Arm, aber glücklich! Vera erwartet ihr viertes Kind: Geld ist nicht alles, wir genießen unsere Liebe

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Liebe Vera, dein Mann und du, ihr habt drei Kinder zwischen eins und sechs und versucht seit Anfang des Jahres, euch die Familienaufgaben zu teilen. Wie klappt das bislang?

Bisher klappt es so mittelmäßig. Toll ist, dass ich nicht mehr von morgens bis abends alles allein machen muss. Das heißt, mein Mann macht das Frühstück fertig, ich ziehe die Kinder an; er bringt die beiden Großen zur Schule/zum Kindergarten, ich räume die Küche auf. Auch mittags: einer kocht, einer holt die Kinder ab; einer räumt auf, der andere bringt den Kleinen ins Bett. Das ist wirklich richtig toll! Aber zwischendurch läuft gerade noch so viel anderes, dass der restliche Haushalt und auch die Kinderbetreuung noch hauptsächlich an mir hängen bleibt. Aber wir arbeiten daran.

Ihr arbeitet jetzt also beide in Teilzeit und seid gemeinsam aber auch noch selbstständig?

Genau. Wir hatten ein ähnliches Modell schon einmal, da hat mein Mann 75% gearbeitet und ich 100% (aber zu Hause da ich Tagesmutter bin). Nun arbeitet er 50% außerhalb, ich 25 Stunden zu Hause als Tagesmutter und zusammen haben wir noch einen Onlineshop, für den ich hauptsächlich die Buchhaltung und Skizzen und sowas mache und mein Mann die restliche Zeit tagsüber und auch manchmal noch abends in der Werkstatt ist und Sachen aus Holz baut.

Das klingt, als würdet ihr unglaublich viel arbeiten. Reicht denn dadurch wenigstens das Geld?

Tja, das müssen wir nun mal rausfinden. Alles in allem liegen wir momentan als gesamte Familie (also inklusive Kindergeld) unterm Durchschnittseinkommen einer Einzelperson in Deutschland. Grundsätzlich geht das zwar, aber wenn dann mal das Auto kaputt geht (so passiert im Herbst) steht man halt da. Und da leiht einem die Bank auch nichts, wenn man selbstständig ist oder in Teilzeit arbeitet.

Wir hatten Glück, dass wir was zur Seite gelegt hatten und die Familie uns unterstützt hat. Aber gerade, weil ich da schon schwanger und der neue Vertrag meines Mannes schon unterschrieben war, war das ein harter Schlag. Das, was durch unseren Shop reinkommt versuchen wir möglichst zu sparen, da die Aufträge immer mehr werden sind wir ganz guter Dinge, dass es bald insgesamt besser läuft.

Wir sind aber auch relativ anspruchslos. Gehen quasi nie Essen, für die Kinder nähe ich die Klamotten selbst und verkaufe sie dann wieder auf einem Flohmarkt, wir brauchen keine teuren Elektrogeräte und wir machen (leider) fast nie Urlaub (auf den nächsten sparen wir jetzt). Aber wir fühlen uns gar nicht so arm.

Unser Riesen-Luxus ist unser Bus, den wir allerdings mit bald vier Kindern auch brauchen, und der größte Teil des Geldes geht für die Miete drauf, aber dafür wohnen wir in einem tollen Einfamilienhäuschen mit Garten. Und unsere Große darf sogar zum Klavierunterricht. Vielleicht wäre es einfacher, wenn wir nicht in Süddeutschland im Einzugsgebiet einer Großstadt wohnen würden… Aber immerhin ist der Kindergarten hier günstig…

Und: Alles was im Haus anfällt, machen wir selbst. Ich hab in meinem Erwachsenenleben bisher selten andere Handwerker als meinen Mann gesehen. Wenn ich ein tolles neues Bett haben möchte, bauen wir eins. Wenn wir eine neue Küche brauchen, suchen wir eine gebrauchte und pimpen sie selbst auf, bei unserer jetzigen haben wir sogar die Arbeitsplatten selbst angefertigt. (Second-)Handmade ist unsere Devise und ich LIEBE es. Auch wenn mein Mann manchmal jammert, wenn ich zu viel will (z. B. dass er mit Freunden ein Klavier für 100€ holt – aber dass es jetzt im Wohnzimmer steht, darüber ist er trotzdem froh!).

