Manchmal kommt es so, wie es kommen soll

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Sicherlich ist so Manches in Eurem Leben nicht so verlaufen, wie Ihr Euch das vorher überlegt und gewünscht habt. Oft hadern wir dann damit, fragen uns tausendmal nach dem Warum, manchmal sind wir verzweifelt, manchmal schaffen wir es, uns mit den neuen Umständen abzufinden. 

Von genau so einer Situation erzähle ich Euch heute. Meine kleine Tochter ist im November 2017 1 Jahr alt geworden, ich wollte am 1.1.2018 mit der Eingewöhnung in der Kita starten. 2017 war ein anstrengendes Jahr für mich. Als Selbstständige habe ich nach der Geburt praktisch gar nicht pausiert, sondern immer dann gearbeitet, wenn das Baby geschlafen hat und auch abends saß ich meistens vor dem Computer. Für mich war klar, dass ich das so kein weiteres Jahr durchstehen kann. 

Meine beiden Großen sind ebenfalls kurz nach ihrem ersten Geburtstag in die Kita, also stand für mich außer Frage, dass ich es bei Kind Nr. 3 anders machen würde. Nun war es aber so, dass die Kleine ab September praktisch nonstop krank war, Hand-Fuß-Mund, immer wieder Fieber, Erkältung, Noro-Virus, Pseudo-Krupp und obendrein noch eine kleine Operation. Umso näher der 1.1.1018  rückte, desto mehr grummelte es in meinem Magen. Denn ich sah dieses kleine, zarte Mädchen so gar nicht in einer Kita mit 18 anderen Krabbelkindern. 

Zunächst versuchte ich das schlechte Bauchgefühl zu ignorieren, doch es meldete sich immer wieder. Nachts im Bett wälzte ich die Gedanken: Soll ich sie von der Kita abmelden? Aber wie soll das beruflich weiterlaufen? Schaffe ich noch so ein Jahr? Soll ich aufhören zu arbeiten? Muss das Kind da einfach durch – vielleicht wird es ja nicht so schlimm?!

Ich kam und kam nicht weiter in dem Gedankenkarussell. Das miese Bauchgefühl blieb. 

Dann las ich einen Satz: "Das kalte Wasser wird nicht wärmer, wenn man später springt."

Und ich hatte ein langes Gespräch mit einer Freundin, die sagte: "Du weißt doch längst, dass Du sie nicht in die Kita geben willst. Du traust Dich nur nicht, das durchzuziehen."

Am nächsten Tag schrieb ich die Kündigung für die Kita. Ohne, dass ich eine Alternative gehabt hätte. Auf der einen Seite fühlte ich eine unglaubliche Erleichterung. Mein drittes Kind ist gesundheitlich einfach nicht stabil – kein Wunder bei zwei älteren Geschwistern, die ständig Viren nach Hause bringen.

Sie ist besonders zart für ihr Alter, schon ein Schnupfen haut sie jedes Mal um. Mein Bauch sagte: Dieses Kind ist noch nicht reif für die Kita. Mir ging es nicht um die Fremdbetreuung an sich, sondern darum, dass ich das Gefühl hatte, sie sei noch nicht bereit für eine große Kindergruppe, den Lärm, das ganze Drumherum. 

Aber ich haderte auch mit meiner Entscheidung. Wie sollte das nur alles weitergehen? Ich muss arbeiten, ich will arbeiten. 

Dann bekam ich einen Tipp – in der Nachbarschaft würde es eine Tagesmutter geben, sie sei ganz wunderbar und ich solle doch einfach mal anfragen. Das tat ich – und bekam die Zusage für einen Platz im August 2018

Plötzlich schien alles nicht mehr ganz so düster zu sein. Bis August würde ich diese Doppel-Aufgabe schaffen, sagte ich mir und war dankbar, dass ich einen Beruf habe, in dem ich aus dem Homeoffice arbeiten kann. Ich fing an, nach Babysittern zu suchen, die mich ab und zu unterstützen könnten. 

