Alleingeburt: Auch Baby Nr. 5 soll ohne Hebamme zur Welt kommen

autumn 1850044 1280

Liebe Michelle, erstmal herzlichen Glückwunsch. Du bist mit Kind Nr. 5 schwanger. Wie erlebst du diese Schwangerschaft?

Lieben Dank für die Glückwünsche. Ich bin noch relativ frisch schwanger – das bedeutet, ich bin noch in der Phase, in der mich unterschwellig den gesamten Tag über die Übelkeit begleitet und abends am stärksten ist. Des Weiteren spüre ich die Dehnung der Mutterbänder und eine gewisse Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Da ich aber ja noch vier andere Kinder habe, kann ich dieser Müdigkeit tagsüber nicht so richtig nachgeben – abends dafür umso mehr 🙂

Wir hatten 2018 ein Interview mit dir. Damals hast du uns von deiner vierten Geburt erzählt, die Du zu Hause hattest – und bei der du ganz bewusst auf Ärzte und Hebammen verzichtet hast. Wie fühlst du dich heute im Hinblick auf diese Geburt?

Nach wie vor empfinde ich diese Geburt als die Schönste von allen, auch wenn die anderen ebenfalls schön waren. Ich erinnere mich sehr gerne an diese vierte Geburt.

Damals gab es auch viele Gegenstimmen. So eine Geburt sei fahrlässig, denn es könne immer Komplikationen geben. Dieses Argument hörst du sicherlich öfter.

Ja, das stimmt.

Wie reagierst du darauf?

Es kommt drauf an, wer mein Gegenüber ist und wie ehrlich sein Interesse ist. Geht es nur darum, mich bzw. Alleingeburten zu verurteilen und seine Meinung als die einzig Richtige darzustellen, so lasse ich meinem Gegenüber seine Meinung und gehe gar nicht weiter darauf ein.

Besteht aber ehrlich gemeintes Interesse, so kann ich immer nur aus meiner Perspektive erläutern: Ich hatte eine Hebamme in Rufbereitschaft im Hintergrund, die keine 10 Minuten entfernt wohnt. Ich konnte jederzeit einen RTW rufen, der auch bei einer begleiteten Hausgeburt gerufen wird, sollten Komplikationen auftreten.

Ich hatte Bücher gelesen, in denen bestimmte Szenarien samt Hilfestellungen beschrieben wurden und nicht zuletzt war ich zuvor immer beim Frauenarzt und meiner Hebamme, die bestätigten, dass das Kind (und auch die Plazenta) richtig lagen und meine Schwangerschaft keinerlei Komplikationen aufwiesen – weder in dieser, noch in den vorangegangen Schwangerschaften und Geburten.

Und für mich einer der wichtigsten Punkte: Ich hatte und habe immer ein gutes Gefühl und hätte mich etwas beunruhigt, so hätte ich direkt die Hebamme dazu geholt. Ganz generell finde ich es schade, dass bei Alleingeburten immer der Fokus auf eventuellen Komplikationen liegt und nicht auf den positiven Effekten, die es auch gibt.

Welche Abmachung hattest du mit deinem Mann?

Es gab die Absprache, dass ich ihm sage, wenn ich kein gutes Gefühl mehr habe und dass er dann sofort die Hebamme oder den RTW rufen soll.

Hast du auch manchmal den Gedanken, dass du mit der Alleingeburt ein Risiko eingehst, das eigentlich vermeidbar wäre?

Ganz klar nein!

Wie soll die fünfte Geburt ablaufen?


Ich werde wieder meine Termine beim Frauenarzt wahrnehmen und mich von einer Hebamme begleiten lassen. Wenn tatsächlich alles passt – das Kind gesund ist, richtig liegt, die Plazenta gut liegt und ich mich sonst auch gut fühle, so ist mein Wunsch eine weitere Alleingeburt.

Verlässt mich das gute Gefühl, oder wird vorher etwas festgestellt, was eine Alleingeburt nicht möglich macht, so werde  ich sehen, welcher Weg diesmal der Richtige für uns ist.

