Ärztin: „Wunschkaiserschnittmütter sind keine egoistischen Weicheier“

Bauchgeburt

Foto: pixabay

Ihr Lieben, wenn es um Geburten geht, wird es oft emotional. Wir wissen vor dem ersten Kind nicht, was uns erwartet, sind vielleicht auch unsicher und auf jeden Fall auf Rat angewiesen. Wir möchten uns vorbereiten und haben vielleicht auch bestimmte Vorstellungen. Ob wir diese dann auch umsetzen können?

Ärztin Martina Lenzen-Schulte bezweifelt das. Sie sagt: „Nicht alle Kliniken stehen etwa dem Wunsch einer Mutter positiv gegenüber, wenn die nach einem geplanten Kaiserschnitt fragt.“ Da berät sie dann, gibt den Frauen Studien an die Hand, die z.B. bestimmte Risikofaktoren beglaubigen. Auch außerhalb der Praxis macht sie sich für eine echte Aufklärung und Wahlfreiheit in Hinblick auf die Geburt stark, unter anderem auf ihrer Seite geburtsrisiken.de. Wir durften sie zum Thema Wunsch-Kaiserschnitt interviewen.

Geburtsrisiko
Martina Lenzen-Schulte Foto: Sebastian Knoth

Liebe Frau Lenzen-Schulte, Sie setzen sich dafür, ein, dass Frauen bei der Geburt wirklich eine freie Wahl haben. Worum geht es Ihnen dabei?

Die natürliche Geburt ist immer „gesetzt“, intuitiv halten alle sie für das Beste. Daher wünschen sich fast alle Schwangeren eine natürliche Geburt, der Kaiserschnitt gilt als Notlösung, zweite Wahl, Trostpreis – für die, die es „nicht geschafft“ haben. „Frau“ wählt also eher nicht, sie will meist das eine, nur gelingt dies nicht immer. Es ist zu wenig bekannt, dass heutzutage durchaus einigen Frauen (und ihren Babys) eine schwierige Geburt bevorsteht, dass sie eine natürliche Geburt womöglich gar nicht schaffen können.

Sei es, dass die Mütter älter sind, eine chronische Erkrankung haben, an Schwangerschaftsdiabetes leiden, eine künstliche Befruchtung hatten oder das Baby einfach zu groß und zu schwer ist. Solche Geburten bergen das Risiko, dass sich die Geburt überlang hinzieht, am Ende womöglich eine Saugglocke zu Hilfe genommen werden muss – was für den Beckenboden der Mutter und vor allem das Kind und dessen Kopf unschön enden kann. Hier kann unter Umständen der frühe Kaiserschnitt die schonendere Variante sein – für beide. Um frei wählen zu können, was für einen selbst das Beste ist, muss „frau“ das wissen.

Sie möchten also, dass Frauen nicht in die eine oder andere Richtung gedrängt werden?

Mir geht es zuallererst um Aufklärung, nur so haben Frauen wirklich die Wahl. Es ist bereits jetzt so, dass Ärztinnen und Ärzte offizielle Kalkulatoren nutzen können – zum Beispiel den UR-CHOICE-Rechner für das Beckenbodenrisiko –, um eine Risikoabwägung für bestimmte Geburtsformen vorzunehmen: dass es eine Wahl geben sollte, ist also bereits medizinisch anerkannt.

Daher meine Forderung, darüber frühzeitig vor der Geburt offen zu reden. Sonst wird eine Schwangere im Kreißsaal von einem komplizierten Verlauf überrascht, ist schon erschöpft und unter Wehen. Wer könnte an dem Punkt noch eine abgewogene Entscheidung treffen? Eine echte freie Wahl haben, welche Geburt ich will, heißt vor allem, alles Wichtige zu wissen – und dies rechtzeitig.

Wie kamen sie drauf, sich gerade für das Thema Wunschkaiserschnitt stark zu machen?

Es gibt drei Gruppen von Müttern, die einen Kaiserschnitt erhalten. Da sind erstens die, bei denen nichts Anderes möglich ist, etwa, weil das Kind quer liegt. Dann gibt es die zweite Gruppe, die wollten eine natürliche Geburt, aber es hat nicht geklappt. Und es gibt drittens die Wunschkaiserschnittmamas, die haben einen ganz schlechten Ruf. Das sind die, die sich „zu fein sind zu pressen“, die es „sich leicht machen“, und „keine Schmerzen aushalten wollen“, die ihr Kind „an einem bestimmten Kalendertag kriegen wollen“, …. so die gängigen Klischees.

Aber ich mache bei meinen Beratungsgesprächen ganz andere Erfahrungen und das bestätigen mir auch wissenschaftliche Studien: Tatsächlich wollen viele Frauen einen Kaiserschnitt, weil sie von einer vorangegangenen natürlichen Geburt schrecklich traumatisiert sind und das nie wieder erleben wollen. Oder sie haben schlicht Angst um ihr Kind, weil sie befürchten, es bleibe stecken, weil es zu groß und zu schwer ist und sie einen ähnlichen Fall mit dramatischem Ausgang aus dem Bekanntenkreis kennen.

Und Sie setzen sich also dafür ein, dass Frauen damit dann auch ernstgenommen werden…

Wunschkaiserschnitt
Beraterin und Ärztin. Foto: Sebastian Knoth

Es hat sich herumgesprochen, dass ein Notkaiserschnitt oder das Rausziehen mit Saugglocke oder Zange schlimmer sein kann als ein geplanter Kaiserschnitt. Daher wollen Wunschkaiserschnittmütter vielfach in diesen Punkten auf „Nummer sicher“ gehen. Wer den Kaiserschnitt wünscht, hat also oft gute Gründe – erstaunlich ist für mich, dass Ärztinnen, Ärzte und Hebammen beim Geburtsvorbereitungsgespräch häufig nicht hinhören, die Risikofaktoren überhören und nur reflexartig den Frauen den Wunsch nach einem Kaiserschnitt ausreden wollen.

Ich kenne aus meiner Beratungspraxis Fälle, bei denen zahlreiche Gründe gegen eine natürliche Geburt sprachen, den Frauen wurde jedoch schlicht nicht zugehört. Daher möchte ich deren gute Gründe nachvollziehbar machen, damit sie nicht zu Unrecht abqualifiziert werden. Ich finde aufgrund meiner Erfahrungen und nach allem, was ich dazu gelesen habe, dass die Wunschkaiserschnittmütter nicht als egoistische Weicheier oder als neurotisch und überängstlich dargestellt werden dürfen.

„Bitte natürlich gebären, bitte stillen, bitte tragen – es ist doch das Beste fürs Kind“ – Finden Sie, dass heutzutage zu viel Druck auf Mütter aufgebaut wird?

Das ist richtig und diese Ansprüche können wir Frauen umso weniger erfüllen, als wir in völlig anderen Zeiten leben als früher. Heute stehen viele werdende Mütter vor vielfältigen Herausforderungen, haben zudem neue Perspektiven, dieser Spagat macht zusätzlich Druck. Sie sind oft bei der Geburt körperlich nicht mehr so fit wie die Schwangeren früher, weil sie älter sind und körperliche Arbeit nicht mehr so weit verbreitet ist – schon deshalb ist es für viele weit schwieriger, eine natürliche Geburt durchzuhalten, das darf man nicht unterschätzen.

Frauen müssen heutzutage überlegen, wie sie Beruf und Familie unter einen Hut bringen können – ewig stillen zu sollen, das macht inzwischen so vielen ein schlechtes Gewissen. Wegen der Berufstätigkeit können sie es sich ebenso wenig leisten, nach der Geburt gehandicapt zu sein: Es macht einen Unterschied, ob ich mich mit Harninkontinenz zu Hause – mit stets erreichbarer Toilette – zurückziehen kann, oder ob ich mich am Arbeitsplatz darauf verlassen können muss, dass meine Schließmuskeln stundenlang dichthalten werden.

Zudem müssen sich Frauen angesichts einer stets steigenden Lebenserwartung Gedanken machen, wie sie selbst noch lange gesund bleiben können. Es macht einen Unterschied, ob mich die Harninkontinenz schon mit 50 trifft – und ich ab da nur mit Windeln große Reisen unternehmen kann, oder ob ich noch mit 70 dicht bin und nicht stündlich nach einer Toilette Ausschau halten muss. Apps, die anzeigen, wo die nächste öffentliche Toilette ist, sind übrigens nicht ohne Grund sehr gefragt.

Was meinen Sie, wieso Frauen dieser Druck nicht egal ist – und trotzdem einfach machen, was sie für richtig halten?

Ich denke, beim Stillen lässt sich sagen – okay, dann eben früher abstillen; oder beim Tragen lässt sich sagen, okay, schmusen, intensiven Körperkontakt haben, das haben wir auch im Liegen, beim Einschlafen, das alles hat keine unmittelbar negativen Folgen, da zeigt das Bauchgefühl viel Richtiges an. Es gibt schließlich Kinder, die lechzen früh nach Beikost, andere wollen noch mit sieben Monaten nichts als die Brust – Mütter merken das und viele richten sich schließlich individuell nach dem, was ihnen ihre eigenen Signale und die des Kindes vermitteln. Wie die Mütter das handhaben, darüber können sie zudem recht frei entscheiden, das ist in ihrer eigenen Handlungshoheit.

Aber ich fürchte, in Sachen Geburt können sie nicht einfach machen, was sie selbst für richtig halten, das gilt vor allem für Wunschkaiserschnittmütter. Die Krankenhäuser wollen partout die Kaiserschnittzahlen senken, da gibt es großen Druck von den Krankenkassen – und der öffentlichen Meinung. Ein Krankenhaus mit hohen Kaiserschnittraten muss sich rechtfertigen, es wird immer nur unterstellt, die wollten Geld machen mit den OPs. Also wird den Frauen erklärt, ihre Sorgen ließen sich wegtherapieren, die natürliche Geburt sei das Beste, sie sollten es wenigstens versuchen.

Viele Frauen kontaktieren mich über meinen Blog, weil sie sich dabei überrumpelt, überredet fühlen. Es stellt sich vielfach heraus, dass solche Schwangere einen richtigen Riecher hatten. Die Mutter hatte schon eine Zangengeburt, die Schwester drei Kaiserschnitte, weil die Geburten nicht geklappt haben. Oft kommen zahlreiche kritische Faktoren hinzu, die wahrscheinlich bei der Geburt Probleme bereiten würden. Anhand solcher Konstellationen erkenne ich, dass es eben Schwangeren, die mit dem Wunsch nach einem Kaiserschnitt an eine Geburtsklinik herantreten, schwergemacht wird – sprich, sie nicht einfach machen können, was sie für richtig halten.

Dadurch, dass sie sich dafür einsetzen, dass Frauen auch einen Wunschkaiserschnitt bekommen können, bekommen sie bestimmt viele Zuschriften von Lesern. Was erzählen diese?

Die einen schimpfen, es sei komplett „wider die Natur“, einen Kaiserschnitt für den besseren Weg zu halten. Diese Leser übersehen, dass ich nicht dem Kaiserschnitt per se, sondern einer besseren Aufklärung das Wort rede – und danach die Entscheidung der Frau überlassen will. Jede Frau sieht das übrigens anders, jede wägt für sich andere Risiken ab.

Etliche schreiben mir auch, sie seien erleichtert, dass endlich jemand die natürliche Geburt nicht so verklärt, weil sie es nicht geschafft haben. Da erkenne ich viel falsche Schuldzuweisung an die Mütter und bin froh, wenn meine Argumente auch entlasten. Denn nicht jede Schwangere hat es in der Hand, eine lupenrein perfekte natürliche Geburt hinzulegen. Es gibt so viele Handicaps.

Zum Beispiel spricht die Gebärmutter mitunter nicht auf Wehenhormone an – nicht auf die körpereigenen, nicht auf die von außen gegebenen. Eine solche Frau ist einfach „nicht so ein Gebärchampion“ wie viele andere. So ein Wissen kann Schuldgefühle nehmen, da in den Geburtsvorbereitungskursen oft behauptet wird: „Jede Frau kann gebären, dazu sind Frauen gemacht“.

Und schließlich gibt es Zuschriften von Schwangeren, die genau wissen, dass sie einen Kaiserschnitt wollen. Sie schreiben – auch öffentlich – dass meine Argumente sie bestärkt haben, dass sie sich dadurch gewappnet gefühlt haben, im Geburtsvorbereitungsgespräch ihre Ansprüche besser durchsetzen zu können.  

Was müsste sich Ihrer Ansicht nach ändern in deutschen Entbindungsstationen?

Änderungsbedarf in den Geburtskliniken sehe ich klar da, wo Schwangere, die erkennbar schlechte Voraussetzungen für eine vaginale Geburt mitbringen, dennoch dazu getrieben werden, weiter zu machen. Nicht selten stehen die Zeichen schon ungünstig, und dennoch überreden die Geburtshelferinnen und Geburtshelfer die Schwangeren dazu, durchzuhalten. Oder sie erzwingen Geburten brachial – etwa durch Kristellern, wenn sich Hebamme oder Arzt teilweise mit Wucht auf den Bauch der Schwangeren werfen – ohne dies vorher richtig zu erklären. Das darf eigentlich keiner Schwangeren mehr zugemutet werden.

Ändern müssten sich nicht zuletzt die Vorschriften zur Untersuchung der Mutter nach einer Geburt. Das Kind wird sehr genau untersucht, aber bei der Mutter wird oft nicht geschaut, ob untenrum wirklich alles in Ordnung ist. Manchmal nähen Unerfahrene die Frau ziemlich stümperhaft wieder zusammen. Daran leiden diese oft lange, mitunter dauerhaft. Wenn die Frauen Beschwerden äußern, wird häufig beschwichtigt: Das gebe sich wieder, nur Geduld, so sei das nach einer Geburt. Dabei weiß die Wissenschaft heute längst, dass frühe Rehabilitation des Beckenbodens sehr wichtig ist, dass bloße Rückbildung nicht reicht, dass etwa ein gerissener Darmschließmuskel am besten sofort wieder zusammengenäht werden muss. Hier wird weder genau hingeschaut, noch sorgfältig behandelt.

Was mich auch wundert ist, dass erkennbar hilfreiche Dammschutzmaßnahmen – etwa warme Kompressen – wissenschaftlich empfohlen werden, aber leider nicht so häufig angewendet werden. Für mich ein Zeichen, dass dem Dammschutz nicht oberste Priorität eingeräumt wird. Sicherlich ist die Überforderung auf den Entbindungsstationen ein wichtiger Grund. Eigentlich müssten diese sofort mit mehr Personal ausgerüstet werden, ich glaube, das ist ganz und gar unstrittig.

Wie, meinen Sie, könnte sich das Klima rund um Geburten wieder mehr entspannen?

Frauen sind nicht dumm: Sie hören zwar im Geburtsvorbereitungskurs, dass bestimmte Vorgehensweisen „das Beste“ wären, aber sie erfahren natürlich, dass etliche – sie selbst – trotzdem einen Dammschnitt bekommen, dass sie nach einer natürlichen Geburt schlecht dran sind, vielleicht inkontinent, irgendwie ohne jeden Halt nach unten, nicht wenige beklagen durchaus Probleme mit der weiten Scheide, obwohl das so häufig in den Medien bestritten wird. Wenn eine Geburt der Mutter Probleme macht, dann auch dem Kind. Es bleibt vielleicht stecken, muss brachial entbunden werden, erleidet vom Druck der Zange oder Saugglocke Verletzungen. Das alles lässt viele unglücklich zurück, es geht Vertrauen in die Geburtshilfe verloren.

Manche gehen eben easy durch eine Geburt, manche so lala, durchaus nicht wenigen geht es schlecht. Das könnte verhindert werden. Es gibt jetzt schon klare Empfehlungen von Fachgesellschaften – der Gynäkologie und der Urogynäkologie –, eine Frau jenseits der 35, eine die kleiner ist als 1,60 m und eine die ein Kind über 4000g zur Welt bringen muss, über die Alternative Kaiserschnitt aufzuklären, weil dieser den Beckenboden bei solchen Risikofaktoren erheblich schützen kann. Das steht schon so in Fachartikeln, wird aber selten in die Praxis umgesetzt. Ehrliche Aufklärung könnte überzogene Erwartungen dämpfen und den Frauen eine echte Entscheidung darüber ermöglichen, welche Risiken inakzeptabel sind, was sie garantiert nicht mit sich machen lassen wollen, was ihnen für sich selbst und ihr Kind wichtig ist.

Und schließlich: Die Wahl einer Frau sollte vorurteilsfrei akzeptiert werden, es hat niemand das Recht, ihr diese Entscheidung auszureden oder schwer zu machen. Wenn eine Schwangere die anstehenden Komplikationen einer natürlichen Geburt als zu groß ansieht und zu einem Kaiserschnitt tendiert, darf sie nicht schief angesehen werden. Sie sollte der Hebamme und den Ärztinnen und Ärzten ebenso am Herzen liegen wie die Frau, die sich für den natürlichen Weg entschieden hat.

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38 comments

  1. Die Sectio ist die weltweit häufigste Operation bei Frauen – und die Rate nimmt global stetig zu.

    War die Sectio anfangs noch mit einer hohen Mortalität und Morbidität assoziiert, wird sie heutzutage als ein sicheres Verfahren angesehen, wenngleich über Kurz- und Langzeitmorbiditäten
    von Mutter und Kind bislang nur wenig bekannt ist.
    Dies führt bisweilen zu Unsicherheiten bezüglich des optimalen Geburtsmodus und der Einschätzung von Risiken, die mit einer vaginalen Geburt oder einer Sectio verbunden sind.

    Alle Professionen, die in die Betreuung von Schwangeren involviert sind, kennen diese Unklarheiten und profitieren von einem einheitlichen und (soweit möglich) evidenzbasierten
    Vorgehen, um Schwangere und ihre Angehörigen sowohl individuell als auch auf Basis eines breiten Expertenwisssens beraten und betreuen zu können. […]

    Die Vorgabe einer spezifischen Sectio-caesarea-Rate ist nicht Bestandteil die-
    ser Leitlinie. Dies nicht zuletzt deshalb, weil derzeit aufgrund fehlender Daten zur mütterlichen und kindlichen Morbidität keine zuverlässige Aussage über eine optimale Rate getrof-
    fen werden kann. Die von der WHO im Jahr 1985 formulierte Grenze von 10 bis 15 Prozent wurde in einem WHO-Statement im Jahr 2015 aus eben diesem Grund relativiert.

    Als gesichert darf aber die Erkenntnis gelten, dass eine Sectiorate über 15 Prozent keinen günstigen Einfluss auf die mütterliche und neonatale Morbidität und Mortalität hat und deshalb gut medizinisch begründet sein sollte.
    (Quelle: AWMF Leitlinie Sectio Caesarea)

  2. Ich denke nicht, das die Sektio auf Wunsch wirklich schwer zu bekommen ist, denn:
    (Quelle: Quirmbach& Partner):
    Die Sectio nach Wunsch stellt kaum ein juristisches Haftungsproblem, wenn die Operation fehlerfrei durchgeführt wurde. Problematisch wird die Situation allerdings, wenn die Mutter absprachewidrig letztendlich und entgegen ihrem erklärten Wunsch doch zur vaginalen Entbindung mit Schadensfolgen überredet wird.

    Aus meiner Perspektive ist jeder Arzt/Ärztin aus haftungsrechtlichen Aspekten her gesehen, sehr dafür, einen Kaiserschnitt durchführen zu dürfen.

    Es gibt Länder, da ist die vaginale Geburt unter 20 Prozent. Wollen wir dahin? Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das auch bei uns sowieso dahin geht, gesamtgesellschaftlich gesehen. Jede einzelne Frau kann ihn heute schon für sich zu 100% beanspruchen, wenn auch Durchsetzungswillen dabei gefragt ist, je nach KH/Arzt.

  3. Und dann gibt es leider noch eine 4. Gruppe von Kaiserschnittmüttern nämlich die, bei denen abkassiert wird. Mir wurde im KKH vom Arzt dazu „geraten“ oder besser ich wurde dazu gedrängt obwohl es keinen wirklichen Grund gab. Es war sehr lange ein wunder Punkt, ich war sehr verärgert über den Arzt und machte mir selbst Vorwürfe, dass ich mich habe überreden lassen. 3 Jahre später habe ich unser 2. Kind vaginal entbunden. Exakt gleiche Ausgangslage wie beim 1. Kind und es hat alles super geklappt. Der jetzige Arzt kannte meine Vorgeschichte, da er damals im gleichen KKH gearbeitet hatte. Er unterstützte mich in meinem Wunsch, eine vaginale Geburt zu versuchen und bestätigte mir, dass der Kaiserschnitt beim 1. Kind überhaupt nicht notwendig gewesen wäre.

  4. Bei mir wurde sich 2x verrechnet. Das erste Mal war nach 9 Stunden Wehen und Wehenstopp zum Ende ein Notkaiserschnitt nötig. Das Kind war im Nachhinein zu groß es hätte nie vaginal geboren werden können. Mir wurde erklärt, dass ein weiteres, großes Kind,
    wieder einen Kaiserschnitt erforderlich machen würde. Beim zweiten Mal wurde eine vaginale Geburt (mit Sektiobereitschaft) angestrebt, da das Kind nun kleiner wäre und wunderbar durch das Becken passt.
    Nach wieder 8h Dauerwehen (alle 1-2 Minuten, Wehentropf, Muttermund vollkommen geöffnet) und plötzlichem Aussetzen der Herztöne beim Kind, kam Bewegung in das Geburtsteam. Ich wurde sehr schnell im OP, unter Wehen, auf den Stuhl gebunden und irgendwann in Vollnarkose versetzt. Das zweite Kind war größer als das erste und Gott sei Dank gesund. Sie haben sich verrechnet.
    Es wäre wieder keine vaginale Geburt möglich gewesen.
    Man hätte sich das Risiko für die Kinder sparen können.
    Das 3. Kind war dann ein geplanter Kaiserschnitt, ohne Diskussion.

    Ich finde den Artikel sehr hilfreich und unserer Zeit angemessen.

    Wenn es die medizinischen Möglichkeiten gibt, Geburten risikoärmer für Mütter und Kinder zu gestalten, dann müssen diese auch wahrgenommen werden. Sei es nun die Vaginal- oder Kaiserschnittmethode.
    Auch Kaiserschnitt auf Wunsch ist völlig legitim.

    1. Danke!!!! Ja, es ist gut möglich, dass es am steigenden Alter der Mütter liegt – aber so ist es nunmal. Kurz und knapp: bei Kind 1 mit 35 traumatische Geburt mit Dammschnitt und diversen anderen schrecklichen Problemen hat ein viel und lange schreiendes Baby und Kleinkind hervor gebracht. Kind 2 mit 38 aufgrund diverser Erkrankungen als Kaiserschnitt. Ich habe danach nicht mal Schmerzmittel gebraucht und meinem Kind ging es super. Wir werden als Gesellschaft immer älter und operieren alles von der künstlichen Hüfte über grauen Star bis Zahnprothesen. Warum so ein Geeiere, wenn eine Frau sich einen Kaiserschnitt wünscht, aus welchem Grund auch immer?

  5. Ich verstehe manche Kommentare nicht. In dem Bericht wird z. B. davon gesprochen, dass man es schwer hat, einen Wunschkaiserschnitt zu bekommen, obwohl Frauen oft ein gutes Bauchgefühl haben in Hinblick auf eine vaginale Entbindung. Diese Kommentare, wie „die Geburtshilfe sollte lieber verbessert werden“ oder „lieber die Frauen unterstützen, an ihre eigene Kraft zu glauben“ können nur von kinderlosen Frauen oder Frauen mit problemlosen vaginalen Entbindungen kommen.

    Ich als Betroffene kann den Text der Ärztin unterschreiben. Ich habe Zwillinge bekommen, beide waren perfekt in Geburtsposition und groß genug für eine vaginale Entbindung. Dennoch wurde in der frühen Schwangerschaft festgestellt, dass einer der beiden eine seltene schwere Nabelschnuranomalie hat, die eine vaginale Entbindung für ihn lebensgefährlich macht. In den Kliniken in denen ich mich vorgestellt hatte, wurde mir gesagt, dass man das in der späten Schwangerschaft nicht mehr im Ultraschall darstellen kann und sie mir (trotz Belege vom Arzt in der Schwangerschaft) nicht glauben. Ich solle bitte vaginal entbinden. Es war nicht leicht, eine Klinik zu finden, die den Kaiserschnitt durchführen wollte. Überreden lassen, wollte ich mich nicht, weil mein Bauchgefühl in Bezug auf die Risiken eindeutig war. Und das hatte NICHTS mit Angst zu tun!!

    Ich habe mir noch im OP die Plazenta mit Nabelschnur zeigen lassen. Und plötzlich bestätigten alle mein Bauchgefühl: das Kind hätte es sehr wahrscheinlich nicht überlebt.

    Ich unterstütze deshalb voll, was die Ärztin schreibt. Auf das Bauchgefühl hören und nicht per se den Wunsch nach einem Kaiserschnitt verteufeln.

  6. Ich bin echt negativ überrascht von der Auswahl bezüglich Autorin in Bezug auf ihre Kompetenz dem Thema gegenüber.
    Sie hat wohl Medizin (zudem Jura und Philosophie) studiert, ist aber keine Gynäkologin, sondern arbeitet ohne Praxisbezug journalistisch. Ich finde die Darstellung der Probleme vaginale Geburt versus Sektio auch von ihr nicht objektiv gegenübergestellt.
    Liebe Katharina, liebe Lisa, die Frau hat wohl ein Buch geschrieben, und arbeitet auch für das deutsche Ärzteblatt. Trotzdem halte ich sie nicht für ausreichend kompetent zu diesem Thema: weil nicht sachlich objektiv darstellend wie es sich mit Vor- und Nachteilen, Risiken in (unerwünschten) Nebenwirkungen tatsächlich zu beiden Formen der Geburt verhält.
    Zum Teil sind die Angaben auch ungenau, einseitig und nicht korrekt. Leider. Ich erhoffe mir nun einen Artikel oder Ergänzungen, welche Nachteile Kaiserschnitte haben ( tatsächlich wissenschaftlich fundiert recherchiert).
    Wäre das nicht auch (automatisch) der Job einer Medizinjournalistin gewesen?

    1. Mir wurde es auch sehr schwer gemacht: Ich hatte einen positiven Kaiserschnitt erlebt ( war notwendig wegen einer Stenose ihres Darmes). Er war so an dem Tag nicht geplant aber einfach perfekt ( ich war sowieso schon wegen Blutungen in der Klinik als die Fruchtblase plazte) Ich bin sehr schnell danach wieder schwanger geworden, ich wollte das Kind unbedingt normal gebären aber fühlte ab der 37. SSW das das nichts wird. Er wurde da schon auf 3900 g geschäzt. Ich musste mir selbst einen Arzt suchen der den Kaiserschnitt bei mir durchführt. Viele Telefonate & Ansagen wie versuchen sie es wenigstens oder sie wissen nach zwei Kaiserschnitten gibt’s keine natürliche Geburt mehr, fand ich jmd der den Kaiserschnitt machen wollte. Er sagte das wir für die Krankenkasse einen Grund angeben müssen. Die Wahrheit, nämlich das ich Angst habe das meine erste Narbe reißt weil das Kind so schwer ist & ja ich war sehr schlank, wurde nicht akzeptiert. So gab er als Grund an : Angst vor natürlichen Geburt. Selbst am wunschkaiserschnitttermin wurde ich mehrmals darauf hingewiesen das wir das gar nicht machen müssen, ich soll es mir überlegen usw… Ende vom Lied : mein Sohn wurde mit 4220 g per Wunschkaiserschnitt geboren und der Arzt sagte danach zu mir das ich einen sehr guten Instinkt habe, das Kind wäre so schwer das zu 100% unter wehen meine erste Narbe gerissen wäre… O Ton : dann wären sie verblutet und ob ihr Kind es geschafft hätte, wer weiß…

  7. Danke für diesen wichtigen Artikel! Voraussetzung für Selbstbestimmung ist faktenbasierte, umfassende, unvoreingenommene Information. Das geschieht heute bezogen auf die Geburt tatsächlich erst wenig. Während die Risiken von Kaiserschnitten schon längstens in der Öffentlichkeit bekannt sind und jede Frau vor einem geplanten Kaiserschnitt diese Informationen mündlich und schriftlich erfährt und einen Aufklärungsbogen unterschreiben muss, werden die Risiken von vaginalen Geburten nicht einmal den zukünftig Gebärenden kommuniziert. Dabei handelt es sich um meist äusserst intime, schambesetzte Themen wie Beeinträchtigung der Kontinenz („in die Hose machen“, weil die Ausscheidung von Urin und / oder Darminhalt nicht mehr zuverlässig kontrolliert werden kann), Beeinträchtigung der Sexualität (Schmerzen, Funktionsstörungen der für die Sexualität wichtigen Organe). Klar, dass betroffene Frauen dies nicht an die grosse Glocke hängen, sondern im Gegenteil schweigen – und im Stillen leiden. Bei einigen mag es mit der Zeit wieder besser oder gut werden, bei anderen ist das nicht so. Viele Schäden am Beckenboden, vor allem solche, die durch die Geburt entstanden sind, kann man heute nur unzureichend therapieren.
    Nun stelle man sich vor, wie das für all die betroffenen Frauen sein muss, die in eine solche Situation geraten sind, ohne dass sie sich dagegen wehren konnten, weil ihnen all dies niemand gesagt hat. Ich wünsche den zukünftig Gebärenden von Herzen, dass sie eine ehrliche Wahl haben und bin dankbar, dass die Forderung nach ergebisoffenem Informieren mehr und mehr Thema wird. Dieser Artikel hilft mit, dass es diesbezüglich, langsam, aber stetig, besser wird.

  8. Wow DANKE für diesen Artikel!

    Ich habe lange unter meinem Kaiserschnitt gelitten. Insbesondere unter den Kommentaren in meinem Umfeld. Ich habe meinen Sohn mit 25 bekommen und oft hatte ich das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen.

    Aber das alles war NICHTS gegen die Hebammen im Krankenhaus. Ich hatte eine Risikoschwangerschaft. Eine Beckenendlage. Viel zu wenig Fruchtwasser. Eine Plazentainsuffizienz. Mein Sohn hat zum Ende der Schwangerschaft kaum zugenommen.

    Ich war im Untersuchungszimmer. Ich habe erst wenige Tage davor erfahren, dass ich stationär ins KH muss weil die Ärzte jeden Tag aufs Neue abwägen mussten, wie lange mein Sohn noch im Bauch bleiben darf. Ich hatte eine tolle Frauenärztin, die uns Mut gemacht und bestärkt hat.
    Es war kurz vor Weihnachten. Ich war bei der Vetretung und sie hat mit mir noch mal die Werte und den baldigen Kaiserschnitt besprochen. Da kommt eine Hebamme rein und schaut auf den Bildschirm und sagt mit einen affektierten Tonfall: Ah, ein Kaiserschnitt!
    Sie dreht sich zu mir und sagt: Jetzt warten sie mal ab Frau K. bestimmt klappt auch eine natürliche Geburt (was ich will und denke wurde nicht gefragt).
    Ärztin: Das ist nicht möglich. Das Kind hat viel zu wenig Gewicht. Es ist eine BEL und Frau K. hat viel zu wenig Fruchtwasser.

    Hebamme geht Richtung Tür, kurz davor bugt sie sich runter zu mir und flüstert: Frau K. geben sie nicht auf, vielleicht wird es doch noch eine natürliche Geburt!

    Ich war So wütend und mich verletzt. Diese krassen Dogmen bei Hebammen. Heute würde ich der Hebamme sagen:

    Sie haben ihren Beruf verfehlt. Ihre Aufgabe ist es, Frauen bei ihrem Weg zu begleiten und zu unterstützen EGAL wie sie sich entscheiden und nicht ihre Dogmen zu leben!!

    Meine eigene Schwestern (1xGeburtshaus, wx Hausgeburt) hat mir gesagt dass mein Sohn durch den Kaiserschnitt fürs Leben geschädigt wird. Sie war schockiert davon dass mein Sohn eventuell direkt zu den Kinderärzten kommt und ich ihn erst später sehen kann.

    „Fun Fact“ mein Sohn hat nicht geatmet und kam direkt zu den Kinderärzten. Sie haben ihn gerettet, ihn abgesaugt und ihm Sauerstoffversorgung gegeben. Ich bin meinen wunderbaren Ärzten und dem tollen Pflegepersonal so dankbar. Aber die Hebammen und meine Schwester haben mir lange das Gefühl gegeben, versagt zu haben. Eine Mutter „zweiter Klasse“ zu sein.

    Das ich dann auf Grund des extremes Stresses und der Medikamente nicht stillen konnte hat das nicht besser gemacht. Ich hatte keinen Milcheinschuss. Trotz Mallzbier, Stillberatung und Abpumpen und Anlegen.
    Nicht zu stillen ist kritisch, man erfährt viel Abwertung.
    Aber als Frühchenmama ist es noch extremer denn es wird immer wieder betont, wie toll Muttermilch ist und wie dringend sie vom Kind benötigt wird.

    Mein Sohn hat sich toll entwickelt und wird wohl ein Einzelkind bleiben.
    Allen Mamas und anderen Betroffenen schicke ich liebe Grüße : Ihr macht das Toll!!! Lasst euch nicht verunsichern und unter Druck setzen!!

  9. Danke für diesen Artikel!
    Bei mir sagte man mir erst NACH der Geburt, mein Beckenboden sei sehr straff gewesen und ich müsse nun sehr viel Beckenbodengymnastik machen – nach Kristellerhandgriff, Dammschnitt und Dammriss 3. Grades. Hier mpsste ein verbindliches Beckenbodenscreening VOR der Geburt, in der Schwangerschaft, stattfinden.
    Trotz erhöhter Risiken für anale Inkontinenz nach Dammriss 3. Grades und weiteren vaginalen Geburten (wissenschaftlich belegt) wurde mir bei der 2. und 3. Geburt wieder zur natürlichen Geburt geraten, weil das ja natürlich das allerbeste sei.
    Seit meiner 3. vaginalen Geburt habe ich einen beidseitigen Levatorabriss, d.h. mein haupttragender Beckenbodenmuskel ist am Schambein durch die vaginale Geburt abgerissen, wodurch sich meine Beckenorgane senken. Ich darf nicht mehr rennen, hüpfen, Gürtel tragen, über 5kg heben,Husten ist eine Qual, jede Druckerhöhung im Bauch ein Risiko – behindert durch vaginale Geburt. Ich muss jeden Tag ein Würfelpessar in meine Scheide schieben, um die Organe zu stützen. Winde kann ich oft nicht halten und ich bin noch 10 Jahre vor der Menopause – was mir dann blüht, wird bestimmt nicht erfreulich. Und kein Training der Welt kanna das ausgleichen, wenn dir Muskeln komplett fehlen oder der Schließmuskel defekt ist – für ersteres gibt es keine OP und für letzteres sind diese riskant und mit teils geringen Erfolgsaussichten.
    DAS alles sagt einem vorher keiner. Stattdessen: die vaginale Geburt ist das beste. Das stimmt so halt einfach nicht für alle.

    1. Diesem Kommentar stimme ich zu hundert Prozent zu. Nach einer Entbindung mit Kristeller, Saugglocke und Dammriss dritten Grades habe ich heute – drei Jahre später – immer noch verschiedene Beeinträchtigungen, die sehr schambesetzt sind. Und es ist so, wie Tina hier bereits geschrieben hat: Darüber spricht keine. Die meisten Frauen leiden im Stillen.
      Für mich ist die leichte Stuhlinkontinenz das schwierigste. Bei mir besteht sie darin, dass ich Winde nicht halten bzw. unterdrücken kann. Auch mit weicherem Stuhlgang bzw. Durchfall ist es oft kritisch und ich brauche dann SOFORT eine Toilette. Eine Reihe anderer Probleme kommt noch dazu.
      Ich habe viel Physiotherapie gemacht und mache täglich Beckenbodenübungen. Aber manche Schäden lassen sich nun mal nicht beheben und in anderen Bereichen dauert es ewig und braucht Disziplin ohne Ende, bis man durch Übungen mal eine Verbesserung bemerkt. Mir ist klar, dass ich von den Frauen mit größeren Geburtsverletzungen wahrscheinlich noch eine von denen bin, die vergleichsweise „Glück gehabt“ haben; „es könnte ja noch schlimmer sein“. Aber auch meine Probleme sind alles andere als lustig.
      Ich saß mal auf einer Beerdigung und hab eine Stunde lang mit aller Macht meinen Hintern zusammengekniffen, damit mir nur kein Pups rausrutscht. Weil ich den Fehler gemacht hatte, vor der Beerdigung noch einen Kaffee zu trinken und der dann die Verdauung angeregt hat. Danach, in der Schlange vor dem Grab, musste ich meinen Mann mehrfach bitten, ein lautes Husten vorzutäuschen, um das Geräusch eventueller Winde akustisch halbwegs zu überdecken.
      Es muss sich unbedingt ändern, dass die vaginale Geburt als der Goldstandard beschworen wird und dass es kaum bzw. keine Aufklärung über die Risiken einer vaginalen Geburt gibt. Vor allem bei nicht mehr ganz jungen Schwangeren wäre das immens wichtig.

  10. Das Problem der Kommentatorinnen ist, dass sie nicht von schweren Beckenbodenschädigungen betroffen sind. Sonst würde niemand so schreiben. Es gibt Beckenbodenschäden, die nicht wieder rückgängig zu machen bzw. operativ wiederherstellend sind. DARUM geht es. Was würden denn Sie alle einer Frau mit beidseitiger Levatoravulsion raten? Das ist das Problem. Das muss unbedingt verhindert werden. Darüber, was operative Geburten und Kristelletn für Schädigungen hinterlassen, die lebensverändernd und chronisch sind – darum geht es. Alles andere ist Nachgeplapper von Ahnungslosen.

    1. Im Gegenteil es muss sich in die richtige Richtung ändern! Zu wirklicher Wahlfreiheit! Ich have meine Entbindung überwiegend damit verbracht, mich gegen immer wieder vorgeschlagene zu wehren nur weil ich zu dem Zeitpunkt 36 war! ( mein Sohn kam problemlos auf die Welt!). Und ja ich hatte natürlich auch Dammriss und die entsprechenden Nähte der Beckenboden ist nicht mehr so zuverlässig wie mit 20. Aber ich möchte trotzdem wählen dürfen!!! ( ausser im lebensbedrohlichen Notfall fürs Kind versteht sich)

  11. Sectio oder vaginale Geburt ist im Grunde völlig egal für Außenstehende. Es ist leider tendenziell anders herum ( klingt auch im Artikel deutlich an, schade!) viele Kliniken haben “ lieber“ Kaiserschnitt ( dauert nicht so lange, bindet keine Hebamme und anderes Personal stundenlang, ist planbar, höhere Abrechnung/Bezahlung der OP Leistung). Es ist genauso oft so, dass NUR WEGEN EINER ZAHL/ ALTER…ohne sonstige medizinische Gründe zum Teil schon in Richtung Sectio gedrängt wird bzw dann auch unter der Geburt! Und dieses negative Beschreiben der vaginalen OP??? Ohne Bauchschnitt deutlich weniger invasive und ein/e Arzt/ Ärztin beherrschen auch den Umgang mit Saugglocke!(Zange ist heutzutage garnicht mehr üblich?). Mit Saugglocke entstehen rein kosmetische “ Schäden“ ( Kopfform) das gibt sich aber. Bei professioneller Anwendung!!!
    Wie gesagt, Jede wie sie mag bitte! Aber hier ist schon die eindeutige Tendenz in die andere Richtung erkennbar ( wirklich freie Wahl?). Frauen müssen auf diese Meinungsfreiheit vertrauen können, da Laien medizinischen Argumenten hilflos ausgeliefert sind.

    1. P.S.
      Und ich bin nach der Entbindung ( und in den Folgetagen) in der Klinik, von der zu Hause betreuenden Hebamme und meiner Gynäkologin immer gründlich untersucht worden!( Arzt fürs Kind und für Mutter ist jeweils getrennt also ist für jeden mindestens eine/r da). Im Gegenteil meine Zimmergenossin wurde mit den Nachwirkungen der Sectio komplett allein gelassen. Gilt so natürlich nicht immer.

      1. Liebe Silvia… für manche Frauen mit Saugglockenerfahrung klingt dein Text aber auch nach Verharmlosung. Bitte mal „Levator Avulsion“ googeln. Ja, sowas passiert unter anderem durch die Saugglocke. Aus eigener Erfahrung (ich war 28 zur Geburt und mein Kind war unter 4 kg und unter 50 cm) darf ich dir sagen: Levator Avulsionen können nicht repariert werden und es ist absolut unschön und ein großer Leidensdruck wenn man für den Rest seines Lebens damit herumlaufen muss. Liebe Grüße

        1. Maya
          Bei meinem Sohn liest es sich problemlos korrigieren? Entweder mit speziellem Kissen ( Privatleistung) oder mit speziellem Helm ( Kassenleistunng). Wie gesagt die fachlich richtige Anwendung zählt. Und das eigentliche Problem ist wenn Saugglocke zum Einsatz kommt liegt das Kind schon zu tief für Sectio. Zurückschieben kann da größere Schäden anrichten. Und natürlich die Überlegung will ich Schäden beim Kind riskieren weil ich die Saugglocke verweigere? Die ja nicht zum Spaß eingesetzt wird? Und ja natürlich bei JEDEM Eingriff/ Verfahren gibt es immer eine prozentuale Fehlerquote, das ist aber der Ehrlichkeit halber auch bei Sectio ( bei allem mit Narkose in verschiedener Form) und vaginaler Entbindung so. Wenn Sie 1000% ige Sicherheit wollen- nie Kinder kriegen.