Dann vor Weihnachten rief mich plötzlich die Tagesmutter an. Ein Kind würde wegziehen, meine Tochter könnte nachrücken. Und zwar ab Januar. 

Ich war baff. Es fügte sich, einfach so. Die Tagesmutter ist eine wundervolle Frau, nur ein paar Jahre älter als ich. Sie arbeitet nach dem Montessori-Prinzip, mit meiner Tochter betreut sie insgesamt vier Kinder. Sie strahlt eine unglaubliche Ruhe aus, in ihrem Haus fühlt man sich einfach nur wohl. Als ich das erste Mal mit meiner Tochter dort war, merkte ich sofort: Die Chemie stimmt zu 100 Prozent. 

Nun befinde ich mich also zum dritten Mal in der Eingewöhnung. Es fühlt sich so richtig an. Mein kleines Mädchen wird nun also bald ein paar Stunden am Tag von einer anderen Frau betreut. Es ist genau die Umgebung, die ich mir für sie gewünscht habe. Es ist alles etwas ruhiger, kleiner, gemütlicher – genau das, was sie braucht. 

Besonders mein Sohn war in dem Alter schon viel weiter – für ihn war die Kita genau das Richtige. Meine Kleinste dagegen braucht einen Raum, der noch etwas "geschützter" ist. 

Manchmal, da merke ich: Wenn ich aufhöre, immer alles beeinflussen zu wollen, dann geschehen Dinge von ganz alleine. Wir brauchen manchmal einfach Vertrauen. In unsere Kinder, und vor allem in unser Bauchgefühl. 

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9 comments

  1. Bauchgefühl
    So ist es, schön, daß du so auf deine Tochter gehört hast und ganz individuell und unabhängig von deinen ersten beiden Kindern gehandelt hast, ich wünsche euch weiterhin so schöne Momente und den Mut dazu, auch Mal neue Wege zu gehen..du nennst es Bauchgefühl, vielleicht doch Gottes Weg für sie ?

  2. Es läuft sich alles zurecht
    Eine Aussage meiner Oma, die mir im Kopf geblieben ist und der ich liebend gerne viel öfter würde vertrauen können. Umso schöner, dass Du diese Erfahrung gemacht hast. Dass Du mutig genug für den ersten Schritt gewesen bist und sich der Rest fügen konnte. Ich muss gestehen, dass ich dem derzeit etwas neidisch entgegen blicke, da wir gerade die absolut entgegen gesetzte Entwicklung mitmachen: Bewusst für zwei Jahre Elternzeit entschieden, rechtzeitige Anmeldung in drei Krippeneinrichtungen und nur drei Monate vor Beginn alles Absagen erhalten. Seitdem rasen die Gedanken nur von einer Möglichkeit zur nächsten und alle Optionen werden ausgelotet – mit derzeit wenig Erfolg bzw. keinem Ergebnis. Gefühlt fügt sich somit nichts ineinander, sondern verstrickt sich nur. Ich hoffe, dass sich auch für uns die Annahme dessen letztlich als die beste Option darstellt, und damit das Gefühl der Entscheidung der derzeitigen Machtlosigkeit weicht. Es läuft sich alles zurecht. Danke für diesen Hoffnungsschimmer!