ZUM WEITERLESEN: Unser erstes Interview mit Michelle über ihre Alleingeburt: https://www.stadtlandmama.de/content/alleingeburt-warum-ich-bei-der-vierten-geburt-auf-aerzte-und-hebammen-verzichtete

b4cf747f4eed4051a6b5d4b3a19e9940

Du magst vielleicht auch


12 comments

  1. Ich hatte eine schwere Präeklampsie und bei der Entbindung meines Sohnes sind zusätzlich noch mehrere Komplikationen aufgetreten. Ohne die Betreuung durch Ärzte und Hebammen hätten möglicherweise sowohl mein Sohn als auch ich die Geburt nicht überlebt.
    Von meinem äußerst hohen Blutdruck im Rahmen der Präeklampsie habe ich körperlich und psychisch im Vorfeld der Geburt absolut nichts gemerkt. Ich habe mich ganz normal gefühlt und hatte, wie die „liebe Michelle“ hier in dem Interview, ein „gutes Gefühl“. Nun, ich denke, dass ich immens viel Glück gehabt habe, dass ich knapp eine Woche vor ET noch einen Hebammentermin hatte, meine Hebamme den Blutdruck mehrfach maß und mich dann direkt zu meiner Frauenärztin schickte. So ist dann nach einer eingeleiteten Geburt Gott sei Dank alles glimpflich abgegangen.
    Ich halte es für problematisch, ein Interview mit einer Vertreterin von Alleingeburten zu posten, in dem nicht ansatzweise kritisch nachgehakt wird.

    1. Ich verstehe einfach nicht, wieso alle Menschen so abgehen, wenn eine Frau beschließt ihr Kind so zu bekommen, wie sie das für richtig hält. Tausende Situationen im Alltag sind saugefährlich, wie zum Beispiel Autofahren. Aber niemand schreibt mir vor den Rest meines Leben mit einem Fahrlehrer unterwegs zu sein, weil ich ja auch noch mein Kind auf dem Rücksitz habe. Ich selbst habe seit einem unnötigen Eingriff im Krankenhaus selbst körperliche Schäden und ein geschädigtes Kind (und NEIN, das behaupte nicht nur ICH, weil ich eso bin oder sonst irgendwie hinüber, das wurde FESTGESTELLT und hatte rechtliche Konsequenzen, die aber für die betreffenden Personen ganz schön milde abliefen und mir nur die Bestätigung verschafft haben, dass es ein vermeidbarer Fehler war). Das SOWAS auch passieren kann und wesentlich öfter passiert als man denkt, das interessiert aber niemanden. Nicht nur die Natur, auch Menschen machen Fehler und umso mehr von denen bei einer Geburt anwesend sind, umso mehr kann man sich darauf einstellen, dass auch da etwas schiefgehen kann. Etwas zu tun ist nämlich rechtlich gesehen für medizinisches Personal viel sicherer, als nichts zu tun, selbst wenn das besser wäre und die Geburtshilfe ist nicht gerade evidenzbasiert, wenn man sich mal damit auseinandergesetzt hat. Es ist nicht unverantwortlich sein Kind allein auf die Welt zu bringen. Es ist das Übernehmen der vollen Verantwortung und ich wünschte, ich hätte das auch gekonnt oder mir im Vorfeld überhaupt solche Gedanken gemacht. Jede Frau kann tun, was sie möchte. Ins Krankenhaus gehen, wenn sie Vorerkrankungen oder einfach nur ein besseres Gefühl so hat, zu Hause bleiben und eine Hebamme holen oder einfach nicht. Niemand hat ihr vorzuschreiben, was das Richtige ist, denn keiner von euch weiß es, ihr redet alle nur daher, weil ihr nur eure eigenen Erfahrungen gelten lasst. Aber euch hat ja auch keiner verboten ins Krankenhaus zu gehen, weil es dort so gefährlich ist? Würde ich auch nicht tun, obwohl das MEINE Erfahrung war. Weil es eben immer so oder so sein kann. Das weiß man einfach nicht.

  2. Eine Geburt ist zuhöchst natürlich. Ein z.B. Sauerstoffmangel oder eine Totgeburt ist in diesem Sinne auch „natürlich“. Alleingeburten halte ich – leider kompromisslos – für völlig unverantwortlich. Da können die Bedingungen / die SS noch so ideal sein. Das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung kann man doch bitte andernortes ausleben.

  3. Gott. Ich weiß nicht, ob es an meinem wunderschönen Kaiserschnitt in einem wunderschönen Krankenhaus liegt, aber ich verstehe einfach nicht, wieso Leute ihre Kinder einer solchen Gefahr aussetzen. Wenn man sich selbst umbringen will…Ok. Aber sein Kind? 1min. Sind verdammt lange und auch dann hat man im Krankenwagen bei weitem nicht die medizinische Versorgung wie im KH.

