne raus. Ich habe das Gefühl, ich bräuchte festen Boden unter den Füßen, fühle mich im Wasser plötzlich ganz alleine. Außerdem hat die Hebamme mich noch nicht untersucht, ich habe keine Ahnung, wie weit der Muttermund schon offen ist. All das sage ich meiner Hebamme, die ganz dicht bei mir sitzt.

Sie macht mir Mut, sagt, sie könne mich untersuchen, wenn ich das wolle. Aber sie sei sich sicher, dass ich schon wisse, wann ich pressen müsse. Und dass sie bei mir sei, ich keine Angst haben müsse und dass ich mich trauen soll, loszulassen. Ich fühle mich so gut betreut und spüre, dass ich es gar nicht mehr aus dem Wasser schaffen würde.

„Ich muss schon pressen“, sage ich zu der Hebamme. „Dann presse. Ich bin da“, sagt sie. Mit der nächsten Wehe ist der Kopf geboren. Ich kann es kaum fassen. Noch eine weitere und das Kind ist da. Es ist 4.40 Uhr, um uns herum schläft die Hauptstadt noch, ein neues Leben ist geboren.

Geburtsbericht: Die Entbindung ist wunderschön

Viertes Kind

Die Hebammen legen mir das Baby auf die Brust, mein Mann und ich können es kaum fassen. Es ging schnell und es war komplett selbstbestimmt, ohne Hektik, komplett geborgen, ohne Neonlicht, ohne CTG, ohne stundenlange Schmerzen und Schichtwechsel der Hebammen. Genau so wollte ich es.

Die Hebammen haben mein Bett vorbereitet, wir kuscheln uns zu dritt hinein. Ich bekomme einen heißen Kaffee, den ich mir sehr wünsche und ein Schoko-Croissant. Der Kleine trinkt sofort an der Brust, er hat viele blonde Haare, er ist unser viertes Kind, ein Nachzügler, ein ganz besonderes Baby für mich. Dass er hier bei uns ist, ist ein Wunder, ein Geschenk und eine neue Herausforderung.

Seine Geburt hat mich komplett versöhnt mit der Geburt davor. Sie hat mir gezeigt, wie Geburt sein kann und ich bin unendlich dankbar für diese wunderschöne und stärkende Erfahrung.

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Geburtsbericht
Foto: Juliane Dunkel

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7 comments

  1. Liebe Katharina,

    danke für diesen tollen Bericht. Ich bin selber gerade 41 Jahre alt geworden und bekomme im Herbst unser drittes Kind. Schon deine Berichte zur Überlegung über ein Baby mit Ü 40 haben mir in meiner Entscheidungsfindung zum dritte Kind sehr geholfen. Nach einer nicht so schönen Krankenhausgeburt vor 2 Jahre stand für mich schon sehr früh in der Schwangerschaft fest, so nicht nochmal. Seit letzter Woche weiss ich, wenn alle Umstände es zulassen, dass ich unser Kind auch im Geburtshaus zur Welt bringen werde. Es fühlt sich so gut und richtig an und ich freue mich schon sehr darauf. Deshalb für mich umso schöner deinen wunderschönen Geburtsbericht zu lesen.
    Alles Gute dir und Liebe Grüße, E.

  2. Liebe Katharina,
    vielen Dank für den wunderschönen Bericht! Ich hatte beim Lesen ein Deja-Vu, weil ich Ende Januar wirklich sehr ähnlich meine Tochter zur Welt gebracht habe – eine schnelle, selbstbestimmte und sehr schöne Wassergeburt mit einer wirklich tollen Hebamme (und das obwohl ich in der Klinik war).
    Alles alles Gute und Liebe euch mit dem kleinen Wunder! <3

  3. Liebe Katharina, ich freue mich von ganzem Herzen dass du so eine tolle Geburt hattest! Ich hatte Gänsehaut vor Freude beim Lesen 🙂 Alles Gute für euch alle ❤️

  4. Danke für diesen wunderbaren Bericht, der mich heute morgen zu Tränen gerührt hat. Für uns ist das alles grad zum Greifen nah (zweites Kind, ET in weniger als 2 Wochen) und viele unserer abendlichen Gespräche drehen sich um das „Wie“ der Geburt. Auch wir werden ins Geburtshaus gehen und ich hoffe, meine alten Wunden der letzten Krankenhausgeburt zu heilen.

    Übrigens finde ich es eine zauberhafte Vorstellung, nachts in Berlin ein Baby auf die Welt zu bringen. Wenn der Trubel nachgelassen hat und dann einen neuen Tag mit einem neuen Leben zu beginnen.

  5. Liebe Katharina,
    vielen Dank für diesen schönen Geburtsbericht. Die Selbstbestimmung die in dieser Geburt steckt, ist das was mich am meisten fesselt. So unfassbar schön. Ich habe meine drei Kinder im Krankenhaus bekommen, aber habe das letzte Kind im stehen bekommen, weil ich es so wollte und es mir in dem Moment als das Beste vorkam. Kurz bevor es soweit war, wollten die Ärzte zwar, dass ich mich aufs Bett lege zum untersuchen, aber soweit kam es nicht mehr. Ich meinte es geht nicht mehr, ich muss jetzt pressen und dann war meine kleine Tochter da.
    Ich wünsche euch alles liebe.

  6. Wow, vielen Dank für den schönen und mutmachende Bericht. Es ist so toll wenn Frauen unter der Geburt auf sich und ihren Körper hören können und nicht in externe Einschätzungen und Werte.
    Danke fürs Teilen.

  7. Liebe Katharina, was für ein schöner Bericht. Was für eine tolle Hebamme! Ich fühle mich an die Geburtshausgeburt meines eigenen 4. Kindes erinnert.
    Herzlichen Glückwunsch an euch!

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