  3. Tagesmutter
    Mein Name ist Bernadette, bin ausgebildete Erzieherin, mit 25 jähriger Berufserfahrung, und seit 9 Jahren Tagesmutter!
    Beides aus Leidenschaft und Berufung! Hatte und habe zu allen „meinen Kindern“ und deren Eltern ein sehr gutes Verhältnis! Was mich sehr freut und mir noch mehr Spaß an meiner Arbeit bereitet!
    Es ist schön zu hören bzw. zu lesen, dass sich Eltern statt für eine Kita, bei Kindern unter 3 Jahren, für eine Tagesmutter entscheiden!
    Leider wird dieses Angebot sehr zurückhaltend von den Eltern angenommen, aus Angst später keinen Kitaplatz zu bekommen oder aus Unwissenheit, was die Aufgaben einer Tagesmutter sind!?
    Eine Tagesmutter hat den gleichen Bildungsauftrag wie eine Kita, nur eben in einer viel kleineren und geborgeneren Gruppe!
    Als Tagesmutter kann man sich intensiver um „seine Kinder“ kümmern!
    Für mich gibt es keinen schöneren Beruf, bei dem man so viel von den Kleinen zurück bekommt!
    Jedes Lächeln, jeder Fortschritt, jede kleine Geste ist ein Dankeschön!
    Schade,dass diese Tätigkeit durch das Jugendamt nicht ausreichend bezahlt und gewürdigt wird!

  4. Tagesmutter
    Ich bin seit 1990 Tagesmutter mit Leib und Seele.Einfach nur schön so etwas tolles über eine Tagesmutter Kollegin zu lesen.Tagesmutter ist nicht nur ein Beruf es ist eine Berufung. Liebe Grüße aus Saarbrücken

  5. Herzensgrüße
    Oh, wie schön geschrieben! Ein toller Text mit einer tiefen Botschaft. Ich erkenne vieles wieder. Alles ist wahr, das Problem nur: Wir trauen uns nicht und lassen solche Dinge damit gar nicht erst von allein passieren… Eigentlich schade, dass wir uns selbst so oft im Weg stehen.
    Herzensgrüße vom Krümel Blog
    <3

  6. Was für ein toller Text…
    … liebe Katharina!
    Genau so ist es wohl…. einfach mal die Kontrolle abgeben und Zack, fügt es sich.
    Ich kann deine Emotionen und Beweggründe sehr nachempfinden.
    Für mich sollte das Jahr 2018 auch etwas gemütlicher starten. Ich wollte schauen, wo meine berufliche Reise so hin geht. Mich glücklicher am Arbeitsplatz fühlen und gleichzeitig die Kinder gut betreut wissen.
    Jetzt ziehen wir spontan um, vergrößern uns räumlich und mein Plan wird etwas „ungemütlicher“, da wir mehr Ausgaben haben werden. Aber:
    Mein Mann und ich sagen uns Mantra mäßig „bisher hat es sich noch immer gefügt!“ und so ist es auch.

  7. Liebe Katharina,

    Liebe Katharina,
    Wie schön, dass alles so gut gepasst hat! Manchmal muss man wahrscheinlich wirklich Dinge starten ohne eine Alternative in der Hinterhand zu haben, sonst ändert sich nie etwas.
    Ich fühle bei Deinen Texten über Deine Tochter jedes Mal besonders mit, da meine Tochter nur 3 Tage jünger ist. Und auch ich hadere gerade und überlege, ob ich nicht ein paar Stunden in der Woche weniger arbeiten sollte… Vielleicht bringt genau Dein Text jetzt den Ausschlag… 🙂
    Herzliche Grüße!
    Lydia

  8. Wie schön!
    Da freue ich mich ganz feste mit! Und ich finde es großartig, wie das Leben dem Bauchgefühl und dem Optimismus manchmal recht gibt. Das macht Mut und man sollte sich viel öfter von solch positiven Wendungen berichten. Und ich mag folgenden „Wasser Spruch“: „Wer in kaltes Wasser springt, taucht in ein Meer voller Möglichkeiten.“
    Herzliche Grüße, alles Gute für die kleine Maus und euch

  9. Danke für diesen tollen Text!
    Danke für diesen tollen Text! Ich sehe das genauso, jedes Kind ist anders und hat somit unterschiedliche Bedürfnisse (eben auch bezüglich der Betreuung). Schön, dass sich alles so gefügt hat. Ich wünsche euch alles Gute und einen angenehmen, entspannten und ruhigen Start bei der Tagesmutter!