Ein weiteres Kind ist ja nun auch noch unterwegs… läuft die Schwangerschaft da jetzt grad eher nebenher?

Also am Anfang lief sie gar nicht nebenher, mir ging es so schlecht, dass ich echt „am Ende“ war. Da haben wir beide auch noch Vollzeit gearbeitet und das war natürlich besonders hart. Drei eigene Kinder, viele Tageskinder, mein Mann den ganzen Tag unterwegs.

Hilfe hatte ich keine, meine Ärztin hat mir zwar eine Haushaltshilfe verschrieben, aber wir haben niemanden auf die Schnelle gefunden und mein Mann hatte schon gekündigt und konnte keinen unbezahlten Urlaub mehr nehmen. Mittlerweile geht es mir aber wieder gut und ja, nun läuft die Schwangerschaft nebenher. Ist aber nicht schlimm, ich nehme mir abends Zeit für meinen Bauch und das ist ok.

Nun habt ihr ja schon eine Schwangerschaft erlebt, die nicht positiv endete. Drei Wochen vor der Geburt wurde ein so schwerer Herzfehler entdeckt, dass bald klar war, dass eure Tochter nicht lebensfähig sein würde… Kannst du die jetzige Schwangerschaft trotzdem ein bisschen genießen?

Das hört sich bei meiner Kinderanzahl vermutlich blöd an… Aber ich bin eh nicht gern schwanger, und seit das mit unserer zweiten Tochter war, erst recht nicht. Aber irgendwie haben wir danach gesagt „Jetzt erst recht, jetzt machen wir eine Großfamilie!“

Es gibt immer so ganz kurze Phasen in denen ich die Schwangerschaft genießen kann, z.B. wenn ich gerade einen positiven Termin hatte, bei einem Feinultraschall alles gut war oder auch wenn wir erfahren haben was es wird. Dann geht es mir 1-2 Wochen richtig gut. Danach kommen aber die Sorgen wieder und immer, wenn jemand sagt, ich solle die Schwangerschaft doch mal genießen, werd ich innerlich richtig wütend.

Am Anfang wegen der Angst vor einer Fehlgeburt (meine vierte Schwangerschaft endete in der 11. Woche) und später wegen Fehlbildungen oder auch dem Plötzlichen Kindstod im Mutterleib. Genießen kann ich erst, wenn das Baby wohlbehalten auf mir liegt! Das heißt aber nicht, dass ich mich nicht wahnsinnig freue, noch ein Kind zu erwarten, jede Bewegung genieße und meinem Nestbautrieb eifrig nachgehe.

Nun wohnt deine Schwiegermutter in der Nähe, wollte euch ganz viel helfen… ist aber jetzt schwer krank geworden… Habt ihr sonst irgendwelche Hilfe?

Ja, das war ein ziemlicher Schock… Mein Schwiegervater wohnt zwar in der Nähe, aber er arbeitet viel. So alle 2-3 Monate passen er und seine Frau mal auf die Kinder auf. Meine Familie wohnt leider weit weg, aber meine Mama kommt ca. 4 Mal im Jahr für ein paar Tage und hilft mir, das ist immer eine schöne Zeit. Wenn jemand einfach kommentarlos deine Wäsche zusammenlegt oder deine Dusche putzt – ein Traum!

Bezahlte Hilfen wollen (und können) wir uns momentan nicht leisten. In „Notfällen“ passt auch mal eine Freundin auf oder meine Schwester, welche nur 50km entfernt wohnt, aber gerade als Referendarin auch eher wenig Zeit hat. Aber ich muss auch ganz ehrlich sagen, dass wir es lieber „allein“ schaffen. Eher selten fragen, ob mal jemand helfen kann, das ist vielleicht auch einfach unser eigenes Problem.

Wie schafft ihr es, trotzdem ein Paar zu bleiben? Und die Zeit mit euren Kindern auch ein bisschen zu genießen?