    1. Das dachte ich auch. Dann hatte ich einen Kaiserschnitt bei dem die Spinale nicht gewirkt hat und man mir nicht glaubte, obwohl ich schrie, bettelte und flehte. Ich habe alles gespürt. Die ganzen Schmerzen, den Schnitt, das Ausräumen, dieses furchtbare Mittel, dass sie Gebärmutter zusammenzieht. Und man sagte „Übertreiben Sie doch nicht so, das wirkt immer, außerdem rinnt ja schon das Schmerzmittel.“ Vorher wurde behauptet, man würde mich in Vollnarkose legen, wenn die Schmerzen zu stark würden. Tat man aber nicht. Was man nachher meinem Kind alles antat, nur weil man nicht bemerkt hatte, dass die Diode bei dem Überwachungsgerät nicht angebracht war, will ich hier gar nicht schreiben. Entschuldigt hat sich niemand. Für nichts. Gerade mal das mit der Diode wurde überhaupt zugegeben. Seither habe ich mich auf dem Sektor informiert und Frauen kennengelernt, deren Kinder sogar Folgeschäden hatten bzw. tot sind, weil nun Mal auch im Krankenhaus Fehler gemacht werden. Es wird mit Wehenmitteln übertrieben, die in anderen Ländern bereits verboten sind, es stechen Anästhesisten daneben, es gibt Atemlähmungen bei der Spinalen, allergische Schocks auf Medikamente, von denen die Frauen nicht einmal mitbekommen hatten, dass sie ihnen verabreicht wurden und viele andere Dinge, die einem zu Hause nicht passiert wären.
      Umgekehrt gibt es Situationen, die zu Hause schnell schief gehen können.
      Man wird also nie wissen, was richtig ist, es sei denn, es bahnt sich etwas schon in der Schwangerschaft an.
      Die Mehrheit der Frauen bekommt die Kinder nicht zu Hause, weil sie sich selbst verwirklichen wollen oder im Wald bei Engelsgesang gebären. Eine Alleingeburt ist hart, schmerzhaft und man braucht gute Nerven. Für viele ist sie der einzige Weg, wie sie überhaupt ein Kind auf die Welt bringen können, nach dem was sie erlebt haben und statistisch gesehen ist sie sogar sicherer als eine Krankenhausgeburt. Es gibt natürlich Gründe die für’s Krankenhaus sprechen, so wie Gründe, die dagegen sprechen.
      Jede Frau tut, was sie tun muss. Obwohl ich meine weiteren Kinder alle allein geboren habe, bin ich zum Beispiel auch dennoch für Wunschkaiserschnitte, wenn eine Frau das möchte. Wieso können die anderen also nicht auch stehen lassen, was für mich das Beste ist?

  4. Liebe Michelle,

    ich wünsche dir für deine Schwangerschaft alles Gute und das die Geburt so läuft, wie du es dir wünscht.
    Ich könnte mir für mich selber keine Alleingeburt, auch schon keine Hausgeburt, vorstellen, da ich mich bei beiden Geburten gut umsorgt gefühlt habe, froh war etwas Verantwortung abgeben zu können und rein praktisch gesehen gut fand, dass hinterher andere aufgeräumt und gewaschen haben. Trotzdem finde ich, dass jede Frau für sich und ihr Kind entscheiden sollte, welche Form der Geburt für sie am besten passt.
    Viele Grüße
    Maria

  5. 10 Minuten in der Geburtshilfe sind eine lange Zeit. Ich kann die Beweggründe der Autorin verstehen, aber ihre Konsequenz nicht nachvollziehen.
    Mag sein, dass ich als Frauenärztin einen anderen Blick darauf habe. Aber wenn es bei einer Geburt zu Komplikationen kommt, dann muss es schnell gehen. Klar ist eine Geburt etwas natürliches und es ist schade, dass das manchmal vergessen wird. Aber nicht umsonst ist es auch ein Studium (mittlerweile auch für Hebammen) und gut, dass eigentlich alle Frauen in Deutschland zumindest mit einer Hebamme entbinden dürfen. Wenn es funktionieren würde, dass die Intuition der (einzige) Ratgeber ist, wäre das genial, aber so ist es ja leider nicht. Ich habe schon genug Frauen gesehen, die eine wunderbare unkomplizierte Schwangerschaft hatten und dann war es doch für sie und das Kind gut, dass sie nicht alleine geboren hat. Ich weiß, es ist das Argument, dass mich wahrscheinlich für eine Diskussion disqualifiziert, aber ich finde es fahrlässig, dass Leben des ungeborenen und sein eigenes so aufs Spiel zu setzten. 10 Minuten sind verdammt lang und dann ist der Rettungsdienst erst da…

    1. Das kann ich als Kollegin aus der Kinderheilkunde nur unterschreiben- eine Geburt dauert ein paar Stunden, ein Vermeidbar behindertes oder totes Kind Verfolgt einen immer. Und auch ich kenne sie- die Bilderbuchschwangerschaften nach mehreren Bilderbuchgeburten, die zB. mit Notsectio bei Placentalösung enden. Eine Notsectio in innerhalb von 10 bis maximal 20 Minuten ist ohne Betreuung der Geburt nicht durchführbar, aber in manchen, wenn auch seltenen Fällen, Lebensrettend.

