Interview mit Birgit Schrowange: Warum sich die Moderatorin für ein Kinderhospiz einsetzt

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Ihr Lieben, manchmal entwickeln sich die Dinge so, dass man sich an Orten wiederfindet, von denen man vielleicht gar nicht wusste, dass sie existieren. Für Familien, die ein schwer krankes Kind haben gibt es zum Beispiel das Kinder- und Jugendhospiz Balthasar in Olpe. Ich finde es wunderbar, was an diesem Ort für Familien geschaffen wird, die mit einer gewissen Diagnose für ihr Kind leben müssen.

Bei meinem letzten Besuch im Kinderhospiz fiel mir die Tafel der Prominenten auf, die sich ebenfalls dafür einsetzen, dass dieser Ort für die Familien nicht nur weiter existieren, sondern sich auch weiter entwickeln kann. Mit Moderatorin Birgit Schrowange haben wir über ihr Engagement gesprochen. Sie rief auf dem Handy an, als ich beim Tag der Offenen Tür der potentiell neuen Schule meiner Tochter in der Aula saß und dem Schulleiter bei seiner Begrüßungsrede lauschte. Aber wer "Birgit Schrowange" auf dem Display liest, der schleicht sich doch gern kurz in die Mensa, um in Ruhe zu telefonieren…

Vorab: Anders als in einem Hospiz für Erwachsene, das oft ausschließlich für den letzten Weg vorgesehen ist, werden in einem Kinder- und Jugendhospiz Familien betreut, deren Kind eine lebensverkürzende Diagnose hat. Viele Familien leben zu Hause mit ihrem Kind und kommen zur Erholung mal für eine oder zwei Wochen ins Balthasar, um sich auszutauschen, tolle Angebote wahrzunehmen oder einfach mal eine Nacht durchzuschlafen, weil ihre Kinder dort von Fachkräften betreut werden können. Ins Balthasar kommen Kinder also nicht nur für ihren letzten Weg. 

1. Frau Schrowange, Sie engagieren sich für das Kinderhospiz Balthasar. Kinderhospiz klingt erstmal ein bisschen traurig, ist es das auch?

Natürlich sind die Schicksale der Kinder und Jugendlichen traurig, aber das Balthasar ist deswegen kein trauriger Ort. Dort wird viel gelacht, dort ist Platz für Fröhlichkeit. Familien kommen dort hin, um mal durchzuatmen, um mal Zeit für sich zu haben, sie bringen ja auch ihre gesunden Kinder mit, man erlebt dort viel Freundlichkeit und Füreinander. Das Balthasar ist eine wahre Oase für Familien, in denen ein Kind schwer krank ist. Es herrscht eine liebevolle und schöne Atmosphäre.

2. Wie kam es, dass Sie sich für das Balthasar als Pate anboten?

Damals war das eine Aktion zum Spendenmarathon von RTL. Ich komme ja auch aus dem Sauerland, da habe ich direkt als Patin des Balthasar zugesagt. Wie lang das her ist? Hui, bestimmt zehn Jahre.

3. Haben Sie selbst schon einmal die Erfahrung gemacht, Hilfe zu brauchen – und diese dann auch zu bekommen?

Nein, eigentlich nicht, ich hatte noch keinen echten Bedarf.

4. Was bedeutet Dankbarkeit für Sie?

Oh, ich bin sehr dankbar. Dafür, dass ich gesund bin und so alt werden durfte, wie ich heute schon bin (lacht). Dafür, dass ich ein gesundes Kind habe, meinen Sohn. Wenn ich vom Balthasar zurückkehre wird mir immer wieder bewusst, wie gut es uns geht und dass es keine Selbstverständlichkeit ist, dass mein Sohn gesund ist. Meine Eltern leben auch noch. Ich hatte noch keine wirkliche Berührung mit dem Tod. Klar, meine Großeltern, die starben aber alt. Und doch, da gab es einen Verlust. Ich hatte einen kleinen Cousin, der an Leukämie erkrankte und starb. Das ist sehr lange her. Damals gab es noch nicht solche Orte wie das Balthasar. Das war schrecklich für die Familie. 

5. Was war die schönste Erfahrung, die Sie bislang im Balthasar machen durften und die sie vielleicht auch jetzt noch begleitet?

Einmal habe ich mich mit Eltern unterhalten, die mir erzählten, dass sie ihr eigenes Kind in ihrer Trauer und in ihrem Abschiedsschmerz getröstet hat. „Ja, ich muss sterben, aber Ihr müsst nicht traurig sein, wir sehen uns wieder“,  hat es zu seinen Eltern gesagt. Das hat mich sehr berührt.

Oder eine Mutter erzählt mir, dass sie ihr zweites Kind nun auch noch verloren hat. Das erste war schwer behindert geboren worden, das zweite vermeintlich gesund. Nachdem das erste gestorben war, stellten die Ärzte fest, dass auch das zweite Kind unter der Krankheit leidet. Mich hat sehr beeindruckt, wie diese Frau mit ihrem Schicksal umgegangen ist. Ich glaube viele Menschen würden daran zerbrechen, aber sie hat wieder „Ja“ gesagt zum Leben und ist für andere da.

Und generell: Es ist diese angenehme Atmosphäre der Selbstverständlichkeit, die dafür sorgt, dass immer schöne Momente und Begegnungen im Balthasar stattfinden.  

Liebe Frau Schrowange, vielen Dank für Ihre Zeit und das nette Gespräch!

 

Zum Schluss: Damit das Kinder- und Jugendhospiz Balthasar seine kleinen und großen Gäste bestmöglich unterstützen kann, ist es auf Hilfe angewiesen. Es benötigt die Zuwendung privater Mittel, weil Kinder- und Jugendhospize in den staatlichen Finanzierungsmodellen nicht vorgesehen sind. Lediglich ein kleiner Teil von ca. 30 % der Kosten wird über die Kranken- und Pflegekassen erstattet. Jeder Euro hilft, dauerhaft die Grundlage für die wertvolle Arbeit zu sichern, damit  das Balthasar auch weiterhin ein Ort zum Leben und Lachen, Sterben und Trauern sein kann. Wenn Ihr also jemanden kennt, der sich gern engagieren möchte und noch nicht weiß, wie: Das hier ist eine wirklich tolle Adresse dafür. Spendenkonto:

Kinder- und Jugendhospizstiftung Balthasar

Pax Bank Köln; BLZ 370 601 93; Konto: 19011

(Bitte die vollständige Adresse ins Betrefffeld schreiben, damit das Hospiz eine Spendenquittung ausstellen kann.)

 

Foto oben: Kathrin Menke

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