Das klappt eigentlich ganz gut. Wir sind schon seit 11 Jahren zusammen, die ersten Jahre haben wir ausgiebig genossen, waren im Urlaub, jedes Wochenende in Clubs und auf Partys und grad ist einfach eine andere Zeit. In der wir abends zusammen auf dem Sofa kuscheln oder (wenn ich nicht grad schwanger bin) zusammen im Garten sitzen, eine Flasche Wein trinken und quatschen.

Ich glaube, unser Glück ist, dass wir uns wirklich unglaublich lieben und irgendwie seelenverwandt sind. Wir verschwenden keine Zeit mit Streit und vor allem seit dem Tod unserer zweiten Tochter sind manche Sachen einfach unwichtig geworden und traute Zweisamkeit abends gibt uns mehr als Essen oder ins Kino gehen.

Und die Zeit mit den Kindern genießen wir eben so wie sie ist. Bisher beschweren sie sich nicht und sind eigentlich ganz glücklich. Und wenn wir mal ein Highlight brauchen, besuchen wir für ein langes Wochenende meine Familie, die Cousins und Cousinen, Tanten und Großeltern, das ist immer sehr schön.

Was ich gern noch ergänzend erwähnen möchte: auch wenn uns das Leben in den letzten Jahren manchmal übel zugespielt hat und auch wenn wir jetzt grad wohl eher „arm“ sind, sind wir überglücklich. Dass wir nun einfach viel mehr Zeit als Familie haben, auch wenn immer was zu tun ist (aber das ist in einer Großfamilie eh normal).

Und dass wir nun beide wenig arbeiten, war seit Jahren unser Wunsch und deshalb mussten wir es einfach wagen, bevor die Kinder so groß sind, dass sie uns gar nicht mehr ständig zu Hause haben wollen. Geld ist nicht alles, das hat das Leben uns gezeigt und deshalb genießen wir stattdessen jetzt die Liebe.

Foto: Pixabay

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4 comments

  1. 90000- 34000000
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  2. Definition
    Was für eine nette Familie. Aber die Überschrift ist in der Tat irreleitend. Wie definiert ihr denn Armut?! Sie wohnen in einem Haus, haben ein Auto und können ihren Kids alles bieten, was nötig ist um ein glückliches Kinderleben zu führen. Bloß weil man kein Eigenheim besitzt und 2mal oder auch nur einmal im Jahr in den Urlaub fährt, ist man doch nicht arm!

  3. Schöner Artikel aber die
    Schöner Artikel aber die Überschrift ist etwas daneben! Echte Armut wird wohl ganz anders definiert, auch in Deutschland!
    Mein Mann und ich leben ähnlich, ich arbeite 30 Std als Erzieherin und er hat einen 450€ Job und die Arbeit zu Hause & mit den Kindern teilen wir uns. Geld ist immer echt knapp, trotzdem denke ich nicht dass wir arm sind! Eine Familie profitiert vor allem von gemeinsamer Zeit und nicht von einem Eigenheim, großen Urlauben und einem schicken Auto!

  4. Arm?
    Schöner Artikel…aber die Überschrift ist ein wenig Fehl am Platz finde ich. Die Familie ist doch nicht arm! Eher normal würde ich sagen – sie haben doch ein Haus, ein Auto usw. Und das ist ja erst seit kurzem so – vor ein paar Monaten haben sie noch Vollzeit gearbeitet und sicherlich dann auch einiges zurückgelegt. Beide sind berufstätig und können dann ja auch wieder Stunden erhöhen wenn es möglich wird und die Kinder z.B. alle in der Schule sind. Wir machen es zwar anders, da in unseren Berufen Teilzeit Arbeit nicht wirklich funktioniert, aber es ist doch nicht ungewöhnlich das Eltern ihre Stunden reduzieren wenn kleine Kinder da sind. Zwar ist es (leider) noch nicht immer so, dass der Mann auch reduziert, aber hier ist es doch sicherlich finanziell ähnlich als wenn nur einer arbeiten gehen würde und der andere zuhause bleibt (was ja in Deutschland leider auch immer noch ein gängiges Modell ist). Eine tolle Familie – alles Gute!

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