      1. Ich habe auch ein Jahr in der Geburthilfe gearbeitet und verstehe nicht, wie indoktriniert man sein muss, um die Gewalt nicht zu sehen, die da täglich auf den Stationen abgeht. Und da geht es nicht nur um Unhöflichkeiten und unsensible Kommentare, sondern auch um Dinge, die das Leben der Frauen und Kinder in Gefahr bringen. Ich bin da wenigstens ehrlich: Im Zweifelsfall macht man etwas, auch wenn man weiß, dass es unnötig, schmerzhaft und nicht erwünscht ist, obwohl es null evidenzbasiert ist, nur weil es in den Richtlinien steht und es beim Gutachter im Zweifelsfall besser ankommt, man hat es getan als wenn man einfach nichts tut. Ein Kind kann jederzeit während der ganzen Schwangerschaft sterben und niemand würde es merken. Während der Geburt ist das teilweise auch so. Aber wer so tut als würde es die Skandale um Cytotec und Co nicht geben und als würden Ärzte und Hebammen immer nur das Beste für ihre Patientinnen wollen, der lügt einfach. Ich habe irgendwann aufgehört. Ich konnte nicht mehr. Aber andere machen weiter und tun so als wäre es komisch, dass manche Frauen so reagieren. Da gibt es genug Frauen, die haben gar keine Lust alleine zu Hause ihre Kinder zu entbinden. Die finden das auch nicht irgendwie natürlich oder schön. Aber sie haben ANGST vor EUCH! Weil sie schon schlimme Dinge erlebt haben und ich war dabei. Ich selbst werde jedenfalls keine Kinder kriegen. Dann erspare ich mir die dumme Diskussion über die Frauen, die alle ja grundlos und aus purem „Selbstverwirklichungsdrang“ zu Hause bleiben. Klaaar. Selbstverwirklichung. Wer sowas Dummes schreibt, war noch nie bei einer echten Geburt dabei. Die ist nämlich zu Hause genauso schmerzhaft, heftig und schwer. Nur, dass man eben das Risiko durch andere Menschen gegen das Risiko der Geburt an sich tauscht. Aus Spaß machen das die Frauen nicht. Sondern aus Angst. Und zwar zu Recht. Ich war auch mal Täterin. Ich habe mitgemacht. Aber tut doch nicht so als wüsstet ihr nicht, wovon ihr Teil seid. Ihr kristellert alle nicht? Ihr macht kein CTG, weil sogar die WHO diese als unnütz entlarvt hat? Ihr schneide in keine Dämme mehr? Ihr gebt Wehenmittel nicht, weil sie experimentell sind und eigentlich oft unnötig? Ihr habt noch nie heimlich Wehenmittel gegeben, weil eine Frau eine PDA hatte und es nicht schnell genug ging? Ihr habt noch nie versucht, den Mann loszuwerden, damit ihr einen Eingriff machen könnt? Neeee. Das machen nur die anderen. Nicht ihr.

  6. Ich weiß: Es ist total intolerant und jeder sollte dürfen wie er will und die Geburt ist ja so was Natürliches und darf ja keinesfalls fremdbestimmt sein und muss unbedingt ein schönes Erlebnis sein etc.etc.
    Trotzdem: Einen gefährlicheren und sinnloseren Text hab ich selten gelesen?!

    1. Ja, es ist total intolerant. Richtig.
      Und vor allem:
      DU kannst dein Kind bekommen, wo du willst. Auch im Krankenhaus. Niemand zwingt intolerante Frauen dazu, ihre Kinder allein zu bekommen. Wieso also umgekehrt?
      Hausgeburten sind statistisch genauso sicher wie Krankenhausgeburten. Für Mütter sogar sicherer. Verlegungen miteingerechnet. Was ist also so gefährlich an diesem Text? DU kannst machen, was immer dir sicher erscheint.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert