Soll ich Pflegegeld für mein Kind mit ADHS beantragen?

ADHS

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Mein Name ist Ute und meine Kleinste, 8 Jahre alt, hat letztes Jahr die Diagnose ADHS und emotionale Störung des Kindesalters bekommen. Das äußert sich bei ihr darin, dass sie sehr schnell frustriert und wütend ist, dass sie bei den Hausaufgaben nicht hinterherkommt, nicht kommuniziert, wann welche Arbeiten und Tests geschrieben werden. Auch die Noten sind nicht sooo dolle.

Das beunruhigt mich sehr, weil auch die Kommunikation innerhalb der Elternschaft der Klasse voll daneben ist. Die Lehrerin besteht zudem auf sehr viele Hausaufgaben, so dass wir keine Zeit und Kapazität haben, das aufzuarbeiten, was meiner Tochter wirklich schwerfällt. Sie ist jetzt in der dritten Klasse und hat keine Lust mehr auf Schule. Das finde ich ganz, ganz schlimm.

In die Betreuung nach der Schule mag sie auch kaum noch gehen, weil das Essen dort eine Katastrophe ist und auch die Hausaufgabenbetreuung ist zeitlich zu knapp bemessen. Sie geht zwar dorthin, schafft dort aber etwa ein Viertel bis die Hälfte der Hausaufgaben.

Wegen ADHS braucht sie viel Struktur

Heißt: Wenn ich sie am Nachmittag abhole, sitzt sie den gesamten Nachmittag bis zum Abend weiter an den Hausaufgaben. Meiner Tochter geht es damit nicht gut, sie meint, sie sei dumm, weil ihre Freundinnen alle wesentlich bessere Noten haben und voll durchstrukturiert sind. Sie hat jetzt schon große Selbstzweifel und braucht nachmittags eine Struktur, die ihr Ruhe und Kraft gibt, das alles zu bewältigen.

Daher habe ich mich entschlossen, nicht mehr Vollzeit zu arbeiten, damit ich sie um 13.15 Uhr schon aus der Schule holen und sie besser unterstützen kann. Nun erzählte mir eine andere Mutter, man könne für ADHS-Kinder Pflegegeld beantragen. Das würde mich natürlich finanziell entlasten, aber gleichzeitig frage ich mich, was das mit meinem Kind macht, wenn es für diesen Antrag geprüft und beurteilt wird.

Daher wende ich mich an euch. Gibt es hier jemanden, der Erfahrung damit hat, der also schon so ein Pflegegeld beantragt hat? Wie seid ihr damit umgegangen und wie sieht so eine Prüfung aus? Ich bedanke mich sehr für eure Hilfe.

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19 comments

  1. Das klingt für mich als wäre das Kind in der falschen Schule. Warum keine Förderschule mit Schwerpunkt? Denn so frustriert ihr sie nur und sie wird gar keinen Abschluss machen mit allen Folgen die das hat. Und wielange wird sie noch Freundinnen haben? Oder mit ihnen in der gleichen Klasse sein wenn sie jetzt schon nicht mitkommt? Das liegt nicht an der Lehrerin oder den Hausaufgaben ( die alle Anderen mühelos schaffen?). Hier geht es doch um Kindeswohl? Eure Tochter wird früher oder später aufgeben und das wäre wirklich fatal.

    1. Das ist ein wirklich schlimmer Kommentar, der nicht weiterhelfen, sondern verunsichern möchte. Eine sehr engagierte Mutter sucht nach Lösungen für ihr Kind und hier zu suggerieren, dass das Kindeswohl gefährdet wäre ist mehr als nur respektlos. Zudem gibt es ein Recht auf Inklusion und somit viele weiter Möglichkeiten, die, wenn sie denn überhaupt nötig sein sollten, ergriffen werden können, bevor ein Kind von seinen Freundinnen getrennt wird.
      Liebe Ute, dir und deiner Tochter wünsche ich alles gute. Pflegegeld kann eine gute Entlastung sein und keine Familie sollte sich schämen es zu beantragen. Je nach dem wer sie durchführt, können die Beurteilung auch sehr wertschätzend ablaufen.

