Tag der Deutschen Einheit: Mein Kind war ein besonderes Geschenk

Tag der Deutschen Einheit

Ihr Lieben, wir hatten euch gefragt, ob ihr schöne Geschichten zum heutigen Tag der Deutschen Einheit zu erzählen habt und da meldete sich die liebe Julia bei uns. Ihre Tochter Charlotte ist am 3. Oktober vor neun Jahren geboren, die hat an ihrem Geburtstag also immer schulfrei – und alle anderen auch.

Es ist auch deswegen eine besondere Geschichte, weil zwei Jahre vor ihrer Schwangerschaft mit Charlotte Julias Mutter nach langer Krankheit starb,Sie war mitten im Studium und noch voll in ihrer Trauer, als sie erfuhr, dass sie einen kleinen Zwerg im Bauch trägt. „Ich bin nicht gläubig, aber durchaus spirituell“, erzählt Julia. „Und ich bin mir sicher, dass meine Mama wusste, dass ich eine neue Aufgabe und einen neuen Sinn fürs Leben brauche. Genauso kam es dann.

„Die Kleine ist unser Sinn des Lebens! Sie zu lieben, zu fördern, zu begleiten und wachsen zu sehen. Wir erwarten jede Minute – ganz gleich wie sanft oder holperig – mit voller Freude und sind wahnsinnig dankbar dafür, wie sie unser Herz mit Liebe füllt. (Das gilt natürlich auch für den kleinen Bruder).“

Liebe Julia, heute wird deine Tochter 9 – am Tag der Deutschen Einheit. Wie feiert ihr?

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Da am Tag der Deutschen Einheit immer alle frei haben, bietet uns das die tolle Möglichkeit, ein Familienessen zu veranstalten. In den Jahren seit Charlotte da ist, ist das ein fester Bestandteil für diesen Tag geworden ist. Die Kleine freut sich immer sehr darauf, auch, weil ihr Geburtstag der einzige ist, an dem wir das machen (es sei denn, jemand feiert einen runden Geburtstag). Außerdem feiert sie natürlich immer noch mit ihren Freunden. Letztes Jahr im interaktiven Museum, dieses Jahr gibt es eine Kinderdisco, die sie mit ihren Mädels besuchen darf.

Kam sie damals am errechneten Termin zur Welt oder war das eine Überraschung? Du hattest 48 Stunden Wehen, wie erinnerst du dich an diese zwei Tage?

Der 3.10.2014 war der errechnete Termin und in dem Jahr ein Freitag. Am Mittwoch vorher bekam ich Wehen, sagte dem Papa aber noch nichts, da ich wusste, dass er aufgeregter wäre als ich. Da die Wehen noch einen relativ großen Abstand hatten, habe ich ihn erst gegen drei Uhr nachts geweckt – und das eigentlich nur, damit ich duschen gehen kann (damit er da ist, falls in der Dusche was passiert).

In diesem Moment hab ich das erste Mal Ärger bekommen, dass ich nicht eher was gesagt habe 🙂 Nach dem Duschen hab ich dann meine Schwester angerufen (zu der Zeit durften ja noch mehrere Leute mit zur Geburt), da hab ich dann das zweite Mal Ärger bekommen, warum ich nicht schon abends was gesagt habe.

Gegen halb fünf waren wir dann im Krankenhaus, erstmal ging´s für mich ans CT, um den Herzschlag des Babys zu überprüfen – es war alles okay. Meine Wehen hatten zu der Zeit einen Abstand von etwa 15 Minuten, aber mein Muttermund war noch nicht geöffnet.

In dieser Zeit, in der ich noch nicht soweit war, die anderen Frauen gebären zu hören, war schlimmer als beim Zahnarzt im Wartezimmer den Bohrer zu hören. Das hat dann auch mich ziemlich nervös gemacht. Es folgte ein sehr langer Donnerstag, an dem ich viele, viele Treppen gelaufen bin, gebadet habe – und sich trotzdem nichts tat. Mein Muttermund öffnete sich nicht. Zu dem Zeitpunkt war ich schon sehr erschöpft, da ich ja von Mittwoch auf Donnerstag nicht geschlafen hatte.

Am späten Nachmittag des Donnerstags habe ich dann ein Mittel bekommen, das ich nicht vertragen habe. Es zog leider zwei Stunden Erbrechen und unkontrolliertes Urinieren nach sich. Das war wirklich der unangenehmste Teil. Nachdem das abgeklungen war, habe ich endlich eine PDA bekommen.

Der Abstand der Wehen wurde immer geringer, der Wehenschreiber war oft über 100, dennoch war mein Muttermund immer noch nur 4 Zentimeter geöffnet. Mittlerweile war es Abend geworden und ich war wirklich müde. Die PDA hat mir zum größten Teil die Schmerzen genommen. Ich döste sogar immer wieder ein und wurde nur alle paar Minuten von einer neuen Wehe geweckt. Das Ganze ging ein paar Stunden so, in denen ich immer wieder untersucht wurde. Ergebnis: Muttermund immer noch nicht geöffnet.

