Gibt es für uns alle einen Plan?

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Liebe Lisa, ich glaube, ich habe Dir schon erzählt, dass meine Freundin vor drei Wochen ein Baby bekommen hat. Gestern habe ich sie wieder mal besucht und während ich den Kleinen auf dem Arm hatte, kamen mir diese Gedanken: Was, wenn jetzt schon völlig klar ist, wie sein Leben verläuft? Man kann es göttliche Kraft oder Schicksal, Karma oder Vorherbestimmung nennen – was also, wenn jeder Mensch einen vorgezeichneten Weg hat, den er mit seiner Geburt betritt und dem er sein ganzes Leben lang folgt. Würde das nicht heißen, dass wir so gar nichts planen und beeinflussen könnten, weil längst feststeht, was passiert?

Um es klarer zu machen: Vielleicht ist es diesem Jungen vorherbestimmt, Busfahrer zu werden. Seine Mutter liebt aber die Musik und schickt ihn zum Flötenunterricht, zum Klavier, er lernt Geige, weil sie hofft, dass er mal das Berliner Orchester dirigiert. Doch ihre Anstrengungen sind umsonst, sie kann ihn nicht beeinflussen, weil Gott, Karma oder das Schicksal längst beschlossen haben: Dieser Junge wird Busfahrer.

Oder ist es doch ganz anders? Die Klavierstunden fruchten, der Junge ist musikalisch, er wird gefördert und ist irgendwann tatsächlich Dirigent? Weil wir als Eltern die Kinder formen und beeinflussen können.

Ich fragte mich beim Anblick dieses Babys: Wie viel Macht haben wir tatsächlich, das Leben mitzugestalten. Ich finde das unfassbar interessant. Ich habe dazu keine wirkliche Meinung, ich weiß nicht, was richtig oder falsch ist. Ich finde beide Optionen irgendwie schön.

Wäre unser Leben ab unserem ersten Atemzug vorgezeichnet, könnten wir uns doch eigentlich viel weniger Sorgen machen. „Es kommt, wie es kommt“, wäre dann unser Motto. Wir könnten lernen zu vertrauen, dass Gott oder das Schicksal es gut mit uns meint.

Wäre unser Leben aber ein weißes Blatt Papier und wir könnten es komplett schreiben, dann würde das ja bedeuten, dass wir jede Sekunde unseres Lebens alles gestalten könnten. Auch ein schöner Gedanke.

Ein Neugeborenes im Arm zu halten, macht mich immer demütig und sentimental. Ab und zu kommen wir dann eben solche Gedanken. Egal, wie es nun ist: Dieser kleine Junge hat auf jeden Fall jetzt schon mein Herz gewonnen…

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2 comments

  1. Wenn einmal , egal durch wen
    Wenn einmal , egal durch wen oder was, genommen wurde was einem wirklich wichtig war, dann lässt sich dieses es kommt wie es kommt auch nicht mehr entspannt sagen.

  2. Ich glaube, an keine höhere
    Ich glaube, an keine höhere Macht. Der Gedanken, dass jedem Menschen bei der Geburt das ganze Leben vorbestimmt ist, er also keinerlei Einfluss nehmen kann, erscheint mir vollkommen absurd. Der Mensch wäre eine Art Marionette und würde den Regieanweisungen notgedrungen folgen, ob gute oder schlechte. Es würde bedeuten, dass eine höhere Macht auch die „schlimmen Dinge“ vorbestimmen würde. Der Gedanke ist nicht wirklich tröstlich.
    Ich denke, dass jeder sein Leben bis zu einem gewissen Grad selbst bestimmen kann. Doch andere nehmen Einfluss. Das einzige was ein Mensch alleine bestimmen kann, wie er das, was er erlebt, bewertet.