  2. Liebe Ute,

    dein Kind hat ADHS und somit das Recht auf Pflegegeld und damit verbundenen Zusatzleistungen. Du kannst bei Deiner Krankenkasse formlos diesen Antrag stellen. Oftmals(z.B. bei der AOK Plus) gibt es online bereits Formblätter dafür. Dann wird der Medizinische Dienst einen Termin mit Dir ausmachen zur Begutachtung. In diesen Termin wird gefragt, wie Euer Alltag läuft,wo Dein Kind oder Du Unterstützung braucht. In der Regel erhalten Kinder mit ADHS und Zusatzdiagnose den Pflegegrad 2, welcher alle 3 Jahre bei geprüft wird.
    Weiterhin kannst du zusätzlich zum Pflegegeld die Verhinderungspflegeleistung und Entlastungsleistung (je 125€/Monat)in Anspruch zu nehmen, um eventuell Haushaltshilfe oder Alltagsunterstützung zu bekommen. Auch ein Pflegepaket von 40€/Monat steht Euch zu (Desinfektionsmittel, Masken, Betteinlagen usw.)
    Du kannst außerdem über das Sozialamt oder Jugendamt ( ist von Landkreis zu Landkreis unterschiedlich) einen Antrag auf einen Schulbegleiter stellen.
    Die Schule muss bei einer ADHS Diagnose den Nachteilsausgleich gewähren (extra Zeit für Klassenarbeiten, Fidget Spinner nutzen dürfen, Kopfhörer gegen Sensory Overload)
    Ich wünsche Dir und Deinem Kind das Allerbeste!

  3. Hallo,

    mein Sohn ist auch diagnostiziert mit ADHS und emotionaler Störung im Kindesalter. Seit September 2023 bekommen wir Pflegegeld der Pflegestufe 3 und ich bin so froh, dass ich das gemacht habe, weil es uns einfach sehr entlastet.

    Auch ich habe meine Arbeitszeit reduziert, weil mein Sohn eben sehr viel Begleitung benötigt, sowohl bei den Hausaufgaben, als auch ansonsten emotional.
    Ich hätte aber trotzdem nie damit gerechnet, dass das für einen Pflegegrad ausreicht. Aber zum Glück hab ich es einfach probiert.

    Ich hatte anfangs ähnliche Gedanken wie du. Ich wollte nicht, dass er das Gefühl hat, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Aber zum Glück hat sich diese Angst gar nicht bestätigt.

    Ich hab online bei unserer Krankenkasse den Antrag gestellt und dann hat sich jemand für einen Beurteilungstermin bei mir gemeldet.

    Die Frau vom MDK, die zur Beurteilung kam hat meinen Sohn hoch zum spielen geschickt und dann mit mir alleine alle Fragen durchgesprochen. Sie war sehr empathisch und wertschätzend. Ich hatte allerdings auch schon Arztbriefe und Berichte vom SPZ, die wahrscheinlich auch geholfen haben.

    Nach der Beurteilung hat es auch nicht lange gedauert, da hatten wir schon den Bewilligungsbescheid für die Pflegestufe 3.

    Unserem Sohn hat es in der Schule sehr geholfen, dass er eine Schulbegleitung hat. Vielleicht wäre das für euch auch ein Weg?

    Wenn du Fragen hast, können wir uns gerne austauschen.

    Ich wünsche dir und deiner Tochter alles Gute und dass ihr die Unterstützung bekommt, die ihr braucht.

    Alles Liebe
    Carina

  4. Liebe Ute,

    ich kann deine eigentliche Frage leider nicht beantworten, weil ich eben keine Erfahrungen mit der Beantragung von Pflegegeld habe.
    Trotzdem möchte ich ein paar Gedanken mit dir teilen.

    Zum einen ist mir aufgefallen, dass du sehr klar benennst, was deinem Kind schwer fällt und wie es durch „einfache“ Maßnahmen, nämlich mehr Struktur und Ruhe im Alltag, entlastet werden kann. Diese Einschätzung und deine klare Bereitschaft, dies auch durch eigene Einschränkungen umzusetzen, ist ein riesiger Vorteil für dein Kind. Häufig werden Kinder mit der benannten Problematik versucht, in das bestehende System „reinzupressen“, statt dass am System was geändert wird. Dein Kind wird sicherlich davon profitieren, dass du anders an die Sache herangehst.
    Was hier auch schon genannt wurde: auch in der Schule gibt es Möglichkeiten, in verschiedenen Situationen für Entlastung zu sorgen. Über einen guten Nachteilsausgleich (in Hessen muss der durch die Eltern beantragt werden), der genau festlegt, was dein Kind braucht, ist da vieles machbar. Zum Beispiel können Arbeiten in einem anderen Raum geschrieben, in Stillarbeitsphasen Schallkopfhörer genutzt oder auch spezielle Vereinbarungen für die Pausen getroffen werden. Auch eine Teilhabeassistenz kann unter gewissen Bedingungen beantragt werden und hilft im besten Falle dem Kind dabei, seinen Schultag zu strukturieren und schafft Entlastung wenn nötig.

    Ich wünsche euch alles Gute und dass ihr gemeinsam einen Weg findet, wie dein Kind wieder zufrieden in die Schule gehen und lernen kann.

  5. Hallo
    Ich denke für das arme Kind sollt ganz dringend eine andere Schule gesucht werden. Ich weiß natürlich nicht was es in Ihrer Gegend für Möglichkeiten gibt.
    Mein Sohn ging damals auf eine Schule für Erziehungshilfe bis zur 6. Klasse.
    Im Gegensatz zur vorherigen Schule liebte er diese. Trotzdem hat er letztendlich Abitur und Studium geschafft. Es ist das Wichtigste dass es dem Kind gutgeht und es nicht das Selbstbewusstsein verliert. Spielen ist auch wichtig nicht nur Hausaufgaben.

  6. Hallo, auch wir haben für unseren Sohn einen Pflegerad beantragt und bewilligt bekommen. Kannst mich gerne auch anschreiben, wenn Du magst. Es lohnt sich immer, es zu versuchen.vg Rebecca

  7. Ich weiß wie anstrengend das für die ganze Familie und natürlich besonders das Kind sein kann. Vorallem kannst du für dein Kind einen Nachteilsausgleich beantragen. Was genau vereinbart wird hängt von der Diagnose ab und kann sehr vielfältig sein. Unser Sohn hat bspw. ein Anrecht auf einen geringeren Umfang und/ oder mehr Zeit und eine geräuscharme Umgebung bei Tests (zb. der Nebenraum, Flur). Dadurch ist das Schulleben und auch das Leben zu Hause sehr viel entzerrter geworden und die Lust an der Schule bleibt. Ich weiß, dass ein Kind mit emotionalen Herausforderungen und ADHS in schulischen Belangen zu unterstützen unglaublich anstrengend sein kann, vorallem ohne entsprechende Ausbildung. Hol dir dabei unbedingt Hilfe und glaube nicht , dass du das alles alleine machen musst!

  8. Ich habe für meinen Sohn (ADHS ohne andere Erkrankung) Pflegegrad 3 bekommen und ich bin so froh.
    – Ich kann weniger arbeiten
    – Meine Arbeit wird anerkannt
    – wir bekommen eine Haushaltshilfe

    Nur Mut!
    Bei Fragen kannst du gerne schreiben. Bei uns war die Begutachtung durch den medizinischen Dienst am 29.02.24 – die Infos sind also recht aktuell.

    Beantrage es. Mit guter Vorbereitung ist es gut möglich.

    1. Liebe Toni,
      vor 2 Jahren stand ich auch vor der Überlegung, ob ich für meinen Pflegesohn ( damals 2.klasse) -diagnostiziert mit ADHS und Bindungsstörung- einen Pflegegrad und eine Integrationshilfe beantrage, da ich jeden Nachmittag mit ihm die schriftlichen Schulaufgaben nachholen musste, ihn mindestens 1xwöchentlich vorzeitig abholen musste und mir die Schule mit dem Verweis auf eine Förderschule „drohte“, obwohl er getestet überdurchschnittlich intelligent ist. Ich bin damals den Weg nicht gegangen, sondern habe meine Einstellung bezüglich einer medikamentösen Behandlung nochmal überdacht , die ich zunächst vermeiden wollte..
      Du schreibst nicht, ob deine Tochter eine Medikation bekommt, aber ich vermute nein..
      Liebe Ute, ich kenne euren Leidensdruck und wenn ich lese, dass deine Tochter nicht mehr zur Schule gehen mag, möchte ich dir ans Herz legen es ggf. erstmal mit einer Medikation zu probieren.
      Bei uns hat sich von dem Tag an 80%der grössten Probleme erledigt, da mein Sohn jetzt sein Potenzial in der Schule auch zeigen kann und viel wichtiger: er macht nicht mehr ständig die Erfahrung anzuecken und/ oder ausgegrenzt zu werden! Dabei ist er charakterlich immer noch derselbe quierlige Kerl, der vor Ideen strotzt, nur dass er sich einfach viel besser konzentrieren kann und nicht mehr so impulsiv ist. Seitdem kommt er mit anderen Kindern viel besser klar und geht sogar gerne in die Schule. Im Sommer wird er zum Gymnasium wechseln. Ich habe die Entscheidung keinen Moment bereut, sondern mir Vorwürfe gemacht, es nicht gleich mit Medikamenten probiert zu haben, so das der Jungen unnötig lange leiden musste, weil.er sich immer „anders und dumm“ fühlte..
      Sicher wirken nicht bei jedem ADHS- Betroffenen die Medikamente so gut und mit so wenig Nebenwirkungen (4-6h Appetitlosigkeit, wird aber abends aufgeholt), aber ggf
      ist es einen Versuch wert- bei uns sind seitdem nur noch wenig Hilfen notwendig, die vor allem die Zeitblindheit und Vergesslichkeit betreffen ..
      Alles Gute!