    2. Oh doch durch eine Saugglocke können erhebliche Schäden auftreten. Hier mangelt es an Aufklärung.
      Der Druck auf den Beckenboden ist durch eine Saugglocke erheblich höher als bei einer nicht-assistierten Geburt. Folge davon können z.B. Levatorabrisse sein – irreparable Schäden am Beckenboden.

      1. Richtig nur leugnen dieselben Kommentare jegliches Rusiko bei Sectio ( großer Bauchschnitt)? Und versuchen das als Risikobereitschaft darzustellen? Nennen Sie die entsprechenden Zahlen bitte dazu, aber bitte erst nach korrekter Klärung und Relativierung der Schreckensmeldungen durch Fachleute!

  12. Ich wünsche mir zu dem Thema ein interdisziplinäres Team, dass sich dem Thema Wunschkaiserschnitt annimmt.
    Ärzte, Hebammen, Kinderärzte, Psychologen, Betroffenen.
    Oft ist ja nur ein Arzt und eine Frau, die sich ganz privat was ausmachen. Auch hier spricht eine Ärztin im Artikel. Kein Team, keine gute Aufarbeitung eines wichtigen Themas..
    Ich bitte um einen weiteren Artikel über Frauen, die aufgrund einer Sektio, die nicht hätte sein müssen, ihrer Wahl oder Beratung kritisch bis negativ gegenüber stehen, wie es diesen geht.
    Und was sie gebraucht hätten.

  13. Die Autorin ist für echte Wahlfreiheit. Ja, ich bin auch für echte Wahlfreiheit was die Geburt betrifft und auch gegen Stigmatisierung. Aber wirklich für Alle! Also auch für Frauen die gerne statt im Krankenhaus Zuhause gebären wollen. Auch wenn es dass erste Kind ist. Auch wenn sie schon einen Kaiserschnitt hatte und deswegen (evt.) traumatisiert ist. Oder warum auch immer.

  14. Ich bin über den Artikel überrascht, insofern, dass wenn die Dinge wirklich wirklich wie dargestellt sind, ja der Fortbildungsbedarf der Ärzte/innen ja viel höher zu sein scheint, als die Aufklärung der Frauen notwendig.
    Woran liegt es, dass Ärzte nicht bereits sehr gut darin ausgebildet, Frauen dabei grundsätzlich,,gut,, zu beraten über den Modus der Geburt? Frau kann lt. Artikel anscheinend nicht darauf vertrauen, in jeder Klinik in ihrem eigenen besten Sinne beraten zu werden, wie die Geburt geplant ist!?!?
    So viele Ärzte, die ihre Kunst nicht gut beherrschen? Eigentlich ist der Text nicht nur bzw. weniger ein Plädoyer für die echte Wahlfreiheit, m.M.n. stellt damit die Autorin vielmehr zwischen den Zeilen die Unfähigkeit der Ärzte/innen in den Raum, insofern, dass (etliche) Frauen derzeit allgemein schlecht beraten sind und nun selber wählen sollen.

    1. Hallo Ines,
      ich habe es selbst erlebt.
      Meine Frauenärztin hat mir gesagt, dass ich aufgrund einer Plazenta Praevia nicht natürlich gebären kann. Bei der Vorstellung in der Klinik wollte man mich überreden, es trotzdem zu versuchen. Eine natürliche Geburt mit Plazenta Praevia kann mit hoher Wahrscheinlichkeit den Tod für Mutter und Kind bedeuten und trotzdem standen sie dem geplanten Kaiserschnitt skeptisch gegenüber.

      1. @Miriam:
        Placenta praevia ist eingeteilt in:
        Marginalis, Totalis, Partialis. Welche hattest du?
        tiefer Sitz der Plazenta: ein Teil der Plazenta befindet sich im unteren Teil der Gebärmutter. Vaginale Geburt ist möglich
        Placenta praevia marginalis: das Plazentagewebe erreicht den inneren Muttermund, vaginale Entbindung kann möglich sein.
        Placenta praevia partialis: der Muttermund ist teilweise von Plazentagewebe überlagert, eine vaginale Geburt ist nicht anzustreben
        Placenta praevia totalis: die Plazenta liegt zentral über dem inneren Muttermund, eine vaginale Entbindung ist nicht möglich.

    2. Ich fühle mich jedenfalls schlecht beraten, wenn man mir erst nach der Geburt sagt, dass ich mit diesem Beckenboden besser keine natürliche Geburt hätte haben sollen. In der SchwangerschaftsVorsorge geht es nicht ein einziges Mal um den Beckenboden der Frau!
      Zudem wird auch Frauen nach Schließmuskelverletzung (z.B. mir!) zu weiteren vaginalen Geburten geraten, obwohl das Risiko für anale Inkontinenz (v.a. ab Menopause) stark erhöht ist (wissenschaftlich belegt)!

  15. Ein toller Artikel, der in einem weiteren Bereich (abgesehen von z.b. Stillen/Tragen) zeigt, was für ein Druck auf Müttern liegt und das leider oft nicht das Wohl der Mutter im Vordergrund steht. Dieser Druck -alles muss natürlich funktionieren – furchtbar. Die Geburt soll „natürlich “ klappen, das Stillen würde „natürlich“ funktionieren (ich hab mal gelesen „ihr Kind kann Stillen, Sie müssen es lernen“ und die Mutter soll sich sofort w4 Stunden um das Baby kümmern. Keine Erholung nach der Geburt möglich. Niemand, der selbst nach einer schweren Geburt das Baby mal 2 Stunden übernimmt, damit die Mama mal wenigstens ein bisschen schlafen kann. Sie hat zwar eine Geburt hinter sich – eventuell mit tagelangen Wegen und eine heftige Dammverletzung. Aber hey – ist ja alles natürlich….

  16. Vielen Dank für diesen Artikel! Ich möchte (bin auch Frauenärztin) jedoch noch hinzufügen, auch das ist für die Aufklärung wichtig: Auch ein Kaiserschnitt ist nicht risikolos. Riss der Gebärmutter in der nächsten Schwangerschaft, Fehleinwachsen der Plazenta oder auch nach vielen Jahren ein Darm verschluss, um mal ein paar zu nennen. Und für den Beckenboden ist schon die Schwangerschaft selber schlecht. Das kann man in dem UR Choice Rechner auch schön sehen. Für eine junge, gesunde, normalgewichtige Frau ist der Kaiserschnitt für den Beckenboden ggf kein Vorteil. Zur Aufklärung gehört für mich immer auch der Frau zu erklären, dass ein Kaiserschnitt eine OP mit entsprechenden Risiken ist und je nachdem wie viele Kinder sie will, muss sie die Risiken für die nächste Schwangerschaft kennen. Wenn sie dann immer noch einen Kaiserschnitt will, steht es mir natürlich nicht zu, ihr das zu verbieten.

