Die guten alten Zeiten?: Warum ich nicht alles Neue verteufele. So liefen beim Kind die ersten Wochen mit Handy

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Ihr Lieben, ich weiß, es ist immer schön, in guten alten Zeiten zu schwelgen. Hach, damals wisst ihr noch? Da hieß das Twix noch Raider. Da gab es noch keine Handys, da schaute man sich noch an in der Bahn (stimmt nicht, alle lasen Zeitung oder Bücher). So heißt es immer. Gerade eben lese ich bei Facebook mal wieder einen Spruch. Der geht so:

"Die Kinder heutzutage wissen gar nicht mehr, wie unangenehm es war, bei anderen auf dem Festnetz anzurufen. Da ging immer erstmal jemand anderes dran und man musste nach seinen Freunden fragen."

Und da musste ich schmunzeln. Denn ja, wenn Mama telefonierte, konnte man selbst nicht. Und man konnte auch nicht erreicht werden, obwohl man vielleicht einen wichtigen Anruf erwartete.

So verbrachten Kinder früher ihre Nachmittage

 

Und man schrieb so einsam in sein Tagebuch rein, im eigenen Zimmer, mit Musik, statt am Smartphone zu daddeln oder zu chatten. Es gab eine Phase, da hab ich mich mit Zetteln vor meinen CD-Player gesetzt und die Liedtexte mitgeschrieben. Gesang, stopp, aufschreiben. Gesang, stopp, aufschreiben. So hatte ich bald viele Liedtexte in der Hand und konnte sie auswendig lernen und mitsingen. Unvorstellbar heute!

Da werden die Kinder zum Runterkommen zum Yoga geschickt… Quatsch, stimmt in den meisten Fällen gar nicht, ist nur ein Klischee, aber trotzdem: Ja, das war für mich sicherlich eine Art Abschalten von allem anderen. Trotzdem muss ich jetzt mal sagen: So ein Handy hat auch echt Vorteile!

Ich hatte ja mal erzählt, dass unsere Größte ein Handy zum zehnten Geburtstag bekommt, auch, damit sie mich erreichen kann, wenn der Bus ausfällt. Sechs Wochen verbringen wir nun mit dem Ding und ich bin bislang sehr positiv überrascht.

So waren die ersten Wochen mit dem Handy

 

Nicht nur hält sie darüber Kontakt zu ihren alten Mitschülern aus der Grundschule, die nun  alle auf anderen Schulen verteilt sind und sich darüber austauschen, wie gut oder schlecht es an der neuen Schule läuft, wie die neuen Mitschüler sind…

Nein, auch mit den neuen Mitschülern ist sie im Kontakt. Sie sprechen sich bei Unklarheiten bei den Hausaufgaben ab, tauschen sich über die quasselnden Jungs in der Biologiestunde aus und … kommunizieren. Schicken sich Fotos, zeigen sich ihre Zimmer. Sie kennen sich ja alle noch nicht! So bricht der Kontakt am Nachmittag nicht ab, so fühlt sie sich jetzt schon zugehörig zu einer Gemeinschaft. Nach sieben Tagen neuer Schule.

Es ist leicht, die neuen Medien zu verteufeln. Aber ich muss sagen: Die ersten sechs Wochen mit Handy haben bei uns vor allem gezeigt, dass es auch, nein, vor allem sozial genutzt werden kann. Ob das so bleibt, wird sich zeigen, es sind ja noch die Handyflitterwochen, da ist noch alles rosarot. Noch legt unsere Große es aber auch wirklich noch zur Seite, ist nicht abhängig, aber eben voll dabei, wenn es darum geht, die ersten Treffen untereinander zu organisieren. Und um zu fragen, ob ich auch wirklich gut im Büro abgekommen bin. Ja, das fragt sie mich morgens per SMS. Nicht umgekehrt 😉 Wie schön!

Foto: pixabay

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2 comments

  1. Verteufeln muss man es ja nicht, aber nicht alles ist rosarot
    Bei uns haben die zwei Ältesten ein Smartphone seit sie 12 sind. Auch hier wird es viel zum sozialen Austausch genutzt und es ist toll, wie die Kinder miteinander in Kontakt stehen. Aber wir haben auch schon andere Dinge erlebt. So wurden pornografische Inhalte im Klassenchat geteilt und Kinder wurden im Chat so stark gemobbt, dass es gesundheitliche Auswirkungen hatte.

    Ich bin daher ebenfalls der Meinung, dass die Kinder es durchaus nutzen sollen und dürfen. Aber an uns Eltern werden ganz besondere Anforderungen gestellt, denn wir brauchen ein sehr gutes Vertrauensverhältnis zu unseren Kindern um solche Geschehnisse von Ihnen mitgeteilt zu bekommen. Denn das Smartphone ist in meinen Augen Privatsache der Kinder und wir dürfen dort genauso wenig dran, wie die Kinder beispielsweise an meine Handtasche (ohne zu fragen). Wie aber sollen wir mitbekommen, wenn sie Dinge sehen oder lesen, die sie verletzen oder verschrecken, wenn sie es uns nicht erzählen?

    Wir müssen sie behutsam auf Gefahren hinweisen, ohne zu verteufeln und ohne Angst zu machen. Offen aufklären und genau hinhören, wenn sie uns erzählen.

    Eine Mammutaufgabe, auf die uns in diesem Umfang niemand vorbereitet.

  2. Geht uns genau so!
    Hey Lisa,
    Uns geht es tatsächlich ganz genau so!
    Mein Sohn, 10, hat auch seit den Schulferien ein Handy, eigentlich auch um Bescheid zu geben, wenn mal der Bus nicht fährt (hier auf dem Lande gibt’s eben auch nicht alle 30min einen, da muss man schon mal ein paar Stunden auf den nächsten warten).
    Er verabredet sich mit neuen und alten Freunden, schickt Bilder hin und her (momentan ist Lego Technic bei den Jungs der Renner) und schreibt auch mir und seinem Vater ganz fleißig, wie es ihm geht, ob es uns gut geht und wie die Pläne für’s Wochenende sind. Und das, obwohl er sonst eher der introvertierte Junge ist, der sich schwer tut mit Kommunikation und Bande knüpfen.
    Wir haben es noch nicht bereut, ihm das Handy geschenkt zu haben.
    Natürlich gibt es auch Schattenseiten, denn Spiele, Videos und Fotos fordern schon mal Aufmerksamkeit, die eigentlich anderen Dingen gewidmet sein sollte. Aber mit Kontrolle (mit wem schreibt er, welche Fotos und Videos sieht er sich an) und festen Regeln (kein Handy am Tisch, das fällt uns Erwachsenen oft schwerer) ist der Alltag mit Handy doch gut zu bewältigen.
    Euch weiterhin alles Gute und viel Erfolg beim Handy-Lernen.
    Julia