Finally, es war mittlerweile nach Mitternacht, wurde entschieden, dass ich in den OP sollte. Die Nabelschnur hatte sich um den Hals gewickelt und unser Baby hatte ins Fruchtwasser gemacht. Ich wurde untersucht und dann ging alles ganz schnell. Papa wurde auf einen Stuhl zitiert, es wurde getuschelt (wohl um mich und vor allem den Papa nicht zu verunsichern) und ich kam in den Operationssaal.

Mein Körper war schon so erschöpft, dass er über und über zitterte, ich musste zwischendurch immer noch brechen. Mein unterer Körper wurde abgeschirmt, trotzdem nahm ich alles wahr. Die Bauchdecke wurde geöffnet und kurz darauf lag unsere Kleine an meinem Kopf. Das war der 03.10.2014 um 0:46Uhr, also gerade so der errechnete Termin.

Ich war so massiv erschöpft, aber auch überglücklich. Ihr kennt das Gefühl 🙂 Mein Körper hat noch so lange so heftig gezittert, dass es eine Weile dauerte bis unsere Kleine ruhig auf mir liegen konnte.

War es dann eine Erlösung für dich, als das Klinikpersonal von einem Kaiserschnitt sprach oder eher eine Enttäuschung?

Angesichts der anstrengenden Stunden zuvor auf jeden Fall eher eine Erlösung.  Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich das in dem Moment gar nicht so wahrgenommen habe. Ich war weder erleichtert noch enttäuscht. Ich war zu sehr im Moment und damit beschäftigt durchzuhalten. Da gab es gar keine Zeit zum Nachdenken. 

Rückwirkend bin ich nicht enttäuscht über den Kaiserschnitt und hatte bei Geburt Nummer Zwei sogar einen geplanten KS. Ich bin deswegen nicht weniger stolz auf mich und ich liebe meine Kinder auch nicht weniger. Unsere Bindung ist super und gesund sind die beiden auch. Für uns hatte die Bauchgeburt keinerlei Nachteile.

Wie waren dann die ersten Momente mit eurer Tochter?

Die ersten Momente waren wunderschön!! Die Kleine war gesund, Papa und ich hatten ein Strahlen im Herz und in den Augen, das wir so vorher nicht kannten. Dieses Gefühl lässt einen die Strapazen einfach vergessen. Und wir hatten in der Charlotte(rie) gewonnen 🙂

Wie findet eure Tochter es, am eigenen Geburtstag immer frei zu haben?

Charlotte ist begeistert darüber, betont das auch immer, wenn sie über ihren Geburtstag spricht und genießt vor allem, dass die ganze Familie an ihrem Tag Zeit für sie hat.

Was macht deine Tochter aus, worauf freust du dich am meisten, wenn du an die nächsten Jahre mit ihr denkst?

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Charlotte ist besonders scharfsinnig und clever, oft ihrem Alter voraus und besitzt schon jetzt ein unfassbares Allgemeinwissen. In Sachkunde blüht sie regelrecht auf. Sie ist besonders wissbegierig und stellt sooooooo viele Fragen, die wir immer im Rahmen des Möglichen wahrheitsgemäß beantworten.

Mathe findet sie total blöd, im Gegenzug ist sie wahnsinnig kreativ und jetzt schon eine Künstlerin. Sie malt oder bastelt jeden Tag, skizziert Kleider, entwirft Hauseinrichtungen oder leiht sich Bücher aus der Bibliothek (natürlich die Bibliothek für die Großen, denn dort ist es interessanter). Dazu kommt ein wahnsinniger Stursinn, was zur Folge hat, dass sie sehr für ihre Meinung eintritt und die auch laut vertritt, was ich als absoluten Vorteil wahrnehme. Wenn´s auch oft nicht einfach ist 🙂

Ich freue mich auf wirklich alles, was da noch kommt. Ich bin gespannt, womit sie mich überraschen wird mit ihrem klugen Kopf. Ich bin gespannt auf die Entscheidungen, die sie treffen wird. Ich bin wahnsinnig dankbar, sie auf ihrem Weg begleiten zu können und ihr beim Wachsen zuzusehen, was ja bekanntlich viel zu schnell geht.

Am meisten freue ich mich auf tiefsinnige Gespräche, wenn sie etwas älter ist. Ich sehe uns jetzt schon kuschelnd auf dem Sofa sitzen, über Jungs (oder Mädchen) und das Leben philosophierend, eine Tasse Kaffee oder Tee in der Hand. „Du und Ich gegen den Rest der Welt” sagen wir immer. Obwohl es ja nicht nur wir Zwei sind, aber es gibt halt ein besonderes Band zwischen Mutter und Tochter.

Zum Thema Einheit heute: Trägt eure Tochter vielleicht sogar etwas Verbindendes, Vereinendes in sich?

Was sie definitiv verbindet und zu einer Einheit gemacht hat, sind ihr Papa und ich. Sie ist der Anker für uns beide. Mittlerweile sind wir kein Paar mehr, aber ein besseres Team als je zuvor. Wir können uns zu 100% aufeinander verlassen, so wie sie sich auf uns. Papa ist auch außerhalb der Regelzeit oft bei uns, wir essen zusammen oder verbringen unsere Freizeit miteinander. Er springt immer ein, wenn es nötig ist und die beiden sind ein Herz und eine Seele. Charlotte bedeutet übrigens “die Freie”, was ja auch ganz passend ist… 

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