      1. Aber es geht ja eben darum die Risiken gegeneinander abzuwägen. Was überhaupt nicht möglich ist, wenn nie über Risiken der natürlichen Geburt aufgeklärt wird. Über Risiken von Kaiserschnitten wird ständig aufgeklärt. Deshalb ist das hier nicht das Thema.

    1. Stimmt, die Schwangerschaft alleine ist schon eine Belastung für den Beckenboden. Diese ist aber nicht vergleichbar mit der Geburt, wo der Beckenboden so stark gedehnt wird, wie sonst niemals irgendein Muskel im Körper. Mitunter wird er unwiderbringlich überdehnt oder reißt ab (Levatorabriss) und beides ist irreparabel. Wer darüber VOR der Geburt aufgeklärt wurde, möge bitte hier schreien.

      1. HIER! Ich hatte trotzdem nue das Bedürfnis wegen allem Möglichen was eintreten könnte auf die Kinder zu verzichten. ( zumal der weibliche Körper eigentlich seit Jahrhunderten für die Geburt ausgelegt ist? ) Sind wir zu bequem und weich geworden?

  17. Danke! Es gibt nämlich keine freie Wahl des Geburtsmodus in Deutschland wie mir damals erklärt wurde. Und über Risiken zur „normalen“ Geburt wird nicht aufgeklärt. Oh Ton: Sie wollen doch keinen Kaiserschnitt, da sind Sie ja ewig nicht fit nach der Geburt und so wurde ich doch besseres Wissen zu einer normalen Geburt bequatscht. Dort kaum Betreuung, kaum Schmerzmittel, Dammschnitt ohne meine Einwilligung und Saugglocke (PS: ich kam als Baby per Zange und meine Mutter hatte eine Not-Op). Anschließend zu hoher Blutverlust, Kristellern bei Plazenta und Not-Op. Inkontinenz über Monate. Selbst bezahlte Physiotherapie – immerhin mit Erfolg
    Herzlichen Dank für diese Erfahrung! Mein zweites Kind kam per Kaiserschnitt. Ich bin noch am selben Tag wieder den Krankenhausflur entlanggelaufen und war innerhalb kürzester Zeit fit.

    1. Danke für deinen Bericht. Super, dass die Physio geholfen hat. Dennoch sollte nicht der Eindruck entstehen, alle Schäden durch die vaginale Geburr könnten wegtrainiert werden. Viele Beschwerden bessern sich im Laufe des 1. Jahres, kehren dann aber (mitunter heftiger) in der Menopause wieder zurück.

  18. Wow, da bin ich ja mal gespannt auf die Kommentare.
    Ich stimme völlig mit der Autorin überein, dass niemand eine gewaltvolle Geburt erleben sollte (z. B. falsch angewendetes Kristellern). Aber da nun den Kaiserschnitt als Lösung zu präsentieren? Bei einer Kaiserschnittrate von aktuell was, 33 Prozent oder mehr?
    Sollte es uns nicht vielmehr darum gehen, die vermeintlichen Risiken einer ’natürlichen‘ Geburt zu minimieren? (ich setze das in Anführungszeichen, da die im Artikel beschriebenen Geburten, vor denen die Frauen berechtigter Weise Angst haben, für mich nicht als natürlich zu bezeichnen sind). Sind es denn wirklich die Frauen heutzutage, die nicht mehr gebären können? Oder sind es eher die Umstände, die ihnen das natürliche, risikoarme Gebären fast unmöglich machen?
    Ja, es muss sind etwas ändern! Aber in der Geburtshilfe!
    Und wer garantiert mir denn, dass der Kaiserschnitt so komplikationslos verläuft? Seit wann garantiert der Kaiserschnitt Kontinenz? Also ich war schon vor der Geburt ‚undicht’…!
    Ich bin dafür, dass wir den Frauen Mut machen. Dass wir gute Geschichten über Geburten teilen. Ich wünsche mir, dass die Horrorgeschichten irgendwann nicht mehr die Regel, sondern die Ausnahme sind. Natürlich ist eine Geburt ein Risiko! Das ist eine große Bauch-OP aber auch!
    Wenn ein Kaiserschnitt wirklich medizinisch notwendig ist, ist er ein Segen, gar keine Frage.
    Aber die Probleme der Geburtshilfe mit noch mehr Kaiserschnitten lösen zu wollen, kommt mit absurd vor.
    Es ist sehr traurig, dass Frauen zB. aufgrund eigener Erfahrungen oder Erzählungen solche Angst vor der Geburt haben, dass sie entweder gar keine Kinder oder nur noch per Kaiserschnitt gebären wollen. Ich kenne diese Berichte und ich glaube jedes einzelne Wort davon und die Frauen, denen so etwas widerfahren ist, haben mein tiefes Mitgefühl. Ich sehe die Lösung aber woanders, gerade deswegen. Wir Frauen können und sollten uns empowern! Ja, die Entscheidung liegt bei uns. Aber eben auch die Entscheidung dafür, die richtige Begleitung und den richtigen Ort für unsere Geburten zu wählen. Nur dass genau diese Entscheidungsfreiheit und gerade genommen wird. Weil es nicht mehr genug Hebammen gibt. Weder freiberuflich noch im Kreißsaal. Weil viele Geburtshäuser und Kreißsäle schließen. Das ist das Problem, welches wir lösen müssen. Ganz abgesehen davon, auch bei sich selbst soweit es geht gute Voraussetzungen für die Geburt zu schaffen (Ernährung, Bewegung, Mindset).

    1. Ich kenne Frauen mit den schönsten Hausgeburten mit Levatorabriss. Ich selbst hatte zwei völlig unkomplizierte 2. und 3. Geburten und habe einen beidseitigen Abriss. Diese entstehen NUR durch die vaginale Geburt. Und da vor der Geburt kein Risikoscreening des Beckenbodens stattfindet, kann man die medizinische Indikation für einen Kaiserschnitt garnicht stellen.
      Natürlich gibt es ungewollte Kaiserschnitte, die hätten verhindert werden können. Das hat aber mit dem Them in dem Artikel nichts zu tun.

      1. Mir ist kein Screening bekannt, dass den Beckenboden selber untersucht und ich glaube auch nicht, dass es möglich ist, zu sagen, wie fest der Beckenboden einer Frau ist bzw ob es aufgrund der Gewebestruktur bzw. -festigkeit zu Abrissen des Levator oder zu anderen Verletzungen kommen wird. Was aber jede gute Klinik machen sollte, sind andere Faktoren, die ein Risiko für eine höhergradige Verletzung sind, in die Entscheidung ob vaginale Geburt oder Sectio mit einfließen zu lassen: Gewicht der Mutter, geschätztes Gewicht des Kindes, Alter der Mutter, Diabetes ja/ nein … Und dann muss die Frau gut aufgeklärt (natürlich auch über die Risiken einer Sectio) entscheiden können.

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