Abschied von Janina: Unsere Tochter kam mit Down-Syndrom und Herzfehler zur Welt

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Oh, wie schön! Mein drittes Kind sollte ein Mädchen werden. Nach zwei Jungs freuten wir uns riesig auf das Baby. Ich wusste mittlerweile alles über Lego, nun würde ich – vielleicht – auch Zöpfe flechten dürfen oder etwas über Ballett erfahren. Ein kleines Ich eben. Hach.

Die Schwangerschaft verlief komplikationslos, alle Vorsorgeuntersuchungen waren unauffällig. Und am 18.3.2000 war es dann endlich soweit: Um 16.48 Uhr wurde unsere Janina geboren. Doch anders als meine Jungs damals, war die Kleine ganz lila. Wie ein Osterei.

Sie brauchte Sauerstoff, wurde ins Wärmebettchen gelegt. Was war los? Der Kinderarzt kam, horchte sie ab – und dann musste alles ganz schnell gehen. Sie wurde umgehend auf die Intensivstation verlegt.

Ich durfte sie dort einmal kurz sehen, das war gegen 21 Uhr – und dann kam der Wagen der Johanniter, der sie in die Klinik nach St. Augustin gebracht hat, weil bei Janina ein schwerer Herzfehler festgestellt wurde. Die Nacht mussten wir getrennt voneinander verbringen…

Am nächsten Morgen hielten ich es nicht mehr aus und habe mich selbst entlassen. Ich wollte zu meinem Kind! Als ich in St. Augustin ankam, nahm mich gleich der Professor zur Seite. Er müsse mir etwas mitteilen… „Janina…“, sagte er, „ sie hat das Down-Syndrom.“

Ich wusste es schon, seit ich sie das erste Mal gesehen hatte. Für mich stellte das kein Problem dar. Für mich war sie einfach meine Janina. Aber ihr Herzfehler war heftig, eine Herzklappe fehlte ganz und es gab ein Loch bis zur hinteren Herzscheidewand… sie würde nur mit einer Operation überleben können. Aber sie wog nur 2980 Gramm – für die OP musste sie eigentlich zunehmen. Doch ihr Lungendruck stieg immer weiter und so beschlossen die Ärzte, sie am 2.6.2000 zu operieren.

Die OP sollte acht Stunden dauern. In dieser Zeit rannte ich wie wahnsinnig vor der Klinik umher und schüttete literweise Kaffee in mich. Nach zehn endlos langen Stunden kam schließlich ein netter älterer Herr auf mich zu. Er stellte sich als Krankenhauspfarrer vor und bat mich, ihn zu begleiten. Wir gingen gemeinsam in sein Büro. Dort erzählte er mir, dass meine Tochter vor 15 Minuten auf dem OP-Tisch verstorben sei. Janina habe nicht mehr alleine atmen wollen.

Meine Welt brach zusammen. Ich muss dann wohl das komplette Büro zerpflückt haben. Ich erinnere mich nicht mehr daran, aber später hieß es, dass ich die Schäden nicht bezahlen müsse. Ich habe gelitten wie ein Hund.

Da kommst du nach Hause, das kleine Bettchen steht dort… die Kinderzimmerwand hatte ich mit meinen eigenen Händen gestrichen, eine ganze Woche lang. Und dann hatte ich niemanden, mit dem ich reden konnte. Ich habe geweint, geschrien und geflucht. Musste aber schnell wieder zurückschrauben, um meinen Jungs Halt zu geben. Sie waren ja auch erst 7 und 3 Jahre alt. Ich musste ihnen erklären, warum ihre Schwester nicht nach Hause kommt…

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Leider war mir auch mein Mann keine Hilfe. Er hatte emotional bereits dicht gemacht, als unsere Kleine nach St. Augustin verlegt worden war… Nachdem wir unsere Tochter zu Grabe getragen hatten, entfernten wir uns weit voneinander. So weit, dass wir gar nicht mehr miteinander klarkamen. Er machte alles mit sich selbst aus. Darüber vergaß er unsere Jungs – und auch mich. Er konnte und wollte nicht reden. Nicht darüber, wie es ihm ging. Nicht darüber, wie es weitergehen könnte. Darüber zerbrach unsere Ehe.

Noch heute denke ich jeden Tag an meine Maus. Mittlerweile bin ich wieder verheiratet. Seit fünf Jahren sind wir glücklich miteinander, haben noch zwei zuckersüße Jungs zusammen bekommen… trotzdem wird Janina immer fehlen. Ich bin dankbar für die Zeit, die ich mit ihr hatte – sie war zwar viel zu kurz, aber in meinem Herzen ist sie immer bei mir.

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2 comments

  1. sie bleiben immer in unsren
    sie bleiben immer in unsren herzen!
    alles gute der janina-mama!