Zukunft: Komm, greif sie dir! Teen-Time Jugendkolumne

Zukunft

Ihr Lieben, gerade passiert wieder so viel Spannendes im Leben unserer Kinder, da weiß ich gar nicht recht, wo ich anfangen soll, die Zukunft liegt vor ihnen. Vielleicht damit, dass ich es liebe, über Social Media noch mit so vielen Menschen aus meinem Leben verbunden zu sein, die ich aus anderen Lebensphasen noch zu schätzen weiß, zum Beispiel Menschen aus der Zeit, in der wir noch in Berlin lebten und mit denen wir eine Kita gründeten.

Eine der Mamas von damals postete nun, dass ihr Sohn ein Sportstipendium in Kanada erhalten hat und nun für drei Jahre ins Ausland geht. Ich weiß noch, wie wir zum Elterngespräch geladen wurden damals, kurz nach der Geburt der Zwillinge, weil unsere „Große“ (damals Zweijährige) ebenjenes Kind gebissen hatte. Jetzt steht da auf dem Foto ein Profisportler und ich kann es nicht glauben.

Es ist ja gerade bei „Kindern“, die man lang nicht sieht immer so krass, dann Fotos zu sehen und zu denken (und nicht zu sagen!): Gott, bist du groß geworden. Aber gut, unsere Tochter wird jetzt 19, ihre Freunde und Freundinnen sind jetzt einfach Erwachsene… und nicht nur sie werden groß.

Lisa

Letzte Woche war ich zur Führerschein-Beantragung mit den Zwillingen im Bürgeramt. Die Terminfindung gestaltete sich im Vorhinein etwas schwierig. Ich schaute zwar immer wieder auf die Website des Bürgeramtes, aber es gab nie Termine. Ich fragte bei meiner Fraktion nach, was mit unserer städtischen Verwaltung los sei, da hieß es dann: „Jaha, Lisa, die schalten immer nur mittwochs und freitags neue Termine frei. Da das einige wissen, sind die dann immer sofort vergeben. Aber kein Problem, fahr doch für den Antrag einfach in die Kreisstadt.“ Gemacht, getan.

Und ihr kennt ja sicherlich solche Nachmittage. Da liest man dann eine Stunde vor Termin, was es alles braucht. Bestätigung Erste-Hilfe-Kurs, ausgedruckt (wo kämen wir denn hin, wenn das digital möglich wäre, ha!). Sehtest, ausgedruckt. Laufzettel der Fahrschule, ausgedruckt. Kopien der Pässe und Führerscheine der Eltern, in Papierform. Plus je einen Antrag auf begleitetes Fahren ab 17. Huch. Den haben wir ja gar nicht.

Also schnell bei der Fahrschule auf die Website geschaut: kein Antrag zum Download weit und breit. Letztlich die Fahrschule angerufen, ähm, könnte ich JETZT vorbeikommen, um die Dinger abzuholen? Ja klar. Also Umweg fahren, alle ins Auto, schnell, schnell. Kein Parkplatz vor der Schule, also am Straßenrand parken, dann aus dem Auto jumpen und zur Fahrschule rennen. Mama, nicht rennen, superpeinlich.

Von dort zur nächstgroßen Stadt. Ab ins Parkhaus, raushüpfen und eine Minute vor Termin im Bürgeramt aufschlagen. Happy sein, alles geschafft zu haben, puuuuuh. Und dann: Ähm, den Antrag können Sie hier nicht stellen. Sie müssen in ihren Heimatort. Aber wir gehören doch zum Rheinisch Bergischen Kreis! Aber Sie sind hier nicht gemeldet. Gnaaaaah.

Und das am Tag nachdem ich den letzten Nachmittag über Stunden mit dem einen der Herren in der Notaufnahme verbracht hatte. Der zweite Nachmittag in Stress und ohne gute Ergebnisse. Kurz stampfte ich wütend in den Boden. Fragte die Jungs, ob wir dann jetzt wenigstens ein Eis essen. „Nä.“ Also zurück in Auto. Schalter umgelegt.

Gesagt: Ach, Boys, so haben wir wenigstens mal wieder nen Nachmittag zusammen verbracht, kommt ja nicht mehr so oft vor. Und die beiden feiern mich ab: „Mama, du bist echt einfach so toll. Danke, was du alles für uns tust. Wir machen jetzt einfach noch einen weiteren Termin aus. Wir haben doch keinen Stress.“ Buhuuu, meine Herzis <3

Als wir nach Hause fahren, sehen wir, dass bei uns unten am Berg plötzlich Parkverbotsschilder aufgehängt sind in einer Kurve, die durch die parkenden Autos kaum einsehbar war und die echt ne Gefahr war – gerade für unsere Jungs mit ihrem 45er Auto, das nicht so beschleunigt wie normale Gefährte. „Mama, habt ihr das mit der Fraktion durchgesetzt? Ihr hattet doch dem Antrag zugestimmt, oder?“

Und ja, tatsächlich sind das die winzig kleinen Dinge, die wir in der Lokalpolitik verändern können. Und ist es nicht toll, wenn das dann sichtbar wird? „Als nächstes dann für bessere Terminvergaben im Bürgeramt sorgen, ja, Mama 😉?!“, lachen sie… und der Nachmittag wird doch noch gut. Dann fragt die Tochter nach Bargeld für ihre Uniprojektreise nach Asien und dann gibt’s ne Praktikumszusage für den einen Zwilling aus Berlin (mal schauen, ob wir dafür ins Hotel oder in ne Ferienwohnung gehen… ich will da auf jeden Fall mit).

Die Zukunft liegt so offen vor ihnen

Lisa

Und das ist doch alles so spannend, wenn die Zukunft noch so offen vor ihnen liegt und dann sprech ich zufällig noch mit einer Bekannten, die sich zu einer ähnlichen Zeit wie ich ein Pferd gekauft hat (anderer Stall) und die grad so richtig im „Wochenbett“ hängt, weil sie das Gefühl hat, alle redeten ihr rein, weil sie erstmal selbst ins Kennenlernen kommen will, weil sie nicht mit harter Hand erziehen will und ich sage ihr: „Hör auf dein Gefühl und zieh dein Ding durch, egal, was die anderen sagen.“

Mir haben sie beim ersten Kind auch noch gesagt, ich dürfte nur alle 4 Stunden stillen, mein Kind hatte aber alle zwei Stunden Hunger. Mir wurde auch noch empfohlen, sie abends einfach mal schreien zu lassen, ich habe sie stattdessen ein Jahrzehnt lang einschlafbegleitet. Oder wie es nach den vielen Jungs-Streitereien mal vom älteren Semester hieß: „Da hätt´s jetzt früher aber ne Ohrfeige für gegeben“. Nope. Gab´s hier nicht, wird´s hier nicht geben. Wir gehen das anders an hier.

Das erzähle ich der Neu-Pony-Besitzerin alles und dass die Kids mir am Nachmittag noch gedankt haben, dass ich so viel Zeit für sie investiere, dass aus ihnen also „was geworden“ ist, nämlich nette, wertschätzende Menschen, die sich nicht mehr den ganzen Tag gegenseitig prügeln, obwohl es nie „Strafen“ oder „ne harte Hand“ gab.

Und dass es am Ende darauf ankommt, sich selbst treu zu bleiben, authentisch und aus eigener Überzeugung zu agieren und nicht gegen die eigenen Werte zu handeln. Nicht nur bei Kindern, sondern bei allen Lebewesen. „Lass die Leute reden, du weißt am besten, was du und was dein Schützling braucht. Hol dir den Spaß zurück und mach es so, wie du es für richtig hältst.“ „Das brauchte ich jetzt“, sagte sie, und zog ihr Ding durch. So, wie sie es für richtig hielt. Und nicht die anderen, die vermeintlichen „Profis“, die doch aber auch nur durch die eigene Brille schauen. Und das ist halt ne andere als die eigene…

Pferd

Ab wann hattet ihr die Sicherheit, euch nicht mehr von Kommentaren von außen verunsichern zu lassen und euer eigenes Ding durchzuziehen? Und habt ihr auch das Gefühl, dass das am Ende Früchte trug, obwohl vielleicht einige gedacht haben, dass das auf diese Art und Weise nie „was werden wird“?    

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1 comment

  1. Auch wenn ich dir dadurch jetzt reinrede, wundere ich mich, dass du dich um all das kümmerst. Warum drucken die Jungs nicht selbst sämtliche Bescheinigungen aus und kümmern sich um Anträge?

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