  9. Du kannst mir sehr gerne schreiben in bin Krankenschwester und habe 4 Kinder , zwei mit ADHS und eines mit Autismus . Alle haben einen Pflegegrad . LG

  10. Versuche es mal bei Rehakids. Dort gibt es ganz viele Tips und Infos. Zusätzlich gibt es Pflegegradrechner für Kinder, die kann man online machen und dann mal gucken, ob es einem zusteht.
    Bei den Hausaufgaben und schulischen Belangen stehen deinem Kind Nachteilsausgleiche zu, allerdings nur mit gesicherter Diagnose. Und evtl eine Schulbegleitung.

  11. Hallo,
    Ich habe keine eigene Erfahrung damit, bin aber als Richterin am Sozialgericht mit der Problematik vertraut.
    Große Hoffnung kann ich dir nicht machen, da für die Feststellung eines Pflegegrades schon ein erheblicher Hilfebedarf bestehen muss (und im konkreten Fall ja nicht nur die Erkrankung eine Rolle zu spielen scheint, sondern auch die Schule/Nachmittagsbetreuung).
    In der Regel gibt es bei ADHS nur Pflegegrad 1 und damit kein Pflegegeld, sondern nur einen Entlastungsbetrag, der nicht ausbezahlt, sondern nur für konkrete Hilfen gewährt wird.
    Versuchen könnt ihr es natürlich, der Antrag bei der Pflegekasse kostet nichts. Auch Widerspruch und Klage sind kostenfrei, wenn kein/e Anwalt/Anwältin beauftragt wird.
    Die Kasse schickt dann eine Gutachterin des Medizinischen Dienstes zu euch nach Hause um das Kind zu begutachten und dich als Mutter und Pflegeperson zu befragen.
    Also Antragstellung kostet nichts, aber dass ein Pflegegeld (also mindestens Pflegegrad 2) dabei herauskommt, ist nach dem was du schilderst wenig wahrscheinlich.
    Alles Gute für euch!

  12. Hallo,

    wenn der Mehraufwand gegenüber anderen gleichaltrigen Kindern höher ist, rate ich dir definitiv einen Antrag zu stellen.
    es entlastet wirklich sehr.
    dein Kind hat definitiv keinen Nachteil deswegen. es muss auch niemand wissen, das ihr einen Pflegegrad habt.
    wende dich an die Pflegekasse bzw an den MDK und stell den Antrag auf einen PG.
    alles weitere entwickelt sich dann…
    ich drücke dir die Daumen das es genehmigt wird.
    lass dich auf jeden Fall von einer Pflegeberatung beraten. denn es ist unheimlich wirr was es da alles gibt …
    viel Glück

  13. Hallo- ist nicht böse gemeint, aber ich kann beim Lesen dieses Textes (noch) keine Symptome einer ADHS Störung erkennen.

    Das Eine (Schulprobleme), hat ja nicht zwangsläufig was mit dem Anderen (ADHS) zu tun. Vlt sollte die TA etwas konkreter werden.
    Ich glaube so hat sie sich keinen Gefallen getan, weil es sehr vage ist.

    Liebe Grüße:)

    1. Liebe Marlene,

      es ist doch auch gar nicht notwendig, dass du beim Lesen des Textes Symptome einer ADHS erkennst. Solche Diagnosen werden ja auch nicht durch das Lesen von Texten gestellt, sondern nach intensiver Beschäftigung mit dem Kind und seinen Auffälligkeiten durch Fachpersonen. Und genau das ist doch bereits passiert. Schließlich schreibt die Fragestellerin, dass sie die Diagnosen ADHS und emotionale Störung des Kindesalters bekommen haben. Beides hat eine ICD-10 Kennung, ist damit also eine offizielle Störung und nicht einfach eine persönliche Einschätzung der Eltern.

      Natürlich hast du Recht, dass ADHS nicht gleichbedeutend mit Schulproblemen und Schulprobleme nicht gleichbedeutend mit ADHS sind. Doch darum geht es doch in dem Fall gar nicht.
      Die Fragestellung der Mutter ist doch lediglich, ob jemand Erfahrungen damit hat, mit diesen Diagnosen und den damit einhergehenden Schwierigkeiten Pflegegeld zu beantragen. Das ist doch eine sehr konkrete Frage.

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